Fehlende Motivation und Schweigen der SuS

  • ... und dann noch die Unfähigkeit, e, E und ε auseinanderzuhalten.

    Ja, e ist v.a. nicht etwa 1,602*10^-19 C, sondern 2,718... (ist doch die Euler'sche Zahl).

    Und E ist sowohl die Energie als auch das elektrische Feld, womit wir wieder bei dem Thema "richtiges Verwenden von Formeln" wären.

    Bei Einheiten wird es dann erst richtig "fies"

    s = Sekunde

    Kann aber auch das Formelzeichen für den zurückgelegten Weg sein.

    In diesem Zusammenhang:

    An der Tafel steht: v = a*t = 2 m/s² * 2 s = ?

    "Was soll ich jetzt für m/s² und s eingeben?"

    "Das ist die Einheit"

    "Achso"

    (Hatten wir ja auch noch nie! Nein!)

  • Ich höre immer nur vom Kommunikativgesetz.

    Besser, als wenn sie erst gar keine Ahnung haben, dass es so etwas gibt...


    Wenn du versuchst, die Rechenregeln der bool'schen Algebra nach Erarbeitung nochmal am Beispiel der Mathematik zu verdeutlichen und nur Fragezeichen siehst...Und dir anschließend der Mathe-Kollege erzählt, ja, die können wirklich nicht Ausklammern etc...


    (Hier liegt noch ein Stapel Klassenarbeiten, ich weiß jetzt schon, dass es da einige Experten gibt, die Aufgabenstellungen nicht oder nur halb gelesen haben oder, es nicht geschafft haben abzuleiten was zu tun ist...)

  • V.a. müssen manche SuS Formeln, die wir gefühlt 1000 mal im Unterricht genutzt haben (und die irgendwann echt sitzen müssten), noch in der Formelsammlung suchen ... einige nutzen dann garantiert die falsche Formel (entweder eine in einem komplett falschen Sachzusammenhang, da sie nicht gerafft haben, welche Bedeutung die Buchstaben bei Q = CU haben (z.B.), sie nicht den Unterschied zwischen einer gleichförmigen und gleichmäßig beschleunigten Bewegung kennen (und sich dann wundern, warum bei v = a * t weder a noch v angegeben ist, sondern nur s und t (um v mit v = s/t auszurechnen) oder eine Formel finden, wie wir so noch nie im Unterricht genutzt haben und sich dann beschweren, was denn das Integralzeichen vor der Formel soll (Äh ... ja). Oder noch besser: Wenn man im Unterricht jede Stunde eine bestimmte Formelsammlungsseite genutzt hat, kommt dann noch die Frage, auf welcher Seite denn die Formeln stehen (mal davon abgesehen, dass es auch sowas wie ein Stichwortverzeichnis gibt).

    Dass dann die Zeit nicht ausreicht, ist schon klar.


    Oder in M/ Phy die Aufgaben, die wir im Unterricht gerechnet haben, zu Hause noch mal durchrechnen bzw. im Unterricht mitrechnen und nicht nur vom Banknachbarn/ von der Tafel abschreiben ...

    Es reicht eben nicht, wenn man sich am Abend vorher die Aufgaben(lösungen) noch mal durchliest und nachvollziehen kann.

    Hast du heimlich im Unterricht meiner 12er gesessen?! Besondere Stilblüten des vorgestern korrigierten Klausursatzes:

    1. F = m*a, teilt durch m -> m:F = a

    2. v ist gesucht (Es war die Energie des Objektes und dessen Masse gegeben). Schüler schreibt: "s und t sind nicht definiert, Aufgabe nicht lösbar".


    In Anbetracht der Tatsache, dass sogar ein selbst geschriebenes Minibook mit allen relevanten Formeln mitnehmen durften...

  • Antimon,

    wenn nur eine Person schläft kann ich darüber schmunzeln, wenn es aber mehr die Hälfte der Klasse ist, ist es schon sehr störend.

    Danke für Deinen Hinweis was "verstehen" bedeutet. Für mich ist das selbstverständlich, aber ich denke, dass Du Recht hast und das ein "Missverständnis " zwischen mir und den SuS ist.

  • Oder in M/ Phy die Aufgaben, die wir im Unterricht gerechnet haben, zu Hause noch mal durchrechnen bzw. im Unterricht mitrechnen und nicht nur vom Banknachbarn/ von der Tafel abschreiben ...

    Es reicht eben nicht, wenn man sich am Abend vorher die Aufgaben(lösungen) noch mal durchliest und nachvollziehen kann.

    Der Klassiker "Haben Sie noch andere Aufgaben?". Nein, mach gefälligst die aus dem Unterricht mal nochmal, statt nur Ergebnisse anzufotografieren.

  • CDL,

    Vielleicht erreichst du den einen oder anderen, wenn du ihnen deutlich machst, dass es um ihre Ziele geht und du sie zum einen auf ihre Abschlussprüfungen vorbereitest- die sie zumindest alle bestehen können sollen, wofür die kontinuierliche Mitarbeit im Unterricht unerlässlich ist, weil man dann weniger Lernstress am Ende hat. Zum anderen aber es ja auch schlichtweg um berufsrelevante Kompetenzen geht, die ihnen ihr weiteres Berufsleben ein klein wenig erleichtern können.

    Ist das denn nicht selbstverständlich? Falls nein, verstehe ich nicht, warum?


    Eine Redekette könnte ich mir gut vorstellen, wenn es so viele Fragen/Antworten gibt wie SuS, so dass jeder mal drankommt. In kleineren Klassen habe ich das schon gemacht. Da klappte es auch insgesamt besser mit der Mitarbeit.


    Ich habe eine Klasse mal gebeten eine zuvor besprochene und beschriftete Schemazeichnung in Worte zu fassen. Das hat keiner(!) hinbekommen. Sie waren überfordert. Ich fand das seltsam. Ich werde von den SuS auch öfter aufgefordert, ihnen ganz konkret zu sagen, was sie auswendig lernen sollen. Wenn ich dann sage, dass es darum geht, den Stoff zu verstehen und später anwenden zu können, verstehen sie das nicht.


    Mit "Vokabellisten" für Fachbegriffe habe ich inzwischen auch begonnen. Das funktioniert recht gut.

    (Ich verstehe allerdings nicht so richtig, warum sich die SuS solche Listen nicht selbst erstellen.)


    Danke für Deine Erklärungen und Dein Lob!

  • Flipper79 und Antimon,

    wie reagiert ihr denn, wenn die SuS sich über etwas lauthals und vorwurfsvoll beschweren, was eigentlich ihrer Unfähigkeit zuzuschreiben ist?

    Bzw. wie schafft ihr es, das nicht persönlich zu nehmen?

  • MarieJ,

    wie ist denn die Reaktion der SuS, wenn Du sie aufforderst nach Hause zu gehen und dort zu schlafen?

    Formulierst Du das als Angebot oder als Befehl?

    Es ist eine „Entweder setzen Sie sich vernünftig hin oder Sie gehen“ - Aufforderung.

    Ein „Angebot“ ist der Unterricht.

    Aber falls jemand wirklich sehr müde ist, soll sie nach Hause gehen. Das haben auch schon welche getan.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Flipper79 und Antimon,

    wie reagiert ihr denn, wenn die SuS sich über etwas lauthals und vorwurfsvoll beschweren, was eigentlich ihrer Unfähigkeit zuzuschreiben ist?

    Bzw. wie schafft ihr es, das nicht persönlich zu nehmen?

    Letztens wollte mir ein Schüler anhand seiner Unterrichtsaufzeichnungen versuchen zu vermitteln, dass wir das im Unterricht ja genauso aufgeschrieben hätten (er hatte irgendeinen für mich nicht nachvollziehbaren Lösungsweg gewählt).

    Ja! Teile davon hatte ich tatsächlich an die Tafel geschrieben (sogar bei der gleichen Aufgabe), aber eben nicht an der Stelle, die er meinte.

    Ich schaute mir seine Unterlagen an und er hat es genauso falsch abgeschrieben, wie er es in der Klausur notiert hat (den Rechenweg habe ich immer noch nicht kapiert). Ich habe ihm dann an den Kopf geknallt, dass er noch nicht mal richtig abschreiben könnte (war nicht sehr freundlich, aber daraufhin hat er seine Klappe gehalten). Normaler Weise formuliere ich das aber etwas netter. Je nachdem welcher Kandidat es ist, sage ich ihm aber schon sehr deutlich, dass wir diese Aufgabe schon so ähnlich im Unterricht gerechnet haben/ die Aufgabe absoluter Standard ist und er sich überlegen sollte, ob er Physik weiterhin schriftlich wählen möchte (oder wenn er es als AF gewählt hat, ob das die richtige Wahl sei). Wenn er es schriftlich weiter wählen müsse, müsse er deutlich mehr lernen.


    Der Klassiker "Haben Sie noch andere Aufgaben?". Nein, mach gefälligst die aus dem Unterricht mal nochmal, statt nur Ergebnisse anzufotografieren.

    Ja :angst:


    Oder die Frage nach einer versemmelten Klausur, was er denn machen könne, um die schlechte Note auszugleichen (indirekt die Hoffnung durch ein vn Wikipedia abgeschriebenes Referat die Note zu retten). Wenn man dann sagt, dass er sich mündlich beteiligen können, kommt nur ein enttäuschter Blick und in den Folgestunden auch nix (selbst bei Auswertungen von Experimente, wo jeder halbwegs mitdenkende Schüler etwas dazu beitragen kann, wenn er denn will ... und wenn es nur das Vortragen der experimentellen Ergebnisse ist.) :autsch:

  • wie erreichst Du dieses Ziel des Mitlernens heute?

    Ich weiß gar nicht, ob ich das erreiche. Ich mache mir jedenfalls nicht mehr die Mühe, extrinsisch gegen die intrinsische Dismotivation der Schülerinnen anzuarbeiten. Möglichkeiten mitzzmachen, gibt es in meinem Unterricht wie in jedem anderen auch. Wer mitmacht, bekommt positive Rückmeldungen. Wer seine Zeit absitzen möchte, soll das tun. Wer stört, fliegt raus.


    Gelegentlich spreche ich Schülerinnen gezielt an, frage sie etwas, das ich für einfach genug halte. Oder ich sehe bei einer Übungsaufgabe einen richtigen Schritt im Heft. Dann schicke ich sie an die Tafel. Oft trauen sie sich nicht, weil sie nicht wissen, ob das richtig ist.


    Bei der Klausurrückgabe spreche ich mit jeder Schülerin über den Leistungsstand. Da bekommen die auch individuslisierte Tipps, wie man besser zum Fach finden kann. Manche nutzen diese Hilfe, manche nicht.


    Was soll ich sagen, das Übliche halt.

  • Wenn man dann sagt, dass er sich mündlich beteiligen können, kommt nur ein enttäuschter Blick und in den Folgestunden auch nix (selbst bei Auswertungen von Experimente, wo jeder halbwegs mitdenkende Schüler etwas dazu beitragen kann, wenn er denn will ... und wenn es nur das Vortragen der experimentellen Ergebnisse ist.)

    Ich sage gegebenenfalls schon mal, das auch das Vortragen einer Hausaufgabe eine Beteiligung am Unterricht ist. Einige schaffen es dann, sich (mit Hilfe) so vorzubereiten, dass sie etwas an die Tafel schreiben können und vielleicht etwas dazu sagen können. Dann haben wir ein Packende, an dem wir ziehen können.

  • indirekt die Hoffnung durch ein vn Wikipedia abgeschriebenes Referat die Note zu retten

    Ich hatte mal zwei Schüler:innen die haben unter die ersten drei Mathe LK Klausuren geschrieben "ich weiß, die Klausur war nicht gut, kann ich bitte ein Referat halten?"

    Beim ersten Mal habe ich sie gelassen, mit dem Hinweis, dass ein Referat ein zusätzliche Note im Bereich der sonstigen Leistungen sei und ganz sicher keine Klausur ausgleichen könne.

    Bei der zweiten Klausur habe ich das gleiche gesagt. Da das erste Referat der beiden (sie hatten sich dann zusammen getan) allerdings wirklich gut war, habe ich sie es nochmal machen lassen.

    Bei der dritten Klausur habe ich zufällig der Lehrerin, die sie in der EF hatten, davon erzählt und sie berichtete, dass die beiden das auch in der EF schon viermal durchgezogen hätten. Darauf hin habe ich den beiden dann gesagt, dass sechsmal nach einer Klausur ein freiwilliges Referat halten wohl ausreichend genug sei, um zu merken, dass es eher wenig bringt. Ich habe ihnen dann auch gesagt, sie könnten ja regelmäßig vorrechnen. Das haben sie auch gemacht, leider meistens im Aufgabenbereich I.


    Besonders schön (nicht!) finde ich es auch immer, wenn eher schwache Schüler:innen plötzlich perfekte Hausaufgaben haben, allerdings mit Rechenverfahren, die wir noch gar nicht besprochen haben. Wenn man dann fragt "wie bist du darauf gekommen" kommt immer "meine Nachhilfe hat das so gesagt". Erklären können die Schüler:innen es dann immer nicht und sind beleidigt, wenn man ihnen keine zusätzliche eins auf schreibt.


    Nachtrag zum Verstehen: in einem meiner jetzigen Oberstufenkurse in Mathe ist ein riesiges Problem, dass einige Schüler:innen meinen, es reiche aus, mir oder auch einem/einer Mitschüler:in beim Vorrechnen zuzugucken und dann als Übung die Lösung nochmal abzuschreiben. Wie die darauf kommen, weiß ich nicht. Sie verstehen auch nicht, dass sie dadurch nicht lernen, irgendwas selbstständig zu machen. Rechnen wir mal eine Aufgabe nicht vor, sondern vergleichen nur die Ergebnisse, haken sie die Aufgabe unter "kann ich eh nicht" ab.

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