Launenhaftigkeit eines Kollegen

  • Es wäre mir neu, dass zur Einschreibung an der Uni, zur Facharzt-Weiterbildung oder zum Berufsantritt das Ergebnis eines Intelligenztests vorgelegt werden müsste.

    Man kann auch alles bewusst missverstehen wollen. Das passiert vor allem dann, wenn man einzelne Aussagen aus dem Gesamtkontext löst. Im Beitrag von Gymshark wird dieser Kontext jedenfalls sehr deutlich dargestellt und stimmt so auch. Dass sich nicht alle Schülerinnen und Schüler mit dem gleichen Niveau von Aufgabenstellungen und Inhalten beschäftigen (können), ist auch im inklusiven Setting genauso wenig etwas neues wie die Tatsache, dass das auch zu unterschiedlichen Abschlüssen und damit Zugängen zu Berufen führen kann.

  • Und deswegen gehtdas gemeinsame Beschulen meines Erachtens nicht und es war richtig, Kinder mit abweichendem, eine Mehrheit beeinträchtigenden Sozialverhalten gesondert zu beschulen.

    Seltsam. Ich beschule gerade das 4. Kind mit Autismus (jeweils mit Schulbegleitung). 2 davon sind äußerst intelligent und davon profitieren auch Regelschulkinder. Das mit dem abweichenden Sozialverhalten stimmt, es ist aber bei Autisten mehr oder weniger stark ausgeprägt und meine Grundschüler können ziemlich gut mit allen umgehen, auch wenn sie speziell sind. Ist es nicht auch wichtig, das zu lernen?

    Es gibt aber in unseren (Grund)schulen genug Kinder mit massiven Verhaltensauffälligkeiten, spätestens wenn man davon 5 oder 6 in der Klasse hat, kommt man an seine Grenzen. Das sind aber in der Regel Kinder ohne Diagnose. Ich will sagen, nur weil man attestierter Autist ist, gehört man nicht automatisch auf eine Förderschule.

  • Aus meiner Sicht diskutieren wir hier das Thema Inklusion mit demselben Resultat wie bisher.

    Ich hatte bisher immer den Eindruck, dass wir uns (fast) alle einig sind: Inklusion ist toll und schadet niemandem, wenn man genug Geld in die Hand nimmt, um kleine Lerngruppen, durchgehende Doppelbesetzungen, ausreichend Räume für Aufteilungen und notwendige Ausstattung zu finanzieren. Unter solchen Bedingungen würden sich vermutlich (fast) alle für Inklusion auch an ihrer Schule aussprechen.

    Unter den Bedingungen, die wir personell und räumlich an vielen Schulen haben, sehen aber viele die Vorteile noch bei Förderschulen mit kleineren Gruppen.

    Trotzdem gibt es natürlich überall auch engagierte Kollegen und Kolleginnen, die bereit sind Inklusion auch bei schwierigen Bedingungen umzusetzen. Oder es umsetzen müssen und das beste daraus machen.

  • Aus meiner Sicht diskutieren wir hier das Thema Inklusion mit demselben Resultat wie bisher.

    Ich hatte bisher immer den Eindruck, dass wir uns (fast) alle einig sind: Inklusion ist toll und schadet niemandem, wenn man genug Geld in die Hand nimmt, um kleine Lerngruppen, durchgehende Doppelbesetzungen, ausreichend Räume für Aufteilungen und notwendige Ausstattung zu finanzieren. Unter solchen Bedingungen würden sich vermutlich (fast) alle für Inklusion auch an ihrer Schule aussprechen.

    Unter den Bedingungen, die wir personell und räumlich an vielen Schulen haben, sehen aber viele die Vorteile noch bei Förderschulen mit kleineren Gruppen.

    Trotzdem gibt es natürlich überall auch engagierte Kollegen und Kolleginnen, die bereit sind Inklusion auch bei schwierigen Bedingungen umzusetzen. Oder es umsetzen müssen und das beste daraus machen.

    Ich fände es z.B. sehr schade, wenn das autistische Kind, das ich derzeit unterrichte, nicht aufs Gymnasium dürfte. Er ist der intelligenteste von allen und nimmt so gerne Anregungen und Herausforderungen an, löst die schwierigsten Aufgaben. Die Förderschullehrkräfte müssen dann aber auch einen Spagat hinlegen, wenn sie allen Kindern gerecht werden wollen.

  • Ich fände es z.B. sehr schade, wenn das autistische Kind, das ich derzeit unterrichte, nicht aufs Gymnasium dürfte.

    Man spricht ja nicht umsonst vom autistischen Spektrum. Da gibt es ja sehr große Unterschiede.

    Bevor man das gefühlt jedem zweiten Schüler attestiert, hat man gesagt "Der hat seine Dinosaurier Phase".

    Ich glaube eine leichte Autismus Diagnose könnte man vielen, auch Erwachsenen, stellen. Das kann man je nach Ausprägung nicht mal wirklich Inklusion nennen.

  • Ich fände es z.B. sehr schade, wenn das autistische Kind, das ich derzeit unterrichte, nicht aufs Gymnasium dürfte.

    Er kann relativ Problemlos auf das Gymnasium, auch dort findet ganz normale Inklusion über diverse Förderbedarfe statt, auch wenn oft anderes unterstellt wird. Das Kernproblem am Gymnasium ist, dass dort kein zieldifferenter Unterricht geleistet werden kann. So lange es zielgleich ist, lässt sich fast alles andere irgendwie regeln.

  • Es kommt denke ich auf die Ausprägung der Autismus-Spektrums-Störung an. Leichte Fälle können am Gymnasium unterrichtet werden. Bei schweren Fällen kann eine Förderschule mit Schwerpunkt emitionale-soziale Entwicklung Sinn machen. Hier gibt es keine Pauschallösung und es sollte auf den Einzelfall geschaut werden.

  • Seltsam. Ich beschule gerade das 4. Kind mit Autismus (jeweils mit Schulbegleitung). 2 davon sind äußerst intelligent und davon profitieren auch Regelschulkinder. Das mit dem abweichenden Sozialverhalten stimmt, es ist aber bei Autisten mehr oder weniger stark ausgeprägt und meine Grundschüler können ziemlich gut mit allen umgehen, auch wenn sie speziell sind. Ist es nicht auch wichtig, das zu lernen?

    Es gibt aber in unseren (Grund)schulen genug Kinder mit massiven Verhaltensauffälligkeiten, spätestens wenn man davon 5 oder 6 in der Klasse hat, kommt man an seine Grenzen. Das sind aber in der Regel Kinder ohne Diagnose. Ich will sagen, nur weil man attestierter Autist ist, gehört man nicht automatisch auf eine Förderschule.

    Ich schrieb ja auch von Kindern mit "abweichendem, die Mehrheit beeinträchtigenden Verhalten". Ich hattte auch schon Autisten, mit denen es gut funktionierte, und andere Kinder, die ganze Klassen gesprengt haben. Mir ist die Diagnose ziemlich egal; was praktisch nicht funktioniert, müsste anders gelöst werden,und ansonsten sollte das Kriterium der Schulzuordnung allein das Leistungsvermögen sein.

    Irgendjemand schreib hier, dass auch Kinder mit probematischem Sozialverhalten sich nicht gut tun würden - das mag sein, aber ganz nüchtern betrachtet beeinträchtigen sie sich dann immerhin nur gegenseitig und damit in der Summe weniger Kinder, als wenn x verschiedene Klassen davon betroffen sind.

  • Es kommt denke ich auf die Ausprägung der Autismus-Spektrums-Störung an. Leichte Fälle können am Gymnasium unterrichtet werden. Bei schweren Fällen kann eine Förderschule mit Schwerpunkt emitionale-soziale Entwicklung Sinn machen. Hier gibt es keine Pauschallösung und es sollte auf den Einzelfall geschaut werden.

    es gibt keinen leichten oder schweren Autismus, es ist ein Spektrum.

  • und meine Grundschüler können ziemlich gut mit allen umgehen, auch wenn sie speziell sind. Ist es nicht auch wichtig, das zu lernen?

    Vergessen, dazu: warum genau ist das eigentlich wichtig? Ich denke gerade an eine spezielle Klassezurück mit einem Mädchen, das sich ständig von Nichtigkeiten angetriggert gefühlt hat und ausgerastet ist, während man der (wirklich eigentlich sehr netten und sozialen) Klasse erklärt hat, dafür müsse sie Verständnis haben, das Mädchen sei halt neurodivergent und könne das nicht so steuern etc. - funktionierte in den ersten paar Monaten, danach fühlte der Rest sich massiv ungerecht behandelt, wenn das eigene Verhalten mit völlig anderen Maßstäben beurteilt und ggf. sanktioniert wurde. Und ich kanns verstehen. Nenne mir nur einen einzigen Ort außerhalb der Schule, wo es geduldet werden muss, wenn sich jemand ständig nicht im Griff hat? Dieser Mensch wird von jedem Arbeitgeber, Verein, usw. früher oder später vor die Tür gesetzt. Und deswegen ist es eigentlich auch nur bedingt "wichtig" zu lernen, mit so etwas umzugehen, denn realistisch betrachtet hat die Mehrheit der Schüler nach Ende der Schulzeit keine Berührungspunkte mehr mit Menschen mit schwierigem Sozialverhalten (außer, man entscheidet sich aktiv dafür, z.B. im beruflichen Kontext).

  • Relativitätstheorie kann ich jedem erklären.

    Ohne das jetzt direkt als Argument gegen Inklusion zu meinen, aber ist das wirklich so, dass man jedem die Relativiätstheorie alle Fachinhalte erklären kann? Ich vermute mal, dass die Antwort ist, dass nur die Frage ist, wie weit ich das herunterbreche. Dann würde mich interessieren, ob es denn wirklich Sinn macht, Themen so weit herunterzubrechen, bis sie sozusagen kaum mehr Inhalt tragen. Wie gesagt, ich denke da gar nicht unbedingt an Inklusionskinder, sondern eher ganz allgemein. So gesehen ist das vielleicht sogar fast schon OT.

  • Nenne mir nur einen einzigen Ort außerhalb der Schule, wo es geduldet werden muss, wenn sich jemand ständig nicht im Griff hat? Dieser Mensch wird von jedem Arbeitgeber, Verein, usw. früher oder später vor die Tür gesetzt. Und deswegen ist es eigentlich auch nur bedingt "wichtig" zu lernen, mit so etwas umzugehen, denn realistisch betrachtet hat die Mehrheit der Schüler nach Ende der Schulzeit keine Berührungspunkte mehr mit Menschen mit schwierigem Sozialverhalten (außer, man entscheidet sich aktiv dafür, z.B. im beruflichen Kontext).

    Nenn mich naiv - aber es ist u.a. ein Ziel der Inklusion, dass genau das nach der Schule / in der Gesellschaft nicht passiert.

  • Und das jetzt zum Thema Inklusion:

    Er kann relativ Problemlos auf das Gymnasium, auch dort findet ganz normale Inklusion über diverse Förderbedarfe statt, auch wenn oft anderes unterstellt wird. Das Kernproblem am Gymnasium ist, dass dort kein zieldifferenter Unterricht geleistet werden kann. So lange es zielgleich ist, lässt sich fast alles andere irgendwie regeln.

    Ich stimme in der Theorie zu, dass Gymnasien erst dann ein Problem mit Inklusion haben, wenn es um zieldifferenten Unterricht geht. So gesehen ist auch schon die Aussage, die oben irgendwo getroffen worden, dass Kritik an Inklusion eigentlich nie die Inklusion von rein körperlich beeinträchtigten meint - wobei das natürlich so pauschal auch nicht stimmt, Kinder, die völlig blind oder taub sind, wird natürlich keine Regelschule beschulen können, aber ihr versteht schon, was ich meine.

    Dennoch gilt aber auch - und das ist natürlich anekdotisch - dass wir an meiner Schule schon zweimal autistische Schüler "verloren" haben, weil wir mit ihren spezifischen Verhaltensweisen nicht klargekomment sind. Und die waren jetzt nichtmal irgendwie extrem, sondern eben auffällig. Beide hätten meiner Einschätzung nach vom Intellekt her auf jeden Fall Abi machen können und dass wir das nicht auf die Reihe bekommen haben, ist schon irgendwie eine Schande.

  • Es kommt denke ich auf die Ausprägung der Autismus-Spektrums-Störung an. Leichte Fälle können am Gymnasium unterrichtet werden. Bei schweren Fällen kann eine Förderschule mit Schwerpunkt emitionale-soziale Entwicklung Sinn machen. Hier gibt es keine Pauschallösung und es sollte auf den Einzelfall geschaut werden.

    Du bist der Experte.

  • Nenn mich naiv - aber es ist u.a. ein Ziel der Inklusion, dass genau das nach der Schule / in der Gesellschaft nicht passiert.

    In der Arbeitswelt findet Inklusion faktisch aber nunmal nur sehr rudimentär statt und ich persönlich glaube auch nicht, dass sich das ändert, solange Unternehmen primär Ziele der Gewinnmaximierung verfolgen. Das ist eine nette Vorstellung, die im Einzelfall vielleicht auch mal in einem Vorzeigeprojekt realisiert wird, aber für die breite Masse der Förderschwerpunkte GE, LE und ES endet die Rücksichtnahme und gesonderte Behandlung vermutlich nach der Schulzeit.

  • In der Arbeitswelt findet Inklusion faktisch aber nunmal nur sehr rudimentär statt und ich persönlich glaube auch nicht, dass sich das ändert, solange Unternehmen primär Ziele der Gewinnmaximierung verfolgen.

    Wie gesagt - dass sich das ändert ist auch ein Ziel der Inklusion. Und du bestätigst nur, dass es absolut notwendig (wenn sicherlich auch schwierig) ist.

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