"Verlorene Schafe" zurück in die Herde holen

  • Aus aktuellem Anlass möchte ich die Frage stellen, wie Ihr, soweit in Schulleitungsfunktion, mit KollegInnen umgeht, die "verloren gegangen" sind.

    Damit meine ich KollegInnen, die ihr Engagement auf das allernötigste reduziert haben, sich von allen zusätzlichen Aufgaben oder Veranstaltungen fernhalten und auch bei einer A14-Stelle die ihr übertragenen Aufgaben nicht oder unzureichend übernehmen und in ihrem ganzen Auftreten deutlich machen, dass sie unzufrieden sind oder bereits in die innere Emigration gegangen sind.
    Ausgehend davon, dass ein Kollegium zu ungefähr einem Drittel aus hochmotivierten und engagierten, einem Drittel aus durchschnittlich engagierten und einem Drittel aus "verlorenen" besteht, bedeutet dies eine nicht unerhebliche Belastung für das obere Drittel.

    Ich würde diese "verlorenen" KollegInnen gerne zurückholen bzw. dabei helfen, ihren Weg in die Herde zurückzufinden.

    (Nur zur Klarstellung: Mit Herde meine ich nicht eine unbewegte, farblose Masse an Menschen, die sich ohne eigenen Willen nach dem Willen des Schäfers bewegen.)

    Wie würdet Ihr das anstellen?

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Dass es dazu keine einfache Patentlösung gibt, wissen wir wohl leider alle. Aber ich bin auch am Austausch möglicher Ansätze sehr interessiert. Wir hatten uns dazu von einiger Zeit erst einmal einen Überblick verschafft, wer eigentlich genau was in Schule so macht. Das lief zunächst über eine Abfrage in unserem schulinternen Portal mit der Bitte, einfach mal die über Unterricht und damit verbundene Tätigkeiten hinausgehenden Aufgaben/Tätigkeiten einzutragen. Dabei hatten wir auch schon einige Aufgaben mit benannt, die noch zu vergeben sind und das Ziel formuliert, dass sich jeder in irgendeiner Form mit einbringen möge, wohlwissend, dass die Aufgaben teils sehr unterschiedlich umfangreich sind.


    Wir waren doch einigermaßen (durchaus positiv) überrascht, was da so alles zusammenkam. Der nächste Schritt waren dann direkte Gespräche mit den Kolleginnen und Kollegen zum aktuellen Stand und Möglichkeiten der Weiterentwicklung, allen voran natürlich diejenigen, die sich da noch nicht irgendwo wiederfinden konnten. In einigen wenigen Fällen hatte sich dann auch klar herauskristallisiert, dass es wirklich noch unbekannte Belastungsfaktoren gab, die eine Mitwirkung derzeit schwierig erscheinen lassen, oftmals wurden aber zumindest kleinere Aufgaben mit übernommen. Komplette Verweigerungshaltungen sind dann wirklich nur noch Ausnahmefälle, auch wenn es zunächst nach mehr "verlorenen" aussah.

  • Aus aktuellem Anlass möchte ich die Frage stellen, wie Ihr, soweit in Schulleitungsfunktion, mit KollegInnen umgeht, die "verloren gegangen" sind.

    An dieser Stelle dachte ich kurz, du hättest den Fall der Kollegin, die 15 Jahre nicht in der Schule aufgetaucht ist, zum Anlass genommen mal eure Personalliste durchzugehen und einen vergleichbaren Fall gefunden.

    Ich bin zwar nicht Schulleitung, kenne die Probleme aber trotzdem.

    - Mache dir klar, dass sich manche Menschen nur begrenzt durch Motivation packen lassen. Wer sich einmal daran gewöhnt hat, mit minimalem Aufwand zu Arbeiten, wird sich sehr schwer damit tun, dies wieder merklich zu steigern.

    - Wenig Engagement ist für sich genommen erst mal niemandem vorzuwerfen. Die Frage ist: kommt derjenige seinen dienstlichen Pflichten nach und erledigt er seine Aufgaben. Es ist legitim, einfach nur seine Arbeit zu machen. Das ist in der Kommunikation wichtig, weil Gespräche schnell abgleiten, wenn man allgemein über "mangelnde Motivation und Engagement" redet, die Kritik muss konkret sein.

    - Will man KuK dazu bekommen, mehr zu arbeiten (und darauf läuft es letztlich hinaus, da sollte man dann auch nicht um den heißen Brei herum reden), dann sollte man objektivieren, wo der Betroffene zu wenig arbeitet. Gerade bei A14ern kann man da eine Sache meines Erachtens nicht genug betonen: Es muss klar definierte Aufgabenpakete geben, in denen alle mit der Stelle verbundenen Aufgaben festgehalten sind. Ich finde es immer wieder erschreckend, wie viele Schulen überhaupt nicht klar definieren, was sie genau von "Fachgruppenleitung" erwarten. So lange man das nicht macht, kann man sich schwerlich darüber beklagen, dass der Fachgruppenleiter seine Arbeit unzureichend macht.

    - Gerade bei A14ern finde ich es wichtig, dass man regelmäßig mit den Menschen spricht und sie auch einfach mal fragt, ob sie mit den Inhalten ihrer Funktion noch zufrieden sind. Man kann nach 10 Jahren auch einfach mal einen Wechsel der Aufgaben nötig haben.

    - Es wird immer KuK geben, die man nur noch sehr begrenzt mit Maßnahmen erreichen kann. Grundsätzlich habe ich auch Verständnis, dass Motivation und Belastbarkeit im Laufe des Berufsleben nachlassen. Wichtig ist, dass "nachgeordnete" KuK nicht darunter leiden und dann die Arbeit für jemanden mitmachen. Problematisch ist es, wenn so jemand dann an einer Schnittstelle sitzt (zB als Fachobmann A14) und der Zuständigkeitsbereich nicht mehr funktioniert. Dann darf man letzten Endes auch nicht davor zurückschrecken, Aufgaben von Oben neu zu verteilen, und so jemandem dann andere Funktionen zuzuweisen. Es gibt auch mögliche A14-Aufgaben, an denen wenig für andere KuK dran hängt, und bei denen relativ wenig Spielraum bei der Ausübung vorhanden ist.

  • Mir fehlen da auch innovative Ideen. Moebius hat es eigentlich schon alles auf den Punkt gebracht.

    • Klare Aufgabenbeschreibung von zB A14-Aufgaben mit Zielsetzung, Meilensteinen und regelmäßigen Gesprächen (z.B. immer Anfang des Schuljahres mit Abgleich von Ist und Soll). Erwartungshaltung schriftlich fixieren und gemeinsam ausformulieren. Hilfe anbieten.
    • Wechsel der A14-Aufgabe, wenn sie nicht ausreichend ausgefüllt wird. Dann zu einer Aufgabe, die der Person eher liegt.
  • Je nach Größe des Kollegiums. Mir fallen unterschiedliche Dinge dazu ein:


    - interessant ist es, mit allen (oder in Gruppen) an der Frage nach den Visionen zuarbeiten. Da ist häufig zu beobachten, wer Energie hat, Schule zu entwickeln und eigene Ideen und Vorstellungen zu verwirklichen und wer den Ort nur als Arbeitsplatz sieht, an dem es mit Minimalaufwand Geld zu verdienen gibt. Und manchmal zieht die gemeinsame Frage nach den Visionen dann diejenigen mit, die ein Stück weit in ihrer täglichen Routine zu verschwinden drohen und die auf einmal wieder Auftrieb und neue Energie bekommen.

    - regelmäßige Mitarbeitergespräche für alle, mit Fragen zur eigenen Zufriedenheit und mit Zielen, die Einzelne sich setzen. Da gewinnt man einen guten Einblick auch dazu, wie die Belastung ist, wer sich in welchem Bereich engagieren möchte oder auch warum jemand kein Interesse hat, sich irgendwo einzubringen. Je nach Bereitschaft zur Offenheit kann man auch erkennen, wo sich vielleicht jemand zurückzieht, weil er sich nicht gesehen fühlt / sich übergangen fühlt/ mit bestimmten Arbeitsbedingungen nicht einverstanden ist etc. Manchmal hilft ein Mitarbeitergespräxc auch, aufzudecken, wo vielleicht Interessensgebiete liegen und wo bestimmte Fortbildungen besucht werden sollten, die dann zu einer höheren Qualifikation und zu mehr Zufriedenheit im Job führen.

    - (Online-) Umfrage der Schulleitung zu Themen, die die Zufriedenheit in der Schule betrifft. Hier zeigt sich manchmal in anonymer Version, was vielleicht dazu führen könnte, dass das Engagement zurückgegangen ist oder gar nicht erst entstehen kann.

    - Wie bei Schülerinnen und Schülern läuft Motivation von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu Leistung ganz viel über Beziehungsarbeit. Ist nicht zu unterschätzen.

    Bei Funktionskräften, die ihre Vorbildfunktion nicht erfüllen, Aufgaben nicht erledigen, die eigentlich ihrer Funktion entsprechen o.ä. hilft vermutlich nur ein klares direktes Gespräch. Ich habe hier selbst Erfahrung, aber noch keine gute Lösung gefunden.
    Hm, da sind vermutlich keine neuen Ideen dabei…

  • - Wenig Engagement ist für sich genommen erst mal niemandem vorzuwerfen. Die Frage ist: kommt derjenige seinen dienstlichen Pflichten nach und erledigt er seine Aufgaben. Es ist legitim, einfach nur seine Arbeit zu machen.

    Die Frage wäre natürlich: Was ist "einfach nur seine Arbeit machen" Was sind dienstliche Pflichten?

    Das geht über den eigenen Unterricht hinaus. Schulen sind verpflichtet, in verschiedensten Bereichen tätig zu sein, Ansprechpartner zu haben etc. Diese Aufgabe sind mehr als das, was über A14-Beauftragungen (oder Entlastungsstunden) abgedeckt werden kann. Beispiele: Curriculum Mobilität, Suchtprävention, Gefahrstoffbeauftragte, Sammlungsbetreuung in allen Fächern mit Samlungen, Fachleitungen, ...

    Nice to have wären vielleicht Bibliothek oder Schulhomepage.

    Manches (Arbeitsintensive) wird über A14 oder Entlastung abgedeckt. Was davon, ist sicherlich von Schule zu Schule (und Bundesland zu Bundesland) unterschiedlich.

    Die Liste aller Aufgaben außerhalb von Unterricht wäre lang. Sehr lang. In der Konsequenz bedeutet dies, dass jede Lehrkraft einer Schule mindestens eine (kleinere) Aufgabe zusätzlich zum eigenen Unterricht übernimmt und hierfür verantwortlich ist.

  • - Wie bei Schülerinnen und Schülern läuft Motivation von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu Leistung ganz viel über Beziehungsarbeit. Ist nicht zu unterschätzen.

    Bei Funktionskräften, die ihre Vorbildfunktion nicht erfüllen, Aufgaben nicht erledigen, die eigentlich ihrer Funktion entsprechen o.ä. hilft vermutlich nur ein klares direktes Gespräch. Ich habe hier selbst Erfahrung, aber noch keine gute Lösung gefunden.
    Hm, da sind vermutlich keine neuen Ideen dabei…

    Das sind zwei Aspekte, die ich einmal aus Deinem ausführlichen Beitrag herauspicken möchte. (Danke für den Beitrag als Ganzes.)

    Ersteres mache ich, seitdem ich an der Schule bin, ganz bewusst, was bei den betroffenen KollegInnen auch gut ankam. Sie fühlten sich gesehen, gehört und ernst genommen. Einige kannten das so gar nicht.

    Das mit den Funktionskräften ist so eine Sache... da müssen wir demnächst ran und die Aufgabenzuschnitte verbindlicher definieren.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Das mit den Funktionskräften ist so eine Sache... da müssen wir demnächst ran und die Aufgabenzuschnitte verbindlicher definieren.

    Dazu fällt mir noch ein: Ich habe einen sehr detaillierten Geschäftsverteilungsplan erstellt. Dafür habe ich alle, die in meinem multiprofessionellem Team unterwegs sind, meinen Vordruck gezeigt mit den leeren Kästchen, die es zu füllen galt. Und habe alle darum gebeten, diese selbst zu füllen, also die Aufgabenbereiche selbst zu definieren. (Hintergrund: bei mir sind nicht nur Aufgaben unerledigt, die eigentlich gemacht werden sollen, sondern es gibt auch Aufgaben, für die mehrere Menschen sich verantwortlich fühlen, und das hat dann immer zu Konflikten geführt). Dann habe ich mit den Personen über das gesprochen, was sie für sich als Aufgaben definiert hatten. Teilweise wurde dann klar, dass sie einige Sachen nicht wirklich machen - dann habe ich es entweder aus dem Kasten rausgelöscht oder wir haben abgesprochen, dass dieser Aufgabenbereich in Auskunft besser im Blick sein muss. Oder es wurde eben deutlich, dass jemand sich mit Dingen beschäftigt, die nicht zu den eigentlich übertragenen Aufgaben zählen, und die wurden auch gelöscht. Das ganze habe ich transparent gemacht. Und damit war dann für alle offensichtlich und klar, wer was macht, jeder hat seine Aufgabenbereiche kritisch hinterfragt und es wurde außerdem deutlich, wer wieviel an Arbeit hat, wer Ansprechperson wofür ist und welche Aufgaben offen sind und verteilt werden müssen. Das war für mich sehr hilfreich und hat deutlich gemacht, welche Funktionen an welche Entlastungsstunden geknüpft sein sollten.
    Es funktioniert dadurch nicht alles reibungslos, aber ich kann wenn nötig auf diesen Geschäftsverteilungsplan verweisen. Und da der schulintern öffentlich ist, ist dann auch sichtbar, wenn ein Funktionsträger erstaunlich wenig Aufgaben meistert… oder wenn eine Sekretärin bereit ist, Aufgaben zu übernehmen, die eigentlich Lehrkräfte selbst machen könnten…

  • Keine Schulleitung aber mal die Sicht eines "durschnittlichen Performers". Mich drängt es momentan eher zum unteren Drittel als zum oberen Drittel. ganz einfach, weil ich zumindest das Gefühl habe, dass das obere Drittel schon gefüllt ist und es dort ein gewissen "Halo"-Effect gibt, sodass jeder Handschlag von diesen von der Schulleitung grundsätzlich positiver aufgenommen wird, als wenn ein anderer Kollege diesen Handschlag machen würde. Daher habe ich zumindest aufgehört ins obere Drittel zu streben und gemerkt, dass es recht gemütlich ist, sich am Rand zum unteren Drittel aufzuhalten. Was meine ich damit. Ich tue meinen Job so gut, dass ich mich zum einen im "rechtlichen" Rahmen befinde (sprich Dienst nach Vorschrift) und zum anderen noch ruhig schlafen zu können, sodass ich nicht das Gefühl habe anderen zur Last zu fallen. Beispielsweise helfe ich am Ende einer Veranstaltung noch mit aufzuräumen, werde aber einen Teufel tun bei jeder zusatzaufgabe "hier und ja" zu schreien.

    Ein weiteres Problem ist "die gefühlte Arbeitszeit". Ich tracke persönlich nicht meine Arbeitszzeit und versuch Sie einfach nur grob nach Gefühl einzuhalten. Und da kommt dann jede zusätzliche Aufgabe vor wie unbezahlte Überstunden machen.

    Was könnte mich dazu bewegen, wieder mehr zu tun? Gute Frage. Vermutlich nur durch Dinge, die man innerhalb der einzelnen Schule nicht zu verantworten hat. Beispielsweise eine deutliche Entlastung hinsichtlich administrativer "nebenaufgaben" und inklusion, sodass man Puffer hat, um zusätzlich Dinge zu tun, die einem auch selbst spaß machen oder zumindest, dass man nicht das gefühl hat "und das soll ich zusätzlich auch noch machen?" Hier wäre es nötig einen konkreten Arbeitszeitnachweis zu haben. Ich glaube ich würde motivierter Zusatzaufgaben warnehmen, wenn ich wüsste, dass ich in den letzten Monaten "zu wenig" gearbeitet habe.

    Wenn du aber konkrete Vorschläge willst, die man als Schulleitung umsetzen könnte. Dann wäre es ein Anfang Dinge wertzuschätzen, die von Personen gemacht werden, die nicht im oberen Drittel schwimmen und noch besser ist es diese Einteilung gedanklich erst garnicht zu äußern. Wie hier schon einige geschrieben haben, kann man als Schulleitung nicht hinter jedem Kopf sehen und sieht nur dass die eine Person mehr zusätzlich macht als die andere. Das die Andere evtl komplett andere "Probleme" hat als die erstere (Beispielsweise kürze Dienstzeit und daher braucht man länger um Unterricht vorzubereiten oder einfach nur schwierige Lerngruppen, die den persönlichen Akku einfach mehr Aufbrauchen, ganz zu schweigen von den unterrichteten Fächern, die unterschiedlich Zeit veranschlagen)

  • Erst einmal danke für die Rückmeldungen bis hier. Das meiste von dem, was hier an Ideen und Vorgehensweisen genannt wurde, wird gegenwärtig gemacht bzw. steht jetzt demnächst an.

    Ich möchte noch zwei Aspekte von Moebius aufgreifen, über die ich noch ein wenig nachdenken muss.

    "- Mache dir klar, dass sich manche Menschen nur begrenzt durch Motivation packen lassen. Wer sich einmal daran gewöhnt hat, mit minimalem Aufwand zu Arbeiten, wird sich sehr schwer damit tun, dies wieder merklich zu steigern.

    Der Mensch als Gewohnheitstier - ja, das kann ich isoliert nachvollziehen. Aber das würde letztlich bedeuten, dass man hier nichts bewegen kann.

    - Wenig Engagement ist für sich genommen erst mal niemandem vorzuwerfen. Die Frage ist: kommt derjenige seinen dienstlichen Pflichten nach und erledigt er seine Aufgaben. Es ist legitim, einfach nur seine Arbeit zu machen. Das ist in der Kommunikation wichtig, weil Gespräche schnell abgleiten, wenn man allgemein über "mangelnde Motivation und Engagement" redet, die Kritik muss konkret sein."

    Da sind wir schnell in dem Bereich der Pflichten, die laut ADO über den eigentlichen Unterricht und die damit unmittelbar verbundenen Aufgaben hinausgehen - hier § 10 Abs. 1. Daraus ergibt sich dann die Frage, wieviel Einsatz man beispielsweise bei der Planung und Durchführung von Schulfesten o.ä. erwarten kann.

    "Bekomme ich dafür Entlastungsstunden"?
    "Bekomme ich dafür eine A14-Stelle?"

    Das sind die Fragen, die dann als Reaktion auf die Bitte, dieses oder jenes zu übernehmen kommen. Ich finde diese Anspruchshaltung schwierig, zumal ja auch hinlänglich bekannt ist, dass es von beidem nicht genügend gibt...

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Ich kann das absolut nachvollziehen - irgendwann ist auch einfach gut.
    Ich glaube, es ist ein Fehler im System. Deswegen bin ich auch absolut für eine vernünftige Zeiterfassung.
    Der Schulleitung geht es vielleicht genauso wie dir und sie meint, dass sie sich von der Schulaufsicht zu wenig wertgeschätzt fühlt.
    Nur - wo soll das hinführen?
    Jeder arbeitet noch im rechtlichen Rahmen und die Länder merken, dass die Schule entlastet werden müssen.
    Vielleicht ändert sich dann etwas.
    Oder es wird trotzdem nichts gemacht und es geht am Ende zu Lasten der Schüler*innen?
    Ich habe keine Ahnung. 🤷🏻

  • "Bekomme ich dafür Entlastungsstunden"?
    "Bekomme ich dafür eine A14-Stelle?"

    Das sind die Fragen, die dann als Reaktion auf die Bitte, dieses oder jenes zu übernehmen kommen. Ich finde diese Anspruchshaltung schwierig, zumal ja auch hinlänglich bekannt ist, dass es von beidem nicht genügend gibt...

    Entlastungsstunden würde ich nicht erfragen, sehr wohl aber, an welchen Aufgaben ich denn dann kürzen soll, denn meine Arbeitszeit ist ja bereits völlig für andere Aufgaben verplant. Ich habe kein Problem damit, weniger Unterricht zu planen, aber dann soll mir die Schulleitung das so sagen.

  • Entlastungsstunden würde ich nicht erfragen, sehr wohl aber, an welchen Aufgaben ich denn dann kürzen soll, denn meine Arbeitszeit ist ja bereits völlig für andere Aufgaben verplant. Ich habe kein Problem damit, weniger Unterricht zu planen, aber dann soll mir die Schulleitung das so sagen.

    Wenn Du so argumentierst, könntest Du immer sagen, dass Du "voll" bist und nichts darüber hinaus mehr machen kannst. Man könnte seine Unterrichtsvorbereitung ja auch böse gesprochen künstlich aufblähen...

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Die Zeiterfassung wird zu ganz vielen Problemen führen - sofern sie überhaupt annähernd realistische Werte für einzelne Tätigkeiten ausweist.

    Es läuft dann alles auf zu wenig Personal hinaus, das eben nicht auf Bäumen wächst. Also muss dann getrickst werden, dass das Ganze trotz Zeiterfassung wieder passt. Es wird dann Pauschalen für einzelne Tätigkeiten geben, die lächerlich gering bemessen sein werden. Beispielsweise 10 Minuten durchschnittliche Korrekturzeit für eine vierstündige Deutsch-LK-Klausur.

    Das Ganze wird vielen derjenigen, die noch motiviert und engagiert sind, den Rest geben.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Mal so als 0-8-15-Schaf gesprochen: Ich brauche halt ne Vision bzw. ein Ziel.

    Ich würde mich als überdurchschnittlich belastbar einschätzen und habe grundsätzlich eine hohe Arbeitsmoral. Ich wähle aber sehr genau aus, wo ich Zeit investiere.

    In meinen ersten Jahren waren meine Arbeitsstunden im Job gesundheitsgefährdend hoch, dies zahlt sich jetzt jedoch aus: Die Vorbereitung geht leicht und schnell von der Hand. Das Kerngeschäft erfordert also nicht mehr meine gesamte Soll-Arbeitszeit (außer zur Korrektur-Hochsaison).

    Daher habe ich meine Fühler nach weiteren Betätigungsfeldern ausgestreckt und bin vielerorts nicht auf Interesse und Förderung gestoßen, sondern eher auf Gleichgültigkeit bis Gegenwind. Schnell habe ich kapiert, dass Engagement keinen Einfluss aufs Gehalt hat, also sollte schon wenigstens emotional etwas dabei rumkommen.
    Ich habe mich also umorientiert, investiere viel Zeit ins Hobby, wozu auch eine AG an der Schule gehört sowie in Aufgaben in Komissionen etc.. Dort finde ich Austausch mit engagierten Kolleg*Innen, fühle mich gefordert und gefördert und kann mich weiterentwickeln. Die Schule hat davon aber erstmal nichts.
    Es bleibt also Potential für die Schule ungenutzt, weil mir andere Dinge deutlich mehr Spaß machen und mehr für mich dabei herumkommt (und das meine ich explizit nicht finanziell!). Vielleicht ist das aber auch einfach der Zeitgeist, es geht gerade auf dem Land gerade hart um die Unterrichtsabdeckung, egal wer, egal was, hauptsache es macht jemand. In ein paar Jahren, wenn die schwachen Jahrgänge in den weiterführenden Schulen ankommen, und sich die Lage etwas entspannt, ist vielleicht einfach wieder mehr Luft da. Ich mache einer Schulleitung keinen Vorwurf, wenn sie vor lauter Mangelverwaltung und Umsetzung dümmlicher Vorgaben aus dem Ministerium die Innovation links liegen lässt.
    In unserem Bundesland ist die Schulleitung ohnehin ein zahnloser Tiger. Nahezu alle sind Beamte, es gibt faktisch keine Beförderungen, Beurteilungen haben einer albernen Quote zu folgen und interessieren eh niemanden...es geht also nur über eine Vision, mit Druck ist nichts zu erreichen.

  • Noch ein Gedanke, mit dem ich keine Erfahrung habe, was ich aber schon mehrfach gehört habe: Es gibt Schulen, die vor Beginn des Schuljahres in einer Arbeitsgruppe alle Aufgaben sammeln, die halt einfach gemacht werden müssen. Dann werden die Aufgaben - je nach Aufwand - mit „Punkten“ versehen. Auch Klassenleitungen werden da mit einbezogen. Zu Beginn des Schuljahres werden dann in einer Gesamtkonferenz - abhängig von der Gesamtanzahl der Aufgaben und dem Deputat - festgelegt, wer wieviele „Punkte“ übernehmen muss, und dann suchen sich alle Lehrkräfte entsprechend ihres Punktekontos Aufgaben aus.

    Ich bin immer nicht sicher, ob das ein guter Weg ist, Aufgaben zu verteilen, denn das bedeutet ja noch nicht, dass diejenigen, die Aufgaben übernehmen, das auch wirklich und engagiert machen. Aber es istzumindest transparent…

  • Mal so als 0-8-15-Schaf gesprochen: Ich brauche halt ne Vision bzw. ein Ziel.

    Ich würde mich als überdurchschnittlich belastbar einschätzen und habe grundsätzlich eine hohe Arbeitsmoral. Ich wähle aber sehr genau aus, wo ich Zeit investiere.

    In meinen ersten Jahren waren meine Arbeitsstunden im Job gesundheitsgefährdend hoch, dies zahlt sich jetzt jedoch aus: Die Vorbereitung geht leicht und schnell von der Hand. Das Kerngeschäft erfordert also nicht mehr meine gesamte Soll-Arbeitszeit (außer zur Korrektur-Hochsaison).

    Daher habe ich meine Fühler nach weiteren Betätigungsfeldern ausgestreckt und bin vielerorts nicht auf Interesse und Förderung gestoßen, sondern eher auf Gleichgültigkeit bis Gegenwind. Schnell habe ich kapiert, dass Engagement keinen Einfluss aufs Gehalt hat, also sollte schon wenigstens emotional etwas dabei rumkommen.
    [...]

    In unserem Bundesland ist die Schulleitung ohnehin ein zahnloser Tiger. Nahezu alle sind Beamte, es gibt faktisch keine Beförderungen, Beurteilungen haben einer albernen Quote zu folgen und interessieren eh niemanden...es geht also nur über eine Vision, mit Druck ist nichts zu erreichen.

    Das hätte auch von mir stammen können.

    Bei mir ist es aktuell so, dass ich noch im Anfangsstadium der Schulleitungstätigkeit stecke, was grob dem damaligen "Junglehrer" entspricht. Ich habe aktuell Visionen (brauche dafür aber keinen Arzt) und Ziele, die ich an meiner Schule verfolgen bzw. umsetzen möchte.

    Sollte das eines Tages nicht mehr so sein, werde ich gehen bzw. etwas anderes machen. Wenn man sich einmal von seiner ersten Liebe äh Schule getrennt hat, fällt einem das beim zweiten oder dritten Mal dann bedeutend leichter.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Noch ein Gedanke, mit dem ich keine Erfahrung habe, was ich aber schon mehrfach gehört habe: Es gibt Schulen, die vor Beginn des Schuljahres in einer Arbeitsgruppe alle Aufgaben sammeln, die halt einfach gemacht werden müssen. Dann werden die Aufgaben - je nach Aufwand - mit „Punkten“ versehen. Auch Klassenleitungen werden da mit einbezogen. Zu Beginn des Schuljahres werden dann in einer Gesamtkonferenz - abhängig von der Gesamtanzahl der Aufgaben und dem Deputat - festgelegt, wer wieviele „Punkte“ übernehmen muss, und dann suchen sich alle Lehrkräfte entsprechend ihres Punktekontos Aufgaben aus.

    Ich bin immer nicht sicher, ob das ein guter Weg ist, Aufgaben zu verteilen, denn das bedeutet ja noch nicht, dass diejenigen, die Aufgaben übernehmen, das auch wirklich und engagiert machen. Aber es istzumindest transparent…

    Vielen Dank - das ist gar keine so schlechte Idee.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Noch ein Gedanke, mit dem ich keine Erfahrung habe, was ich aber schon mehrfach gehört habe: Es gibt Schulen, die vor Beginn des Schuljahres in einer Arbeitsgruppe alle Aufgaben sammeln, die halt einfach gemacht werden müssen. Dann werden die Aufgaben - je nach Aufwand - mit „Punkten“ versehen. Auch Klassenleitungen werden da mit einbezogen. Zu Beginn des Schuljahres werden dann in einer Gesamtkonferenz - abhängig von der Gesamtanzahl der Aufgaben und dem Deputat - festgelegt, wer wieviele „Punkte“ übernehmen muss, und dann suchen sich alle Lehrkräfte entsprechend ihres Punktekontos Aufgaben aus.

    Ich bin immer nicht sicher, ob das ein guter Weg ist, Aufgaben zu verteilen, denn das bedeutet ja noch nicht, dass diejenigen, die Aufgaben übernehmen, das auch wirklich und engagiert machen. Aber es istzumindest transparent…

    Interessante Idee. Danke dafür!

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