Bildungsgerechtigkeit

  • Wie würdest du stattdessen auswählen, wer Arzt werden darf und wer nicht?

    Andersherum. Ich würde die ohne 1,0 Abi nicht von vornherein als faul und/oder dumm abstempeln und als eines Arztes nicht würdig ansehen. Glücklicherweise haben es die Unis erkannt. Auch eine Pflegekraft oder Medizinische Fachangestellte muss lernen (können) und das nicht zu knapp. Wenn so jemand weiter studieren möchte, dann go for it. Ich würde fast so weit gehen und sagen, dass diese Ausbildung Voraussetzung für ein Studium im medizinischen Bereich sein sollte. Ich glaube, da würden es sich so manche 1,0 Abiturient*innen selbst anders überlegen. Und andere, die es *wirklich* wollen, hätten bessere Chancen.

    Und ich glaube, dass dies sowohl dem Ansehen der Pflegeberufe als auch der Kooperation zwischen Arzt und Pfleger gut tun würde.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Versuche dann mal einem Jugendlichen mitzuteilen, warum er sich dann überhaupt noch 12-13 Jahre in der Schule anzustrengen braucht, wenn es am Ende nur ums Bestehen geht und ein einziger Test wiederum entscheidet, ob man Arzt werden darf oder nicht!


    ISD: Pflegeausbildung + Studium + Facharztausbildung? Dauert nicht nur sehr lange bis du fertig ausgebildete Ärzte hast, es würden erst recht nur diejenigen studieren, die es sich leisten können, 10 Jahre lang kaum Einnahmen von außen zu haben (erst in der Facharztausbildung fängt man ja an, Geld zu verdienen). Es würde zudem den Ärztemangel befeuern, denn wer lebt 10 Jahre auf Existenzminimum und muss die Familienplanung nach hinten schieben, wenn ehemalige Mitschüler schon jahrelang in Lohn und Brot sind?

  • Versuche dann mal einem Jugendlichen mitzuteilen, warum er sich dann überhaupt noch 12-13 Jahre in der Schule anzustrengen braucht, wenn es am Ende nur um's Bestehen geht und ein einziger Test wiederum entscheidet, ob man Arzt werden darf oder nicht!

    Das habe ich doch selbst noch nicht verstanden. Wie soll ich das anderen erklären. 🤣

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • ISD: Pflegeausbildung + Studium + Facharztausbildung? Dauert nicht nur sehr lange bis du fertig ausgebildete Ärzte hast, es würden erst recht nur diejenigen studieren, die es sich leisten können, 10 Jahre lang kaum Einnahmen von außen zu haben (erst in der Facharztausbildung fängt man ja an, Geld zu verdienen). Es würde zudem den Ärztemangel befeuern, denn wer lebt 10 Jahre auf Existenzminimum und muss die Familienplanung nach hinten schieben, wenn ehemalige Mitschüler schon jahrelang in Lohn und Brot sind.

    Integrierte Gesamtschule für alle bis Klasse 10, danach Ausbildung, danach Studium. Das dauert nicht länger als G9+ Studium. Im Gegenteil, man hat schon viele Inhalte in der Ausbildung gelernt auf die man dann aufbaut. Neben dem Studium kann man doch perfekt arbeiten, wenn man bereits eine abgeschlossenen Berufsausbildung hat und man lernt direkt etwas für die Praxis.

    Aber darauf zielt unser System nicht ab. Das lebt quasi davon, dass aussortiert wird.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Integrierte Gesamtschule für alle bis Klasse 10, danach Ausbildung, danach Studium. Das dauert nicht länger als G9+ Studium. Im Gegenteil, man hat schon viele Inhalte in der Ausbildung gelernt auf die man dann aufbaut. Neben dem Studium kann man doch perfekt arbeiten, wenn man bereits eine abgeschlossenen Berufsausbildung hat und man lernt direkt etwas für die Praxis.

    Aber darauf zielt unser System nicht ab. Das lebt quasi davon, dass aussortiert wird.

    Das kann man durchaus kritisch sehen, da integrierte Gesamtschulen in der Praxis der Spannbreite der Leistungsniveaus nicht immer gerecht werden. Je nach Standort wird sich da teilweise (Es gibt auch gute integrierte Gesamtschulen, die hiervon nicht betroffens sind!) am Leistungsmittel oder sogar am Leistungsende orientiert. Da hängt es allgemein davon ab, ob man eher den sozialen Aspekt des gemeinsamen Lernens oder doch eher die Förderung der besonders Leistungsstarken in den Vordergrund stellen möchte.


    Nicht jedes Studium erlaubt "nebenher perfekt Arbeiten". Es gibt teilweise sehr arbeitsintensive Studiengänge, vor allem im MINT- und Gesundheitsbereich.

  • Mittlerweile kann man selbst ohne Abitur Medizin studieren

    Den 2., 3., x.ten Bildungsweg gibt es immer schon, nicht erst "mittlerweile". Das ist nicht der Punkt. Per Definition bescheinigt das Abitur die allgemeine Hochschulreife. Wenn ich aber mit einem 3er Abi nicht Medizin studieren kann, ist das offensichtlich eben doch nicht der Fall.

  • Dem nächsten, der hier was von "Niveau" bezüglich der deutschen Sprache schreibt, fange ich übrigens an, Dilettanten-Apostrophe zu korrigieren.

  • Ich kenne Bildungsbiografien, die sich von der Sonderschule bis zum Master hochgearbeitet haben. Da fragt man sich schon, welche Experten da beratend tätig waren...

    Und woher weisst du, dass der festgestellte Förderbedarf nicht nötig war? Eine Arbeitskollegin ist in der Kleinklasse eingeschult worden und hat den Master an der ETH gemacht. Die findet da nichts Schlimmes dran. Im Gegenteil geht der Trend bei uns ganz klar wieder dahin, das bereits reduzierte Förderangebot in Form von Kleinklassen wieder zu erweitern. Es ist eben egal, wie man mal anfängt, wenn die Durchlässigkeit gewährleistet ist.

  • Ich kenne Bildungsbiografien, die sich von der Sonderschule bis zum Master hochgearbeitet haben. Da fragt man sich schon, welche Experten da beratend tätig waren...

    Offensichtlich welche, die ihr Handwerk verstehen. Im Gegensatz zu manchen Kollegen, denen sich Sinn und Zielsetzung der Förderschule offensichtlich noch nicht erschlossen haben.

  • Klar, hätte man sich halt nur angestrengt, selber schuld

    Also ich habe schon ne Ahnung, welche meiner ehemaligen Schüler*innen den Medizinertest bestehen. Es sind eher nicht die mit der 4er Matura und ja, es scheitert dann am Arschbacken klemmen. Insofern trifft es "selber schuld" absolut. Resilienz ist eine ausgesprochen wichtige Eigenschaft für einen angehenden Medizinstudenten.

  • Das kann man durchaus kritisch sehen, da integrierte Gesamtschulen in der Praxis der Spannbreite der Leistungsniveaus nicht immer gerecht werden. Je nach Standort wird sich da teilweise (Es gibt auch gute integrierte Gesamtschulen, die hiervon nicht betroffens sind!) am Leistungsmittel oder sogar am Leistungsende orientiert. Da hängt es allgemein davon ab, ob man eher den sozialen Aspekt des gemeinsamen Lernens oder doch eher die Förderung der besonders Leistungsstarken in den Vordergrund stellen möchte.


    Nicht jedes Studium erlaubt "nebenher perfekt Arbeiten". Es gibt teilweise sehr arbeitsintensive Studiengänge, vor allem im MINT- und Gesundheitsbereich.

    Ach,

    es gibt durchaus Gymnasien, die sich auch an was auch immer orientieren ... und gerne die Schüler:innen halten.

    Wurde doch nun mehrfach dargelegt, dass es an den Gymnasien Stütz- und Förderkurse gibt, die man anderswo gern hätte,

    dass Eltern + Nachhilfe herhalten und und.

    Am Ende machen sie alle das gleiche Abitur, da doch die Aufgaben vorgegeben sind

    und sie bewerben sich alle mit diesen Noten für die Studiengänge und Ausbildungen.


    Ja, da muss sich der klassische Gymnasiast im MINT-Bereich auch mit denen messen, die am Fachgymnasium Technik an den BBS das Abi abgelegt haben und dort schon technische Schwerpunkte wählen konnten,

    genauso können diejenigen mit Technik-Abi letztlich auch Sprachen oder Musik studieren.


    Die vorab Ausgebildeten könnten während des Studiums als Pfleger:innen arbeiten gehen,

    man muss für die Ausbildung ohnehin 17/18 Jahre alt sein, dann hat man das Abitur bereits fast fertig.

    Auch das bleibt ein Weg für diejenigen, die den Umweg über Rumänien oder Schweiz finanziell nicht gehen können.

  • Versuche dann mal einem Jugendlichen mitzuteilen, warum er sich dann überhaupt noch 12-13 Jahre in der Schule anzustrengen braucht, wenn es am Ende nur ums Bestehen geht und ein einziger Test wiederum entscheidet, ob man Arzt werden darf oder nicht!

    Häh? Genauso funktioniert es hier. Es geht nur ums Bestehen der Matura und des Medizinertests. Dass du offensichtlich daran zweifelst, dass das funktionieren könnte, sagt mehr über dich als übers System aus. Noch mal: Es gibt zu wenig Medizinstudenten, nicht zu viele. Der Staat stellt die nötigen Studienplätze nicht zur Verfügung weil sie zu teuer sind. Das ist der einzige Grund für den Noten-NC.

  • Den 2., 3., x.ten Bildungsweg gibt es immer schon, nicht erst "mittlerweile". Das ist nicht der Punkt. Per Definition bescheinigt das Abitur die allgemeine Hochschulreife. Wenn ich aber mit einem 3er Abi nicht Medizin studieren kann, ist das offensichtlich eben doch nicht der Fall.

    Doch. Das Abitur bescheinigt die Allgemeine Hochschulreife. Es bescheinigt eben nicht den Anspruch, jedes beliebige Studium sofort beginnen zu können.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Häh? Genauso funktioniert es hier. Es geht nur ums Bestehen der Matura und des Medizinertests. Dass du offensichtlich daran zweifelst, dass das funktionieren könnte, sagt mehr über dich als übers System aus. Noch mal: Es gibt zu wenig Medizinstudenten, nicht zu viele. Der Staat stellt die nötigen Studienplätze nicht zur Verfügung weil sie zu teuer sind. Das ist der einzige Grund für den Noten-NC.

    Klingt als ob eure Jugendlichen intrinsisch motiviert sind und nicht auf Minimalmodus schalten, sobald etwas mal nicht benotet wird. Am Ende geht es um etwas Größeres als nur den Abischnitt und den NC, die Sinnhaftigkeit von Noten generell im deutschen Bildungssystem.

  • Die kann man natürlich stellen, wenn man selber Informatik oder Chemie studiert hat. Dann kommt die Frage aber schon ein bisschen arrogant rüber.

    Es ist eher ein bisschen arrogant, nur Medizin, Pharmazie und Psychologie als erstrebenswerte Studiengänge zu definieren und alle anderen dadurch abzuwerten, dass man behauptet, die meisten Menschen würden sich nicht dafür entscheiden, wenn sie einen dieser drei Studiengänge studieren könnten.


    Es bleibt dabei: man kann in Deutschland so gut wie alles studieren, unabhängig vom Abischnitt. Und wenn der Wunsch nach Medizin so groß ist, kann man nach einem drei-jährigen Bachelor im Zweitstudium mit einem 2er Abschluss und einem hinreichend begründeten beruflichen Grund schon einen Studienplatz bekommen. Oder man macht eine einschlägige Ausbildung bspw. als Krankenpfleger und kann danach mit einem guten TMS auch Medizin studieren. Das Gejammer, dass es ohne 1er Abi unmöglich sei, einen Medizin Studienplatz zu bekommen nervt, weil das noch nie gestimmt hat und es mittlerweile sogar noch viel "einfacher" möglich ist, einen Studienplatz zu bekommen, wenn man sich tatsächlich dafür entschieden hat.

  • Wie würdest du stattdessen auswählen, wer Arzt werden darf und wer nicht?

    Mit Kriterien, die Aussagekräftig sind. Das Abitur sagt nur aus, dass man mit dem Schulsystem zurecht gekommen ist. Das ist aber für die Hochschule irelevant und für den späteren Beruf noch mehr (außer vielleicht man wird Lehrkraft).

  • Pflegeausbildung + Studium + Facharztausbildung? Dauert nicht nur sehr lange bis du fertig ausgebildete Ärzte hast, es würden erst recht nur diejenigen studieren, die es sich leisten können, 10 Jahre lang kaum Einnahmen von außen zu haben (erst in der Facharztausbildung fängt man ja an, Geld zu verdienen). Es würde zudem den Ärztemangel befeuern, denn wer lebt 10 Jahre auf Existenzminimum und muss die Familienplanung nach hinten schieben, wenn ehemalige Mitschüler schon jahrelang in Lohn und Brot sind?

    Die Medizin Studenten mit Pflegeausbildung sind unter den "wohlhabensten" Studenten, weil sie neben dem Studium gut bezahlte Pflegeschichten übernehmen. Bei uns in der Stadt bekommen die am Universitätsklinikum ab 35,- Euro pro Stunde.

  • Mit Kriterien, die Aussagekräftig sind. Das Abitur sagt nur aus, dass man mit dem Schulsystem zurecht gekommen ist. Das ist aber für die Hochschule irelevant und für den späteren Beruf noch mehr (außer vielleicht man wird Lehrkraft).

    Nicht nur mit dem Schulsystem sondern auch recht gut mit den dort unterrichteten Fächern/Themen ;)

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    A gentle Irishman mighty odd.

  • Es ist eher ein bisschen arrogant, nur Medizin, Pharmazie und Psychologie als erstrebenswerte Studiengänge zu definieren

    Falls du mir das unterstellen willst erinnere ich dich dran, dass ich Chemie studiert habe. Der Rest deines Beitrages unterstreicht die Arroganz in deinen Worten. Wer unbedingt will, kann ja diesen und jenen Umweg gehen. Schreibt derjenige, der ohne Probleme den direkten Weg gehen konnte. Ob's dir passt oder nicht, sehr viele Jugendliche interessieren sich für Medizin und Psychologie. Ärzte und Psychologen werden auch mehr gebraucht als aktuell ausgebildet werden. Englischlehrer sind meines Wissens keine Mangelware.

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