Unterstützung bei Mobbing und abwertender Behandlung durch Kolleg gesucht

  • Hallo zusammen,

    ich bin Lehrer an einem Gymnasium und habe in letzter Zeit mehrere Vorfälle erlebt, bei denen ich mich diskriminiert und herabgewürdigt fühle – deshalb wende ich mich an euch.

    Sowohl eine Lehrkraft (A14) als auch ein Mitglied der Schulleitung sprechen mich wiederholt mit dem Namen einer Figur aus einer Kinderserie an. Diese Figur ist äußerlich negativ dargestellt und besitzt keine positiven Charakterzüge. Die Bezeichnung wird eindeutig abwertend verwendet. Inzwischen ist der Spitzname sogar bei Schülerinnen angekommen, die mich heute ebenfalls so genannt haben.

    Begonnen hat alles vor Karneval, als mich eine Kolleginnen fragte, ob ich nicht im Kostüm dieser Figur erscheinen wolle – mit der Begründung, ich sähe ihr „ähnlich“. Besonders irritierend war, dass ich zuvor kaum Kontakt zu der betroffenen Kollegin hatte.

    Besonders verletzend war ein Vorfall, bei dem das betreffende Mitglied der Schulleitung zwei Kollegen ein Bild dieser Figur zeigte – offenbar, um deutlich zu machen, dass ich angeblich so aussehe. Das Bild wurde weiter herumgezeigt. Die beiden Kolleginnen, denen das Bild gezeigt wurde, können den Vorfall bezeugen; ich habe Datum und Uhrzeit des Vorfalls dokumentiert.

    Die Kollegin, die das Ganze ursprünglich angestoßen hatte, sprach mich später erneut auf der Treppe an. Ich habe ihr ruhig, aber deutlich gesagt, dass ich ein professionelles und respektvolles Arbeitsverhältnis wünsche und nicht mit solchen Bezeichnungen angesprochen werden möchte – genauso wenig, wie ich sie mit abwertenden Namen ansprechen würde. Sie nahm das zur Kenntnis und ging weiter.

    Wie erwähnt, haben mich heute zwei Schülerinnen ebenfalls mit diesem Namen angesprochen. Ich plane daher, morgen gemeinsam mit einem Kollegen mit den Schülerinnen zu sprechen, um zu klären, woher sie den Namen haben. Ich vermute, dass die Bezeichnung aus dem Unterricht des erwähnten Mitglieds der Schulleitung stammt, das in der entsprechenden Klasse unterrichtet.

    Sollte sich mein Verdacht bestätigen, wollte ich Im Anschluss das Gespräch mit dem Schulleiter suchen, um die Vorfälle offiziell zu melden und mögliche weitere Schritte zu besprechen. Auch rechtliche Schritte ziehe ich inzwischen in Betracht.

    Hat jemand von euch ähnliche Erfahrungen gemacht oder Hinweise, wie ich weiter vorgehen sollte?

    Vielen Dank für eure Unterstützung!

  • Ich finde, dass du, indem du offen mit den Personen sprichst, die das nutzen, schon den Schritt in die richtige Richtung machst.

    Beim Gespräch mit den Schülerinnen würde ich den Schwerpunkt darauf legen, ihnen klarzumachen, dass dies ein respektloses Verhalten ist. Wenn es wieder vorkommt würde ich mir dann Konsequenzen überlegen. In zweiter Linie (also im Nebensatz) kann man nachfragen, wo sie das gehört haben, denn solche Detektivarbeiten bringen oft nicht so viel und beweisen eher, dass du dadurch sehr getroffen fühlst, was den Schülerinnen erst dadurch richtig bewusst wird und sie dann eine vermeintliche "Schwachstelle" sehen. Es ist oft nicht gut, wenn Schüler das so bewusst wird, eher sollten ihnen klar sein, dass ihr Verhalten respektlos ist.

    Wenn du es wieder erlebst, dann würde ich einen Termin bei der Schulleitung machen und diese damit konfrontieren. Schließlich hat die Schulleitung eine Fürsorgepflicht dir gegenüber und das darf nicht Mobbing ausarten. Ich würde deutlich machen, dass ich das nicht möchte.

    Rechtliche Konsequenzen würde ich wegen der Atmosphäre in der Schule (du bist neu dort und willst ja normal im Kollegium ankommen) noch nicht gleich erwähnen. Ich würde es erst auf gutem Weg versuchen und den Leuten rückmelden, dass dich das stört und mit deinem normalen Namen angesprochen werden willst. (Ich überlege mir gerade, wenn ich in der Situation wäre und ich hätte in der Konferenz unter "Verschiedenes" darum gebeten, ich glaube, da hätten sich dann die Verursacher gewünscht sich in Luft aufzulösen. )

    Hilfen über Vorgehensweisen hat ja schon s3g4 angesprochen. Ansonsten fällt mir noch ein, sich eine regionale Coachinggruppe für Lehrkräfte zu suchen (Supervision, kollegiale Supervision o.ä.). Bei uns war so etwas angeboten und das war hilfreich in allen schulischen Belangen.

  • Sag doch den Schülern, du gehst mit ihnen zur SL, wenn sie nicht aufhören. Dann werden sie schon rausrücken, von wem sie das haben und dann gehst du erst recht zur SL.

    Oder ist das nicht angemessen?

  • Und wenn du aus der Not eine Tugend machen würdest, das Ganze etwas zelebrierst, ein Bild dieser Figur an dein Fach hingest...? Manchmal kann man ja auch über einen schlechten Witz und sich selbst lachen. Das Verhalten der Kollegen ist fraglos kindisch, aber vielleicht wäre die Situation so zu retten, wenn du über den Dingen stehst?

    Wenn du darüber hinaus und/oder häufiger angegangen wirst oder weiterhin merkst, dass SuS gegen dich vereinnamt werden, würde ich zur entsprechenden Lehrkraft gehen und sagen, dass du dir negative Bemerkungen über dich im Beisein der Schüler verbittest. Das untergräbt deine Autorität und das weiß er oder sie selbstverständlich auch.

    Zur Schulleitung kann man immer noch gehen, Personalrat einschalten ebenfalls, aber ich würde wegen eines Vorfalls noch keinen Aufriss machen. Vor allem würde ich nicht die SuS fragen, von wem sie das haben! Wenn diese das Gefühl kriegen, sie müssten Partei ergreifen, schlagen sie sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Seite der anderen Lehrkraft, die sie offenbar besser kennen.

  • Und wenn du aus der Not eine Tugend machen würdest, das Ganze etwas zelebrierst, ein Bild dieser Figur an dein Fach hingest...? Manchmal kann man ja auch über einen schlechten Witz und sich selbst lachen.

    Das war gerade auch mein erster Gedanke beim Lesen des Eingangangsposts. Mein Nachname lässt sich auf viele Arten hervorragend "verhunzen", da bin ich mit Selbstironie und humorvollen Gegenoffensiven immer gut gefahren. Aber wenn Schüler*innen nicht aufhören zu lästern (und das nicht "nur" witzig gemeint ist), geht das schon über die Schmerzgrenze. Im Kollegenkreis würde ich es auf jeden Fall ansprechen, so wie u.a. Caro07 es vorschlägt. Dann kann man weitersehen.

  • Und wenn du aus der Not eine Tugend machen würdest, das Ganze etwas zelebrierst, ein Bild dieser Figur an dein Fach hingest...? Manchmal kann man ja auch über einen schlechten Witz und sich selbst lachen. Das Verhalten der Kollegen ist fraglos kindisch, aber vielleicht wäre die Situation so zu retten, wenn du über den Dingen stehst?


    hm...
    übertragen wir es auf eine rassistische Formulierung.
    Würde man auch aus der Not eine Tugend machen?

  • weil die TE klar gemacht hat, dass die Bezeichnung abwertend ist.
    Warum sollte man daraus eine Tugend machen?

    Würde niemand bei einer rassistischen oder ableistischer Bezeichnung auf die Idee kommen.

  • War nur ein Vorschlag von mir. Und ja, Menschen mit Behinderung, Migrationshintergrund oder anderer Religion, Hautfarbe als die der Mehrheitsbevölkerung machen ab und an Witze über sich selbst. Muss man nicht, kann man aber als eine Option.

  • Ich würde es nicht einfach abtun. Als Schülerin hatten wir auch einen Lehrer, der so einen "Spitznamen" hatte. Das wird man nicht mehr los und es ist auch nicht witzig. Mir hat der Lehrer immer leid getan.

  • Und wenn du aus der Not eine Tugend machen würdest, das Ganze etwas zelebrierst, ein Bild dieser Figur an dein Fach hingest...? Manchmal kann man ja auch über einen schlechten Witz und sich selbst lachen. Das Verhalten der Kollegen ist fraglos kindisch, aber vielleicht wäre die Situation so zu retten, wenn du über den Dingen stehst

    Vor 30 Jahren wurde ich auch mal wenig nett aufgrund einer Eigenschaft mit einer Handpuppe verglichen. War nicht schmeichelhaft.

    Dass ich so ähnlich reagier habe, wie Quittengelee es beschreibt, hat dem Spötter aber die Grundlage für seinen Spott entzogen.

    Es kann also funktionieren.

    Wenn es dich aber stört und du so nicht reagieren willst sprich es sachlich und deutlich (nochmal) an.

  • Ich würde es nicht einfach abtun. Als Schülerin hatten wir auch einen Lehrer, der so einen "Spitznamen" hatte. Das wird man nicht mehr los und es ist auch nicht witzig. Mir hat der Lehrer immer leid getan.

    Wie ist der Lehrer seinerzeit damit umgegangen?

    Edit: Ich meinte übrigens nicht "abtun", das wäre, eine bewusste Provokation zu ignorieren. Die Möglichkeit gibt es auch, ich meinte aber etwas anderes. Etwa im Kollegium, A sagt zu C: "geh doch als Räuber Hotzenplotz an Fasching" B fragt: "Kenne ich nicht, wie sieht der denn aus", A sucht im Internet nach einem Bild. C kann nun

    - beleidigt sein

    - enttäuscht sein

    - sich gemobbt fühlen

    - einen Schlapphut mit Feder mitbringen

    - sagen: okay, aber nur, wenn ihr beiden als Kasperl und die Großmutter kommt und eine Kaffeemühle organisiert

    Ich will damit weiß Gott kein Mobbing rechtfertigen, ich bin die erste, die beim ersten Anzeichen von Mobbing auf die Barrikaden geht. In diesem speziellen Fall war aber mein Gedanke eben der oben geäußerte.

  • Dass ich mich scherzhaft als Nilpferd bezeichne, wenn ich mit meinem Mann ins Freibad gehe, würde nicht bedeuten, dass ich von Kolleg*innen oder gar wildfremden Menschen als solches bezeichnet werden dürfte.

    Dass ich mich (sarkastisch!!) als Französin vom Dienst bezeichne, heißt nicht, dass ich seit Jahren nicht darunter leider, dass Menschen einen französischen Akzent nachaffen oder mich fragen, ob ich am Wochenende in Frankreich war. Selbst wenn ich genervt lächle oder einfach nicht antworte, die Tatsache, dass ich keinen ins Gesicht schlage, heißt nicht, dass ich nicht zuhause Heulkrämpfe hatte und es meistens nicht ertrage.

  • Ob da ein A14er oder eine A13erin beteiligt ist, das ist aus meiner Sicht nicht von Belang. Was mich befremdet, das ist die Beteiligung eines Mitglieds der Schulleitung. Das geht überhaupt nicht.

    Wenn ein Mitglied der (erweiterten?) Schulleitung der Ansicht ist, es kann sich so über bzw. gegenüber KollegInnen äußern, dann läuft dort aber einiges schief.

    Das Problem, das ich hier sehe, ist, dass durch die Beteiligung eines Mitglieds der Schulleitung der Eindruck entsteht, dass ein solches Verhalten mittelbar gebilligt wird. Hier würde ich in der Tat dann auch das Gespräch mit dem/der SchulleiterIn suchen.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Es gibt aber je nach Situation und eigener Persönlichkeit aber tatsächlich verschiedene Möglichkeiten, damit umzugehen. Aber dass Kolleginnen und Kollegen (z.T. sogar Vorgesetzte!) das betreiben, geht gar nicht und ich finde, das kann man nicht mehr mit Humor nehmen.

    Ich würde einen letzten Versuch unternehmen, den betreffenden KuK klar zu machen, dass hier Grenzen überschritten werden (eine mail / Nachricht mit mehr oder weniger dem Inhalt, dass man diese Bezeichnung witzig finden mag, dass man Ähnlichkeiten mit der Figur bei Dir sich einbilden mag, dass Du aber einen eigenen Namen hast und darauf bestehst, dass dieser in Gesprächen mit und über Dich verwendet wird.).
    Wenn das nicht hilft, beim nächsten Mal tatsächlich zur Schulleitung.

    Bei Schülern kommt es drauf an, wie Du sonst so mit ihnen auskommst. Da kann ich aus der Entfernung wenig sagen. Kann man offensiv mit Humor nehmen, kann man (wenn die Beziehung gut ist) auch offen ansprechen, dass man das verletzend findet ... man kann auch ganz deutlich sagen, dass das respektlos ist und es zu unterlassen ist. Beim nächsten Mal genau so sanktionieren, als hätte der Schüler / die Schülerin Dich mit einem Schimpfwort belegt.

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