Schüler weigert sich aus religiösen Gründen, mit Mädchen zusammenzuarbeiten

  • Zu Beginn meiner Lehrerlaufbahn wurden in Nds Mädchen und Jungen ab der 8. Kl getrennt in Sport. Was von allen Beteiligten begrüßt wurde. Ich habe sogar eine Zusatzausbildung „Sport für Mödchen“. An meiner damaligen Schule wurde diese Änderung ( war damals neu) quasi sofort umgesetzt.

    Hintergrund: ein Kollege unterrichtete eine 9. Kl gemischt, ein Mödchen vergaß immer ihr Sportzeug und bekam eine 5( bei mir hätte es eine 6 gegeben). Ihrer Aussage „ hab ich eine 5 im Zeugnis, passiert was“ ließ sie Taten folgen. Sie gab an, der Kollege hätte sie unsittlich berührt und gab 2 Freundinnen als Zeugen an.

    Folge: Suspendierung, Frau trennte sich. Bei der polizeilichen Befragung kam raus, sie hatte das nur aus Rache behauptet.

    An dieser Schule findet bis heute getrennter Sportunterricht statt.

    An meiner aktuellen Schule ist koedukativer Sportunterricht in ALLEN Jg. Mit vielen Problemen.

    Was Sport angeht habe ich volles Verständnis für deinen Schüler, was die Gruppenarbeot angeht, nicht.

    In Dtl sind alle gleichberechtigt. Was macht er im Berufsleben? Nicht mit Frauen zusammenarbeiten? Weibliche Kunden nicht bedienen bzw. Beraten? Vereinbare Termine für ihn bei der Schulsozialarbeiterin! So ein Verhalten geht nicht.

  • Plötzlich und aus heiterem Himmel möchte er nur noch mit Jungs zusammenarbeiten?

    Ohne, dass jemals was war vorher?


    Aber wenn das so passiert: ist Gespräch suchen, warum plötzlich, dann auf Regeln verweisen, wenn (gar!) keine Arbeit geleistet wird, entsprechende Note.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Nach einer solchen Aussage... frag ihn doch mal vor der ganzen Klasse, ob er schwul ist.

    Was zum F***?!

  • Ja, ist ernst gemeint. Und so "klar" finde ich das nicht. Aus meiner Zeit als Schüler kenne ich koeduktiven Sportunterricht nur aus der Grundschule. Wofür es durchaus auch Gründe gibt, denke ich.

    Kann es sein, dass du dich vertust? Koedukativer Sportunterricht bedeutet, dass alle zusammen sind.


    Und das gibt es eigentlich schon seit Jahrzehnten, ich selber war in den 90ern Schüler, wie wohl viele hier, und da war das absolut normal, dass die ganze Klasse Sport zusammen hatte.

  • Was Bolzbold mit der Rosinenpickerei anspricht, ist wirklich zentral wichtig. Wie soll man in diesem Land Geld verdienen, wenn man nicht mit Frauen zusammenarbeiten will?


    Vielleicht ist es ein längerer Prozess, aber der junge Mann sollte unbedingt darüber nachdenken, wie er sich das so vorstellt. Er muss sich doch auch von Lehrerinnen etwas sagen lassen! Wo ist denn da der Unterschied? Was möchte er später beruflich machen - und wie will er verhindern, dass er dabei mit Frauen gleichberechtigt umgehen muss?


    Ich würde das vermutlich mit Kolleg*innen diskutieren und schauen, wie wir den Schüler gemeinsam in die Spur bringen.


    Beim Ringen finde ich auch, dass es etwas anderes ist. Ich mochte es noch nie, im Sportunterricht mit verschwitzten Körperteilen anderer in Berührung zu kommen. Tanzen Hand in Hand fand ich echt gruselig, ganz ohne religiösen Hintergrund.

  • Und nicht nur das, es instrumentalisiert auch sexuelle Orientierung, um jemanden gezielt bloßzustellen, und suggeriert zudem, dass Schwulsein etwas Abweichendes wäre, mit dem sich renitentes Verhalten im sozialen Miteinander ggf. erklären ließe. Das ist auf so vielen Ebenen problematisch und schwachsinnig, dass ich gar nicht anfangen mag es aufzudröseln. Dass eine Lehrkraft so einen Satz raushaut, entsetzt mich.

  • Zu Beginn meiner Lehrerlaufbahn wurden in Nds Mädchen und Jungen ab der 8. Kl getrennt in Sport.

    In ganz Niedersachsen? Das muss irgendwie an mir vorbeigegangen sein. Ich kenne keine öffentliche Schule hier in der Gegend, in der es keinen koedukativen Sportunterricht gibt.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Nach einer solchen Aussage... frag ihn doch mal vor der ganzen Klasse, ob er schwul ist.

    Klar, oder pinkel ihn an um deine Dominanz zu demonstrieren.

    Manchmal fragt man sich schon, was hier bei einigen schief gelaufen ist.


    Mal ernsthaft:

    Völlig unabhängig von Religion oder sexueller Orientierung finde ich es heute völlig unangebracht, im Sportunterricht Dinge zu erzwingen, die mit intensivem Körperkontakt verbunden sind, den ein Beteiligter nicht möchte. Solche Sachen sind der Grund dafür, dass Leute noch 20 Jahre später von ihrer Angst oder ihrem Hass auf den Sportunterricht in der Schule erzählen und dann nach dem Abitur auch erstmal keine Sportumkleide freiwillig mehr betreten.

    So etwas kann man auf freiwilliger Basis machen, maximal.

  • Nach einer solchen Aussage... frag ihn doch mal vor der ganzen Klasse, ob er schwul ist.

    Dann würde ich zurück fragen, ob du denn als Baby vom Wickeltisch gefallen bist und dann zur Schulleitung gehen.

  • Und das gibt es eigentlich schon seit Jahrzehnten, ich selber war in den 90ern Schüler, wie wohl viele hier, und da war das absolut normal, dass die ganze Klasse Sport zusammen hatte.

    Es war aber nicht normal, dass Mädchen und Jungs gezielt Körperkontakt haben.


    @rest Irgendwie verstehe ich diese ganze Diskussion nicht. Auch Aufregung, wenn jemand nicht mit einer anderen Person zusammenarbeiten will. Wenn die Lehrkraft das unbedingt will und dem nicht folgegeleistet wird, dann soll sie es halt schlecht bewerten. Dieses passiv agressive gewetter gegen die Religiösität verstehe ich nicht. Man kann mit ihm drüber reden und darlegen wieso man es wichtig findet. Aber dazu zwingen kann man ihm als Erwachsenen nicht. Wenn ihr mit jemandem, aus welchem Grund auch immer, nicht zusammenarbeiten wollt, dann könnt ihr das auch durchziehen wenn ihr die Konsequenzen daraus tragen wollt. Der Schüler steht in keinem Dienstverhältnis zu euch, vergesst das nicht.

    • Offizieller Beitrag

    Ich denke, es wurde jetzt ausreichend Kritik an der Aussage von SteffdA geübt.


    Wir müssen uns alle kurzfristig und mittelfristig darüber Gedanken machen, wie wir mit orthodoxen Muslimen umgehen wollen, die sich aus echten oder vorgeschobenen religiösen Gründen nicht in unsere Gesellschaft integrieren wollen - letztlich läuft es genau darauf hinaus.


    Der Islam gehört in meinen Augen durchaus zu Deutschland, aber nur dann, wenn er sich den Gesetzen unseres Landes unterordnet und wenn die Menschen, die dieser Religion angehören, akzeptieren und respektieren, dass die Art und Weise, wie wir hier miteinander umgehen, dass die Gesetze, Normen und Werte, die wir hier alle teilen, nicht verhandelbar sind. Wenn die Auslegung des Islam dies verbietet, dann gehört er nicht hierher - und wir sprechen hier nicht von bedingungsloser Assimilierung sondern von Integration.

    Menschen, die den Islam konservativ oder fundamentalistisch leben wollen, finden hier auf dieser Erde von der Westsahara bis nach Indonesien eine breite Auswahl an Staaten und Zweigen des Islam, wo sie nicht durch uns Ungläubige gestört werden, wo Demokratie und Gleichberechtigung nicht den "reinen Glauben" Allahs und seines Propheten zu beflecken drohen.


    Alle Muslime müssen sich letztlich die Frage stellen bzw. sich stellen lassen, wieso sie in einem Land der Kuffar leben wollen, in dem Frauen vorehelichen Verkehr haben dürfen, sich ihre Ehepartner oder -partnerinnen selbst frei aussuchen dürfen, sich nicht verschleiern müssen und anderen Männern die Hand geben können, in dem man Schweinefleisch isst und Karikaturen mit religiösem Bezug im Rahmen der Vorgaben des Grundgesetzes erlaubt.

    Die Antwort ist letztlich die, dass es ihnen hier besser geht als in nahezu jedem anderen Land, wo der Islam quasi Staatsreligion ist.


    Der Islam ist jedoch nicht nur eine Religions- sondern auch eine Kulturgemeinschaft. Er wähnt sich in seinem Selbstverständnis allen anderen Kulturen überlegen und muss doch erfahren, dass die Welt nicht von ihm sondern von den Kuffar dominiert wird und dass die Zeit gewissermaßen über ihn hinweg gegangen ist. Der daraus in den letzten zweihundert Jahren gewachsene Minderwertigkeitskomplex in Verbindung mit der empfundenen immerwährenden latenten Bedrohung durch die Ungläubigen wird dann durch besondere Religiosität (in Extremform durch Terrorismus) kompensiert. Der Ball liegt seitdem beständig im Feld der Muslime, auch wenn sie mitunter annehmen, es sei an uns, ihr rückständiges Weltbild durch unsere Toleranz - nebenbei auch ein Teil unserer Werte - endlich als gleichwertig zu akzeptieren. Da schließt sich dann der Kreis. Wenn das bedeutet, dass wir zulassen sollen, dass unsere Gesetze und unsere grundsätzlichen Werte nicht mehr respektiert und akzeptiert werden müssen, dann gehört der Islam bzw. diese Form des Islam nicht zu Deutschland.

  • Ich habe gar nicht gelesen, dass der Schüler Muslim ist. Soweit ich das überblicken kann, ist das nur die Schlussfolgerung aller, der*die TE hat davon aber nichts gesagt.


    Ich komme aus einer Region in Deutschland, in der es eine große freikirchliche Bewegung gibt (die ich durchaus als Problem wahrnehme). Aus meiner Schulzeit weiß ich noch sehr gut, dass da auch Mitschüler waren, die partout nicht neben Mädchen sitzen wollten. Konservative Glaubensauslegung ist doch nicht nur im Islam bekannt. Das finden wir in allen Religionen und am Ende des Tages fällt auch das unter den Schutz des Grundgesetzes. Ich sehe jedenfalls nicht, wo der Schüler, um den es geht, jemand anderes diskriminiert hat. Jemanden nicht anfassen wollen oder angefasst werden wird ja auch von den meisten hier als legitimer Grund gesehen, aber auch mit jemandem nicht zusammenarbeiten zu wollen ist in meinen Augen legitim, wenn es – wie der Schüler es tut – nicht gegen die potenziellen Partner geht sondern aus eigener Einschränkung erfolgt.


    Darüber hinaus bin ich ein bisschen erschrocken über die hier zu Tage tretende Fremdenfeindlichkeit und Homophobie...


    Edit: Danke an Caro07 für den Hinweis, dass die Religionszugehörigkeit des Schülers doch erwähnt wird.

  • Ein Schüler weigerte sich, das gegenüberstehende Mädchen von der Bank zu schieben (er ist 17); er begründete dies mit seiner Religion, die ihm verbiete, Frauen anzufassen. Es sei ihm unmöglich, ich könne ihn nicht zwingen. Ich habe kurz mit ihm diskutiert, aber er blieb dabei. Er sei Moslem und dürfe dies nicht. Er hat sich dann auf die Bank gesetzt.

    RosaLaune: Das hast du wahrscheinlich überlesen, das steht schon im Eingangsbeitrag.


    Bolzbold: Das hast du schlüssig (Beitrag 37) beschrieben. Ich stimme dir voll zu.


    Allgemein: Ich habe extra nachgelesen. In Bayern gibt es den Basis-Sportunterricht ab Klasse 5 geschlechtergetrennt. In Klasse 4 (wir haben in der GS koedukativen Sportunterricht) finde ich ab dem 2. Halbjahr (bei manchen der Beginn der Vorpubertät) einige wenige Dinge auch kritisch und würde da nicht unbedingt faires Raufen mit erzwungener Einteilung machen. Eine Lösung bei kritischen Sachen wäre, dass man sich die Partner selbst suchen kann.

  • Es ist doch völlig egal, um welche Religion es geht. Die Zusammenarbeit mit Mitschülern kann man wohl von allen Schülern erwarten und Religion kann kein legitimer Verweigerungsgrund sein. Gerade wenn es um einen volljährigen Schüler geht, finde ich es angemessen, hier klar auf Gleichbehandlungsgrundsätze hinzuweisen und ggf. Konsequenzen zu ziehen.


    Persönlich finde ich, dass jemand, der unseren gesellschaftlichen Grundsätzen konträr entgegen steht und nicht zu einer Verhaltensanpassung bereit ist (wobei ich nicht unterstellen möchte, dass das hier der Fall ist, aber falls dem so ist), in einer deutschen, staatlichen Institutionen eigentlich nicht beschult werden kann und keinen Abschluss erwerben können sollte. Der Schulbetrieb umfasst ja nicht nur die fachliche Ausbildung, sondern verfolgt auch Erziehungs- und Sozialisationsziele, die darauf ausgerichtet sind, junge Leute "gesellschaftsfähig" ins Leben zu entlassen. Das sehe ich bei jemandem, der die Zusammenarbeit mit Frauen verweigert, als absolut nicht gegeben. Ob das rechtlich ein hinreichender Ausschlussgrund wäre, steht natürlich auf einem anderen Blatt.

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