Nutzt ihr im Unterricht gendergerechte Sprache?

  • Das liegt nicht an der Sprache, sondern daran, dass sie zu wenige weibliche Ingenieure und Anwälte SEHEN.

    Genau. Kinder nehmen nur über den Sehsinn war. Das was sie hören, hat nichts mit ihrer Wahrnehmung der Welt zu tun. Mal gut, dass du diese Klarstellung dem „Schwachsinn“ entgegenhältst.

    Ja, wenn man Anwält*innen sagt, werden es sicherlich spontan mehr.

    Spontan ziemlich sicher nicht. Aber für die Vorstellung einiger reicht diese Vereinfachung sicherlich.

  • Das liegt nicht an der Sprache, sondern daran, dass sie zu wenige weibliche Ingenieure und Anwälte SEHEN.

    Das denke ich auch. Es gibt einfach zu wenige Frauen in technischen Berufen. Mit dem grammatikalischen Geschlecht diverser Worte hat das aber nichts zutun.


    Ich frage mich gerade, wie ich folgenden Fall gendern soll, so daß es ein Schüler im DaZ-Unterricht versteht:

    Alexander von Humboldt war ein Mann, also "der".
    Ein Schiff ist Neutrum, "das" Schiff.

    Rede ich aber von dem Schiff mit dem Namen "Alexander von Humboldt", heißt es "die Alexander von Humboldt".


    Wie muß ich das jetzt gendern?

  • Genau. Kinder nehmen nur über den Sehsinn war. Das was sie hören, hat nichts mit ihrer Wahrnehmung der Welt zu tun. Mal gut, dass du diese Klarstellung, dem „Schwachsinn“ entgegenhältst.

    Ich weiß ja nicht, was Du so als Kind wahrgenommen hast. Also meine Mutter war Vermessungstechnikerin und ist durch die Rohbauten geturnt, um nachzumessen, ob die Gebäude auch so gebaut wurden wie auf dem Plan vorgegeben. Als wir gebaut haben, kam eine nicht einmal 1,60m kleine Kranführerin mit dem 160t Autokran um die Ecke, um die Stahlträger ins Gebäude zu heben. Dafür braucht man halt keine Kraft sondern Fingerspitzengefühl an den Hebeln. Meine Frau ist Maschinenbautechnikerin...


    Also ich weiß jetzt wirklich nicht, wo das Gendern in der Sprache da etwas bringen sollte.

  • Wie muß ich das jetzt gendern?

    Ich sehe gar nicht, dass man etwas gendern müsse. Ja, die deutsche Sprache tut sich an einigen Stellen echt schwer. Das Sachen nicht allesamt sächlich sind, ist in der Tat unpraktisch. Das Deutsche bringt Absurditäten dergestalt hervor, dass „die Sache“ weiblich ist, während „das Weib“ sächlich ist.


    Unter den Voraussetzungen fällt einem geschlechtergerechte Sprache nicht vor die Füße. Das kann man aber vortrefflich umnutzen, um daraus eine Ausrede abzuleiten, nciht gendern zu können. Also. Wenn man eine Ausrede braucht.


    Insofern, freut euch doch.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • hmm... Also wenn ich so über die Argumentation nachdenke, dann wäre es am einfachsten, wenn man eine Lehrerin nicht Lehrerin nennt, sondern Leher. Es ist Frau Lehrer Müller. Die Kinder haben in der Grundschule fast nur Frauen. Sie lernen, das "der Lehrer" nicht einen Jungen meint, sondern für alle Geschlechter steht und können das auf alle anderen Fälle und Berufe analog übertragen. Analog zu Frau Erzieher Schmidt. Dann wird die Sprache auch schlanker. (Ist ist nämlich für mich ziemlich schwer, wenn ich aus dem Englischen ins Deutsche übersetze. Da sind die Texte meistens länger, was total doof ist, weil der "deutsche" Bildschirm nicht größer ist und Interfaces oft nicht mehr auf den Bildschirm passen, weil die Übersetzung zu lang ist.)

  • Ich weiß ja nicht, was Du so als Kind wahrgenommen hast. Also meine Mutter war Vermessungstechnikerin und ist durch die Rohbauten geturnt, um nachzumessen, ob die Gebäude auch so gebaut wurden wie auf dem Plan vorgegeben. Als wir gebaut haben, kam eine nicht einmal 1,60m kleine Kranführerin mit dem 160t Autokran um die Ecke, um die Stahlträger ins Gebäude zu heben. Dafür braucht man halt keine Kraft sondern Fingerspitzengefühl an den Hebeln. Meine Frau ist Maschinenbautechnikerin...


    Also ich weiß jetzt wirklich nicht, wo das Gendern in der Sprache da etwas bringen sollte.

    Erst einmal hilft anekdotische Evidenz meistens nicht, weil es ja um mehr Leute geht als die 1-2, die man so kennt, wo es anders ist. Zweitens behauptet niemand, dass das Gendern allein alles verbessert oder ändert. Auch bleibt die Diskussion oft an Morphemen und Sonderzeichen (die bei Wörtern wie Citroën etc. auch keinen stören) hängen, obwohl ja auch sprachlich tiefere Strukturen mit reinspielen. Das Problem ist m. E., dass hier ein Stellvertreterkrieg geführt wird, und das funktioniert nie gut.

    Ich würde mich echt freuen, wenn Leute soooo viel Interesse an Rechtschreibung und Grammatik hätten, dass ihnen jemals der Glottisverschluss beim Wort Theater auch nur aufgefallen wäre und/oder sie den Fachbegriff dazu gelernt hätten. Das funktioniert erst, seit die Debatte um faire(re) Sprache mehr in die Öffentlichkeit kommt. Es geht um Frauenrechte, Gleichberechtigung, eine Stimme haben ... und daher kommt eben auch diese überbordende Emotionalität, teilweise ja geradezu hasserfüllten Kommentare, Plakate, Sticker, Angriffe auf Dozierenden an Unis etc. von zumeist Männern oder von Frauen, die meinen, zur Gruppe dazuzugehören, die es ja auch so geschafft haben und das nun keiner anderen gönnen, dass sie es leichter oder anders hat. Oftmals ist es schiere Überangepasstheit, die sich da zeigt.

    Es geht eben genau nicht um Sprache, sondern um alles, was sich an Bias, Tradition, Geschlechterkampf, etc. dahinter "versteckt". Wir drehen uns daher im Kreis.

    Auffallend für mich ist nur, dass man für das Gendern angefeindet, angegriffen und beleidigt wird, es einem verboten werden soll und genau von denselben Personen geäußert wird, sie würden zum Gendern gezwungen werden. Ein wenig paranoid-schizophren ist das in meinen Augen schon, oder aber schlicht Gaslighting/Deflection.

    Wenn einfach jeder erst einmal so machen kann, wie er oder sie das möchte und man sonst einfach mal schweigt, ich glaube, das wäre schön! Was sich daraus dann entwickelt, wird man sehen.

  • Und das kriegt man jetzt durchs Gendern geändert?

    Wahrscheinlich nicht, aber es ist eben ein Aspekt in der Debatte.

    Von den Gender-Verfechtern wird m.E. behaupted, dass das grammtikalische, das biologische und das soziale Geschlecht unabhängig voneinander sind. D.h. es wird ein dreidimensionaler Raum mit den Achsen Genus, Sexus und Gender eröffnet. Wenn ich jetzt also wie bisher das generische Maskulinum nutze, lege ich die Position auf der Achse Genus fest, aber eben nicht auf den anderen Achsen.

    Inwieweit führt also die Verwendung des generischen Maskulinums zu einer Zuschreibung/Diskriminierung etc. bei den beiden anderen unabhängigen Größen?

    Interessante These, habe ich noch nie gehört. Ich persönlich denke aber nicht, dass die genannten drei komplett unabhängig voneinander sind.


    Die Zuschreibung kommt durch Erfahrung in der Vergangenheit. Männer hatten (vor allem in Westdeutschland nach '45) andere Aufgaben, Pflichten und Rechte als Frauen. Das ist tief verwurzelt und sind sicher nicht zuletzt auch Reste aus dem mittelalterlichen Weltbild der katholischen Kirche. Heute setzt man sich halt in immer größeren Bevölkerungsschichten bewusster damit auseinander.


    Während in der BRD Ehefrauen noch "Frauengold" empfohlen wurde, um hübsch, entspannt und sexy zu sein, wenn ihr Mann heimkommt, brauchte man in der DDR Arbeitskräfte, da waren plötzlich auch die Frauen stark und konnten ganz ungegendert "Kranführer" werden. Allerdings haben sie sich nach Feierabend offenbar trotzdem noch zusätzlich um den Haushalt gekümmert...


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  • Ich bin kein Deutschlehrer. Bitte klärt mich auf. Laienhaft stelle ich mir das so vor.


    Es wird ein neuer Gegenstand erfunden, der natülich einen Namen bekommt. Also braucht er im Deutschen auch einen Artikel.


    Vor ein paar Jahren wurde ein "Laptop" erfunden.

    Also muss man jetzt auch irgendwie einen Artikel dazu finden.

    Wie macht man das den? Kann man im Duden ja nicht nachlesen, weil es das Wort vorher nicht gab.

    Also macht es der Erfinder (oder Übersetzer) nach Gehöhr oder Gefühl.

    Es ist ein Gegenstand und weder männlich noch weiblich. Also würde ich mich erstmal für "das" entscheiden.

    "Das Laptop" hört sich aber meiner Meinung nach etwas schief an.

    "Der Laptop" klingt viel besser.

    "Die Laptop" klingt irgendwie komisch.


    Also bekommt die Erfindung vom "Erfinder" (der bestimmt nicht Deutsch studiert hat, einen Artikel und die anderen Menschen benutzen ebenfalls irgendeinen Artikel, den sie passend finden. Im Duden steht ja nichts.)

    Nach ein paar Jahren ist das Wort so poulär, dass es auch in den Duden kommt und dort dann einen (oder mehrere) "offizielle" Artikel bekommt.

    Nach welchen Regeln die den Artikel auswählen kann ich nicht sagen. Wer kennt die Regel? Auf jeden Fall sind sich die Leute vom Duden selbst nicht immer sicher, ansonsten hätten die dem Laptop nicht auch zwei verschiedene Artikel gegeben.

  • Woran mag das wohl liegen. 🤔

    Sicher nicht daran, dass jemand nur Ingenieur sagt. Die weiblichen Ingenieure nennen sich selbst auch nicht nicht Ingenieurin (zumindest die, die ich kennengelernt habe).

  • Weil eine etwas nicht weiß? Finde ich ein Bisschen überzogen. Aber da du es eh schon bleiben lässt, ist deine Welt ja in Ordnung, oder?

    Ja bis mir militante genderer*innen auf den Sack gehen. Die können machen was sie wollen und ich mache was ich will. Wenn das so ist, alles gut. Wenn mir das aufgezwungen wird, habe ich damit ein Problem.

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