Arbeitszeiterfassung wird in Deutschland zur Pflicht

  • Meine Prognose ist, dass starke Ungleichgewichte in den Kollegien dokumentiert werden, so dass Arbeit umverteilt werden muss oder nicht mehr stattfinden kann.

    Meine Prognose ist, dass viele Kolleginnen die Erfassung umgehen werden, um weiterhin zu viel arbeiten zu können.

  • Verstehe ich nicht. Wo wäre das Problem? Die Arbeitszeit kann doch trotzdem flexibel verteilt werden. Die Erfassung stellte aber sicher, dass die Überstunden nicht einfach verpuffen, sondern ausgeglichen werden.

    War eine Antwort auf den Vorschlag, feste Anwesenheitszeiten in der Schule festzulegen.


    Die Ungleichgewichte in der Schule sehe ich auch, wobei viele freiwillig hier schreien, wenn's um Aufgaben geht und freudig Mehrstunden annehmen.


    Habe Kollegen, die im Gespräch zugeben, maximal 30 Stunden/ Woche zu arbeiten und in den Ferien frei haben. Die würden das aber nie per Arbeitszeiterfassung zeigen.


    Dann wäre der Mittagsschlaf, Hobbyausübung oder der Restaurantbesuch halt Arbeitszeit.


    Umgekehrt bei den Vielarbeitern. Selbst bei den Sonderaufgaben Schulentwicklung, Vertretungsplan, SV Mitarbeit oder ähnliches gibt's für wenig Ermäßigungstunden viel Arbeit und niemand dokumentiert das. Scheint manchmal als Hobby oder Ehrenamt durchzugehen.

  • Mit Verlaub, aber diese Aussage ist so unglaublich kleinlich und so typisch ist für uns Lehrkräfte.
    Jeder gedankliche Pups soll bitteschön als Arbeitszeit zählen und dann malt man sich auf der Basis dessen, was andere hier geschrieben haben, aus, dass man am Tag gefühlte Drölfzig Mal sich "einstempelt" und wieder "ausstempelt".

    Mit Verlaub, aber bei all solchen "gedanklichen Pupsen" komme ich auch bestimmt täglich auf eine Stunde. Mal eben eine Email hier, dann noch eine da. Eine während ich von Kita komme, nachdem ich meine Tochter weggebracht habe. Ein kurzes Telefonat auf dem Weg zum Abholen.

    Eine Frage bei Teams beantworten während ich mir einen Tee mache.


    Mag ja sein, dass andere nicht so überall immer mal etwas machen. Ich aber schon. Und das läppert sich halt.


    Und die 4 Minuten waren für die Planung, nicht fürs Hören des Liedes.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Mal eben eine Email hier, dann noch eine da. Eine während ich von Kita komme, nachdem ich meine Tochter weggebracht habe. Ein kurzes Telefonat auf dem Weg zum Abholen.

    Eine Frage bei Teams beantworten während ich mir einen Tee mache.

    Aber vielleicht würde das Ganze dazu führen, dass man sich genau dieses ständige Vermischen von Arbeit un Privatleben mal abgewöhnt.

    Gesünder wär's.

    Ich schaffe das zugegebenermaßen auch noch nicht ganz, aber es ist besser geworden, seit ich das für mich mehr kontrolliere.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

    • Offizieller Beitrag

    Wobei es schon einen Riesenunterschied zwischen "mal eine Mail eben" und "eine Idee kam mir".
    Beim ersten habe ich bewusst mein Mailprogramm geöffnet (und deswegen auf meine Trackerapp geklickt), beim zweiten habe ich gerade geduscht und mir schnell was aufgeschrieben.
    Wenn mir bei der Arbeit eine Idee für meine Einkaufsliste oder eine private Beschäftigung kommt, schreibe ich es auch auf, manchmal dauert es sogar 3-4 Minuten und ich ziehe es NICHT von meiner Arbeitszeit ab.

  • In der Wirtschaft klappts doch auch.
    Da wird einfach die Arbeitszeit eingetragen.

    Mal hier ein Käffchen, da mal auf Klo, dort mal ein paar private Nachrichten lesen und beantworten, dann wieder ein Schwätzchen mit Kollegen. Geht alles zwischendurch. Die "tatsächliche" Arbeitszeit geht da schon ganz schnell weit runter, egal ob im Home Office oder im Büro.

    Eingetragene Arbeitszeit am Ende: Trotzdem 9 bis 17 Uhr durchgängig (Minus gesetzliche Pause).


    Das ist doch völlig normal so. Warum sollte es denn bei Lehrern schon wieder ganz anders sein? Irgendwie muss ich mir das in letzter Zeit immer häufiger denken: Das klappt in einer vergleichbaren Situation doch auch in der Wirtschaft (und zwar viel besser), warum wird das nie auf Lehrer angewandt?

  • Mit Verlaub, aber bei all solchen "gedanklichen Pupsen" komme ich auch bestimmt täglich auf eine Stunde. Mal eben eine Email hier, dann noch eine da. Eine während ich von Kita komme, nachdem ich meine Tochter weggebracht habe. Ein kurzes Telefonat auf dem Weg zum Abholen.

    Eine Frage bei Teams beantworten während ich mir einen Tee mache.

    Ja. Erreichbarkeit hat ihren Preis. Mobiltelefon? Nein, danke.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ja. Erreichbarkeit hat ihren Preis. Mobiltelefon? Nein, danke.

    Ich persönlich mache lieber hier und da mal eben kurz was (vor allem im Auto auf der Rückfahrt telefonieren), als am Ende meine Tochter 30 Minuten später abzuholen oder das dann abends noch zu machen.

    Das darf ja jeder selbst entscheiden.

    Ebenso wie ich auch schulische Mails registriere aber nicht zwingend sofort lese, sondern wenn ich gerade kurz Zeit/ Lust habe.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Ich rufe meine dienstlichen Mails in der Schule ab. Deswegen private Termine verschieben musste ich noch nie.


    Eine Arbeitszeiterfassung macht aber nur Sinn, wenn wir den kumulierten Kleinkram auch erfassen.

  • Habe gerade 40 Sekunden über den Unterricht nachgedacht. Anschließend den Rechner hochgefahren, das Zeiterfassungsprogramm gestartet und die Arbeitszeit dokumentiert. Das Dokumentieren dauerte 3 Minuten 40 Sekunden.
    BTW: Fand ich extrem umständlich und Freizeit raubend.

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.
    Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten.

    • Offizieller Beitrag

    Dann verlink doch in deiner Linksammlung die Tracking-Apps.

    SELBST, wenn ich so wäre, eine Minute tracken zu wollen (unter einer Minute geht nicht): Handy gezückt, geklickt, am Ende wieder geklickt..
    Ich klicke morgens beim Reinkommen (ich bin so dreist, noch vorm Öffnen meiner eigenen Tür), klicke mich bei der Mittagspause raus, wieder rein und erst wieder raus, wenn ich das Gebäude wieder verlasse (tatsächlich kann es sein, dass ich nach dem Herunterfahren des Computers noch mit einem Kollegen kurz spreche).
    Und wenn ich abends noch Mails beantworten soll: "klick".

    Man kann sich auch anstellen, wenn man nur dagegen ist.

  • Es wurde ja irgendwie alle gesagt, nur nicht von jedem. Deshalb möchte ich auch nochmal einen Gedanken bekräftigen, der hier durchaus schon genannt wurde, aber die zugrund liegende Haltung, auf die er sich bezieht, geht mir zunehmend auf die Nerven:

    Der Lehrerberuf ist nicht per se so speziell und in seiner Art einzigartig, dass Mittel zur Erfassung der Arbeitszeit und Arbeitsleistung aus anderen Bereichen nicht auch bei uns Anwendung finden könnten. Ja, wir haben flexible Zeiteinteilung, ja, es ist schwer, ein klares Ergebnis zu erfassen, aber die gleichen Probleme gibt es in anderen Arbeitsbereichen auch und auch dort können Zeit und Leistung erfasst werden.

    Der einzige Unterschied ist es, dass man insbesondere verbeamteten Lehrkräften, die Vorgaben zur Arbeitszeit und Arbeitsleistung nicht erfüllen, deutlich schwerer beikommen kann. Das kann aber doch bitte kein Argument sein, das gar nicht erst anzugehen.

  • Naja, aber wie will man festlegen, wie lange man für eine Arbeit brauchen darf? Wenn einer schneller und routinierter arbeitet und deshalb früher Feierabend macht, soll der dann seine Arbeitszeit aufpumpen, um auf dieselbe Stundenzahl kommt wie jemand, der für alles ewig braucht und sich auch bei Besprechungen nicht kurz fassen kann? Oder findet man da irgendwie ein Maß, ähnlich wie in der Pflege, wo ziemlich minitiös vorgeschrieben ist, wie lang man für was zu brauchen hat?


    Irgendwie scheint man davon auszugehen, dass sich alles irgendwie ausgleicht. Mal habe ich eine große Klasse mit vielen Problemen, die entsprechende Maßnahmen erfordern, die mich und andere viel Zeit kosten. Und mal habe ich kleine Klassen, die rundlaufen und mir in Arbeitsphasen Zeit lassen, die nächste Stunde vorzubereiten. Die Anzahl der Stunden im Stundenplan sagt nicht alles über meine Belastung.


    Ich habe auch den Eindruck, dass die Arbeitszeit sehr unterschiedlich verteilt ist und dass sich daran schwer etwas ändern lässt. Manchen möchte man ja auch gar keine Extraaufgabe geben.


    Aber bei dem Urteil denke ich auch eher an Pflegekräfte, Beschäftigte in der Gastronomie oder im Einzelhandel usw. Der Umsetzung an der Schule sehe ich sehr gelassen entgegen.

  • Der einzige Unterschied ist es, dass man insbesondere verbeamteten Lehrkräften, die Vorgaben zur Arbeitszeit und Arbeitsleistung nicht erfüllen, deutlich schwerer beikommen kann.

    Das kann bei Angestellten in meinem Bundesland noch viel schwieriger sein. Den Fall hab ich an meiner Schule vor einigen Jahren erlebt.

    • Offizieller Beitrag

    Naja, aber wie will man festlegen, wie lange man für eine Arbeit brauchen darf? Wenn einer schneller und routinierter arbeitet und deshalb früher Feierabend macht, soll der dann seine Arbeitszeit aufpumpen, um auf dieselbe Stundenzahl kommt wie jemand, der für alles ewig braucht und sich auch bei Besprechungen nicht kurz fassen kann? Oder findet man da irgendwie ein Maß, ähnlich wie in der Pflege, wo ziemlich minitiös vorgeschrieben ist, wie lang man für was zu brauchen hat?


    Wie WillG geschrieben hat: es ist doch ganz normal!
    Ich habe keine Ahnung, wie schnell meine (außerschulische) Arbeit erledigt werden sollte, weil es meine Stelle vorher nicht in der Form gab, trotzdem weiß ich, dass ich für die meisten Aufgaben überdurchschnittlich schnell bin. Super, meine Arbeitsstelle bekommt mehr für dasselbe Geld.
    Für einige Aufgaben müssen sie dafür in Kauf nehmen, dass ich einige Sachen langsamer erledige.
    Das ist ganz normal.
    Mein*e Nachfolger*in wird an meiner Arbeitszeit vielleicht gemessen, oder vielleicht auch nicht.

    Mein Mann hat (bisher) Vertrauensarbeitszeit, ist in einigen Projekten schneller fertig, in anderen nicht. Da wo er routinierter ist als ein Kollege, bekommt er einen größeren Aufgabenbereich, weil es für ihn eben nunmal weniger Aufwand bedeutet.

    Wir haben als Beamten / Angestellten nicht den Status eines Selbstständigen oder Werkverträglers, wir werden für die Arbeitszeit bezahlt und nicht für ein bestimmtes Produkt. (Dass es bei Lehrkräften trotzdem wischiwaschi gemacht wird, das weiß ich, aber es ist eine Schwäche des Systems, die unser Dienstherr ausnutzt (und kultiviert), nicht das, worauf wir uns berufen können. Wenn ich dafür belohnt werden möchte, besonders effizient zu arbeiten, dann mache ich mich selbstständig (oder mache Meditationsübungen zwischen zwei Klausurstappeln)


  • Wenn ich dafür belohnt werden möchte, besonders effizient zu arbeiten, dann mache ich mich selbstständig (oder mache Meditationsübungen zwischen zwei Klausurstappeln)

    Wie meinst du denn das *kopfkratz*


    Natürlich belohne ich mich selbst für mein effizientes Arbeiten. Nämlich mit freier Zeit. Deshalb muss ich mich doch nicht selbstständig machen. Auch nicht meditieren oder so.


    Ich will nur nicht, dass jemand mich dafür *bestraft*.

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