Praxissemester - unrealistische Vorgaben?

    • "Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl? Sonst muss ich Sie gar nicht reinlassen."
    • "Oh, das ist heute schlecht. Ich zeige nur einen Film."
    • "Oh, das ist heute schlecht. Ich gebe nur die KA zurück und verbessere sie."
    • "Oh, das ist heute schlecht. Und morgen auch. Und den Rest der Woche. Eigentlich passt es nie, weil mich solche Besuche an mein eigenes Ref erinnern und mich total triggern."

    Leider läuft es zumindest bei manchen KuK wirklich so ab, was traurig ist. Die Praktikantinnen und Praktikanten kommen schließlich weder, um einen zu zerlegen, noch um reine Showstunden zu sehen, sondern um den Alltag mitzuerleben und ggf. Fragen dazu stellen zu können.


    Wir hatten gerade erst wieder Praktikanten an der Schule. Keiner davon hatte Fächerüberschneidungen mit mir, der eine hatte aber ein Interesse daran, eines meiner Fächer evtl.noch als Erweiterungsfach zu nehmen. Dem habe ich angeboten wenn er mag in meinen Unterricht zu kommen oder auch einen kleinen Teil selbst einmal vorzubereiten dafür.

    Am Ende saß er dann in seiner letzten Praktikumswoche ganz spontan bei mir drinnen (hatte direkt vor der Stunde erst gefragt, ob er dabei sein dürfe, was völlig ok war). Das war spannend für die SuS (5.Klasse, die kennen das also noch nicht), hilfreich für mich, als er in einer Gruppenarbeitsphase mit rumgegangen und geholfen hat und ein richtig gutes Gespräch im Anschluss noch, wo er viele Fragen hatte, die wir besprochen haben. Neben dem schönen Gefühl, einer angehenden Lehrkraft auf ihrem Berufsweg geholfen und diese unterstützt zu haben war das für mich ehrlich gesagt ganz netter Seelenbalsam, weil der Praktikant von meiner Alltagsstunde ziemlich begeistert war, mein Material auch richtig gut fand und das Gespräch, warum ich was wie methodisch entschieden hatte zwischen uns einfach wirklich wertschätzend und auf Augenhöhe verlaufen ist, auch wenn der Praktikant natürlich manches noch nicht direkt mitbedacht hat, was aber normal ist.


    Das ist doch einfach etwas völlig anderes als im Ref, wo man den ständigen Bewertungsdruck im Kopf hatte, auch noch unsicher war, was bestimmte Entscheidungen anbelangt und natürlich auch im Unterricht selbst längst nicht so routiniert und entspannt agieren konnte, wie das ein paar Jahre später der Fall ist.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    • "Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl? Sonst muss ich Sie gar nicht reinlassen."
    • "Oh, das ist heute schlecht. Ich zeige nur einen Film."
    • "Oh, das ist heute schlecht. Ich gebe nur die KA zurück und verbessere sie."
    • "Oh, das ist heute schlecht. Und morgen auch. Und den Rest der Woche. Eigentlich passt es nie, weil mich solche Besuche an mein eigenes Ref erinnern und mich total triggern."

    Ich ergänze: "Oh, das ist heute schlecht. Wir stecken in Prüfungsvorbereitungen" oder "Oh, das ist heute schlecht. Wir schreiben nur Klausur." oder auch "Oh, bei mir lohnt sich das nicht. Ich mache keinen Unterricht, wie er in der Uni gelehrt wird." Auch schon mal: "Hospitieren gerne, aber ein Fachleiter kommt mir hier nicht rein!".

    Der Stundenplan wurde von der Schule vorgegeben, mit der Begründung, dass man dann wisse, welche Kollegen offen für Besuche wären. Bereits mehrfach habe ich nach spontanen Vertretungen gefragt und o.g. Aussagen erhalten. Anscheinend ist dann gewollt, irgendwelche Personen im Lehrerzimmer anzusprechen und notfalls auch fachfremd reinzugehen - Hauptsache, die Stunden sind voll. Woher kommt nochmal der Lehrermangel?

  • Es läuft längst nicht an jeder Schule so @Fefech . Auch bei uns gibt es zwar ein paar entsprechende KuK, die Mehrheit ist aber absolut offen für Praktikantinnen und Praktikanten, weil wir schließlich auch alle wissen, dass wir gut ausgebildeten Nachwuchs benötigen und für dessen Ausbildung mitverantwortlich sind. Such dir dort, wo du jetzt bist KuK raus, die offen sind, mach dir bewusst, dass man in fachfremdem Unterricht im Studium genauso viel lernen kann, wie in Unterricht der eigenen Fächer und schau, dass du im Ref dann an einer anderen Schule landest.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Bei uns - und auch aus meinem eigenen Studium kenne ich es nicht anders - sind die Praktikantinnen immer fest einer Klasse zugeordnet, egal wer da gerade unterrichtet (vom gelegentlichen Hineinschnuppern in andere Klassenstufen und Handlungsfelder abgesehen).

  • Wenn man also befindet, dass auch bei Aufsichten ud Gesprächen etwas gelernt wird, gehören die also zur praktizierten Zeit dazu. Und da die Aufsichten zu den Dienstgeschäften gehören, lernt die Praktiknatin etwas Praktisches, wenn sie dabei begleitet. Passt für mich.

    Na, dann kann sie ja versuchen, sich die Pausen anrechnen zu lassen. Wenn das nicht geht, hilft nur die Papagenische Lösung. :weissnicht: Sonst wären das ja Überstunden in der Pause.

  • Anscheinend ist dann gewollt, irgendwelche Personen im Lehrerzimmer anzusprechen und notfalls auch fachfremd reinzugehen - Hauptsache, die Stunden sind voll.

    Beides ist kein Problem. Warum sollte es problematisch sein, in "fachfremden" Unterricht zu gehen oder Menschen anzusprechen?

    Zitat

    Woher kommt nochmal der Lehrermangel?

    Jedenfalls nicht davon, dass im Praktikum etwas Eigeninitiative gefragt ist.

  • Ich ergänze: "Oh, das ist heute schlecht. Wir stecken in Prüfungsvorbereitungen" oder "Oh, das ist heute schlecht. Wir schreiben nur Klausur." oder auch "Oh, bei mir lohnt sich das nicht. Ich mache keinen Unterricht, wie er in der Uni gelehrt wird." Auch schon mal: "Hospitieren gerne, aber ein Fachleiter kommt mir hier nicht rein!".


    Ich kenne das leider auch noch so. Bei der mir im Semesterpraktikum zugeordneten Mentorin habe ich keine drei Stunden hospitiert, jede Woche kam eine neue Ausrede. Dafür durfte ich dann sehr zügig fast ihren gesamten Unterricht übernehmen, Rückmeldungen gab es grundsätzlich nur wenn die Fachleitung von der Uni mit dabei war. Interessiert hat es an der Uni auch niemanden, dass es dort so lief, es wurden jedes Jahr munter neue Praktikanten hingeschickt.

    Heute finde ich es eigentlich nur noch kindisch, aber damals hat mir das schon zu schaffen gemacht.


    Von daher ich fühle mit dir @Fefech, aber du wirst wahrscheinlich nicht viel erreichen außer zwischen den verschiedenen Fronten zerrieben zu werden. Reiß die von der Schule geforderten Stunden ab und hak das Ganze ab.

    • Offizieller Beitrag

    enn bspw. die Lehrkraft, die ich 4 Std. an einem Tag begleite, entfällt - und mein selbst gesuchter Ersatzunterricht dann auch nicht stattfindet - stehe ich am Ende des Tages trotzdem ohne Nachweis da.

    dan ist ja auch nichts gelaufen, heißt, dann hast du de facto nichts Pratikumsrelevantes getan. Eigentlich logisch

  • Wenn bspw. die Lehrkraft, die ich 4 Std. an einem Tag begleite, entfällt - und mein selbst gesuchter Ersatzunterricht dann auch nicht stattfindet - stehe ich am Ende des Tages trotzdem ohne Nachweis da.

    Dann würd ich mal mit dem/der Hausmeister*in ne Tasse Kaffee trinken. Danach hast du mit Sicherheit mehr Praktisches über Schule gelernt als mit nem Vormittag Bankdrücken.

    Und der/die unterschreibt dir das dann auch.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • dan ist ja auch nichts gelaufen, heißt, dann hast du de facto nichts Pratikumsrelevantes getan. Eigentlich logisch

    Also im besten Fall jeden Tag 8 Unterrichtsstunden reservieren, in doppelter Belegung für spontane Alternativen, damit man mit Ach und Krach auf die Mindestzahl kommt, falls mal was ausfällt?

    Hat dann auch nichts mit Eigeninitiative mehr zu tun, sondern Unplanbarkeit für eigene Unterrichtsplanungen und Fachleiterbesuche.

    Ich bedanke mich für die konstruktiven Beiträge und Erfahrungsberichte, die zeigen, dass es durchaus normal scheint. Der Rest zeigt sehr gut, was den Schuldienst so unattraktiv für viele macht - Stichwort Empathie. Ich werde hier nicht mehr reinschauen.

  • Der Rest zeigt sehr gut, was den Schuldienst so unattraktiv für viele macht.

    ... hast ja auch noch nicht mit dem/der Hausmeister*in ne Tasse Kaffee getrunken, sonst würst du hier sowas nicht schreiben.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • "Oh, das ist heute schlecht. Wir schreiben nur Klausur." oder auch "Oh, bei mir lohnt sich das nicht. Ich mache keinen Unterricht, wie er in der Uni gelehrt wird."

    Stimmt, die beiden hatte ich vergessen.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Diesen Einwand finde ich jetzt schon übertrieben. Pausen und Aufsichten werden uns auch nicht angerechnet. Ich mache im Schnitt 75 Minuten Aufsichten pro Woche, es waren auch mal 100. Normales Dienstgeschäft, bei uns zumindest. Dass andere Lehrkräfte ihre Pausen an dich hängen, um dich zu unterstützen, siehst du nicht.

    Doch die gehören zu deinen Dienstpflichten und sind damit natürlich auch Arbeitszeiten.

  • Bei uns - und auch aus meinem eigenen Studium kenne ich es nicht anders - sind die Praktikantinnen immer fest einer Klasse zugeordnet, egal wer da gerade unterrichtet (vom gelegentlichen Hineinschnuppern in andere Klassenstufen und Handlungsfelder abgesehen).

    Wäre am Gymnasium ungeschickt, weil alle Stufen abgedeckt werden sollen. (Zwischen einer 5., einer 8. oder einer 12. Klasse gibt es nicht viel gemeinsames.)

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Also im besten Fall jeden Tag 8 Unterrichtsstunden reservieren, in doppelter Belegung für spontane Alternativen, damit man mit Ach und Krach auf die Mindestzahl kommt, falls mal was ausfällt?

    Hat dann auch nichts mit Eigeninitiative mehr zu tun, sondern Unplanbarkeit für eigene Unterrichtsplanungen und Fachleiterbesuche.

    Ich bedanke mich für die konstruktiven Beiträge und Erfahrungsberichte, die zeigen, dass es durchaus normal scheint. Der Rest zeigt sehr gut, was den Schuldienst so unattraktiv für viele macht - Stichwort Empathie. Ich werde hier nicht mehr reinschauen.

    Tja, ungeplantes bestimmt den Lehreralltag. Wenn du das nicht willst, strebst du den falschen Beruf an. Meine Lehrprobe wurde z. B. durch extremen Schneefall und Ausfall des ÖPNV durcheinander gebracht. Wir mussten alle über 30 Minuten warten bis wenigstens 11 Schüler anwesend waren (von 30), damals Mindestanzahl für eine Lehrprobe in der Oberstufe. Zum Glück waren alle flexibel. Gelassenheit, großzügige Planung und Flexibilität sind wichtige Anforderungen. Dinge nehmen wie sie sind und das beste daraus machen. Damals reichte in Chemie eine 1,0 in beiden Staatsexamina nicht, in Mathe war bei 1,4 und örtlicher Flexibilität Schluss (sonst auch 1,0). Lehrproben waren also extrem wichtig.


    Und natürlich werden Klausuren geschrieben, sind langfristig zentral festgelegt und lassen sich kaum verschieben (selbst wenn ich krank bin, führt ein Kollege Aufsicht, ich habe also frühzeitig die Klausur fertig). Wenn also ein Praktikant für diese Stunden anfragt, werde ich auch die Klausur erwähnen, lade ihn aber immer ein, mit mir Aufsicht zu führen. Nur wollte bei mir noch keiner.


    Du scheinst auf jeden Fall keine Empathie zu besitzen, denn du kannst dich nicht einfühlen. Du erwartest den roten Teppich. (Wir haben jedes Jahr mindestens 10 Praktikanten (oft das Doppelte), später nur 5 Referendare und selten Neueinstellungen. Es ist (für uns) nicht lohnende Arbeit. Trotzdem habe ich in 30 Jahren erst einmal nein gesagt (und gleichzeitig mehrere Angebote für andere Klassen gegeben), weil ich helfen will und auch bei meinen Kollegen erlebe ich es so. Aber wenn jemand verlangt, dass Klausuren verschoben werden, dann schüttele ich über soviel Naivität (Arroganz? Egozentriertheit) nur den Kopf.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Ich bedanke mich für die konstruktiven Beiträge und Erfahrungsberichte, die zeigen, dass es durchaus normal scheint. Der Rest zeigt sehr gut, was den Schuldienst so unattraktiv für viele macht - Stichwort Empathie. Ich werde hier nicht mehr reinschauen.

    Weil dir die Antworten nicht passen?



    An was für einer Schule warst du?

    Abgesehen von Grundschulen sollten die Schulen so groß sein, dass mindestens 20 eher in Richtung 100 Kollegen parallel unterrichten wodurch man eine große Auswahl an Hospitation hat.

    Fachleiterstunden sind ja noch was anderes, aber auch da gilt - krank kann nun mal jeder werden.

  • Weil dir die Antworten nicht passen?

    Schuldienst ist scheinbar doch nichts für Snowflakes, wobei davon ja immer mehr kommen. Es bleibt spannend.

  • Wenn ein 15-tägiges Schulpraktikum vorgeschrieben ist und ich währenddessen 5 oder 10 Tage krank bin, dann muss ich die Tage halt nachholen. Das ist nicht "verwirrend", sondern gängige Praxis

    DAs ist verwirrend, weil ich das weder aus Brandenburg noch aus Berlin kenne. Da ist ein Zeitraum vorgeschrieben (und in einem Vertrag festgelegt) und wenn man krank ist, dann ist es genauso wie während eines Arbeitsvertrages, dann ist man eben einfach nicht da) die Zeit wird dann aber natürlich nicht noch irgendwo angehängt, die hat man einfach weniger und Pech gehabt.

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