Eine Frage an dich persönlich: Wo würdest du die Verhältnismäßigkeit gestorbener Kinder ziehen? Ich möchte das nicht aufrechnen. Aber da du mit Zahlen angefangen hast, hast du ja vielleicht eine Meinung dazu. Wie viele palästinensische Kinder dürfen gerechterweise verhungern?
Kinder als Opfer zu nennen, weckt automatisch starke Emotionen. Wer mit Zahlen über tote Kinder argumentiert, weiß, dass Zuhörer kaum kritisch hinterfragen, sondern sofort betroffen sind. Der Intelektuelle und Schriftsteller Almadhoun erwähnt nicht, dass es einen entscheidenden Unterschied macht, ob jemand bewusst ein Messer ergreift, um Kinder zu töten (wie es die Hamas tut ) oder ob Kinder in einem Krieg durch Fehlentscheidungen, Chaos oder Kollateralschäden ums Leben kommen. Israel verfolgt keine Strategie, gezielt Kinder zu töten. Im Gegenteil: Der Staat informiert die Zivilbevölkerung seiner Gegner über bevorstehende Militäroperationen, um Leben zu schützen, auch wenn dies taktische Nachteile und Risiken für die eigenen Soldaten bedeutet. Das, was du machst, ist ein klassischer Trick, um antisemitische Narrative zu verbreiten, ohne sie explizit zu nennen.
Dass Almadhoun diesen Trick auch anwendet, erkennt man daran, dass er behauptet, auf Dresden seien 3,9 kT TNT abgeworfen worden, auf Gaza dagegen 100 kT. Auf Hiroshima sei eine Sprengkraft von 13 kT gefallen, während Gaza das Achtfache erlitten habe. Durch die Vergleiche mit Hiroshima, Dresden oder Atombomben wird so ein emotional starkes Feindbild aufgebaut, das Israel als moralisch illegitim oder unmenschlich darstellt. Genau diese Art der Gleichsetzung ist ein klassisches Element in antisemitischer Rhetorik: ein Staat der Juden wird unproportional mit den schlimmsten historischen Verbrechen der Menschheit verglichen, um ihn zu delegitimieren.