Gendergerechte Sprache in NRW-Schulen

  • Auch Formen wie SuS können sprachliche Probleme erzeugen. Was ist z.B., wenn sich in einer Klasse nur Schülerinnen befinden? Dann ist die Nennung oder Anrede einfach falsch aufgrund ihrer systematischen Differenzierung, welche Uneindeutigkeit erzeugt.

    Ja, klar. Hier ist dann wohl das sog. generische Maskulinum besser.


    Ist denn jetzt dieses Beispiel einer unpassenden Anrede ein Argument für oder gegen das Gendern?

  • Ist denn jetzt dieses Beispiel einer unpassenden Anrede ein Argument für oder gegen das Gendern?

    Ich denke mal, daß es ein Argument gegen das krampfhafte Gendern ist. Ich hatte es damals auch im Referendariat, daß mir die Fachseminarleiterin vorwarf, daß ich das generische Maskulinum "Schüler" nicht benutzen solle in dem Stundenentwurf. Blöd nur, daß gerade die Klasse, in der ich den Unterricht gezeigt hatte, wirklich nur aus Schülern bestand, es gab keine Schülerin.

  • Gerade weil sich nicht alle eindeutig als maskulin oder feminin zuordnen können/wollen, ist doch die generische Form eine Möglichkeit alle Menschen einzuschließen. Ein generisches Schüler schließt alle ein, die an der Schule unterrichtet werden. Gerade durch das Gendern mit dem Ausdruck Schülerinnen und Schüler werden nur genau die zwei Geschlechter (m/w) angesprochen.


    Wir haben bereits eine generische Form, mit der man alle einschließen kann. Und für mich ist die Form mit Stern oder Doppelpunkt bisher nicht überzeugender oder praktikabler. Auch wegen der oben genannten Probleme beim Sprechen/Vorlesen.

    Das Problem ist nicht, eine Form zu haben, die alle Geschlechter einschliesst, sondern die Tatsache, dass die Form mehrdeutig ist und im Auge des Betrachters zu oft mit männlich assoziiert wird.

    Deshalb halte ich es für sinnvoll eine neu Form einzführen, die alle einschliesst, niemanden ausschliesst und die eindeutig ist. Eben das entgendern nach Phettberg. Es wundert mich, dass das nicht viel populärer ist, als die vielen : und I Formen.

  • Deshalb halte ich es für sinnvoll eine neu Form einzführen, die alle einschliesst, niemanden ausschliesst und die eindeutig ist. Eben das entgendern nach Phettberg.

    Gelegentlich wird das hier im Forum auch genutzt, wobei ich eher ein i als Endung bevorzuge anstelle des y.

  • Wobei mit dem <i> im Plural natürlich jeder, der in seinem Leben auch nur eine Lateinstunde hatte, sofort die maskuline Form assoziiert.

    Ja, ich finde auch, dass wir erst mal die Genderproblematik fürs Lateinische klären sollten. Deutsch kann warten.


    Ich hatte sogar mehr als eine Stunde Latein, trotzdem

    lassen mich die Deklinationsendungen dieser Sprache kalt, wenn ich Deutsch höre oder spreche.

  • Aber dann könnte man ja auch mal einfach sagen: Nach Jahren des generischen Maskulinums nutzen wir halt ab jetzt das generische Femininum. Die Geschichte zeigt ja, dass etwas auch gut sein kann wenn man es ändert und nicht nur gut ist, weil es immer so war.

    Und in 100 Jahren können wir ja dann was anderes nutzen, weil die Zeit reif ist für was anderes.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Ja, ich finde auch, dass wir erst mal die Genderproblematik fürs Lateinische klären sollten. Deutsch kann warten.

    Vielleicht gibt es in den Augen vieler gar keine Genderproblematik...

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Vielleicht gibt es in den Augen vieler gar keine Genderproblematik...

    Planung

    Ja, natürlich. Nicht jede nimmt jedes Problem wahr. Deshalb lohnt es sich ja, gelegentlich mal auf eines hinzuweisen.

  • Zitat mjisw: „Und bei Genderformen wie Kolleg:innen werden die Männer einfach gar nicht angesprochen.


    Es mag sein, dass sich bei dieser Form Männer nicht angesprochen fühlen, warum das aber ein Argument gegen diese Form ist, wenn man gleichzeitig behauptet, Frauen und andere seien beim generischen Maskulinum gleichwertig mit angesprochen, ist mir ein großes Rätsel.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Das Schüli - die Schülis.

    Bevor ich so spreche, wander ich lieber aus oder erschieße mich gleich...




    Es mag sein, dass sich bei dieser Form Männer nicht angesprochen fühlen, warum das aber ein Argument gegen diese Form ist, wenn man gleichzeitig behauptet, Frauen und andere seien beim generischen Maskulinum gleichwertig mit angesprochen, ist mir ein großes Rätsel.


    Weil man damit genau das angebliche Problem, das man lösen wollte, selbst wieder erzeugt und das Ganze dabei auch noch verkompliziert. Was soll daran dann ein Fortschritt sein?




    Vielleicht gibt es in den Augen vieler gar keine Genderproblematik...


    Sagen die Statistiken zumindest.




    Ja, natürlich. Nicht jede nimmt jedes Problem wahr. Deshalb lohnt es sich ja, gelegentlich mal auf eines hinzuweisen.


    Wenn du ständiges Nerven und Bevormunden als Hinweis auffasst, nun gut...


    Die "Problematik" dürfte mittlerweile fast jedem bekannt sein, und fast jeder dürfte sich schon einmal Gedanken darüber gemacht haben und entsprechend eine Entscheidung getroffen haben, die man auch einfach mal akzeptieren sollte. Irgendwann muss auch mal gut sein.



    PS: Was heißt hier überhaupt "nicht jede"? War das jetzt Absicht? Hast du das r vergessen? Bekommst du es vielleicht selbst nicht hin, konsequent zu gendern, weil es vielleicht komplett unpraktikabel ist im Alltag und in Diskussionen? Hmm...

  • Sollte man z.B. einem vorbestraften Sexualstraftäter, der sich jetzt Annette nennt, gestatten, öffentliche Damen-Toiletten zu betreten? Ich denke, eher nicht.

    Sollte man einen Mann, der sich an einem Jungen vergangen hat, gestatten, noch auf die Männertoilette zu gehen? Dieser Fall scheint mir statistisch gesehen übrigens auch der häufigere zu sein als das oben zitierte Konstrukt, oder?

    Darf eine Frau, die ein Mädchen missbraucht hat, noch auf Damentoiletten?

    Und Sexualstraftäter*innen, die kein Geschlecht bei ihren Opfern bevorzugen, sollten demnach gar nicht mehr auf (öffentliche) Toiletten dürfen, wenn man deine Logik weiterverfolgt?

  • Joker13


    Ich wollte damit eher auf die Beliebigkeit der ganzen Sache hinweisen - bitte nicht zu sehr auf das konkrete Beispiel versteifen. Meinem Kenntnisstand nach, ist es mittlerweile in Deutschland möglich, zweimal pro Jahr amtlich das Geschlecht und den Vornamen zu wechseln.


    Jemand, der nun Interesse daran hat, als Mann Damentoiletten aufzusuchen (es muss ja nicht sofort zum Übergriff kommen - dieser kann sich auch erst irgendwann daraus ergeben), hat somit eine leichte Möglichkeit, dies ganz legal tun zu können.


    Dass ca. 99% der Sexualstraftäter männlich (im biologischen Sinne) sind und von diesen der überwiegende Teil auf Frauen fixiert ist, sollte man dabei nicht außer Acht lassen. Andere Varianten bzw. Whataboutism tun dabei deshalb wenig zur Sache.




    Wenn Annette natürlich schon seit Jahren als Frau lebt, muss sie auch das Recht haben, Damentoiletten aufzusuchen. Was mich stört, ist nur diese Flüchtigkeit und Beliebigkeit der Thematik in der heutigen Zeit. Ich will jetzt auch nicht noch weiter in OT vom OT abgleiten.

  • Was heißt hier überhaupt "nicht jede"? War das jetzt Absicht? Hast du das r vergessen? Bekommst du es vielleicht selbst nicht hin, konsequent zu gendern, weil es vielleicht komplett unpraktikabel ist im Alltag und in Diskussionen? Hmm...

    Dir ist scheinbar noch nicht aufgefallen, dass O. Meier überhaupt nicht gendert, sondern durchgehend die weibliche Form benutzt.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Wieso führt man überhaupt so eine riesen Disskursion? Wieso legt der Duden (oder wer auch immer dafür zuständig ist) nicht beides als richtig fest. So kann sich jeder selbst darüber den Kopf zerbrechen, was er besser findet. Mit allen Vor- und Nachteilen.


    Wird das generische Maskulin verwendet, dann kann es halt passieren, dass sich eine Person nicht angesprochen fühlt.

    Wird gendern benutzt, dann muss man halt damit leben, dass einige den Satz nicht verstehen.


    Wieso muss alles immer reglementiert und totdisskutiert werden? Am ENDE wird sich eh irgendwas durchsetzen. WIeviele Worte/Sätze sind schon "verloren" gegangn mit der Zeit, bzw wurden ersetzt durch neue... ganz ohne äußere Disskursion und Reglementation.

  • Zitat von mjisw: „Weil man damit genau das angebliche Problem, das man lösen wollte, selbst wieder erzeugt und das Ganze dabei auch noch verkompliziert.


    Meinst du damit das „angebliche“ Problem, dass sich z. B. Frauen bei Verwendung des generischen Maskulinums zumindest sehr häufig nicht angesprochen fühlen?

    Also: Nein, dieses Problem erzeugt man damit nicht wieder selbst, sondern allenfalls, dass sich Männer nicht angesprochen fühlen (wäre dann deiner Logik nach auch ein „angebliches“ Problem).


    Wenn einige Männer das mal ne zeitlang so gefühlt haben, verstehen sie vielleicht, dass das Problem nicht so sehr „angeblich“ ist. Deshalb bin ich auch sehr für ein generisches Femininum.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Meinst du damit das „angebliche“ Problem, dass sich z. B. Frauen bei Verwendung des generischen Maskulinums zumindest sehr häufig nicht angesprochen fühlen?

    Wenn man ihnen einredet, sie seien nicht angesprochen, fühlen sie sich auch nicht angesprochen.

    Wenn sie sich dann nicht darauf konzentrieren, dass sie vielleicht gerade "diskriminiert" werden, fühlen sie sich dann auf einmal wieder nicht ausgeschlossen. Das generische Maskulinum ist erfahrungsgemäß solange kein Problem, bis jemandem auffällt, dass man sich ja diskriminiert fühlen müsste.


    Zitat

    Also: Nein, dieses Problem erzeugt man damit nicht wieder selbst, sondern allenfalls, dass sich Männer nicht angesprochen fühlen (wäre dann deiner Logik nach auch ein „angebliches“ Problem).

    Mit der weiblichen Form werden Männer aktiv nicht angesprochen. Die weibliche Form ist weiblich, nicht generisch.


    Zitat

    Wenn einige Männer das mal ne zeitlang so gefühlt haben, verstehen sie vielleicht, dass das Problem nicht so sehr „angeblich“ ist. Deshalb bin ich auch sehr für ein generisches Femininum.

    Das hat eine Gruppe Kolleginnen auch gedacht und ein halbes Jahr lang konsequent überall die weibliche Form verwendet. Als die gewünschte Reaktion der männlichen Kollegen ausblieb, weil es einfach niemanden gestört hat, sind sie wieder zum Gendern übergegangen. Was auch einigen weiblichen Kollegen auf die Nerven geht.

    Es ist ein angebliches, sich selbst eingeredetes "Problem". Wer, wenn über "Studenten" gesprochen wird, ausschließlich an Männer denkt, muss in einer Höhle leben. Und wer sich davon, dass in einer Stellenausschreibung "Softwareentwickler" steht, von einer Bewerbung abhalten lässt, weil ja nicht explizit Frauen angesprochen werden, den will man vielleicht auch nicht im Unternehmen haben, weil es da offenbar ein ganz erhebliches Problem mit dem Selbstwertgefühl und der Schwerpunktsetzung gibt.

  • Meinem Kenntnisstand nach, ist es mittlerweile in Deutschland möglich, zweimal pro Jahr amtlich das Geschlecht und den Vornamen zu wechseln.

    Das ist so weit weg von der Realität, dass ich mich frage, wie so ein Missverständnis entsteht. (Habe Vermutungen.)

    Tatsächlich ist es umständlich, langwierig und teuer, ein anderes Geschlecht eingetragen zu bekommen; wenn auch leichter möglich als vor einigen Gerichtsentscheidungen der letzten Jahre. Und so wird gerade ein Selbstbestimmungsgesetz vorbereitet, dass das erleichtern soll. Das sieht aber auch nicht vor, zweimal pro Jahr das eingetragen Geschlecht zu ändern.

    https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/a…gesetz-vorgestellt-199378

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

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