Warum haben Lehrkräfte kein Büro?

  • Hallo zusammen,


    nachdem die Gesellschaft im Zuge der Corona-Pandemie viel über Homeoffice nachgedacht hat, stellt sich mir die umgekehrte Frage: Warum ist es scheinbar völlig selbstverständlich, dass man als Lehrkraft in Deutschland im Regelfall keinen physischen Arbeitsplatz im Sinne eines Büros o. ä. zur Verfügung hat? Ich habe Schulen in anderen Ländern besucht, wo es z. B. üblich ist, dass zwischen zwei Klassenzimmern ein Arbeitszimmer ist, in dem die zwei Lehrkräfte der angrenzenden Klassenzimmer in Ruhe an eigenen Schreibtischen arbeiten können. Ihr Material steht dort sicher verwahrt im Schrank und es gibt ein Dienstgerät... Eben das, was man in der freien Wirtschaft auch selbstverständlich erwarten kann.


    An meiner Schule ist ruhiges Arbeiten undenkbar. Die Klassenzimmer sind nahezu den gesamten Tag in Benutzung. Im Lehrerzimmer wird man von allen Seiten mit Arbeit und Fragen bombardiert. Das einzige abschließbare Schränkchen ist das schuhkartongroße Fach im Lehrerzimmer. Es gibt nicht mal eine Garderobe, seine Jacke wirft man über die Stuhllehne - so wird der Boden auch endlich mal wieder gewischt. WLan existiert nicht. Die stationären PCs in den Klassenzimmern sind eingeschränkt nutzbar und öfter mal defekt. Selbst für Telefonate mit Eltern sollen die Lehrkräfte bitteschön ihr privates Smartphone nutzen - das Telefon im Lehrerzimmer ist seit über einem Jahr im Eimer.


    Gleichzeitig wohne ich in einer Stadt mit sündhaft teuren Mieten, wo es wirklich eine gewichtige Entscheidung ist, ob ich mir eine 3-Zimmer-Wohnung statt einer 2-Zimmer-Wohnung leiste, oder lieber damit lebe, dass ich im Schlafzimmer jeden Tag mit Blick auf die Stapel am Schreibtisch einschlafe und aufwache. Super für die Psycho-Hygiene, da fühlt man sich richtig wohl. Und bevor mir jemand zum Umzug in eine günstigere Gegend rät: Nichts lieber als das, aber Vater Staat lässt mich hier nicht weg.


    Würdet ihr euch einen "richtigen" ruhigen Arbeitsplatz in der Schule wünschen? Stört euch die Tatsache, dass man von seinem sauer verdienten Netto ein Arbeitszimmer privat finanzieren muss - sei es zur Miete oder im Eigenheim? Auch wenn man es von der Steuer absetzen kann, fließt da immer noch ein beachtliches Sümmchen rein.

    • Offizieller Beitrag

    Als Schulleiter habe ich natürlich ein Büro.

    Aber ich habe auch noch mein Arbeitszimmer zu Hause.

    Denn so schön es auch ist, morgens um 5:30 Uhr alleine in der Schule zu sitzen oder nachmittags, wenn alle Kinder gegangen sind ... das ruhige Arbeiten zu Hause mit der Katze auf der Tastatur möchte ich nicht missen.

  • Ich habe einen Arbeitsplatz in einem Büro mit mehreren KuK in der Schule. Ruhig ist das nur manchmal. Ich schaffe zuhause in der gleichen Zeit mehr als dort. Dennoch ist es natürlich super dort einen entsprechend ausgestatteten Arbeitsplatz zu haben.

  • Ich hätte ein Büro (theoretisch sogar zwei) in der Schule. Ich arbeite aber lieber daheim, da habe ich einen bequemen Stuhl, einen große Monitor und eine vernünftige Tastatur.

  • Geht mir ganz genauso :) Das Büro in der Schule ist ein netter Rückzugsraum und für Verwaltungstätigkeiten ok, aber das war es auch. Das sieht im Übrigen auch das Finanzgericht Sachsen so und hat einem Schulleiter trotz Dienstzimmer die steuerliche Absetzbarkeit des häuslichen Arbeitszimmers zugesprochen.

  • Würdet ihr euch einen "richtigen" ruhigen Arbeitsplatz in der Schule wünschen? Stört euch die Tatsache, dass man von seinem sauer verdienten Netto ein Arbeitszimmer privat finanzieren muss - sei es zur Miete oder im Eigenheim? Auch wenn man es von der Steuer absetzen kann, fließt da immer noch ein beachtliches Sümmchen rein.

    Achso, zur eigentlichen Frage: Das ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits stört es mich durchaus, dass man sich berufliche Aufgaben in den privaten Bereich mitnimmt und dadurch die Trennung zwischen Dienst und Freizeit erschwert wird. Das Problem konnte ich für mich durch konsequente Arbeitszeiterfassung und strikte Grenzziehung halbwegs lösen. Andererseits genieße ich wiederum die damit verbundene freie Einteilung eines großen Teils der eigenen Arbeitszeit und hätte - insbesondere mit kleinen Kindern - wenig Interesse an einem klassischen "9-to-5" bzw. eher "8-to-4-Job". Ich nutze die Flexibilität durchaus gerne, am frühen Nachmittag erst einmal andere Dinge zu tun und Zeit für die Familie zu haben und dann noch einmal etwas zu arbeiten.

  • Ich arbeite lieber zuhause mit großem 4k Monitor, Katze und in bequemer Kleidung.

    Was ich ganz gut fände, wären ruhige Arbeitsräume in der Schule, damit ich dort in Freistunden entspannter korrigieren kann, als im Lehrerzimmer. Da mein Stundenplan meistens gut ist (= kompakt und fast keine Freistunden), ist der Bedarf dafür aber eher theoretischer Natur.


    Zum finanziellen Aspekt: ich nutze den Raum und die Hardware, mit denen ich für die Schule arbeite auch noch anderweitig. Da von zusätzlichen Kosten wegen der beruflichen Nutzung zu sprechen, wäre auch eher theoretischer Natur.

  • Viele beneiden das Mobile Arbeiten anderer Berufsgruppen. Andere beschweren sich darüber, dass sie einen guten Teil der Arbeit daheim verrichten müssen. Wie man es dreht und wendet. Es werden nie alle zufrieden sein. Bezüglich der technischen Austattung gebe ich dir aber Recht. Ein ordentliches Dienstgerät (was ein Ipad nicht ist) und ein Samrtphone wären angemessen.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Und um die Ausgangsfrage zu beantworten: Ja, warum werden Schulgebäude nicht einfach so gebaut, dass auch genügend Büroflächen vorhanden sind? Könnten eventuell die Kosten eine Rolle spielen? Möchten die Lehrer es nicht? Oder stecken die Illuminaten dahinter? Galileo Mystery bleibt dran!

  • Ich stimme dir in allen Punkten zu, Dendemeier.


    Wenn ich in der Schule ein (adäquat ausgestattetes) Arbeitszimmer hätte, das ich nur mit einer weiteren Person teilen müsste (sprich, wo man auch RUHIG arbeiten kann), dann würde ich mein Arbeitszimmer zu Hause aufgeben und nur noch in der Schule arbeiten.


    Dann wäre aber aber auch wirklich nach 4.10 Minuten Schluss. Und wenn ich aufgrund von Konferenzen / Stundenplan etc. länger bleiben müsste, würde ich das gnadenlos am nächsten Tag abhängen.

  • Ich möchte das ganz klar nicht, ich bin froh die Dinge, die nicht vor Schülern stattfinden, nach freier Zeiteinteilung in einem frei gewählten Umfeld erledigen zu können.


    Ich halte es auch für eine Pseudo-Diskussion, denn für jeden KuK, der das ernsthaft möchte, gibt es in der Schule außerhalb der Unterrichtszeit reichlich platz. Teilweise sogar während der Unterrichtszeit. Bei der letzten Renovierung wurden bei uns im Lehrerzimmer 10 PC-Arbeitsplätze mit eingeplant, durchschnittlich ist etwa 0,1 davon besetzt, zu Hoch-Zeiten (Zeugniskonferenzmarathon) vielleicht mal 2.

  • für jeden KuK, der das ernsthaft möchte, gibt es in der Schule außerhalb der Unterrichtszeit reichlich platz

    Das ist Augenwischerei und wie so oft anekdotisch:

    Bei der letzten Renovierung wurden bei uns im Lehrerzimmer 10 PC-Arbeitsplätze mit eingeplant

    Ich gehe davon aus, dass diese "Arbeitsplätze" nicht im Ansatz den Bestimmungen des ArbSchG entsprechen - alles andere würde mich sehr wundern. Allein der Schallschutz ist schon sehr aufwendig, wenn da 10 Leute gleichzeitig arbeiten sollen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich stimme dir in allen Punkten zu, Dendemeier.


    Wenn ich in der Schule ein (adäquat ausgestattetes) Arbeitszimmer hätte, das ich nur mit einer weiteren Person teilen müsste (sprich, wo man auch RUHIG arbeiten kann), dann würde ich mein Arbeitszimmer zu Hause aufgeben und nur noch in der Schule arbeiten.


    Dann wäre aber aber auch wirklich nach 4.10 Minuten Schluss. Und wenn ich aufgrund von Konferenzen / Stundenplan etc. länger bleiben müsste, würde ich das gnadenlos am nächsten Tag abhängen.

    Vergiss dabei nicht, dass Du nur 30 Tage Urlaubsanspruch hast, d.h. dass Du in sechs von zwölf Wochen Ferien dann ebenfalls jeden Tag Deine 8 Stunden und 12 Minuten abarbeiten darfst - dazwischen eine verpflichtende Mittagspause...

    Ich kenne beides - mit allen Vor- und Nachteilen.

    • Offizieller Beitrag

    Würdet ihr euch einen "richtigen" ruhigen Arbeitsplatz in der Schule wünschen? Stört euch die Tatsache, dass man von seinem sauer verdienten Netto ein Arbeitszimmer privat finanzieren muss - sei es zur Miete oder im Eigenheim? Auch wenn man es von der Steuer absetzen kann, fließt da immer noch ein beachtliches Sümmchen rein.

    Hinsichtlich der Büros: Man könnte problemlos die Klassenräume als Büros nehmen - Lehrerraumprinzip. Das wird nur nicht an allen Schulen praktiziert - sei es aus baulichen oder organisatorischen Gründen. Die Teilzeitquote dürfte das ganz erheblich erschweren.

    Nebenbei: Ich habe ein Büro, das ich mir mit einem netten Kollegen teile - jeder hat seinen eigenen Arbeitsplatz - funktioniert super.

  • Ich möchte das ganz klar nicht, ich bin froh die Dinge, die nicht vor Schülern stattfinden, nach freier Zeiteinteilung in einem frei gewählten Umfeld erledigen zu können.


    Ich halte es auch für eine Pseudo-Diskussion, denn für jeden KuK, der das ernsthaft möchte, gibt es in der Schule außerhalb der Unterrichtszeit reichlich platz. Teilweise sogar während der Unterrichtszeit. Bei der letzten Renovierung wurden bei uns im Lehrerzimmer 10 PC-Arbeitsplätze mit eingeplant, durchschnittlich ist etwa 0,1 davon besetzt, zu Hoch-Zeiten (Zeugniskonferenzmarathon) vielleicht mal 2.

    Außerhalb der Unterrichtszeit ist bei uns dann nach 16 Uhr. Denn der reguläre Unterricht - auch für Sek I - geht bis 15.45 Uhr. Und bis die Klassenräume dann leer sind und wirkliche Ruhe eingekehrt ist.....


    Sorry, aber nach 16 Uhr kommt für mich nicht in Frage. Wie lange soll denn dann ein Arbeitstag gehen, wenn der um 7.45 schon anfängt?

    Und was ist mit den Teilzeitkräften???


    Zur Erhaltung der Gesundheit bräuchte es dann auch schon ergonomische Sitzmöbel, nicht ein 70er Jahre Pult mit einem Schülerstuhl davor.


    PC-Arbeitsplätze im Lehrerzimmer? Wie will man da arbeiten? Bei 140 Kollegen herrscht dort von 7.30 bis 16Uhr ein Höllenlärm, da kann man sich unmöglich konzentrieren.


    Nein, leider findet man in der Schule keinen adäquaten Arbeitsplatz innerhalb normaler Arbeitszeiten.

  • Hinsichtlich der Büros: Man könnte problemlos die Klassenräume als Büros nehmen - Lehrerraumprinzip. Das wird nur nicht an allen Schulen praktiziert - sei es aus baulichen oder organisatorischen Gründen. Die Teilzeitquote dürfte das ganz erheblich erschweren.

    Nebenbei: Ich habe ein Büro, das ich mir mit einem netten Kollegen teile - jeder hat seinen eigenen Arbeitsplatz - funktioniert super.

    Nee, kann man nicht. Da sind ja bis 15.45 Uhr Schüler drin. Soll der Mathelehrer dann darin arbeiten, während der Deutsch Kollege seinen Unterricht hält?


    Die Klassenräume sind bei uns fast durchgängig besetzt, von der 1.-9. Stunde, macht also 45 Stunden. Ein Lehrer hat aber nur 25,5 Stunden Unterrichtsverpflichtung, also sind in den anderen Stunden dann natürlich auch andere Lehrer drin, die den Raum als Unterrichtsraum nutzen.

    • Offizieller Beitrag

    Man sollte sich gut überlegen, was man hier fordert.
    Will man ergonomische Arbeitsplätze IN der Schule - und das kostet richtig Geld - dann wird damit auch die Präsenzpflicht in der Schule kommen. Und noch (!) ist dieser Beruf doch vom Nimbus her mit Familie bzw. Kindern vereinbar.

  • So sehr mich das zuhause arbeiten nervt, auf immer 41 Stunden Präsenz mit 6 Wochen Jahresurlaub (Sommerferien) hätte ich so gar keine Lust, da nehme ich es hin, dass ich eine kleine Arbeitsecke habe, in der ich aber keine Schuldokumente einsehbar lagere.


    Zum Thema: Ich könnte an meiner Schule so semigut arbeiten. Wir haben ein paar Rechnerarbeitsplätze und andere ruhige Räume, die man nutzen könnte. Auf den Rechnern ist aber nicht unbedingt alles installiert, was ich bräuchte und es gibt nur ein Gast-WLAN. Korrekturen und grobe Planungen erledige ich durchaus mal ganz gerne da, aber eigene Arbeitsblätter und Klausuren erstelle ich zuhause.

  • Hinsichtlich der Büros: Man könnte problemlos die Klassenräume als Büros nehmen - Lehrerraumprinzip.

    Dann sollten die Klassenräume aber bitte ein höhenverstellbares Pult und einen annehmbaren Bürostühl haben. Ersteres gibt es tatsächlich in einzelnen Räumen, vernünftige Stühle habe ich außerhalb der "eigentlichen" Büros aber noch nie gesehen.

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