Mit Funktionsstelle mit auf Klassenfahrt?

  • Ich weiß, ich wollte mich heraushalten. Aber eine Frage sei mir an dieser Stelle noch erlaubt, gerade, weil du schreibst, der Kreis schließe sich und wir beiden ja am Anfang der Diskussion standen.

    Und damit sind wir wieder bei der schon anfangs hier eingebrachten Situation: Innerhalb des Kollegiums an den einzelnen Schulen muss halt überlegt werden, was dort wichtiger erscheint: möchte man jederzeit Zugriff auf alle SL-Mitglieder in Pausen auch für unvorhersehbare Ereignisse haben oder ist es wichtiger, dass diese auch in Aufsichten eingeplant werden und dann immer noch oft, aber eben nicht immer greifbar sind? Das meine ich gar nicht wertend, beide Ansätze sind möglich und haben ihre Vor- und Nachteile.

    Wie stehst du vor dem Hintergrund dieser Ausführungen zu deiner früheren Aussage, die ich eigentlich nur so verstehen konnte, dass du Aufsichten für Mitglieder der Leitungseben ganz grundsätzlich ablehnst bzw. es sich dir nicht ansatzweise erschließt, warum Mitglieder der Leitungsebene zu Aufsichten herangezogen werden sollen - vom gelegentlichen Einspringen, wenn es mal brennt mal abgesehen:

    Es ist so oder so schon ein Kernproblem in Schule, dass auch in der Leitungsebene viel zu viel operatives Tagesgeschäft landet und damit wesentlich zu wenig Zeit für Qualitätsmanagement und Weiterentwicklung bleibt. Warum man das noch zuspitzen soll, indem man auch die Leitungsebene für Aufsichten u.ä. heranzieht, erschließt sich mir nicht ansatzweise.

  • Ich geb noch mal meinen Senf dazu:


    Ich war Schulleiter, bin jetzt auf eigenem Wunsch stellv. Schulleiter an einer anderen Schule als ursprünglich (und heiden froh darüber; Option zur Nachfolge bei Rente der SL besteht.

    In beiden Positionen, die ich jeweils jetzt ca 3 Jahre inne habe, bin ich auf Klassenfahrt mitgefahren, habe Aufsichten und Vertretungsstunden geschrubbt wenn es notwendig war. Im Vergleich zum normalen Kollegen kann ich aber Vertretungen nicht so einfach bei mir abrechnen, oftmals mach ich da also null für mich aber 100% fürs Kollegium.

    Jeder der ne Funktionsstelle annimmt sollte: bereit sein der arsch zu sein; undankbare Aufgaben zu übernehmen die vom Kollegium nicht gesehen werden etc.

    Die A15 oder A16 heißt deswegen nicht, dass ich mich vor regulären Lehrertätigkeiten drücken sollte. Im Gegenteil, meine Devise ist und war immer: Mit Beispiel voran und nicht aufregen über Kollegen, die nicht den gleichen Standard wie ich ansetzen. Mir fällt aber zunehmend auf, dass hier und auch in anderen Kollegien immer häufiger jeder nur mich auf sich schaut. Das nervt. Mich nervt auch das Geheule von KuK in selber Position, das ich ziemlich häufig höre wenn man auf schulübergreifenden Sitzungen hängt und sich über die kranken KuK ausgelassen wird. Da lobe ich mir den Stoizismus: Nicht über das nachdenken, was ich eh nicht ändern kann.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • ... Und das bedeutet dann eben auch, dass Person A bei Übernahme einer Aufsicht nicht spontan auf unvorhergesehene Vorkommnisse außerhalb der Aufsicht reagieren kann, was Mitglieder der SL-Runde durchaus sehr häufig betrifft. Das bekommt man als "normale" Lehrkraft nur ansatzweise mit und hat das möglicherweise nicht umfassend vor Augen. Im Zweifelsfall sind dann also die entscheidenden Personen zunächst mal nicht greifbar...

    Welche Aufgaben sind das bei deiner Schulart zum Beispiel? Damit es relevant wird, müsste es ja mindestens jede zweite Woche spontan genau zur Zeit der Pause sein. Egal ob Frühaufsicht, mittags Busaufsicht oder vormittags auf dem Hof.

  • Für eine Aufgabe/Funktion erhält man eine höhere Besoldung und auch einen Anteil der Leitungsstunden.

    Es gibt laut Schulgesetz - BaWü und Niedersachsen nachgelesen und ersteres oben zitiert - keinen Grund für ein SL-Team, sich aus Pausenaufsichten selbst zu entlassen. Es sei denn, sie wollen die Atmosphäre im Kollegium ins Pseudo-Hierarchische umpolen. Jedem Kollegium ist in diesem Fall ein kritischer Personalrat zu wünschen, der da dann mal ordentlich Dampf macht.

    Und jedem Lehrer - egal welcher Besoldungsgruppe - steht es gut an, wichtige Besprechungen nicht in die 20 Minuten Pause zu legen und dann den Vorwand anzugeben, deswegen keine Aufsichten zu machen.

    Um‘s mal konkret zu machen: in der Pause trinke ich Kaffee mit Kollegen, esse, gehe ggf. in den Ruheraum oder bereite mich auf die nächsten 2 Doppelstunden innerlich vor. Teamkollegen, die dann ankämen, um irgendwas mit mir zu besprechen - Funktionsträger, die das ja hier angeben - denen würde ich in der Pause aus dem Weg gehen oder sagen: lass uns einen Termin ausmachen, ich kann gerade nicht. Ich würde ggf. auch sagen: es ist gerade Pause. Oder einfach systematisch aus dem Weg gehen.

    Über den Beitrag von Dr. Rakete habe ich mich gefreut, Humor und Selbstironie tun allen gut.

    Und letzten Endes bin ich froh, an einem Gymnasium in BaWü zu arbeiten, wo wir alle an einem Strang ziehen, wo ich genauso wie der stellvertretende Chef Pausenaufsicht mache, ebenso wie die AL, wo wir in den Pausen reden, quatschen, essen, uns ggf. zurückziehen - und wo sich niemand unter dem Deckmantel der „Ich bin unabkömmlich“ vor dem drückt, was er laut Schulgesetz zu tun hat. Jeder, der unterrichtet, macht Aufsicht.

    Und wenn Seph und Co damit an ihrer Schule nicht anecken, dann ist das so, richtig ist es dennoch nicht.

  • Wenn wir in den Pausen mit einem dienstlichen Anliegen zur SL kämen, würde sie uns darauf verweisen, dass jetzt Pause ist und mit uns einen Termin ausmachen.

    Was ist denn da an anderen Schulen los, dass ganze Schulleitungsteams in den Pausen nicht abkömmlich sind, weil sie ständig von Kollegen mit dringlichen Anliegen belabert werden? Alles Erziehungssache. Wir haben momentan nur eine SL, weil die andere Stelle unbesetzt ist, und die bekommt das sogar allein hin.

    Genauso unvorhergesehene Ereignisse. Nachdem weiterführende Schulen ganze Leitungsteams haben, müssen ja nicht alle gleichzeitig diese unvorhergesehenen Ereignisse stemmen. Ihr habt vermutlich auch durchgängig Sekretärinnen, die anwesend sind. Bei uns läutet es in den Pausen oft im Lehrerzimmer und es geht ran, wer da ist.

  • Es sind wahrscheinlich gar nicht die dringlichen Angelegenheiten, die in Pausen geklärt werden, sondern Kleinkramangelegenheiten, für die man nicht extra einen Termin machen will, weil sie sich in ein paar Minuten regeln lassen. Für sowas finde ich in der Pause ansprechbare SL auch angenehmer, als umständlich Termine zu machen und dafür ggf. länger bleiben zu müssen.

  • Wenn ich nicht gerade selbst Aufsicht führen muss, gehe ich oft in der Frühstückspause ins Lehrerzimmer, damit genau diese Ansprechbarkeit gewährleistet ist. Das Lehrerzimmer liegt eine Etage über dem Verwaltungstrakt, so dass man auf dem Weg ins Lehrerzimmer nicht am Verwaltungstrakt vorbeikommt.

    Wir reden hier von einer Nichterreichbarkeit wegen Aufsicht o.ä. als Ausnahme. Ich habe ja in den letzten 20 Jahren so einige Schulleitungen kennengelernt. Keine davon hat sich in der Pause eingeigelt und war so per se nicht erreichbar.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Wenn wir in den Pausen mit einem dienstlichen Anliegen zur SL kämen, würde sie uns darauf verweisen, dass jetzt Pause ist und mit uns einen Termin ausmachen

    Wenn jemand (auf eigenen Wunsch) ib der Pause mit einem dienstlichen Anliegen zu mir kommt, habe ich natürlich Zeit für ihn.

    Meine Pause kann ich auch nach der Pause noch machen.

    Schule ist schön ... und macht Spaß.

  • Seph sprach von regelmäßigen, aber unvorhergesehenen und dringenden Aufgaben, die man als normale Lehrkraft nicht auf dem Schirm habe, für die man in der Pause bereitstehen müsse.

    Da geht's offenbar nicht um das normale angequatscht werden.

  • Meine SL kommt regelmäßig in die Aufsicht, allerdings nicht, um selbst Aufsicht zu führen, sondern um uns Lehrer zu kontrollieren, ob wir die Aufsicht gut genug machen.

  • Wahrscheinlich müssen wir „normale Lehrkräfte“ damit leben, dass „Funktionsträger“, die ja auch besonders kompetent sind, kontrollieren, ob wir Normalos das auch schaffen. 😉

    Also ich hab an verschiedenen Schulen in verschiedenen Positionen erlebt, dass bestimmte Kollegen definitiv kontrolliert werden müssen.
    schärfste Beispiel: prügelei zwischen zwei Schülern direkt neben der Aufsicht…Reaktion null…darauf angesprochen kam nur ein Biss ins Brötchen und „die kriegen sich von allein wieder ein“…ich bin dann doch eingeschritten als einer der Schüler anfing sich einen dickeren abgebrochenen Ast zu schnappen.

    Banalste Beispiel: Kollegen die einfach fast nie ihre Aufsicht wahrnehmen auch wenn sie mehrfach freundlich drauf hingewiesen wurden.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Seph du könntest Quitte ja darlegen, weshalb ihr an eurem BK keine Aufsichten macht bzw. welche Aufgabenverteilung das nicht möglich machte, vllt ist es dann besser verständlich…


    Ich bin als Koordinator 2x pro Woche problemlos dran…

  • Schulleitungen sind schon sehr unterschiedlich. Ich arbeite seit fast 20 Jahren in der Grundschule und habe durch Abordnungen schon so einige Schulen kennengelernt. An einigen Schulen hatten die Schulleitungen eigene Klassen, die Konrektoren sowieso, Aufsichten waren selbstverständlich. An meiner aktuellen Schule ( wohl gemerkt, eine Grundschule) unterrichtet die Schulleitung gar nicht. Ich bin seit 8 Jahren da, die Kollegin hat eine volle Stelle. Nicht eine einzige Vertretungsstunde hat die Schulleitung seitdem unterrichtet. Aufsichten werden selbstverständlich auch nicht gemacht. Der Konrektor unterrichtet ebenfalls mit voller Stelle offiziell 5 Stunden, inoffiziell werden die aber ständig vertreten. Auch keine Aufsicht.

    Jeder geht ja hier von sich aus, ich würde meinen, die hier aktiven Schulleitungen und Stellvertreter sind in der Tendenz eher besonders motiviert. Aber es gibt leider auch die anderen. An meiner Schule ist es tatsächlich extrem, es gibt einen tiefen Graben zwischen Schulleitung und Kollegium. Der Konrektor ist relativ neu und steht dazwischen.

Werbung