BW will bei Lehrkräften Recht auf Teilzeit einschränken

  • Ich habe auch keinen einzigen männlichen Kollegen in Teilzeit

    An meiner Schule arbeiten einige männliche Kollegen TZ, mich eingeschlossen.

    Und heute hocken da in den Bewerbungsgesprächen echt Mitte-20-Jährige, die mit 18 Stunden einsteigen wollen, weil... Ja, warum eigentlich?

    Weil sie es langsamer angehen lassen wollen. Als ich mein Referendariat beendet habe (2007), wurden die Kollegen reihenweise mit 18-20/25 eingestellt. Vorteil: mehr Kollegen haben eine Stelle erhalten. Aufgestockt haben die meisten nach ein, zwei Jahren ebenfalls, mich eingeschlossen.


    Zum Ausgangspunkt zurückkommend: V.a. die neue Sabbatical-Regelung zerschießt mir meine Vorruhestandsplanung.

  • Zum Ausgangspunkt zurückkommend: V.a. die neue Sabbatical-Regelung zerschießt mir meine Vorruhestandsplanung

    Dafür gibt es doch eine einfache Lösung.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Es sind ja nicht nur Lehrkräfte, die Teilzeit arbeiten. Andere machen das auch. Meine beste Freundin ist Physiotherapeutin und arbeitet seit ewig 3 halbe Tage. Der Sohn ist schon verheiratet. Ihr Mann ist Biologe, arbeitet an der Uni und arbeitet ebenfalls in Teilzeit. Sie legen Wert auf Zweisamkeit, tanzen Turnier, leiten ehrenamtlich Sportgruppen und verreisen mehrmals im Jahr. Sie haben sich sowas von gesucht und gefunden <3<3<3

  • Ich wusste nicht, dass jetzt auch Physiotherapeuten schon verbeamtet werden.

    Was hat ďas damit zu tun? Es geht mir darum , zu erwähnen, dass nicht nur böse Lehrerinnen Teilzeit arbeiten, sondern, dass das ca. 30 % der Deutschen tun. Oder meinst du, mit dem Beamtenstatus soll man darauf verzichten?

  • Warum sollte man auch nicht in Teilzeit arbeiten? Nur weil irgendjemand definiert hat, dass "Vollzeit" 41h/Woche bei Bezahlung Y bedeutet, heißt das doch nicht, dass dies das richtige Maß an Arbeit für jeden Menschen sein muss. Wenn ich weniger Bezahlung benötige für mein Leben, dafür aber gern mehr Freizeit möchte, wüsste ich nicht, was ehrenrüchtig daran sein sollte, weniger von meiner Arbeitskraft zu verkaufen.


    Mein Mann und ich arbeiten beide nicht in Vollzeit. Er hat etwas stärker reduziert als ich. Wir haben keine Kinder und benötigen das zusätzliche Geld nicht. Dafür fühlen wir uns beide mit der gewonnenen Freizeit gesünder und wohler, als wir es vorher taten.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Oder meinst du, mit dem Beamtenstatus soll man darauf verzichten?

    Du sollst nicht, du hast bereits.


    Wenn die Dienstherrin deine Vollzeittätigkeit nicht benötigt, kann sie dir eine geringere Beschäftigung anbieten. Du hast aber jederzeit ein Recht auf Vollbeschäftigung. Gleichzeitig hast du aber auch nur ein Recht auf Teilzeitbeschäftigung im Rahmen der gesetzlichen Regeln.

    Das ist der Deal.


    Dieser Deal schränkt die Lebensgestaltungsmöglichkeiten erheblich ein. Dafür bietet er enorme Sicherheiten (mit dem Recht auf einseitige „Kündigung“ durch dich inklusive Nachversicherung).

    Damit die Entscheidung zu dem Deal nicht unüberlegt getroffen wird, gibt es vorab Ausbildung und Prüfung im Beamtenrecht.


    Bei allen Vorteilen im Beamtenstatus die vorhandenen Nachteile nicht akzeptieren zu wollen, ist für mich unredliche Rosinenpickerei.


    Deine Freundin hat sich vermutlich gegen eine Tätigkeit mit Verbeamtung und für ein Angestelltenverhältnis oder Selbstständigkeit entschieden (oder gar nicht die Chance auf eine verbeamtete Tätigkeit). Dafür hat sie Freiheiten, die sie aber eben an anderer Stelle bezahlt.

  • Und heute hocken da in den Bewerbungsgesprächen echt Mitte-20-Jährige, die mit 18 Stunden einsteigen wollen, weil... Ja, warum eigentlich? Vielleicht weil ihnen bei Instagram oder TikTok reihenweise Aussteiger-Lebensstile präsentiert werden und ihnen vorgegaukelt wird, das sei erstrebenswert... Naja... Die Leute sind jung, dynamisch, stehen voll im Saft. Ja, wann wollen sie denn sonst Vollzeit arbeiten? Wenn sie 50 sind? Sicher nicht...

    Ich habe das auch gemacht, der SL wollte mich damals unbedingt, weil die Stelle sonst leer gelaufen wäre.


    Sie lag allerdings rd 300km von daheim entfernt. Ich habe mir dann dort eine Zweitwohnung genommen, mit dem Chef ausgemacht bei 20h/Woche einen Montag bzw Freitag frei zu bekommen. Es wäre dann die 4 Jahre, solange ich dort war, immer der Freitag. Bin dann immer Sonntagabend mit dem Zug hin, 3h, und Donnerstag am frühen Nachmittag wieder zurück. Nach 2 Jahren hätte ich zurückgehen können, aber die Freigabe wurde nochmal 2 Jahre verwehrt.


    Anders wäre es schwierig gewesen, daheim eine Stelle zu bekommen.

  • Ehrlich gesagt, ich wollte immer Lehrerin werden und nicht Beamtin. Das hat bei mir bei der Berufswahl mit 19 überhaupt keine Rolle gespielt. Die jungen Leute heutzutage haben das wohl alles mehr im Blick.

  • Warum sollte man auch nicht in Teilzeit arbeiten? Nur weil irgendjemand definiert hat, dass "Vollzeit" 41h/Woche bei Bezahlung Y bedeutet, heißt das doch nicht, dass dies das richtige Maß an Arbeit für jeden Menschen sein muss. Wenn ich weniger Bezahlung benötige für mein Leben, dafür aber gern mehr Freizeit möchte, wüsste ich nicht, was ehrenrüchtig daran sein sollte, weniger von meiner Arbeitskraft zu verkaufen.


    Mein Mann und ich arbeiten beide nicht in Vollzeit. Er hat etwas stärker reduziert als ich. Wir haben keine Kinder und benötigen das zusätzliche Geld nicht. Dafür fühlen wir uns beide mit der gewonnenen Freizeit gesünder und wohler, als wir es vorher taten.

    Die zeitliche/psychische Belastung im Lehrerberuf ist so oder so zu hoch. Die Deputatsstunden, die schon ewig im Verhältnis zum Arbeitsaufwand festgelegt wurden, passen nicht mehr zum heutigen Arbeitsaufwand.

    Bei Teilzeit muss man allerdings bedenken, dass sich das auf die Rente/Pension auswirkt. Die richtet sich nämlich danach, was man wirklich gearbeitet hat.

    Wenn man - um ein einfaches Beispiel zu machen - 10 Jahre 50 Prozent gearbeitet hat, erhält man die Rente/Pension für 5 Jahre Vollzeit.

  • Ja, man erhält einfach die Hälfte der Vollzeit Kollegen. Genau wie vor der Rente auch. Ist doch logisch.

    Vor vielen Jahren war es noch nicht so geregelt. Da war es davon abhängig, wie viel man als Beamter in den letzten Jahren gearbeitet hat. Aus diesem Grund haben viele zum Schluss, falls sie es noch bewältigt haben, Vollzeit gearbeitet. Dieses System jetzt ist viel gerechter.

  • Aber: natürlich muss irgendwie auch die Work-Life-Balance stimmen. Mit ganz klarem Schwerpunkt auf Life. Und je gesuchter eine Position wird, desto flexibler kann man sich auch zeigen (also im Rahmen der Dienstvereinbarungen, die auch für alle gelten).

    Wie wäre es mit: 10 Tage Urlaub/Jahr, die man wirklich frei nehmen kann, also auch in der Schulzeit. ;)

  • Warum so bescheiden? Selbst in der letzten Ausbeuterbude sind 20 Tage selbstverständlich!

  • Warum so bescheiden?

    Weil ich gerade an die Industriebetriebe denke, die Werksferien haben, so wie wir im Schulbetrieb auch. Auch da darf nicht der komplette Jahresurlaub durch die Werksferien verplant werden. Ein gewisser Mindestanteil muß den Mitarbeitern zur freien Verfügung stehen.

  • Und ich dachte, du wolltest dich wie die fleißigen Japaner mit 10 Tagen insgesamt begnügen.

  • Die zeitliche/psychische Belastung im Lehrerberuf ist so oder so zu hoch. Die Deputatsstunden, die schon ewig im Verhältnis zum Arbeitsaufwand festgelegt wurden, passen nicht mehr zum heutigen Arbeitsaufwand.

    Volle Zustimmung. Die 27 oder gar 28 Stunden eines vollen Deputats in der Sek I und Grundschule sind angesichts der Fülle an zusätzlichen Aufgaben inzwischen viel zu viel. Mal 4 Stunden runter mit dem Deputat und wir schauen mal ob nicht wieder mehr KuK in Vollzeit arbeiten. Aber ach, nein, geht ja nicht, weil Lehrermangel.

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