Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Referendarin und Rektorin wegen Gendern an Grundschule

  • Da hast du durchaus recht. Aber die Alternative, nur noch Gendersterne, ist ebenfalls kein Kompromiss. Ich sehe zwei Möglichkeiten:

    1. Die Sprachgemeinschaft teilt sich, es gibt Einrichtungen (z.B. Schulen) mit Genderzeichen und Einrichtungen ohne.

    2. Die Sprache wird demokratisch aufgeteilt gemäß der Präferenzen der Rezipienten und Sprecher. Wenn es 10% der Menschen wichtig ist, dass Gendersterne genutzt werden, dann enthalten 10% der Sätze in offiziellen staatlichen Texten Gendersterne. So oder so ähnlich.

    Möglichkeit 3. Sprache wandelt sich kontinuierlich und findet insofern vielleicht dort, wo diese bislang fehlen einfach neue, geeignete Formen, die dieses Kommunikationsbedürfnis mit auszudrücken vermögen.


    Möglichkeit 4: Wir ändern uns gesamtgesellschaftlich ausreichend, um an diversen Stellen nicht Exklusion zur Basis unseres Handelns machen zu wollen, sondern echte Teilhabe- insbesondere im Umgang mit marginalisierten Gruppen.


    Oder irgendeine ganz andere Variante, an die keiner von uns aktuell denkt.


    Das wird sich auch weiterhin langsam entwickeln genau so, wie wir das gesellschaftlich und sprachlich benötigen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Bleibt also noch immer die Frage, gegen welche Regel das Gendern 2021 verstoßen hätte.

    Ist es eine Regel, dass Kinder in der Grundschule u.a. einen angemessenen Sprachgebrauch erlernen sollen?


    Wenn ja, das ist „Tischin“, „Stuhlin“ und „Plakatin“ m.E. kein angemessener Sprachgebrauch.

    Wenn nein, dann sollte man konsequenterweise Fächer wie Deustch und Grammatik u. dgl. mehr schlicht weglassen.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Da bin ich einerseits bei Dir, würde andererseits aber gerade bei prüfungs- oder verordnungsrechtlichen Fragen Können vor Rabulistik setzen.

    Was? Reicht es nicht irgendwas zu posten, was man über die Freundin eines Kollegen einer ehemaligen Schule gehört hat, die auch Lehrerin ist.

  • Das ist deine persönliche Meinung. Als Staatsdiener sollte man sich den Regeln anpassen, die der Staat aufstellt. Der Weg, den du und andere geht, führt in letzter Konsequenz in die Anarchie.

    Na, wie gut, dass ich in NDS arbeite, wo sich auch die Kultusministerin für das Gendern im Unterricht ausspricht.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Leider wurde die Ausbildung zur "Fachkraft für Speiseeis" schon 2019 eingestellt :( (siehe z. B. hier: Fachkraft für Speiseeis - Deutscher Qualifikationsrahmen (dqr.de)). Seeeehr schade!


    Sorry, ich bin ja schon ruhig zu diesem Thema :essen: ...

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • klos, sein da wo klos?

    du gehen rund den knödel

    du dann finden den türen

    sein drauf stehn >männeken<

    du dort treten innen

    du dort finden den rinnen

    du machen auf den hos.

    du wissen was dann tun?

    ja ich wissen was dann tun.

    so ich gehen rund den knödel

    ich dann finden den türen

    sein drauf stehn >männeken<

    ich dort treten innen

    ich dort finden den rinnen

    ich machen auf den hos

    ich nix finden darinnen.

    rasch ich zumachen den hos

    rasch ich treten außen

    finden den türen neben

    sein drauf stehn >fraunen<

    sein ich erstaunen

    daß in mein leben das

    ich haben können vergessen


    von Ernst Jandl

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Ist es eine Regel, dass Kinder in der Grundschule u.a. einen angemessenen Sprachgebrauch erlernen sollen?


    Wenn ja, das ist „Tischin“, „Stuhlin“ und „Plakatin“ m.E. kein angemessener Sprachgebrauch.

    Wenn nein, dann sollte man konsequenterweise Fächer wie Deustch und Grammatik u. dgl. mehr schlicht weglassen.

    Mist, dann bekomme ich demnächst auch eine Dienstaufsichtsbeschwerde.

    Als ich vor einigen Wochen mit der Klasse das Dehnungs-h durchgenommen haben, fingen ein paar Kinder zwischendurch an, nach jedem langen Vokal ein "h" zu setzen.


    Man nennt sowas übrigens "Über-Generalisierung" und es ist ein ganz normales Phänomen beim Sprache-lernen.

    Deiner These nach dürfte ich das Dehnungs-h nicht behandeln und müsste es konsequenterweise weglassen.


    Nein. Man muss es nur im Blick haben und dann wieder gegensteuern. Und ich gehe mal fest davon aus, dass das auch an der Schule passiert ist.

  • Wenn es 10% der Menschen wichtig ist, dass Gendersterne genutzt werden, dann enthalten 10% der Sätze in offiziellen staatlichen Texten Gendersterne. So oder so ähnlich.

    Gedankenexperiment: Du hast demnächst einen schweren Unfall (das wünsche ich Dir selbstverständlich nicht!) und benötigst für den Rest Deines Lebens einen Rollstuhl. Du zählst damit zu den rund 1,6 Millionen rollstuhlfahrenden Bewohnerinnen und Bewohnern Deutschlands. Ihr macht rund 2% der Bevölkerung aus. Wenn ich Dir richtig folge, wäre es völlig in Ordnung, wenn etwa 2% der öffentlichen Gebäude, ärztlichen Praxen etc. rollstuhltauglich wären?

  • Dazu fällt mir ein, dass im ländlichen Bayern seit jeher (oder schon lange) diese Formen verwendet werden: Die Ehefrau des Herrn Maier heißt "d'Maierin" und die des Herrn Schandl eben "d'Schandlin".

    So kenne ich das aus meiner Kindheit (70er).

    Edit: also seit jeher ;)

    Das ist für mich aber das Gegenteil von Gendern. Die Frau als Anhängsel vom Mann kriegt ein Angängsel an den Namen...

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Oder darf ich als Grundschullehrer den Kindern wider besseren Wissens beibringen, dass 2+2=5 ist?

    Kommt darauf an, in welchem Zahlensystem du rechnest - aber das führt wohl in diesem Zusammenhang zu weit. Gehört jedoch zur Wahrheitsfindung. :)

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.
    Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten.

  • Warum in Anführungszeichen?

    Gute Frage. Zum Hervorheben. Oder weil ich da irgendwas über-generalisiert habe. Ich gehe mal in mich, warum ich das gerne mache.

    (Liegt vielleicht an "Dr. Evil". ;) )


    Nachtrag: ich habe gerade gelesen, dass es sogar einen Namen dafür gibt. "Deppenanführungszeichen". ;)

  • Ist es eine Regel, dass Kinder in der Grundschule u.a. einen angemessenen Sprachgebrauch erlernen sollen?

    Ja, um das zu erreichen, sollen Grundschüler:innen auch den Sprachgebrauch untersuchen.


    Dazu gehören - laut Bildungsstandards, die ja in ganz Deutschland gelten - die Auseinandersetzung mit sprachlicher Verständigung, sprachlicher Vielfalt und sprachlichen Strukturen.

    Übrigens steht da auch:

    "Sie entwickeln Freude am experimentellen/kreativen Umgang mit Sprache und an der Aufdeckung sprachsystematischer Zusammenhänge."

    und

    "Erste Einblicke in Ausprägungen und Bedingungen sprachlicher Variation tragen dazu bei, Sprache als ein flexibles Instrument sozialen Handelns wahrzunehmen. Der Deutschunterricht lenkt die Aufmerksamkeit auf unterschiedliche Register und ihren angemessenen Gebrauch (z. B. Alltagssprache und Bildungssprache)."

    und

    "Die Schülerinnen und Schüler untersuchen und beschreiben Aspekte sprachlicher Verständi-gung und sprachlicher Variation in Texten, Gesprächen und Formen digitaler Kommunikation." (Bildungsstandards Deutsch, Seite 20)


    Zugegeben, die galten 2021 noch nicht, aber es gab auch da Bildungsstandards (von 2004).

    "In altersgemäßen, lebensnahen Sprach- und Kommunikationssituationen erfahren und untersuchen die Kinder die Sprache in ihren Verwendungszusammenhängen und gehen dabei auf die inhaltliche Dimension und die Leistung von Wörtern, Sätzen und Texten ein." (Seite 9)

    und unter Sprache und Sprachgebrauch untersuchen (S. 13), u.a.

    • "Beziehung zwischen Absicht – sprachlichen Merkmalen – Wirkungen untersuchen (...)
    • über Verstehens- und Verständigungsprobleme sprechen. (....)
    • Wörter strukturieren und Möglichkeiten der Wortbildung kennen (...)
    • mit Sprache experimentell und spielerisch umgehen. (...)"

    Sprachwissenschaftlich und -didaktisch ist das Entstehen von "Tischin" und "Stuhlin" also sinnvoll, das kann man als Lehrkraft auch in der Grundschule hervorragend aufgreifen.

  • Ja, aber sie spricht nur, wovon sie Ahnung hat und nicht von deinem Fachbereich.

    Du maßt dir da ein Urteil an über etwas, über das du keinerlei Kenntnisse hast, wie du selbst schreibst.

    "Worüber du nicht reden kannst, darüber solltest du schweigen" von Wittgenstein.

    Nun - ich muss nicht in der Grundschule nach der Reichen-Methode unterrichtet haben, um beurteilen zu können, ob diese positive oder negative Auswirkung auf das Schreibvermögen der Schüler hat. Ich habe einige Jahre in Klasse 5 und 6 der Hauptschule unterrichtet und war "Abnehmer" von Schülern aus der Grundschule, die nach Reichen "Schreiben" gelernt hatten. Bei vielen hatten sich die Falschschreibungen derart im Gehirn verfestigt, dass es unsägliche Mühe bereitete, diese fehlerhaften Spuren wieder auszubügeln.

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.
    Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten.

  • Du kannst auch nicht einfach mit Grundschülern Arabisch sprechen.

    Ich nicht, aber ich war zeitweise froh, dass es eine Kollegin konnte...

    Sprachwissenschaftlich und -didaktisch ist das Entstehen von "Tischin" und "Stuhlin" also sinnvoll, das kann man als Lehrkraft auch in der Grundschule hervorragend aufgreifen.

    Ganz genau, und das oben zitierte Jandl-Gedicht ist sogar doppelt geeignet: Einmal ganz allgemein für den Deutschunterricht, und zweitens natürlich für die Genderdiskussion...

    :top:

    [Okay, ab Klasse 2...]

  • Gedankenexperiment: Du hast demnächst einen schweren Unfall (das wünsche ich Dir selbstverständlich nicht!) und benötigst für den Rest Deines Lebens einen Rollstuhl. Du zählst damit zu den rund 1,6 Millionen rollstuhlfahrenden Bewohnerinnen und Bewohnern Deutschlands. Ihr macht rund 2% der Bevölkerung aus. Wenn ich Dir richtig folge, wäre es völlig in Ordnung, wenn etwa 2% der öffentlichen Gebäude, ärztlichen Praxen etc. rollstuhltauglich wären?

    Das Beispiel ist merkwürdig. Beim Gendern geht es doch gerade darum, dass künstliche Barrieren für die Kommunikation aufgebaut werden. Blinde und Sehbehinderte werden ausdrücklich benachteiligt durch diese Zeichen. Mir ist unklar, warum man nicht wenn dann eher versucht, barrierefreie neutrale Formen für den Plural zu etablieren, z.B. Schüli, Lehri, etc.

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