Faktorisierung. Was haltet ihr davon?

  • Hi,

    ich würde gerne ein Thema diskutieren, welches im nahen Ausland (teilweise) Normalität ist und bei uns (zumindest in meinem BL) schon zu hitzigen Debatten geführt hat.

    Es geht um die Faktorisierung von Fächern. Also bspw. für korrekturintensive Fächer einen höheren Faktor ansetzen, damit die Unterrichtsstunden sinken und

    umgekehrt, für entsprechende andere Fächer einen niedrigeren Faktor anzusetzen.

    Über die Jahre ist mir das Thema immer wieder begegnet und auch wenn ich die Fächer habe, die kaum/kein Aufwand bedeutet, zumindest im direkten Vergleich, bin ich persönlich

    aus Gerechtigkeitsgründen angetan von der Idee der Faktorisierung.

    Ich hatte mich vor einem Jahr mit 2 Kollegen (jeweils DE/ENG Kombination inkl. LK) unterhalten und wir haben daraufhin ehrlich und realistisch die Zeit getrackt, die wöchentlich für Schultätigkeiten anfällt ( inkl. Belastungsspitzen und co.). Der Unterschied betrug teilweise über 20 Nettostunden pro Woche, was enorm ist. Natürlich spielen hier auch andere Faktoren eine Rolle, die die Werte verzerren. Ich bspw. unterrichte ausschließlich in Parallelklassen, bin relativ frei in der Anzahl der Klausuren und co. Andere Kollegen werden über ein Dutzend Klassen verteilt und korrigieren sich entsprechend kaputt oder bereiten jeden Nachmittag/Abend Unterricht vor.


    Aber selbst wenn ich diese ungünstigen oder günstigen Rahmenfaktoren ausblende ist der Unterschied sicherlich immer noch bei weit über 10 Std/Woche.

    Gibt es in eurem Bundesland eine Faktorisierung und wie steht ihr dazu?

    Ein Unterthema hiervon ist das Thema Vertretungsunterricht. In meiner Abteilung existiert faktisch kein Vertretungskonzept. Bei Krankheit entfällt der Unterricht für die Klasse oder die wird komplett abbestellt. Im Nachbargym hingegen wird absolut alles vertreten mit einem separaten Pool an Lehrkräften, die sich in der Schule aufhalten müssen um spontan in der 1/2 vertreten zu können. Das heißt, diese Kollegen haben mehrere verpflichtete Anwesenheitsstunden, die nicht zählen und immer 3 Vertretungsstunden.
    Diesen Unterschied finde ich auch krass, enorm und tatsächlich im höchsten Maße unfair.

    Wie wird das bei euch geregelt?

  • Ich finde diese Frage durchaus berechtigt, bin aber aus verschiedenen Gründen gegen eine Faktorisierung.

    Es würde darauf hinauslaufen, dass "von oben" vorgegeben wird, welche Fächer besonders arbeitsintensiv sind oder sein sollten. Kollegen, die die angeblich nicht arbeitsintensiven Fächer unterrichten, würden sich sicher vor den Kopf gestoßen fühlen.

    1. Beispiel: Fächer, in den experimentiert wird, haben meist einen eher geringen Korrektoraufwand bei Klausuren. Ich unterrichte eins dieser Fächer und freue mich darüber, dass die Klausuren schnell korrigiert sind. Trotzdem bleibe ich nach meinem Unterricht häufig an der Schule, um Experimente vorzubereiten oder um die Sammlung in Schuss zu halten. Manchmal auch am Wochenende. Sollten Experimentier-Fächer deshalb mit einem höheren Faktor belegt werden? Oder sollte es davon abhängig sein, wie viel tatsächlich experimentiert wird, damit sich kein Kollege mit wenigen Experimenten "durchschummeln" kann?

    2. Beispiel: Wie ich in einem anderen Thread bereits geschieben habe, unterrichtet ein anderer Kollege (stellvertretender Schulleiter) zwei "Korrektur"-Fächer. Klausuren korrigiert er mit Hilfe von Chat-GPT und ist damit schneller pro Klausur als ich in einem Nicht-Korrekturfach. Seine Korrekturzeit ist damit sehr gering, experimentelle Vorbereitung oder Nachbereitung fällt nicht an. Sollten also seine "Korrektur"-Fächer mit einem niedrigen Faktor belegt werden? Oder sollten nur die Fächer bei genau diesem Kollegen mit einem niedrigeren Faktor belegt werden, bei anderen Kollegen, die kein Chat-GPT benutzen, hingegen nicht?

    Diese Beispiele lassen sich für anderen Fächer fortführen. Sollten die engagierte Sport-Lehrerin eine andere Faktorisierung erhalten als ihr demotivierter Kollege? Oder sollte man beiden gleichermaßen vorgeben, dass sie - bei geringer Faktorisierung - wenig Arbeit in eine Sportstunde investieren sollen?

    Ich befürchte, dass Vorgaben bezüglich der Faktorisierung als Willkür empfunden werden könnten. Ich stimme zu, dass es Unterschiede zwischen den einzelnen Fächern gibt. Wie viel Arbeit in den Unterricht investiert wird, hängt aber am Ende haupsächlich von der Motivation, Erfahrung und Kreativität der Lehrkraft ab, erst zweitrangig vom Fach.

  • BW: Faktorisierung gibt es nicht.

    Aus Sicht des Dienstherrn würde ich mich hüten das einzuführen, solange die Fächer, die dabei weniger Korrekturzeiten verursachen gleichzeitig teilweise zu den absoluten Mangelfächern gehören, wohingegen die besonders korrekturlastigen Sprachen weitestgehend ausreichend versorgt sind (nicht zwangsläufig gut, aber damit eben meist besser, als andere, absolute Mangelfächer). Schließlich möchte man solche Fächer nicht noch unattraktiver wirken lassen und damit potentielle Lehramtsstudierende oder Seiteneinstiegskandidat:innen abschrecken.

    Persönlich bin ich zwiegespalten in der Frage. Ich sehe einerseits auch in der SEK. I ab und an KuK mit mindestens zwei Sprachfächern, die vor allem während der Prüfungen unter Korrekturbergen schier ersticken. Ich sehe aber auch zahlreiche jüngere Lehrkräfte, die lediglich Deutsch als Sprache haben und ein anderes Nebenfach, welche dank fünf Deutschdeputaten das gesamte Schuljahr über irrwitzige Korrekturberge haben, die deutlich kleiner und unproblematischer wären, wäre die Deputatsverteilung nicht so einseitig (im Nebenfach hat man es zumindest in BW selbst in der Hand, wie viele und welche schriftlichen Arbeiten es gibt, da es nur eine Obergrenze gibt). Und schließlich sehe ich auch die vielen KuK, die vermeintlich weniger korrekturlastige Fächer haben, die gerade durch die vielen Schwächen der SuS in der Bildungssprache- an der alle Fächer arbeiten sollen- dann eben doch korrekturintensiver sind in vielen Fällen, sowie Fächer, in denen korrekturärmere Leistungsmessungsformate in die eine Wochenstunde, die es z.B. für Politik/ GK gibt zeitlich nur begrenzt gepresst werden können.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL (2. Mai 2025 14:29) aus folgendem Grund: Tippfehler

  • Zum Thema Naturwissenschaften wurde schon mehr gesagt, deshalb noch eine Anmerkung zum Fach Mathematik:


    Die Korrektur ist in der Regel schneller erledigt als in sprachlichen Fächern, das mag stimmen. Sie ist aber auch längst nicht so schnell gemacht, wie manche Kollegen anderer Fächer meinen würden. Die Aufgaben können nicht mit der Schablone nach richtig oder falsch korrigiert werden, wie sich das manch einer vorstellt. Das ist ausschließlich bei Aufgaben mit dem Operator "angeben" der Fall und die sind seltener. Sehr häufig müssen aus konfusen Lösungsversuchen die richtigen Ansätze erkannt und entsprechend bewertet werden. Mittelmäßige Klausuren können in dem Fach wirklich auch Zeit fressen.


    Ich gebe auch zu bedenken, dass die Konzeption guter Mathematikklausur meiner Meinung nach durchaus auch aufwendig ist. Man kann nicht einfach Aufgaben übernehmen, man muss sie alle durch rechnen, sonst übersieht man Fallen. Und man muss (sollte) sie selbst durchrechnen, damit man eine gute Zeitplanung machen kann. Da haben es meiner Meinung nach Sprachkollegen oft einfacher, die quasi fertig sind, sobald sie einen passenden Text gefunden haben.

  • Ich halte Faktorisierung für den falschen Ansatz.

    Viel mehr wäre es an der Zeit, dass die entsprechenden Fachdidaktiker an den Uni und die entsprechenden Arbeitsgruppen in den Ministerien endlich mal über geeignetere Prüfungsformate nachdenken.

    Der Silberstreif am Horizont sind da ChatGPT und Co., weil die die klassischen Prüfungsformate schon jetzt zu schrotten beginnen und das Umdenken bezüglich der Prüfungsformate über kurz oder lang erzwingen werden. (Vermutlich nach der deutschlandtypischen repressiven Verbotsphase für diese Tools, die natürlich scheitern wird.)

  • Ich befürchte, dass Vorgaben bezüglich der Faktorisierung als Willkür empfunden werden könnten. Ich stimme zu, dass es Unterschiede zwischen den einzelnen Fächern gibt. Wie viel Arbeit in den Unterricht investiert wird, hängt aber am Ende haupsächlich von der Motivation, Erfahrung und Kreativität der Lehrkraft ab, erst zweitrangig vom Fach.

    Da stimme ich dir nicht zu. Die Korrektur zB eines Deutschaufsatzes kostet eine Menge Zeit, völlig unabhängig von der Motivation, Erfahrung und Kreativität der Lehrkraft. Damit haben D-Lehrkräfte schonmal einen Sockel an Arbeitsstunden, den ich nie im Leben haben werde. Dass das anerkannt würde, fände ich nur fair und ist eine Frage der Wertschätzung.

  • Meinetwegen darf faktorisiert werden, wenn es nicht zwingend kostenneutral für den Dienstherrn und damit auf Kosten anderer Kollegen gemacht werden muss.

    Wenn die durchschnittliche Deputatsstunde eines Deutschlehrers mehr Arbeitszeit wert ist als es eine Deputatsstunde bisher ist, dann soll man Deputat von Deutschlehrern verringern und weitere Deutschlehrer einstellen. Man darf aber nicht deswegen die Arbeitszeit anderer Kollegen erhöhen. Das führt dann nur zu Unmut, da ausreichend Arbeitszeituntersuchungen gezeigt haben, dass die Arbeitsbelastung durchweg zu hoch ist.

    • Offizieller Beitrag

    Ich gebe auch zu bedenken, dass die Konzeption guter Mathematikklausur meiner Meinung nach durchaus auch aufwendig ist. Man kann nicht einfach Aufgaben übernehmen, man muss sie alle durch rechnen, sonst übersieht man Fallen. Und man muss (sollte) sie selbst durchrechnen, damit man eine gute Zeitplanung machen kann. Da haben es meiner Meinung nach Sprachkollegen oft einfacher, die quasi fertig sind, sobald sie einen passenden Text gefunden haben.

    Dies ist ein deutliches Indiz dafür, wieso eine solche Faktorisierung oder ein Vergleich zwischen dem Arbeitsaufwand in den eigene Fächern und den anderen Fächern erhebliches Konfliktpotenzial birgt. Die eigenen Fächer sind immer (angeblich) aufwändiger als die anderen. Die hier mitschwingende Ignoranz oder Unwissenheit halte ich für sehr problematisch.

    SprachenlehrerInnen sind nicht fertig, sobald sie einen Text gefunden haben, weil man bei der Erstellung des Erwartungshorizonts den Text genauso durcharbeiten muss wie später die SchülerInnen, damit der EWH überhaupt in sich stimmig ist. Wenn ich beispielsweise nicht vorher aus eigener Beschäftigung mit dem Text weiß, was man an Analyseergebnissen herausarbeiten kann und welche davon realistischerweise erwartbar sind und welche nicht, laufe ich in ähnliche von Dir erwähnte Fallen, dann wird die inhaltliche Korrektur willkürlich - und dann beschweren sich die SchülerInnen zu Recht, dass man ja nur der Lehrkraft nach der Nase schreiben müsste, damit man eine gute Note bekäme.

    Beispiel Englisch:

    Der Prozess des Text Findens beschränkt sich nicht auf eine kurze Google-Suche. Jeder Text muss gelesen und auf seine Klausurtauglichkeit hin begutachtet werden (lassen sich daraus die in Englisch die klassischen drei Aufgaben erstellen?) Oft müssen Texte dann noch sprachlich annotiert oder gekürzt werden. In NRW kommt seit einiger Zeit dazu, dass es nicht nur einen einzigen Text gibt sondern entweder einen zusätzlichen Sprachmittlungsteil oder einen Hörverstehensteil. Während der Sprachmittlungstext noch verhältnismäßig schnell gefunden ist, gestaltet sich die Suche nach passenden Hörtexten mitunter sehr aufwändig, hören, überlegen, ob das Ganze sprachlich und inhaltlich passt, dann müssen die Tracks noch geschnitten werden. Es müssen mindestens zwei sein. Dann müssen noch die Fragen zu den Hörtexten erstellt werden - wahlweise mit Multiple Choice oder mit freien Antworten.

    Ich beschwere mich nicht darüber, gleichwohl ist die Meinung eines Mathematikers über den Aufwand des Klausurerstellens in einer Fremdsprache - diplomatisch ausgedrückt - nur sehr bedingt hilfreich.

  • Beispiel Englisch:

    Der Prozess des Text Findens beschränkt sich nicht auf eine kurze Google-Suche. Jeder Text muss gelesen und auf seine Klausurtauglichkeit hin begutachtet werden (lassen sich daraus die in Englisch die klassischen drei Aufgaben erstellen?) Oft müssen Texte dann noch sprachlich annotiert oder gekürzt werden. In NRW kommt seit einiger Zeit dazu, dass es nicht nur einen einzigen Text gibt sondern entweder einen zusätzlichen Sprachmittlungsteil oder einen Hörverstehensteil. Während der Sprachmittlungstext noch verhältnismäßig schnell gefunden ist, gestaltet sich die Suche nach passenden Hörtexten mitunter sehr aufwändig, hören, überlegen, ob das Ganze sprachlich und inhaltlich passt, dann müssen die Tracks noch geschnitten werden. Es müssen mindestens zwei sein. Dann müssen noch die Fragen zu den Hörtexten erstellt werden - wahlweise mit Multiple Choice oder mit freien Antworten.

    Bei Englisch gebe ich dir, was die Aufgabenformate betrifft recht.

    Aber von Deutschkollegen habe ich schon sehr oft gehört, dass sie die Analyse noch nie selbst geschrieben haben. Vielleicht sind die besonders faul, mag sein.

    • Offizieller Beitrag

    Bei Englisch gebe ich dir, was die Aufgabenformate betrifft recht.

    Aber von Deutschkollegen habe ich schon sehr oft gehört, dass sie die Analyse noch nie selbst geschrieben haben. Vielleicht sind die besonders faul, mag sein.

    Ich schreibe sie nicht selbst. Aber ich muss den Text zumindest durchgehen und die möglichen Ergebnisse stichpunktartig herausschreiben, damit ich überhaupt legitime Bewertungskriterien habe - das gilt für Deutsch (das ich nicht unterrichte) wie für Englisch. Wenn man sich da einen faulen Lenz macht, mag man damit durchkommen, aber dass die Bewertungskriterien dann fundiert sind, wage ich zu bezweifeln. Und es würde mich wundern, wenn die SchüerInnen da nicht auch in der Luft hängen, es sei denn, die guten Noten werden verschenkt.

  • Ohne jetzt umfangreich dazu schreiben zu wollen: es gibt existierende Faktorisierungsmodelle bei denen die Faktoren auf Arbeitszeitstudien beruhen. (Für Hamburg gab es mal einen Rechner, den ich vor Jahren auch mal gepostet habe, ich suche ihn aber jetzt nicht noch mal raus.)

    Die immer wieder auftauchende Annahme, dass KuK mit Deutsch und Englisch die höchste Arbeitsbelastung haben und davon profitieren würden, ist so pauschal falsch.

    Es gibt Unterschiede in der Faktorisierung der Fächer: Deutsch, Englisch und die Experimentalfächer sind am höchsten gewichtet, Sport, Musik und Kunst am niedrigsten.

    Es gibt Unterschiede in der Faktorisierung nach Jahrgangsstufen: der Faktor steigt nach oben.

    Punkt 2 überwiegt gegenüber Punkt 1.

    Damals habe ich mal für mich durchgerechnet und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich im Hamburger-Modell etwas weniger unterrichten müsste, als in Niedersachsen, da ich überproportional viel in 11-13 unterrichte.

    Der wesentliche Unterschied in den Faktorisierungsmodellen liegt darin, dass alle Zusatzaufgaben durch Faktoren erfasst werden. Kaum jemand wird bei der Einführung alleine dadurch entlastet, dass er bestimmte Fächer hat, besser fahren meist die KuK, die viele zusätzliche Sachen nebenbei machen. Ein Kollege, der Deutsch und Englisch überwiegend in der Unter- und Mittelstufe unterrichtet und keine weiteren Aufgaben übernommen hat, wird nach einem Faktormodell in der Regel mehr Stunden erteilen müssen, als er das nach dem Debutatsstundenmodell muss.

  • Als Lehrkraft im beruflichen Schulwesen in BW muss ich sagen, dass ich gegen eine Faktorisierung auf der Basis von Fächern bin. Es kommt nicht so sehr auf das Fach an, sondern auf die Schulart und die Klassenstufe. Englisch bei den Erziehern (nur Kurztests) ist anders als Englisch in der Jahrgangsstufe des beruflichen Gymnasiums (Oberstufenklausuren). Schulart, Klassenstufe, Klassengröße, Anzahl der vorgeschriebenen schriftlichen Arbeiten und Anzahl der Prüflinge in Abschlussklassen sind die entscheidenden Faktoren bei uns an der Schule und nicht so sehr die Fächer. Und ja, da geht es manchmal ungerecht zu, wenn zuverlässige Lehrkräfte nur im Gymnasium eingesetzt werden und andere dadurch deutlich weniger korrigieren müssen. Dies gilt für alle Fächer, nicht nur für Deutsch und Englisch.

  • Bei Englisch gebe ich dir, was die Aufgabenformate betrifft recht.

    Aber von Deutschkollegen habe ich schon sehr oft gehört, dass sie die Analyse noch nie selbst geschrieben haben. Vielleicht sind die besonders faul, mag sein.

    Aber in Spanisch ist es genau gleich wiexin Englisch. In Französisch bestimmt auch.

  • Bei Englisch gebe ich dir, was die Aufgabenformate betrifft recht.

    Aber von Deutschkollegen habe ich schon sehr oft gehört, dass sie die Analyse noch nie selbst geschrieben haben. Vielleicht sind die besonders faul, mag sein.

    Ich unterrichte ja nun Englisch und Deutsch und kann sagen, dass sich die beiden Fächer in dieser Hinsicht überhaupt nicht unterscheiden. So wie Bolzbold das für Englisch darstellt, ist es auch in Deutsch.

    Zur Ausgangsfrage:

    Ich bin sehr für eine Faktorisierung, wenn sie denn richtig und gründlich gemacht wird. Und ich glaube, das ist möglich. Ich halte nichts davon, wenn bei jeder angedachten Änderung bezüglich der Messung und Verwaltung von Lehrerarbeitszeit gleich argumentiert wird, das gehe alles nicht, weil wir ja so einen einzigartigen Beruf haben. Auch in anderen Berufen gibt es Home Office und Vertrauensarbeitszeit. Auch in anderen Berufen gibt es Kollegen, die effizienter arbeiten und technische Hilfsmittel zielführend einsetzen und solche, die für jeden Vorgang dreimal so lange brauchen.

    Ich glaube aber, das die Faktorisierung, wenn sie eben gründlich und korrekt durchgeführt würde, am Ende gar nicht so die großen Unterschiede aufreißen würde. Experimente müssten berücksichtigt werden, auch dass Musiklehrer für jede Quatschveranstaltung der Schule irgendwie die musikalische Untermalung auf die Beine stellen sollen, dass Kunstlehrer für jedes Projekt gerne herangezogen werden. Und vor allem eben, dass Fächer mit weniger Arbeiten eben häufig auch mit weniger Stunden unterrichtet werden, was zu mehr Lerngruppen und damit ja dann doch auch wieder zu mehr Korrekturen (+ dem anderen Verwaltungsaufwand für Lerngruppen) führt. Man müsste auch berücksichtigen, welche Fächer wie stark im Abitur (oder anderen Abschlussprüfungen) belastet sind.

    Aus dem Bauch heraus würde ich annehmen, dass ich mit Deutsch und Englisch ein paar Stunden weniger unterrichten würde, vielleicht im Umfang von einer Lerngruppe. Ich würde davon annehmen, dass KuK mit zwei sog. "Nebenfächern", die im Abitur wenig genommen werden, vielleicht im Umfang von einer Lerngruppe mehr unterrichten würden. Aber das ist Bauchgefühl. Vermutlich wäre der Unterschied deutlich geringer.

  • Bin da eher gegen:

    Sprachliche Fächer haben eine künstlich aufgeblähte Korrektur und ineffizienz.

    Diese sollte man zuerst abbauen, entweder mit den Fachschaften oder in Eigenregie (zweites geht natürlich bei Bildungsgängen unter strenger Beobachtung nicht).

    Sprachliche Fächer haben in der Regel nicht starke Innovation/ Inhaltsänderung, die permanente Fachfortbildung in Eigenregie erfordert. In der Schule gibt es keinen anderen, der vom spezifischen fachlichen Inhalt der technischen Fächern etwas versteht.

    Technischer Unterricht erfordert oft Vorbereitungen, von der Materialauswahl, Beschaffung und Wartung, die oft mit den Deputatsstunden abgegolten sind.

    Sportlehrer und Musiklehrer habe dasselbe Problem.

    Ich denke, jeder weiß nach dem Schulpraktikum, aber spätestens nach dem Referendariat, was später kommt.

    Dasselbe gilt auch für Angestellte oder Verbeamtete. Man weiß es vorher bzw. kann es vorher wissen.

  • Ich denke, jeder weiß nach dem Schulpraktikum, aber spätestens nach dem Referendariat, was später kommt.

    [...] Man weiß es vorher bzw. kann es vorher wissen.

    Dieser Spruch gehört aus meiner Sicht neben dem Spruch "Dit hamma schon immer so jemacht!" zu den größten Blockierern von Veränderung und damit auch von Verbesserung.

    Ich weiß nicht, wovor sich vor allem die MINT-Kollegen so fürchten. Wenn die zeitliche Belastung durch Experimente und Wartung etc. so gut messbar ist, kann die ja bei der Faktorisierung berücksichtigt werden, so wie ich es ja oben anrege. Es geht ja hier nicht nur um Entlastung für Korrekturfachlehrer.

  • Dieser Spruch gehört aus meiner Sicht neben dem Spruch "Dit hamma schon immer so jemacht!" zu den größten Blockierern von Veränderung und damit auch von Verbesserung.

    Ich weiß nicht, wovor sich vor allem die MINT-Kollegen so fürchten. Wenn die zeitliche Belastung durch Experimente und Wartung etc. so gut messbar ist, kann die ja bei der Faktorisierung berücksichtigt werden, so wie ich es ja oben anrege. Es geht ja hier nicht nur um Entlastung für Korrekturfachlehrer.

    Der Frust, dass man ein anspruchsvolles Studium durchgemacht hat, um mit dem selben Gehalt abgespeist zu werden. Und dann soll man auch noch mehr unterrichten? Falls das kommt, braucht sich nun wirklich keiner mehr zu wundern, dass niemand Mathe, Physik, Chemie, Informatik unterrichten möchte.

    Und ja, das hier wird jetzt Downvotes Verwirrend-Reaktionen regnen. Bring it on.

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