Der große Knall?!

  • Eine Regelschule kann (!) AOSF- Schülerinnen aufnehmen, sofern denn Fachpersonal zur Verfügung steht (z.B. eine Sonderpädagogin mit 6 Wochenstunden für eine bestimmte Anzahl an Schülerinnen) kann diese dann aber auch an Förderschulen abgeben.


    GL-Schulen müssen einen bestimmten Schlüssel an AOSF-Schülerinnen aufnehmen und bekommen dafür Stellen für Multiprofessionelle Teams und z.B. kleinere Klassengrößen. Oft gibt es dafür aber kein Personal.


    Edit:

    "Im Gemeinsamen Lernen werden Unterricht und Erziehung aller Schülerinnen und Schüler von Lehrkräften für sonderpädagogische Förderung, Lehrkräften anderer Lehrämter sowie Fachkräften aus anderen Berufsgruppen gemeinsam verantwortet." Quelle: Schulministerium.nrw

  • Ist mir noch nicht aufgefallen. Nur das bei den IT Azubis heute auch Schüler mit einer niedrigen IT Vorbildung von den Betrieben genommen werden.


    Kann mich erinnern, wie die Lehrer schon vor vielen Jahren über uns als Schüler geschimpft haben.

    ? Die Kids sind aber nicht verantwortlich. Ich schimpfe nicht über die Kids, sondern darüber, dass seitens der Politik nichts unternommen wird, den Defiziten, die durch verschiedene Entwicklungen entstanden sind, sinnvoll zu begegnen.

    Ich erinnere mich an eine landesweite Dienstversammlung für alle Fachleitungen der Kernfächer Deutsch, Mathe und Englisch an GemS aufgrund der miserablen Ergebnisse der letzten IQB-Studie im Primarbereich. Da wurden uns seitens der Ministeriumsvertretung zwar einige nachvollziehbare Gründe für die schlechten Ergebnisse genannt (Medienkonsum fehlte allerdings!), aber Ansage war, dass wir das an den Gemeinschaftsschulen in SH bitte sehr mit Bordmitteln auffangen sollten. Mein Chef hatte denselben Veranstalter beim Schulleiter*innen-Treffen und bestätigte, dass er dort dieselbe Anweisung erhalten habe.

  • GL-Schulen müssen einen bestimmten Schlüssel an AOSF-Schülerinnen aufnehmen und bekommen dafür Stellen für Multiprofessionelle Teams und z.B. kleinere Klassengrößen. Oft gibt es dafür aber kein Personal.

    So, wie du es schreibst, gibt es entweder keine festen Vorgaben (x SuS, y LuL) oder die Vorgaben werden durch den Mangel nicht erfüllt, sodass die Schulen es irgendwie trotzdem schaffen sollen.


    Ich denke immer, ich kann die SuS ja nicht einfach auf den Flur oder auf die Straße stellen, Es gibt auch keine Wartezeit außerhalb oder ein Vertrösten, man muss es jeden Tag regeln.


  • Ist dies das übliche "Früher war alles besser" oder glaubt ihr, wir steuern auf einen großen Knall im Bildungssystem zu [...]?


    Es ist nicht das übliche, aber es wird auch keinen großen "Knall" geben; was es gibt ist eine sich viel schneller als früher wandelnde Gesellschaft mit vielen kleinen Knallen - u.a. im Bildungssystem, das hier aber keine Ausnahme zu anderen Bereichen darstellt.

    Einen großen Knall wird man vielleicht in ferner Zukunft * zusammenfassend für eine bestimmte Phase/Jahrzehnte in der Entwicklung der EU oder des westlichen Staatenblocks konstatieren.


    Die von Dir genannten Probleme des Bildungssystems sind nicht dessen ureigene, sondern allgemeine Probleme unserer Gesellschaft bzw. des Staat und dessen Wirtschaft in globaler Konkurrenz. Auf diese kann das Bildungssystem mehr oder weniger reagieren, aber sie nicht ändern.
    Kleine und große Gründe gibt es viele, diese alle aufzuführen führte jetzt zu weit.



    * Nachdem diesen Monat nur noch 6 % der Wissenschaftler davon ausgehen, dass das 1,5°C Ziel erreicht werden kann und 80 % sagen, dass es nicht erreicht werden kann und sogar von 2,5° ausgehen (die Hälfte der Forscher unter 50 Jahren sogar von mind. 3!), braucht man sich um die Zukunft keine Sorgen mehr zu machen.


    [...] nach dem sich wirklich mal etwas ändern muss und wird?


    Eine Investition muss sich auch lohnen.

  • NRW hat doch schon länger den Sozialindex. Warum greift er nicht?

    Im Grunde soll viel Geld in die Schulen fließen. (Infos zum "Startchancen-Programm")

    Aus unserer Tageszeitung vom 15.Mai:

    "Dieser Index – Stufe 1 bis 9 (am herausforderndsten) – ist ausschlaggebend für die Auswahl der Schulen. Er berücksichtigt die Kinder- und Jugendarmut im Einzugsgebiet der Schule, den Anteil der Schülerinnen und Schüler mit vorwiegend nicht deutscher Familiensprache, den Anteil der Zugewanderten und der Anteil jener mit Förderbedarf. 60 Prozent der geförderten Schulen sollen in NRW Grundschulen sein.

    ...

    Drei Säulen geben vor, wofür das Geld verwendet werden soll. Zum einen gibt es ein Investitionsbudget (Säule I), das genutzt werden soll, um eine zeitgemäße und förderliche Lernumgebung und Infrastruktur zu schaffen. Ein Chancen-Budget (Säule II) soll eine systemische Beratung zur Verbesserung des Unterrichts und der Schulentwicklung finanzieren. Mit Mitteln aus Säule III (Personal-Budget) können die Schulen ihre multiprofessionellen Teams stärken."

    Nur ein paar Schwierigkeiten, die dabei auftauchen:

    Ein Problem ist die 1. Säule, das Investitionsbudget. Hier ist ein Eigenanteil des Schulträgers von 30% eingeplant. Das ist für das nächste Schuljahr ohne gültigen Haushaltsbeschluss ziemlich schwierig. Auch andere Voraussetzungen sind unklar, wo soll z.B. das benötigte Personal (Säule 3) herkommen?

    Die Schulen müssen (natürlich) Konzepte vorlegen, wissen aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht, wie viel Geld sie erhalten werden, usw.


    Ob die "Startchancen" nach Sozialindex greifen, wird man erst in ein paar Jahren wissen.


    Info zur Vorauswahl teilnahmeberechtigter Schulen für das Schuljahr 2024/2025

  • Ich glaube nicht, dass es einen großen Knall gibt. Lehrer sind keine besonders wehrhafte Berufsgruppe, ganz im Gegenteil. Die Erwartung massenhafter Kündigungen halte ich für unrealistisch zumal bei den meisten Kollegen das wirtschaftliche Lock-In-Syndrom zuschlägt.


    Ich denke, dass wir weiter eine Mangelverwaltung fahren werden, das Bildungsniveau weiter erodiert und in ein paar Jahrzehnten der Wirtschaftsstandort Deutschland mehr oder minder deindustrialisiert sein wird und das allgemeine Wohlstandniveau abstürzt. Ähnlich wie es aus anderen Gründen in England passiert ist.

  • Ich denke auch, dass es keinen großen Knall geben wird, sondern das Bildungsniveau weiter absinkt.

    Nach meiner Erfahrung sinkt die Lernbereitschaft der SuS, auch dort wo es ausreichend Lehrpersonal gibt.


    Mir bereitet das Sorgen, weil die sich jetzt in Ausbildung befindlichen SuS später diejenigen sein werden, die für unsere Gesundheitsversorgung und Pflege verantwortlich sein werden.

    (Ich bin 50+ und im medizinischen Bereich tätig.)

  • Mir bereitet das Sorgen, weil die sich jetzt in Ausbildung befindlichen SuS später diejenigen sein werden, die für unsere Gesundheitsversorgung und Pflege verantwortlich sein werden.

    (Ich bin 50+ und im medizinischen Bereich tätig.)

    Für viele wird das kein Problem sein, da sie sich diese Pflege nicht leisten können werden.

  • Im Grunde soll viel Geld in die Schulen fließen.

    Ich dachte, der Sozialindex in NRW hätte schon vor dem Bundesgeld zu einer anderen Versorgung geführt. Wozu sonst gab es den Sozialindex vorher?

    NDS führt ihn nun ein ... wirklich Genaues weiß man noch nicht.


    Dass die Schulen, die besser gestellt sind, leichter Personal finden und halten, ist schon jetzt so. Wenn die Ausstattung an den anderen Schulen aufgewertet würde, hätte man ja vielleicht eine Chance, mehr Personal zu halten.

  • Selbstverständ

    Als Beamter - was die meisten Lehrkräfte sind - kann man nicht kündigen.

    Quatsch. Selbstverständlich kannst du als Beamter kündigen. Wir sind keine Leibeigenen.
    "Was passiert wenn man als Beamter kündigt?

    Wenn Sie aus dem Beamtenverhältnis ausscheiden, dann werden Sie für die bis dato bestehende Dauer Ihres Verhältnisses in der gesetzlichen Rentenversicherung nachversichert. Die Beiträge, die dafür sonst zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer*in aufgeteilt werden, übernimmt in diesem Fall Ihr Dienstherr."

    Google ist dein Freund.
    https://www.google.com/search?…n&q=Beamter+k%C3%BCndigen

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.
    Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten.

  • Obwohl nach meiner Erfahrung im Lehrerinnenzimmer ja gerne mal gejammert und geschimpft wird, ändert sich aus meiner Sicht die Stimmung.

    Viele Kolleginnen sind wirklich richtig genervt, einige überlegen zu kündigen

    Ich kann das so für meine Schulen - und die Schulen, an denen ich gearbeitet habe - nicht unbedingt unterschreiben.

    Es gibt natürlich das Aufstöhnen, wenn wieder eine neue Aufgabe dazu gepackt wird. Und in den Hochphasen hört man Kollegen auch jammmern (mich durchaus auch). Es wird auch immer wieder über das absinkende Leistungsniveau der Schüler gesprochen, verstärkt durch Corona.

    Aber ganz grundsätzlich ist die Stimmung in unserem Lehrerzimmer (und in den Schulen, in denen ich vorher war) eigentlich immer grundsätzlich gut. Die Kollegen sind überwiegend gut gelaunt. Meine persönliche Vermutung ist, dass das daran liegt, dass wir eine Job haben, der uns sehr viel Gestaltungsfreiheit lässt und der grundsätzlich auch in einem gewissen Maße sinnstiftend ist. Ich meine das um Gottes Willen überhaupt nicht im Sinne der leuchtenden Kinderaugen, aber wir machen etwas, das gesamtgesellschaftlich eine gewisse Bedeutung hat, die wir auch immer wieder deutlich sehen können, wenn wir Klassen oder Schüler über mehrere Jahre begleiten und ihre Entwicklung hin zu (in vielen / den meisten Fällen) mündigen Staatsbürgern sehen. Das ist schon etwas anderes als Akten von links nach rechts zu schieben und in Prozessen zu stecken, die vor allem der Selbstverwaltung dienen, wie ich es damals bei meiner Abordnung ins Amt erleben durfte.

    Es ist nicht das übliche, aber es wird auch keinen großen "Knall" geben; was es gibt ist eine sich viel schneller als früher wandelnde Gesellschaft mit vielen kleinen Knallen - u.a. im Bildungssystem, das hier aber keine Ausnahme zu anderen Bereichen darstellt.

    So würde ich das auch einschätzen. Der "große Knall" klingt nach einem kataklysmischen Ereignis, das einen Paradigmenwechsel erzwingt. Ich wüsste nicht, wie so ein Ereignis aussehen sollte. Alle Prozesse in der Bildungspolitik sind schleichend und langfristig und man kann nur hoffen bzw. daran arbeiten, dass sich diese in die richtige Richtung entwickeln,

  • Theoretisch greift er glaube ich, praktisch ist es bei den zwei mir bekannten Schulen mit sehr hohem Sozialindex anekdotisch so, dass sie einfach die regulären Stellen seit zwei Jahren schon nicht besetzen geschweige denn zusätzlich Personal auftreiben können.


    Edit: Trotz GL werden die Klassen vollgepackt, doppelte Besetzung gibt es im Prinzip garnicht. Kann man sich da als Schule wehren? Sagen, wir nehmen aber unter den Bedingungen nur 25 Kinder/Klasse? Gibt es solche Möglichkeiten? Das weiß ich nicht.

    Diese Möglichkeit haben diese Schulen nicht. Wir haben GL-Klassen mit bis zu 28 Schülern, Aussage des Schulamtes: Geht nicht anders. Andere Grundschulen hier in der Stadt haben Klassenstärken nur um die 22, aber angeblich kein Personal, um zu inkludieren.

  • Ich dachte, der Sozialindex in NRW hätte schon vor dem Bundesgeld zu einer anderen Versorgung geführt. Wozu sonst gab es den Sozialindex vorher?

    Wahrscheinlich gab es auf Grund der Einstufung bisher nur diese umstrittenen Abordnungen zu sozialschwachen Schulen. Von finanziellen Zuwendungen habe ich jedenfalls nichts mitbekommen.

  • Vieles steht und fällt auch mit dem Teamgeist, der an einer jeweiligen Schule herrscht, der wiederum maßgeblich von der führenden Person und seiner/ihrer Führungskompetenz abhängt. Wenn das alles passt, kann die Stimmung in einem Lehrerzimmer gut sein, wie ich selber aktuell erlebe und zuvor auch an einer anderen Schule (an einer dritten war´s mies). Was ich sagen will: Man hat es als Team bzw. Führungskraft durchaus selbst in der Hand, wie die Resilienz eines Lehrerkollegiums ist. Da man ja selber die gesellschaftlichen Entwicklungen sowieso nicht beeinflussen kann, kann man sie auch als wandelnde Herausforderung sehen. Das kann auch berufliche Zufriedenheit schaffen, weil man sich mitändern muss, weil man aus seinem gewohnten Fahrwasser muss (mehr Differenzierung, mehr "Herunterbrechen", mehr sozialpädagogische Arbeit als fachliche), weil man sich neuen Herausforderungen stellen muss. Die Kinder und Jugendlichen sind genauso beziehungsbereit wie früher. Die kriegt man noch genauso problemlos wie vor 20 Jahren, wenn man denn wirklich an ihnen interessiert ist und sich auf sie einlässt. Dann kann man im Kleinen Gutes bewirken. Mir verschafft das auch nach über 25 Dienstjahren Zufriedenheit.

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