Weg mit den Hausaufgaben ?!

  • Ich stelle mir gerade vor, wie ich vor der Klasse Verwaltungskram etc erledigen kann, weil meine Schüler in der Stunde eine Inhaltsangabe, Analyse etc. verfassen. Für meine persönliche Ressourcen wären keine Hausaufgaben ein Träumchen, aber in bestimmten Fächern nicht haltbar

  • das ist übrigens meiner Meinung nach DAS Problem der "hausaufgabenfreien Ganztagsschule". Es funktioniert nie im Leben für die Fremdsprachen und Lesefächer.

    Darum ist Vokabeln lernen und Lektüre lesen dort meistens die Ausnahme, die zusätzlich auch noch zu Hause und nicht nur in den Arbeits/Lernstunden erledigt werden muss.

    Funktioniert bei uns sehr gut.

  • Deshalb liebe ich gebundene Ganztagsschulen.

    Dort gibt es keine Hausaufgaben, sondern zusätzliche Übungsstunden mit Lehrer:innen und nicht mit Eltern, die teils nur bis zu bestimmten Jahrgangsstufen helfen können.

    Mit Hausaufgaben verstärkt man meines Erachtens lediglich den Faktor, dass Bildung vom Elternhaus abhängig ist.

    Das kann ich aus meiner persönlichen Beobachtung nur unterstreichen.

    Wir haben vor etlichen Jahren deshalb auf gebundenen Ganztag gewechselt.

    Für meine Schülerklientel war das eine deutliche Verbesserung.


    Neben der fehlenden Hilfe zu Zeiten als es noch Halbtagsschule und Hausaufgaben gab, hatten die auch ganz oft viel elementarere Probleme: Kein Schreibtisch, ganze Wohnung überbelegt, sodass sie keinen einzigen Raum mal alleine hatten, Kinderbetreuungsaufgaben für die kleinen Geschwister, kein Deutsch in der Familie, etc.

  • First of all: Ich kann Lesch in seiner selbstgefälligen Art als deutscher Universalgelehrter nicht ab, Schuster bleib bei deinem Leisten!

    Vollkommen richtig. Der Typ nervt ständig und zu jedem Thema.

    Selbst wenn er über Astronomie redet, wird es mir übel. Diese selbstgefällige Art ist nicht auszuhalten.

    Wenn er als Schüler so war, war er bestimmt der "Klassenliebling".


    Deshalb braucht man sich zu seinen Ideen betreffs Hausaufgaben nicht zu äußern.

  • Lesch moderiert hier doch nur. Als ob er die Infos selbst zusammengetragen hat. 😅

  • So haben sich Hausaufgaben auch immer für mich angefühlt. Entweder waren die total langweilig oder ich hatte es gar nicht verstanden und kam nicht zu Rande.

    Ist das ein Argument gegen Hausaufgaben oder nicht eher für individualisierte Hausaufgaben?

    Schreiben die ihre Übungsaufsätze dann im Unterricht? Lesen die ihre Lektüren im Unterricht? Wenn ich das dann auch könnte, dann...

    Warum kannst du das nicht?

    Wer bei was noch eine Vertiefung oder Festigung braucht, kann ich doch gar nicht individuell beurteilen.

    Ist das nicht genau deine Aufgabe als Lehrer, das zu beurteilen?

    Das deckt sich nicht mit dem Bayerischen Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen, an das ich gebunden bin. (Und dessen Ansicht dazu ich teile.)

    Du nimmst also das (neben anderen) "oberste Bildungsziel" der "Ehrfurcht vor Gott" ernst. Das finde ich gut. Und die "Liebe zur bayerischen Heimat".

    BayEUG: Art. 1 Bildungs- und Erziehungsauftrag - Bürgerservice (gesetze-bayern.de)

  • First of all: Ich kann Lesch in seiner selbstgefälligen Art als deutscher Universalgelehrter nicht ab, Schuster bleib bei deinem Leisten!

    Ist nicht jeder, der in den Medien auftritt, in irgendeiner Weise selbstgefällig?


    Und ist es nicht auch, in letzter Konsequenz, ein subjektives Empfinden, wen man in den Median sympathisch findet und wen nicht?


    Beim Lanz z.B. klappen sich bei mir die Zehennägel hoch...

  • Das halte ich in dieser Pauschalität - quer über alle Fächer und Schulformen- für Quatsch.

    Gerade in dem den (Fremd-) Sprachen geht es, wie von Herrn Rau angesprochen, einfach darum Basics zu üben, wie Vokabeln zu lernen, wofür die Unterrichtszeit alleine nicht ausreichend wäre, Übungen zu neu gelernter Grammatik (damit man weiß, was man alleine schon kann und was noch nicht verstanden wurde, so dass man nachfragen kann) und natürlich das Schreiben von Texten. In Klasse 6/7 habe ich noch zu Beginn in Französisch die Situation, dass Eltern oder Geschwister beim Schreiben von Texten helfen. Das fällt jedes Mal auf, weil dann Vokabular und Grammatik verwendet werden, die die Hasen noch gar nicht kennen und der Satzbau komplexer wird. Ich erkläre denen dann, dass ich wirklich nur erwarte, dass sie die Worte und Grammatik verwenden, die sie schon kennen, diese aber üben sollen. Wenn sie dann hören, dass ich die entsprechend einfacheren Texte auch lobe trauen sich immer mehr SuS ihre Texte wirklich allein zu schreiben. Diese zusätzliche Übungszeit am Nachmittag ist unerlässlich, denn an der Realschule haben wir üblicherweise nur 2-3 Wochenstunden Französisch. Dennoch soll in der Theorie am Ende von Klasse 10 ein B1 erreicht werden (in der Praxis A2+ im best case).

    An den Ganztagsschulen, an denen ich meine Praktika absolviert habe, hat das auch in Englisch (ist die einzige Fremdsprache an Mittelschulen) super geklappt.


    Klar, dass an Halbtagsschulen dafür keine Zeit ist.

  • Plattenspieler - augenrollend; ich fühle mich bestenfalls mäeutriert:


    >Warum kannst du das nicht?

    Weil in der BaySchO steht, dass es Hausaufgaben gibt und ich mir sonst etwas anderes einfallen lassen oder gegen Dienstpflicht verstoßen müsste, daneben Verantwortungs- und Ehrgefühl. Aber klar, wenn mir die Arbeit irgendwann zu viel werden sollte, werde ich das tun; meine Gesundheit ist mir ziemlich wichtig.


    >Du nimmst also das (neben anderen) "oberste Bildungsziel" der "Ehrfurcht vor Gott" ernst. Das finde ich gut. Und die "Liebe zur bayerischen Heimat".

    Aber ja. Erst letzten Montag wieder mal dem Oberstufen urs Artikel 1 projiziert und über das mit der bayerischen Heimat diskutiert. Das mit dem "deutschen Volk", da habe ich mehr ein Problem damit, weil weder mir noch den SuS klar war, was das genau heißen soll. Was ist mit den anderen als den von dir selektiv hervorgehobenen Punkten, sind wir uns über die einig?

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Aber klar, wenn mir die Arbeit irgendwann zu viel werden sollte, werde ich das tun; meine Gesundheit ist mir ziemlich wichtig.

    Ich habe natürlich wenig bis keinen Einblick in den (bayerischen) Gymnasialunterricht der Sek. I und II, aber ich wüsste nicht, inwiefern Lese- und Schreibanlässe innerhalb des Unterrichts weniger Arbeit für die Lehrkraft bedeuten sollen. Auch da muss man doch die SuS anleiten, beobachten, unterstützen etc.? Insbesondere erlangt man Einblick in den Lese- und Schreibprozess und nicht nur in das Resultat dessen, was auch diagnostisch imho ein wichtiger Aspekt ist. Oder nicht?

    Weil in der BaySchO steht, dass es Hausaufgaben gibt und ich mir sonst etwas anderes einfallen lassen oder gegen Dienstpflicht verstoßen müsste

    Natürlich. Ich meinte nicht, dass die SuS gar keine Hausaufgaben mehr bekommen sollten. Aber immer die gleichen Aspekte (oder Modalitäten) im Unterricht und die gleichen als Hausaufgabe finde ich merkwürdig. Aus meiner Perspektive (anderes Bundesland, andere Schulform, andere Schulstufe, (teilweise) andere Fächer) wohlgemerkt - deshalb bin ich ja gerade interessiert an deiner Sichtweise.

    Was ist mit den anderen als den von dir selektiv hervorgehobenen Punkten, sind wir uns über die einig?

    Aus Art. 1 (und 2) des zitierten Gesetzes, meinst du? Auf jeden Fall.

  • >deshalb bin ich ja gerade interessiert an deiner Sichtweise.


    Entschuldige, ich hatte das missverstanden und gezweifelt und bitte um Verzeihung.


    >Auch da muss man doch die SuS anleiten, beobachten, unterstützen etc.?


    Tatsächlich eher nein, finde ich. Deutschunterricht besteht viel aus dem Lesen von Texten, auch ganzen Büchern, und dem Schreiben von Aufsätzen. In der Grundschule ist es wohl üblich, dass SuS in der Schule immer ein Kapitel lesen und dann darüber reden; ich kenne das auch am Gymnasium von einigen Kolleg:innen in verschiedenen Jahrgangsstufen - und halte sehr wenig davon. Einmal im Jahr mache ich eine Lesestunde, wo die SuS sich etwas zu lesen mitbringen und eine ganze Stunde alleine lesen sollen, um zu sehen, wie die das können. Aber ansonsten ist das etwas, was die ganz alleine machen, in der Regel mit einem Arbeitsauftrag. Wenn ich das in der Schule mache, habe ich tatsächlich Zeit zum Zuschauen oder Sonstwasmachen.


    Ähnlich mit dem Schreiben von Aufsätzen: Das ist eine Sache, die man fundamental alleine macht. (Klar kann man zusammenschreiben, und das geschieht auch oft da draußen. Sobald man es alleine kann.) Das ist in der Prüfung so, und das sollte bei Übungsaufsätzen so sein. Die ersten Teile macht man gemeinsam, in der Schule, aber dann irgendwann allein. Das sind jeweils 60 Minuten, 90 Minuten, 180 Minuten in der Oberstufe. Wenn die das in der Schule machen, können sie sich nach einer eventuellen Materialfindungsphase (Schulaufgabe mit Gruppenarbeitsphase: alles schon gemacht...) wenig gegenseitig helfen, weil sie jeweils anderswo sind. Und Fragen an mich sind dann: wie schreibt man das? In Mathematik, wo der flipped classroom herkommt, ist das wahrscheinlich etwas ganz anderes.


    >Aber immer die gleichen Aspekte (oder Modalitäten) im Unterricht und die gleichen als Hausaufgabe finde ich merkwürdig


    So habe ich das noch nie betrachtet. Manche Sachen kann ich nicht als Hausaufgabe aufgeben: Alles, was Technik voraussetzt etwa - Fotos und Audioaufnahmen am Smartphone, Tonschnitt; alles was Gruppenarbeit voraussetzt. Die SuS haben sich noch nie beklagt, dass die Hausaufgaben zu wenig bunt wären - vielleicht hilft es sogar, dass bestimmte Dinge stets zu Hause getan werden, weil dann eben weniger Verwirrung entsteht, was denn jetzt eigentlich zu tun ist. Über Direktnachricht bin ich ja ohnehin immer erreichbar, falls mal doch Verwirrung.


    Für mich wäre es eine kolossale Entlastung, im Unterricht den SuS beim Lesen oder Schreiben zuzusehen und gelegentliche Fragen zu beantworten

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Echt, müsst ihr das bei Großen nicht regelmäßig überprüfen und rückmelden?

    Wem sollten wir das denn Rückmelden?


    Ist das nicht genau deine Aufgabe als Lehrer, das zu beurteilen?

    Ja, das kann ich auch leidlich gut, ich gebe auch Hinweise darauf, was wiederholt werden sollte. Ich habe aber im Unterricht keine Zeit mich mit Hausaufgaben zu beschäftigen und ich finde es bei erwachsenen auch nicht angebracht diese zu kontrollieren. Wenn jemand sich nicht sicher ist, dann schaue ich gerne drüber.

  • In der Oberstufe gebe ich auch in den Sprachen HA. Auch da müssen noch Vokabeln gelernt werden (spezifischer Wortschatz) und meist gibt es einen Artikel zu lesen auf, über den wir dann gemeinsam diskutieren. Die HA bildet also sehr oft die Grundlage für die nächste Stunde, ich wüsste gar nicht, wie ich das in den Sprachen anders machen sollte, wenn von jeder Stunde erstmal 15-20 min. für das Lesen /die Bearbeitung eines Textes draufgingen.

    • Offizieller Beitrag

    wenn schon, nur die Legofassung auf Youtube, geht schneller. "Literatur to go",
    Faust in 9 Minuten:

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    und ja, ein Deutschkollege guckt es sogar mit seinem Kurs im Unterricht.
    Wahrscheinlich aus Verzweiflung, dass sowieso keine*r das Buch liest.

    • Offizieller Beitrag

    Ich bekomme bei der HA zur Übersetzung von Originaltexten immer derart gruselige oder aber ausgefeilte Internet Varianten vorgesetzt, dass ich solche HA nicht mehr gebe. Außer, wenn man einen Übersetzungsvergleich anstellen will. Dann lese ich lieber etwas weniger Autorentext, dafür aber brainmade ;)

    • Offizieller Beitrag

    Literatur to go weiß man allerdings so richtig erst dann zu schätzen, wenn man das Original kennt. Ist genial gemacht

    wie bei Verfilmungen.

    Das fand ich an der Uni so lustig. (Auslandsgermanistik). Seminar zum grandiosen (sorry, Sarkasmus) Werk "die Wahlverwandtschaften" von Goethe. Die Hälfte vom Kurs hat das Buch nicht gelesen, ein Viertel hat das Buch nicht verstanden, 80% des Kurses hat irgendeine Verfilmung gesehen (statt oder ergänzend zur Lektüre) und alle reden miteinander über unterschiedliche Fassungen. Und keine*r derjenigen, die das Buch nicht gelesen haben, gibt es zu :D und keine*r weiß also, dass seine/ihre Verfilmung nicht perfekt war und auch nicht an welchen Stellen... :D

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