Wie geht ihr dem Corona-Virus entgegen?

  • Hier haben sich ja einige intensiv mit allen möglichen Zahlen befasst, deshalb frage ich. Ich selbst habe 2 Wochen nur einen flüchtigen Blick auf Corona-Zahlen geworfen, da es mich verrückt macht; heute mal etwas mehr.


    Seit Tagen/Wochen wird überall (Pressekonferenzen, Medien, Netz, ...) erklärt, dass Deutschland Spitze in der Bekämpfung der Pandemie ist. Eine Studie soll uns sogar weltweit auf Platz 2 nach Israel sehen. Wurde in den Medien groß gefeiert.


    Rufe ich die Zahlen von

    https://www.worldometers.info/…e_countries_today_wrapper

    auf und wähle Europa und dann Infizierte je 1 Million bzw. Tote je 1 Million und sortiere aufsteigend, dann hat Deutschland innerhalb der EU (wirklich EU, ohne Schweiz, GB, ...) jeweils den Platz 17 von 27. Das ist auf keinen Fall Spitze, wohl eher schlechtes Mittelfeld.


    Natürlich hat es Frankreich, Italien, Spanien härter getroffen, aber warum reden fast alle über die "Schlusslichter". Normalerweise sollte man sich doch mit den Besten vergleichen.

    Wie können wir so tun, als wären wir so erfolgreich? Ich verstehe das nicht.


    Nebenbei: Die wirklich Erfolgreichen sind das medizinische Personal und die Menschen, die sich an die Regeln halten, nicht die, die sich mit den Ergebnissen brüsten.

    Für Conni: שמי מרים

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    Töten im Krieg ist nach meiner Auffassung um nichts besser als gewöhnlicher Mord. (Einstein)

  • Du scheinst eine recht selektive Wahrnehmung für Argumente zu haben.


    Eine funktionierende Wirtschaft ist die Grundlage eines leistungsfähigen Gesundheitssystems. Auf den Zusammenhang zwischen BIP und Lebenserwartung habe ich bereits hingewiesen. Du scheinst das offenbar völlig zu ignorieren.


    Noch ein individuelles Beispiel aus meinem Leben:


    Die Mutter meiner ehemaligen Partnerin, Polin, 100 km von meinem Wohnort im Berliner Speckgürtel entfernt wohnhaft, erkrankte an einer sehr aggressiven, seltenen Krebserkrankung. Behandelbar, aber Kosten für das Gesundheitssystem gegen 1.000.000 €. Das polnische Gesundheitssystem trägt diese Kosten nicht. Menschen, die in Polen daran erkranken, müssen sterben. Sie konnte über Umwege in Deutschland gemeldet werden und hier wurde sie behandelt. In Deutschland überleben die an diesem Krebs erkrankten Menschen. (Im konkreten Fall wurde dann seitens Deutschland aufgrund europäischer Verträge Polen die Rechnung gestellt).


    Und jetzt erkläre du mir hier bitte nochmals den Widerspruch zwischen Wirtschaft und Humanismus in Bezug auf Corona und die Folgekosten für das Gesundheitssystem aufgrund des Lockdowns.


  • Der Vergleich macht nur innerhalb der westlichen Industrienationen Sinn, und auch da ist es schwierig, geeignete Kriterien zu finden. Gemessen an den Toten pro Bevölkerung liegen zum Beispiel die meisten ehemaligen Ostblockstaaten vor uns - mit deutlich geringerer Lebenserwartung, die Risikogruppe existiert dort kaum, da die Leute nicht das entsprechende Alter erreichen. Viele andere Staaten testen praktisch gar nicht, oder liefern politische Daten.

    Was für mich dafür spricht, dass Deutschland mit der ganzen Geschichte relativ gut umgegangen ist:

    - wie haben weitestgehend keine Übersterblichkeit, also nicht auffällig mehr Tote als in anderen Jahren ohne Corona. Es konnte also verhindert werden, dass in großer Zahl Menschen verstorben sind, die ohne Corona nicht gestorben wären.

    - die Letharlität ist niedrig bei sehr hoher Testzahl, es gibt also in Deutschland vermutlich ein vergleichsweise keines Dunkelfeld, so dass auch nicht unbedingt damit zu rechnen ist, dass viele unerkannt an Corona verstorben sind oder die Krankheit noch irgendwo unerkannt zirkuliert.

    - das deutsche Gesundheitssystem war nicht überlastet und zu keinem Zeitpunkt hat die Gefahr bestanden, dass Erkrankte nicht adäquat behandelt werden können.

    - die Fallzahlen sind nach einem Maximum deutlich schneller und nachhaltiger gefallen, als in anderen Staaten.

    Daraus jetzt ein Ranking zu machen ist immer schwierig. Wenn du einfach mal so sortierst, wie du gesagt hast und dir dann mal ehrlich die Frage stellst, in welchen der Länder, die da formal besser als wir liegen, du wirklich leben wollen würdest, relativiert sich die Liste automatisch recht deutlich.

  • Rufe ich die Zahlen von

    https://www.worldometers.info/…e_countries_today_wrapper

    auf und wähle Europa und dann Infizierte je 1 Million bzw. Tote je 1 Million und sortiere aufsteigend, dann hat Deutschland innerhalb der EU (wirklich EU, ohne Schweiz, GB, ...) jeweils den Platz 17 von 27. Das ist auf keinen Fall Spitze, wohl eher schlechtes Mittelfeld.

    Das allein ist doch kein Kriterium für gutes oder schlechtes Krisenmanagement. Ich finde auch diese komische Ranking, das Du erwähnst, ausgesprochen zweifelhaft, da stehen nämlich auch Länder wie China und Japan ganz weit vorne mit dabei, auf deren Zahlen man wohl nicht allzu viel geben braucht. Ich weiss wirklich nicht, ob es sich lohnt, alles noch mal von vorne zu erklären. Ja, Albanien z. B. hat ganz wenige Infektionen und auch kaum Tote, trotz der Nähe und grossen Verbundenheit zu Italien. Weisst Du auch, zu welchem Preis? Ich nenne Albanien als Beispiel, weil ich durch einen Kontakt noch eine vage Vorstellung davon habe, was da gerade abgeht. Die Schweiz und Luxemburg stehen relativ weit vorne mit dabei bei der Todesfallstatistik. Trotzdem ist das Krisenmanagement in beiden Ländern vorbildlich. Man muss sich schon auch damit befassen, wie es in diesen beiden Ländern z. B. überhaupt zu so vielen Infektionen kam. Und man muss auch sehen, dass in diesen beiden Ländern z. B. Leute sterben, die anderswo schon längst tot wären. Auch das habe ich in den letzten Tagen schon mehrfach geschrieben. Dann schau, wie erfolgreich die Länder jeweils in der Eindämmung der Ausbreitung des Virus waren. Das sagen Dir nicht die absoluten Zahlen, sondern die wöchentliche Abnahme der Neuinfektionen und diesen Trend findest Du z. B. hier (auch schon mind. 5 x verlinkt):


    https://aatishb.com/covidtrends/


    Wähl einfach mal Deutschland und Italien im Vergleich an und staune darüber wie flach der "Sinkflug" der Italiener im Vergleich leider immer noch aussieht. Da fragt man sich allmählich schon, ob die das in diesem Jahrhundert noch in den Griff bekommen wollen.

  • Das kann man so tatsächlich nicht sagen, denn es ist absolut nicht mehr nachvollziehbar, welche Massnahmen des Lockdowns genau was bewirkt haben. Darin besteht übrigens Konsens unter allen schlauen Leuten. Länder wie Italien oder Spanien waren eben vor dem Lockdown schon am A***.


    Interessant ist an der Stelle übrigens, dass die meisten Leute immer noch nicht mit relativen Zahlen umgehen können. Die Metropolregion New York kommt auf ungefähr gleich viele Covid-19-Tote pro 100000 Einwohner wie der Kanton Genf.

    Findest du dich nicht ein wenig arrogant? Natürlich weiß keiner, welche Maßnahmen genau was bewirkt hat. Aber die schlauen Leute wissen, das ein unbegrenztes Wachstum des Virus die Wirtschaft mindestens genauso geschädigt hätte. Ein einfacher es würde ja eh nur die alten und totkranken Menschen sterben, stimmt einfach nicht. Das sehen wir im Ausland. Genauso ist ein großer Teil des wirtschaftlichen Schadens durch die Pandemie ansich entstanden. Es kauft halt gerade keiner deutsche Autos, die Deutsche Politik kann nichts daran ändern, wenn Lieferketten aus dem Ausland nicht funktionieren. Wir können es nicht ändern, wenn andere Länder die Grenzen zu machen. Und Einbrüche bei Gastronomie etc. wären auch so entstanden. Keiner hat Lust Essen zu gehen, wenn die Gefahr einer Infektion im Raum steht.


    Dein zweiter Absatz erinnert mich an "Glaube keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast." Das Kanton Genf hat knapp 500.000 EW, die Region 22 Mio und New York selber 10 Mio. Wenn du vergleichen möchtest, müsstest du also die komplette Schweiz mit New York City vergleichen. Und wenn ich das richtig sehe, gab es in der Schweiz 30.000 infizierte und knapp 2000 Tote. New York City 160.000 bei 17.000 Toten. Sieht schon anders aus, oder?

  • Danke, ich habe mir das durchgelesen.

    Das mit der Lebenserwartung ist klar für Italien, Frankreich, Spanien oder Schweden, aber auch da ist Deutschland nur Platz 16:https://de.statista.com/statis…der-europaeischen-region/


    Wenn du einfach mal so sortierst, wie du gesagt hast und dir dann mal ehrlich die Frage stellst, in welchen der Länder, die da formal besser als wir liegen, du wirklich leben wollen würdest, relativiert sich die Liste automatisch recht deutlich.

    Ich habe nicht gesagt, dass ich dort leben möchte sondern nur, dass ich nicht glaube, dass wieder einmal Deutschland so spitzenmäßig ist.


    Und wenn du mich so fragst. Ich möchte Österreicherin sein. Die sind besser durchgekommen und vor allem wäre ich dort schon Rentnerin, mit einer deutlich höheren Rente als die, die ich einmal bekommen werde. Die Schweiz wäre auch nicht schlecht. :)

    Für Conni: שמי מרים

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    Töten im Krieg ist nach meiner Auffassung um nichts besser als gewöhnlicher Mord. (Einstein)

  • Dein zweiter Absatz erinnert mich an "Glaube keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast." Das Kanton Genf hat knapp 500.000 EW, die Region 22 Mio und New York selber 10 Mio. Wenn du vergleichen möchtest, müsstest du also die komplette Schweiz mit New York City vergleichen. Und wenn ich das richtig sehe, gab es in der Schweiz 30.000 infizierte und knapp 2000 Tote. New York City 160.000 bei 17.000 Toten. Sieht schon anders aus, oder?

    Ich glaube dazu ist wirklich nichts mehr zu sagen. Du erliegst wie so viele andere der Medienhysterie der grossen Zahlen. Zumal mich New York wirklich genauso wenig interessiert wie Ecuador. Beides hat mit dem Geschehen hier bei uns überhaupt nichts zu tun.

    • Offizieller Beitrag

    Bei uns hieß es, irgendwie solle jeder Schüler jede Woche einen Lehrer (m/w/d) sehen. Ob's das nun bringt? Also ansteckungsmäßig ungünstig und trotzdem lerntechnisch nicht hilfreich.

    Ich kann vom Klassenraumfester auf den Hof winken und man kann mich dabei sehen. Zählt das? (Lerntechnisch nicht wesentlich weniger hilfreich aber ansteckungstechnisch hilfreicher.)

  • Vollständig Off-Topic:


    Conni: Bei jedem deiner Beiträge stolpere ich mich über deine Signatur. :)

    Unicode geht doch auch: меня совут болцболдова

    Das kann zwar nicht jede/jeder lesen, ist aber gerade deswegen schön. ;)

    Für Conni: שמי מרים

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  • Vollständig Off-Topic:


    Conni: Bei jedem deiner Beiträge stolpere ich mich über deine Signatur. :)

    Unicode geht doch auch: меня совут болцболдова

    Das kann zwar nicht jede/jeder lesen, ist aber gerade deswegen schön. ;)

    Ich könnte es tatsächlich lesen. :)

  • Um was zu erreichen? Sag doch mal konkret, was Du Dir davon erhoffst.

    Die relativ starken Einschränkungen haben Corona gebremst. Das muss man fortsetzen noch ein paar Wochen. Wenn die Reproduktionskennzahlen sehr niedrig sind, können immer mehr einzelne Dominoeffekte gestoppt werden. Dann ist es kein nicht nachvollziehbarer Flächenbrand mehr, sondern einzelne Brandherde können identifiziert, nachvollzogen und gezielt bekämpft werden.


    Die aktuellen und angekündigten Lockerungen kommen viel zu früh. Auch die immer offener angedachte bewusste Opferung der Alten und Kranken wird diese Fehlentscheidungen nicht korrigieren können. Die zweite Welle wird noch viel schlimmer. Auch für die Wirtschaft.

  • Ich schreib mal, wie man connis Signatur in Deutsch ausspricht: menja sawut Bolzboldowa

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Vollständig Off-Topic:


    Conni: Bei jedem deiner Beiträge stolpere ich mich über deine Signatur. :)

    Unicode geht doch auch: меня совут болцболдова

    Das kann zwar nicht jede/jeder lesen, ist aber gerade deswegen schön. ;)

    Du hast das Mjakisnak vergessen...

    das ist doch n weiches L

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • "Ärzte beobachten bei mit dem Coronavirus infizierten Patienten extreme Thrombosen - und stehen vor einem Rätsel: Denn noch ist unklar, warum sich die Gerinnsel bilden. Doch sie erklären, warum bei manchen Patienten die Beatmung nicht anschlägt. Wird das Rätsel geknackt, könnte das Leid vieler Menschen gelindert werden."

    "Das Risiko einer Thrombose durch COVID-19 sei so hoch, dass Patienten "möglicherweise prophylaktisch Blutverdünner verabreicht werden sollten", schreibt ein Forscherteam um den New Yorker Arzt Behnood Bikdeli in der Zeitschrift "Journal of The American College of Cardiology". "Ich habe in meiner Karriere hunderte Blutgerinnsel gesehen, aber noch nie so viele anormale extreme Fälle", sagt Bikdeli."


    https://www.gmx.net/magazine/n…vid-19-patienten-34656890

    Der Grund warum ich gerade aus der Präsenzpflicht raus bin.

  • Die Schweiz wäre auch nicht schlecht

    Du willst in einem Land leben in dem es bezogen auf die Gesamtbevölkerung 3 x mehr Covid-Tote gibt als in Deutschland? Ich glaube spätestens an der Stelle sollte der Fehler klar werden den Du in Deinen Überlegungen machst.

  • Finde ich sogar weniger schlimm als zu unterstellen, dass man nicht schlau genug ist... Und nein, ich bin glaube ich alles andere als naiv.

  • ah okay, danke, ich hatte aus Versehen meine Frage dazu gelöscht.


    Bei uns hieß es, irgendwie solle jeder Schüler jede Woche einen Lehrer (m/w/d) sehen. Ob's das nun bringt? Also ansteckungsmäßig ungünstig und trotzdem lerntechnisch nicht hilfreich.

    Verstehe das auch nicht.
    Dadurch wird das Risiko sich zu infizieren doch exponential größer. Erst soll man ganz zu Hause bleiben, dann notbetreuuen, dann die Abschlussklassen und Prüfungen und nun jedes Kind einmal sehen. Dann hat jedes Kind mal mit jedem Lehrer „Kontakt“ gehabt.
    Somit kommen auch mehr Schüler in die Schule, auf jeden Fall mehr als momentan.


    Und die, die sich jetzt schon nicht am Reim reißen können werden es bei noch mehr „Kumpels“ auch nicht. Und selbst wenn die SuS die Sicherheitsabstände etc einhalten, dann wird dies auf den Schulwegen nicht mehr möglich sein oder nicht gemacht (Siehe Post mit dem Auto und 5 SuS). Die Politik erreicht damit ja zwangsläufig eine nicht Einhaltung und Aufrechthalten des Social distancing.


    An den Schulen, an denen die SuS schon älter sind wird mit öffentlichen Gefahren oder sich halt ein Auto geteilt mit mehreren, da der Geldbeutel nicht gefüllt ist (zB BK). Aber anscheinend wird darüber nicht nachgedacht oder die Politik macht hier die Augen zu.

  • dass man nicht schlau genug ist...

    Das ist nur deine Interpretation dessen was ich geschrieben habe. "Nicht schlau genug" habe ich dich nicht genannt. Psychologisch gesehen ist es ja nachvollziehbar, dass Leute sich durch grosse absoluten Zahlen eher beeindrucken lassen als durch kleine absolute Zahlen, die aber relativ gesehen erheblich beunruhigender sein können. Und genau das kackt mich an der Berichterstattung in den Medien auch unwahrscheinlich an, dass sie damit die Ängste der Leute manipulieren. Schlussendlich kann es dir absolut wie relativ vollkommen wurscht sein wie viele Leute in New York sterben, weil das nicht in Deutschland liegt. Es betrifft dich persönlich nur dann, wenn du Leute dort kennst. Wie viele Leute in Genf so sterben (und es sind eben relativ gesehen ganz schön viele), das betrifft mich persönlich dann doch erheblich. Erstens habe ich dort ne Weile gelebt und zweitens lebe ich immer noch im gleichen Land mit dem gleichen Gesundheitssystem. Deswegen weiss ich die Zahlen auch gut einzuschätzen und bin dann doch nur mässig beunruhigt davon.

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