Unterschied Gesamtschule und Gymnasium

  • Ich glaube, das sagen vor allem Gymnasiallehramtsstudenten, die damit das Fachstudium ihrer Fächer betonen wollen. Die sagen dann statt "Ich studiere Gymnasiallehramt mit den Fächern X und Y" lieber "Ich studiere X und Y auf Lehramt" (und nicht auf Bachelor, Diplom, Magister, ...).

  • Ich glaube, das sagen vor allem Gymnasiallehramtsstudenten, die damit das Fachstudium ihrer Fächer betonen wollen. Die sagen dann statt "Ich studiere Gymnasiallehramt mit den Fächern X und Y" lieber "Ich studiere X und Y auf Lehramt" (und nicht auf Bachelor, Diplom, Magister, ...).

    Das ist vermutlich so, ich kenne diese Sprechweise ebenfalls. Und tatsächlich ist (oder war?) das Studium weitgehend auch so gestaltet: man hat primär die beiden Fachwissenschaften studiert - nicht selten mit den regulären Diplomstudenten (bzw. Bachelor/Master begann da gerade) zusammen. Dazu mussten dann halt noch einige Seminare in den Erziehungswissenschaften belegt werden, aber das hat sich nie als "Lehramtsstudium" angefühlt, sondern als Fachstudium mit einem anderen Zielabschluss.

  • Ich habe heute einer Kollegin davon erzählt und sie war sehr skeptisch bezüglich der Zuweisung und meinte, das ich später vielleicht Probleme haben könnte, an einem Gymnasium zu unterrichten, da das Niveau an einer Gesamtschule nicht mit dem des Gymnasiums vergleichbar wäre. Sogar keine Einstellung möglich. Außerdem hätte man mich bewusst an eine Gesamtschule geschickt, damit ich nicht mit dem Schwierigkeitsniveau am Gymnasium Schwierigkeiten bekomme, da ich jetzt an einem SBBZ unterrichte. Man möchte es mir einfacher machen.

    Was ein Quatsch.

  • Meinst du, du hast Gymnasiallehramt studiert? Oder was soll das "auf" zum Ausdruck bringen?

    Tatsächlich wird bei uns an der Uni (ich kommen aus dem Süden Baden-Württembergs) das Lehramt auf diese Weise vorgestellt: Ich studiere auf Grundschullehramt, Gymnasiallehramt etc.. Anders kenne ich es gar nicht und habe es auch noch nie anders gehört :D. Selbst die Dozenten betonen immer: IHR studiert AUF ...!

  • Ich kenne beide Versionen. Einmal, wenn man allgemein Auskunft über das Studienfach geben, und einmal, wenn man den eigenen Studiengang von anderen artverwandten (anderes Lehramt oder fachwissenschaftlicher Bachelor) abgrenzen möchte.

  • Ich habe heute einer Kollegin davon erzählt und sie war sehr skeptisch bezüglich der Zuweisung und meinte, das ich später vielleicht Probleme haben könnte, an einem Gymnasium zu unterrichten, da das Niveau an einer Gesamtschule nicht mit dem des Gymnasiums vergleichbar wäre. Sogar keine Einstellung möglich. Außerdem hätte man mich bewusst an eine Gesamtschule geschickt, damit ich nicht mit dem Schwierigkeitsniveau am Gymnasium Schwierigkeiten bekomme, da ich jetzt an einem SBBZ unterrichte. Man möchte es mir einfacher machen.

    Jetzt ist meine Vorfreude verpufft und ich bin ziemlich verunsichert. Weiß jemand, ob sich das Referendariat an einer Gesamtschule vom Referendariat an einem Gymnasium unterscheidet? Bin ich einem Referendar, der am Gymnasium sein Ref absolviert, gleichgestellt? Oder sind meine Sorgen völlig unbegründet?

    An den Gesamtschulen in BW wird genau das gleiche Abitur abgeprüft und vergeben, wie an den Gymnasien des Landes. Wenn du also an deiner Refschule lernst erfolgreich in der Oberstufe zu arbeiten (und das wirst du lernen), dann wirst das auch später an einem Gymnasium leisten können. Ich finde es liest sich ziemlich unangenehm, was die Kollegin geäußert hat, ganz ohne haltbare Begründungen. Das liest sich für mich so, als wäre sie wahlweise sehr schlecht informiert oder wolle dir diese Zuweisung von vornherein vermiesen (warum auch immer).

    Ich würde wenn überhaupt, dann davon ausgehen, dass du aufgrund deiner aktuellen Tätigkeit in einem SBBZ bereits einige Erfahrungen im Umgang mit sehr heterogenen Schülerschaften machen konntest, was dich anders als manch andere Anwärter:innen (oder auch manche Gymnasiallehrkräfte) eher geeignet erscheinen lässt für die Arbeit an einer Gesamtschule (die kann nämlich auch nicht jede:r leisten, dir traut man das aber zu). Nein, man möchte es dir nicht einfacher machen, sondern geht vermutlich einfach davon aus, dass du die besonderen Herausforderungen, die die Arbeit an einer Gesamtschule mit sich bringt (was hier in BW ja eine extrem unbekannte und noch sehr viel rarere Schulform ist, weil es nur die alten Schulversuchsschulen aus den 70ern gibt) bewältigen wirst könne. Sieh das als Kompliment an und versuch einfach dem Vertrauen gerecht zu werden, welches man an dieser Stelle dir gegenüber zeigt.


    Das Referendariat ist - genau wie das Abitur- dasselbe wie wenn du einem gewöhnlichen Gymnasium zugewiesen worden wärst. Dein Abschluss wird genauso viel wert sein, wie der aller anderen Anwärter:innen. Falls es am Ende eine SL gibt, die dich qua Gesamtschulstatus nicht einstellen wollen würde, wäre das eben eine SL, auf die du auch verzichten könntest. Umgekehrt wird es genügend SLen geben, die das ganz sicher als Vorteil verstehen werden angesichts ihrer Schülerschaft, dass du in einem ganz anderen Umfang gelernt hast mit Heterogenität auch am Gymnasium umzugehen. Im Listenverfahren spielen solche persönlichen Präferenzen von SLen dann eh keine Rolle mehr, nur bei einer schulscharfen Einstellung könnte das relevant sein. Sollte eine Gesamtschule danach für deine Fächer eine Stelle ausschreiben bist du umgekehrt ganz sicher im Vorteil durch dein Ref an dieser Schulart, gerade weil diese so fremd und unbekannt in BW ist, dass selbst User:innen dieses Forums aus BW zunächst davon ausgegangen sind, du würdest über Gemeinschaftsschulen schreiben.


    Freu dich einfach auf dein Ref und darauf, dieses an einer besonders spannenden Schulform machen zu können, die dir vielleicht am Ende besonders gerecht werden kann in deinen Stärken und Interessen als Lehrkraft. Wenn die Kollegin mal wieder meint, sich darüber äußern zu müssen, frag sie auf jeden Fall, woher sie ihre Informationen hat bzw. wie sie darauf kommt. Oder noch besser. Sprich einfach nicht mehr mit ihr darüber und erspar dir den Nonsense.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich kann die TE verstehen. Ich hätte auch keine Lust gehabt auf die "besonderen Herausforderungen" der Gesamtschule. Hätte man mich einer Gesamtschule zugewiesen hätte ich mein Referendariat gar nicht in NRW angetreteten, da war ich nämlich flexibel genug ;)


    Der Abschluss ist allerdings in der Tat gleichwertig.

    • Offizieller Beitrag

    Wenn du aber ein Fach hättest, das (noch) mehrheitlich an Gesamtschulen unterrichtet wird, dann sollte es dir klar sein, dass es vielleicht die Zukunft ist (genauso wie die Wahrscheinlichkeit einer Planstelle am Gym entweder sehr niedrig ist (zu wenige Schulen, schon besetzt), oder sehr hoch, wenn die Bildungspolitik endlich anerkennt, dass Muslime nicht per se zur Gemeinschaftsschule/Realschule gehen...)

  • Ich kann die TE verstehen. Ich hätte auch keine Lust gehabt auf die "besonderen Herausforderungen" der Gesamtschule. Hätte man mich einer Gesamtschule zugewiesen hätte ich mein Referendariat gar nicht in NRW angetreteten, da war ich nämlich flexibel genug ;)


    Der Abschluss ist allerdings in der Tat gleichwertig.

    Ich glaube nicht, dass du und die TE diesbezüglich auf einer Wellenlinie liegen, schreibt sie doch in ihrem Eingangsbeitrag folgendes:


    Zitat
    (...)

    Ich war zwar überrascht, hatte mich aber gleichzeitig gefreut, da ich immer wieder gehört habe, dass an Gesamtschulen ungern Lehrer eingestellt werden, die keinerlei Erfahrung mit dieser Schulart haben. Entsprechend habe ich meine Ausbildungsschule als Chance betrachtet. Gleichzeitig liebe ich die Arbeit am SBBZ, vor allem die Nähe zu den SuS und hätte sie an einem Gymnasium vermisst. (...)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Wenn du aber ein Fach hättest, das (noch) mehrheitlich an Gesamtschulen unterrichtet wird, dann sollte es dir klar sein, dass es vielleicht die Zukunft ist (genauso wie die Wahrscheinlichkeit einer Planstelle am Gym entweder sehr niedrig ist (zu wenige Schulen, schon besetzt), oder sehr hoch, wenn die Bildungspolitik endlich anerkennt, dass Muslime nicht per se zur Gemeinschaftsschule/Realschule gehen...)

    Zumindest bezogen auf BW passt das insofern nicht, als die Gesamtschule hier in BW mit gerade einmal drei Exemplaren, die von ursprünglich einmal vier aus einem Pilotversuch in den 70ern zurückgeblieben sind keine verbreitete Schulform ist und keine Konkurrenz für die Gymnasien darstellt. Auch die Gemeinschaftsschulen hier in BW haben (Stand SJ 2021/2022) nur in acht Fällen landesweit eine gymnasiale Oberstufe (ich glaube seit diesem Jahr sind es neun), so dass auch diese Schulform keinesfalls die Zukunft der Sek. II hier in BW sein kann/wird, lediglich in Einzelfällen eine Ergänzung darstellt zu den lokalen Gymnasien.

    Ich verstehe aber, dass die NRW-Perspektive bei dem Thema eine völlig andere ist.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    • Offizieller Beitrag

    aber allgemein: wer das Fach IRU auf Gym/Ges studiert, weiß (sollte ahnen), dass es entweder ein 6er im Lotto beim Pokern auf die gesellschaftliche ENtwicklung (viele Stellen in 6-9 Jahren) oder eben ein Ausweichen auf Schulformen, die tendenziell "offener" sind. (Warum auch immer man IRU eher an bestimmten Schulformen implementiert..). Und das sind in BaWü vermutlich nicht die Gymnasien.

    (Ähnlich: wer Psychologie auf Gym/Ges studiert, sollte sich darauf einstellen, eventuell ins BK zu gehen.)

  • aber allgemein: wer das Fach IRU auf Gym/Ges studiert, weiß (sollte ahnen), dass es entweder ein 6er im Lotto beim Pokern auf die gesellschaftliche ENtwicklung (viele Stellen in 6-9 Jahren) oder eben ein Ausweichen auf Schulformen, die tendenziell "offener" sind. (Warum auch immer man IRU eher an bestimmten Schulformen implementiert..). Und das sind in BaWü vermutlich nicht die Gymnasien.

    (Ähnlich: wer Psychologie auf Gym/Ges studiert, sollte sich darauf einstellen, eventuell ins BK zu gehen.)

    Wer in BW IRU studiert für Gymnasien weiß zwar, dass es das Fach nur an sehr wenigen Schulen gibt (vor allem mangels entsprechend ausgebildeter Lehrkräfte), weiß aber auch, dass er/sie das Ref zu 99,9% an einem Gymnasium absolvieren wird, denn alle anderen Schularten mit gymnasialer Oberstufe sind zahlenmäßig viel zu irrelevant in BW, egal wie viel höher der Anteil muslimischer SuS bezigen bezogen auf die Gesamtschülerzahl dort auch sein mag. Auch in der Sek.I werden hier in BW Stellen für IRU bislang nicht ausgeschrieben, weil man weiß, dass es praktisch keine Absolventinnen und Absolventen des Fachs gibt und man insofern seine Ausschreibung nicht auf einen hoffungslosen Fall "verplempern" möchte. Ich kenne mehrere IRU-Lehrkräfte in der Sek.I, die alle nicht wegen IRU eingestellt wurden, weil das gar nicht erst ausgeschrieben wurde, die das aber teilweise durch Teil-Abordnungen inzwischen hauptsächlich unterrichten aufgrund des enorm hohen Bedarfs, der erst sichtbar wird, wenn ein Angebot greifbar ist. (Wir haben in diesem Jahr den ersten Jahrgang mit IRU, prompt habe ich in den ersten drei Schulwochen die Hälfte meiner Ethik- SuS in dem Jahrgang "verloren" genau wie die Parallelgruppe, während IRU jetzt aus allen Nähten platzt.)

    Wer nach dem Ref mit IRU eine Stelle an einem Gymnasium sucht hier in BW, sollte also proaktiv auf Schulen zugehen VOR Beginn des Ausschreibungszeitraums im März, wenn die Schulen ihre Ausschreibungen formulieren und nachfragen, wie der Bedarf angesichts des Anteils muslimischer SuS an der Schule ist, ob Interesse besteht, etc., damit vielleicht entsprechend ausgeschrieben wird. Offen zu sein für die wenigen Gesamtschulen, sowie Gemeinschaftsschulen mit gymnasialer Oberstufe schadet sicherlich nicht. Je nach weiterem Fach und örtlicher Flexibilität kann es danach auch sinnvoll sein, generell der Sek.I gegenüber aufgeschlossen zu sein.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL () aus folgendem Grund: Tippfehler

  • Sorry, 20 Jahre in meinem Kopf sind schwer zu löschen, obwohl ich es seit dem Thread versuche...

    Verständlich. Und mach dir keinen Kopf: Wenn die BWler teilweise selbst nicht wissen, dass es hier überhaupt Gesamtschulen gibt, dürfen die NRWler umgekehrt getrost vergessen, dass wir hierzulande kein Gym/Ges- Studium haben. Das ist nur fair.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • An meinem Gymnasium sind ca. 1/3 der Schüler muslimischen Glaubens. Aktuell besuchen fast alle Ethik, ein paar Religion. Wir haben Klassen, in denen Muslime die größte Glaubensgemeinschaft bilden.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

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