Schulleitung freier Schulen - wer kontrolliert?

  • Hallo,

    gibt es eine Instanz, die kontrolliert, wie gut Schulleitungen ihre Arbeit an einer freien Schule machen?

    In drei Jahren ist offensichtlich niemand vorbeigekommen. Die Abmeldezahlen, Kündigungen und der Krankenstand sind hoch, die Stimmung schlecht. Betriebsrat und Schulleitung sind eng miteinander verbandelt und das Kollegium in drei Teile geteilt (der inner circle, die Ahnungslosen und die, die darunter leiden, das es nicht mehr um die Schüler sondern eher um Personalien geht und wer wen nicht mag oder "wohl total spinnt".

    Muss man mit ansehen, wie eine ehemals gut funktionierende freie Schule mit viel staatlicher Förderung so zugrunde geht?

    Danke,
    Tilli

  • Wer ist eurer Träger? Welche Kontrollmechanismen sieht dieser vor? Die Aspekte, die du ansprichst sind nicht relevant für die Anerkennung als staatliche Ersatzschule, insofern wird dein Bundesland diesbezüglich auch nicht tätig werden.

    Wenn arbeitsrechtliche Vorgaben verletzt werden könnten Gewerkschaften oder auch Arbeitsgerichte passende Ansprechpartner sein. Einen Betriebsrat/Personalrat, der nicht nur der SL nach dem Mund redet darf man sich zum Glück ja selbst wählen, insofern liegt es an euch, von wem ihr euch repräsentieren lasst oder eben auch nicht. Wenn ihr andere Leute drinnen wissen wollt, dann sorgt für geeignetere Kandidatinnen und Kandidaten, rührt die Werbetrommel, organisiert euch, …


    Last but Not least: Wenn die Anmeldezahlen sinken, dann stimmt die alles entscheidende Instanz, nämlich die Kundschaft, bereits vernehmbar mit den Füßen ab. Wenn vor allem die SL dennoch kein Bestreben zeigt das Ruder rumzureißen, dann tu dir selbst den Gefallen und verlass das sinkende Schiff und such dir eine neue Wirkungsstätte, an der du dich wieder wohlfühlen kannst.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Kann ich als Privatschul-Leiter nur unterstreichen.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Wer ist eurer Träger? Welche Kontrollmechanismen sieht dieser vor?

    Wir haben einen Trägerverein, in dem alle Eltern Mitglied sind. Die Zuschüsse des Landes Schleswig-Holstein, das Schulgeld, Spenden und die Eigenleistungen finanzieren den Schulbetrieb.

    Etwa 80 % der Kosten, die vergleichsweise an einer öffentlichen Schule für die SchülerInnen vom Land bezahlt werden, übernimmt das Land Schleswig-Holstein für die Schülerschule.

    Gut 20 % muss der Elternverein selbst aufbringen.


    Der Vorstand besteht auch aus Eltern. Einen Geschäftsführer haben wir nicht mehr und die Stelle ist auch nicht ausgeschrieben.

  • Joah, dann könntest du wahlweise den Trägerverein ansprechen oder dir angesichts dessen, dass dieser offenbar ja keinen Handlungsbedarf sieht trotz sinkender Anmeldezahlen, deinen Teil denken und dir wie bereits erwähnt eine neue Wirkungsstätte suchen mit etwas professionellerer Organisation, die sich im Idealfall dann auch in der Personalwahl wiederspiegelt.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL ()

  • Da die Eltern eine Menge Geld und Herzblut investieren, würde ich mich an diese wenden. Vielleicht nicht in dem Sinne "der Chef ist ein Depp, sieht das denn niemand?" Sondern eher konkret in Bezug auf etwas, das gelitten hat. Derart "was ist eigentlich aus unserem hart erarbeiteten Konzept in puncto Struktur der jahrgangsübergreifenden Projektwochen in Zusammenarbeit mit den örtlichen Betrieben geworden, hat das noch jemand im Blick?"

  • Der Trägerverein dürfte die allgemeine Verantwortung für die Aufsicht über die Schulleitung haben. Da der als Sammlung begeisterter aber unqualifizierter Eltern damit vermutlich faktisch überfordert ist, hat die fachliche Aufsicht auch über Privatschulen nach wie vor die Schulbehörde.

    Diese sollte auch Privatschulen in regelmäßigen Abständen kontrollieren, dabei wird sie aber nicht dafür interessieren, wie die Stimmung im Kollegium ist, sondern nur, ob die Fachaufgaben erfüllt werden, also insbesondere ob der Unterricht den Vorgaben entsprechend ausgebracht wird und ob die SuS die Voraussetzungen für die verteilten Abschlüsse erfüllen. Je nach Status der Beschäftigten sind bei den Abschlüssen ja bei Privatschulen auch Lehrkräfte mit im Boot, die von außen kommen und an der Stelle "fliegt es meistens auf", wenn an einer Privatschule nicht vernünftig gearbeitet wird.

  • Ich kenne diverse Schulgründungsinitiativen. Am Ende scheitern sie oft an ihren eigenen Idealen, weil sich die Beteiligten nicht in ihrem Idealen einig sind, sondern nur darin, dass die Staatsschulen Scheiße sind. Aber. Gründungseltern investieren viel Zeit und Energie und Geld in ihr Projekt. Da sich private Schulen einige Jahre selbst tragen müssen, bürgen Eltern mit Tausenden für Kredite und beteiligen sich in ihrer Freizeit an der Sanierung von Schulgebäuden usw. Wenn sich also eine Schulleitung so verhält, dass das gesamte Projekt gefährdet ist, möchte der Trägerverein vielleicht schon mitreden. Dafür muss er nicht die Qualität der Schulleitungsarbeit beurteilen, sondern es reicht, die Auswirkungen derselben wahrzunehmen und anzusprechen.

  • Wir haben einen Trägerverein, in dem alle Eltern Mitglied sind. Die Zuschüsse des Landes Schleswig-Holstein, das Schulgeld, Spenden und die Eigenleistungen finanzieren den Schulbetrieb.

    Etwa 80 % der Kosten, die vergleichsweise an einer öffentlichen Schule für die SchülerInnen vom Land bezahlt werden, übernimmt das Land Schleswig-Holstein für die Schülerschule.

    Gut 20 % muss der Elternverein selbst aufbringen.


    Der Vorstand besteht auch aus Eltern. Einen Geschäftsführer haben wir nicht mehr und die Stelle ist auch nicht ausgeschrieben.

    Wenn auch etwas rechtlich oder fachlich falsch läuft, dann ist entsprechende Aufsichtsbehörde natürlich auch zuständig. Also Ministerium und Schulamt.

  • Am Ende scheitern sie oft an ihren eigenen Idealen, weil sich die Beteiligten nicht in ihrem Idealen einig sind, sondern nur darin, dass die Staatsschulen Scheiße sind.

    Ich sehe, ich bin hier gut aufgehoben. Genau so ist es. Zusammenhalt durch einen gemeinsamen Feind. Die meisten Gründungsmitglieder sind gleich alt und gehen nahezu zeitgleich in Rente, die vielen Neuen werden nicht angelernt und ihre Wünsche nicht gehört, geschweige denn umgesetzt.


    Da das Kollegium mittlerweile nicht mehr einig ist, wird man wahrscheinlich abwarten müssen, bis den Eltern was auffällt.

    Wer sollte alleine zum Schulamt gehen. Anonym wird es wohl niemand machen...

    • Offizieller Beitrag

    Ich weiß von einer privaten Grundschule, wo in regelmäßigen Abständen der Schulleiter wechselt. Aber meines Wissens liegt das eher daran, dass die Schulleiter es nicht mehr aushalten. Verantwortlich für die Besetzung (und damit personalverantwortlich auch im Sinne einer Aufsicht) ist aber der Trägerverein.

  • Verantwortlich für die Besetzung (und damit personalverantwortlich auch im Sinne einer Aufsicht) ist aber der Trägerverein.

    Eigentlich ist das ja ziemlich widersinning. Eltern haben dann nämlich das Bedürfnis mitzureden. Wir haben einen Fall, da haben die Eltern in ihrer WhatsAppGruppe abgestimmt, dass im Unterricht keine Filme gezeigt werden sollen.

    Keine Ahnung, ob und wie sich unsere Schulleitung da positioniert hat.

    Vermutlich wird da nichts Globales kommen.

  • Eigentlich ist das ja ziemlich widersinning. Eltern haben dann nämlich das Bedürfnis mitzureden. Wir haben einen Fall, da haben die Eltern in ihrer WhatsAppGruppe abgestimmt, dass im Unterricht keine Filme gezeigt werden sollen.

    Keine Ahnung, ob und wie sich unsere Schulleitung da positioniert hat.

    Vermutlich wird da nichts Globales kommen.

    Das hört sich ja direkt nach einer Waldorfschule an😀.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Wir haben einen Fall, da haben die Eltern in ihrer WhatsAppGruppe abgestimmt, dass im Unterricht keine Filme gezeigt werden sollen.

    Ich glaube, ihr habt ein paar Grundsatzdiskussionen vor euch. Es muss doch irgendwelche Mitwirkungsgremien geben, wenn Eltern laufend spontan entscheiden, was sie gerade für richtig halten, kann niemand vernünftig arbeiten.

  • Da das Kollegium mittlerweile nicht mehr einig ist, wird man wahrscheinlich abwarten müssen, bis den Eltern was auffällt.

    Wer sollte alleine zum Schulamt gehen. Anonym wird es wohl niemand machen...

    Wenn du denkst, dass das staatliche Schulamt zuständig sein könnte, sprich von eindeutigen Verstößen gegen staatliche Auflagen rechtlicher bzw. fachlicher Art weißt, was hält dich dann davon ab, diese Verstöße einerseits dem Trägerverein gegenüber deutlich anzusprechen und andererseits dem Schulamt gegenüber?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Verantwortlich für die Besetzung (und damit personalverantwortlich auch im Sinne einer Aufsicht) ist aber der Trägerverein.

    Hier in Niedersachsen gibt es auch selbstverwaltete Grundschulen in freier Trägerschaft. Hier ist das maßgebliche Organ der Vorstand, der den Elternwillen in Zusammenarbeit mit dem pädagogischen Personal umsetzt. Für die Besetzung und Kontrolle der Schulleitung ist also der Vorstand zuständig und kann diesen auch absetzen. Das müsste eigentlich auch bei euch der Fall sein.


    Wenn dieser allerdings nicht tätig wird und das von der Elternschaft und dem Lehrpersonal geduldet wird, siehts düster aus. Dann wollen sie es wohl so.

  • was hält dich dann davon ab, diese Verstöße einerseits dem Trägerverein gegenüber deutlich anzusprechen

    Ein bisschen Taktik...

    Ich kann nicht so einfach an eine staatliche Schule wechseln und meine Mitstreiter trauen sich noch nicht. Der Filz ist ziemlich dicht, das bedeutet, dass BR und SL gemeinsam an einem Strang ziehen und so zwei Geschäftsführer und ein unliebsames Vorstandsmitglied entfernt haben. SL möchte sich in den Vorstand wählen lassen, um dort mehr Einfluß zu erhalten.

    Ich habe keinerlei Ahnun vom Schulrecht und möchte zumindest einigermaßen wissen, was von den Sachen nur mir spanisch vorkommt und was wirklich nicht geht.

  • Ihr wählt den Betriebsrat doch, wieso gibt es da keine Konsequenzen bei den Wahlen?

    Das ist eine gute Frage. Das Kollegium besteht zu 50 % aus Schulbegleitern, die die Interna nicht wissen und den BR gewählt hat, weil der Lohn gestiegen ist. Einige Leute lassen sich nicht mehr wählen, weil die Stimmung im BR ätzend ist. Ein paar Dinge habe ich da gehört, dass die Vorsitzende die andern als unfähig darstellt. Sie ist auch sehr, sehr eng mit der SL. Sie hat sich auf Wunsch der SL wieder aufstellen lassen, damit man konzertiert gegen den Vorstand vorgehen könne.


    Wenn ich das so lese, klingt das echt wie eine Räuberpistole..

    Leider habe ich das alles nicht schriftlich.

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