Tarifrunde eingeläutet

  • Ich fasse es kurz zusammen: BW hat die "schlechtesten" Zahlen für die Beamten mit 9,4% Steigerung für alle. Alle anderen Bundesländer (RLP und Thüringen werden sich anschließen) haben im Durchschnitt eine höhere Steigerung, also Richtung 10%. Hat jemand realistisch mit wesentlich besseren Zahlen gerechnet?


    Die Verschiebung um ein Jahr finde ich auch nicht lustig...

    Wenn das noch lange dauert, muss ich meinen angestrebten Vorruhestand verschieben. ;)

  • Wie gesagt, die Besoldungen werden nicht mehr länger zwischen den Tarifpartnern ausgehandelt, sondern nur noch von Verwaltungsgerichten vorgegeben.


    Niedergang allenthalben

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

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  • Die Idee, auf den Sockelbetrag zu verzichten finde ich gut. Der Abschluss ist aber für die allermeisten Beamten nun ein schlechter Abschluss.


    Für ledige verbeamtete Lehrer in BaWü gibt es sich nichts.

    Was soll daran gut sein, auf den Sockelbetrag zu verzichten, wenn dadurch die Mehrheit der Beamten einen schlechteren Abschluss erzielt als mit? Das erscheint mir nur saumäßig unfair.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich als Profiteurin der Prozentregelung finde es auch schlecht.

    Aber vermutlich ist das ein kleiner Schritt, um die ganze Besoldungsthematik bzgl. Abstandsgebot/Amtsangemessenheit etwas zu entschärfen. Ob das reicht, ist eh fraglich.

  • Das Abschmelzen der Abstände zwischen den Besoldungsgruppen ist höchst problematisch. Sie dürfen nicht beliebig verringert werden - dies folgt aus der Rechtsprechung zur angemessenen Alimentation. Tarifabschlüsse, die zu einem ständigen Abschmelzen eben dieser Abstände führen, dürfen nicht auf die Beamten übertragen werden.


    Im Tarifbereich führt dies auch zu Problemen. Man versucht sich da z.T. so gut es geht mit zusätzlichen Zulagen "über Wasser" zu halten, um gut ausgebildetes Personal an Land zu ziehen. Höhere Entgeltgruppen werden zunehmend uninteressanter. Hier ein Extrembeispiel:


    TvöD ab 1.3.24:


    E13 Stufe 6:83606,54€

    E12 Stufe 6: 83414,27€


    Der Unterschied ist etwa 16€ brutto im Monat. Das führt das ganze Gehaltsgefüge ad absurdum.


    Tarifabschlüsse werden hier als politisches Werkzeug verwendet, weil viele in den Gewerkschaften den unteren Entgeltgruppen angehören.


    Die Arbeitgeber versuchen immer wieder, die Jahressonderzahlung für die oberen Entgeltgruppen zu erhöhen (gleicher prozentualer Wert wie in den unteren Entgeltgruppen). Sie scheitern jedes Mal. verdi und co. sind letztendlich sozialistisch geprägte Vereine, die durch ihr Verhalten massive Probleme verursachen und dafür sorgen, dass es immer mehr unmöglich wird, qualifizierte Fachkräfte für die höheren Entgeltgruppen zu gewinnen.

  • Die Arbeitgeber versuchen immer wieder, die Jahressonderzahlung für die oberen Entgeltgruppen zu erhöhen (gleicher prozentualer Wert wie in den unteren Entgeltgruppen). Sie scheitern jedes Mal. verdi und co. sind letztendlich sozialistisch geprägte Vereine, die durch ihr Verhalten massive Probleme verursachen und dafür sorgen, dass es immer mehr unmöglich wird, qualifizierte Fachkräfte für die höheren Entgeltgruppen zu gewinnen.

    Das mag an für deine Schulart und dein BL relevant sein. Ich bin an einer Schulform tätig, an der der einzige Weg mehr als A13 zu beziehen darin besteht eine Schulleitung oder Stellvertretung zu übernehmen, andere Beförderungsämter gibt es nicht. Höheren Entgeltgruppen mehr zu geben ist also für die Personalnot bei uns in der SEK.I irrelevant, da bei uns sowieso fast niemand davon profitieren könnte (genau wie an den Grundschulen, wo die Personalnot ja noch größer ist). 200€ mehr im Monat wären dagegen für viele KuK im Primar- und SEK.I- Bereich wichtig, um nicht das Gefühl zu haben ignoriert zu werden trotz allem, was manche von ihnen seit Jahren an Mehrarbeit leisten, um den Schulbetrieb am Laufen zu halten.


    Wenn das Land dem Abstandsgebot Genüge tun will, hätte es das anständigerweise getrennt von diesem Tarifergebnis gestalten und transparent machen müssen. So ist das eine Ohrfeige für die breite Masse der Lehrkräfte und anderen, niedrigeren Beamtengruppen, die nicht minder am kämpfen sind trotz Personalnot einen guten Job zu machen und jetzt dennoch nicht das volle Ergebnis der Tarifverhandlungen bekommen werden. Das läuft nach dem Prinzip „wer hat, dem wird gegeben“, was der Berufszufriedenheit vieler Menschen nicht wirklich zuträglich ist. Mit Sozialismus hat das für mich noch lange nichts zu tun, wohl aber mit Wertschätzung für die Arbeit der vielen, die man so dringend benötigt.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Sockelbeträge sind nicht zielführend. Die Stauchung der Gehaltstabelle bei jeder zukünftigen Tarifverhandlung verringert die Abstände immer und immer weiter. Dann können wir auch alle das gleiche Geld verdienen.


    Das Problem zu geringer Gehälter bzw. zu geringer Besoldung sollte deshalb nur durch eine Anhebung von Gehalt/Besoldung aller Beschäftigten behoben werden - oder eben durch eine andere Einstufung bestimmter Berufsgruppen.

  • So ist das eine Ohrfeige für die breite Masse der Lehrkräfte und anderen, niedrigeren Beamtengruppen, die nicht minder am kämpfen sind trotz Personalnot einen guten Job zu machen und jetzt dennoch nicht das volle Ergebnis der Tarifverhandlungen bekommen werden.

    Bei anderen Prozentsätzen wäre das so nicht der Fall gewesen. Ich sehe hier einfach nicht die Notwendigkeit eines Sockelbetrags.

  • Ich finde, dass der Wert von 3,6% schlichtweg willkürlich gewählt wurde. Nie im Leben ist das ein Mittelwert. Und gerade für die Grundschule tut es mir echt Leid.

    Bei mir ist es nur brutto ne einstellige Zahl, das ist verschmerzbar…zumal es sich irgendwann wieder umkehrt.

    Aber A12 ist ja nur noch bescheiden dran.

    Ich erwarte aus unserem grünen Finanzministerium aber auch ehrlich gesagt nichts Gescheites mehr. Eh peinlich und unwürdig dass wir unsere amtsangemessene Alimentation erst einklagen müssen.

  • Sie scheitern jedes Mal. verdi und co. sind letztendlich sozialistisch geprägte Vereine, die durch ihr Verhalten massive Probleme verursachen und dafür sorgen, dass es immer mehr unmöglich wird, qualifizierte Fachkräfte für die höheren Entgeltgruppen zu gewinnen.

    Es fehlen in allen Entgeltgruppen qualifizierte Fachkräfte. So, wie zur Zeit überall.Was genau machen die Gewerkschaften, um es unmöglich zu machen, qualifiziertes Personal für die höheren Entgeltgruppen zu finden?

  • Was genau machen die Gewerkschaften, um es unmöglich zu machen, qualifiziertes Personal für die höheren Entgeltgruppen zu finden?

    Die Gewerkschaften fordern bei ihren Verhandlungen immer Sockelbeträge ein, so dass die unteren Gehaltsgruppen überproportional profitieren. Im Ergebnis stauchen sie damit über Jahrzehnte das Tarifgefüge immer weiter zusammen. Da muss man sich als Abiturient dann schon fragen, ob es im Hinblick aufs Lebenseinkommen überhaupt Sinn macht zu studieren und über zieg Jahre auf ein Gehalt zu verzichten. Jemand, der nach Klasse 10 eine Lehre macht, startet mit 19 Jahren in den Job. Jemand, der studiert, kommt bei uns frühestens mit 27 an. Er verzichtet also über 8 Jahre auf ein jährliches Bruttoeinkommen von 30.000€ bzw. 20.000€ netto. Diese 240.000€ Brutto bzw. 160.000€ netto muss der studierte Arbeitnehmer in den verbleibenden Jahren bis zur Rente erst einmal wieder reinbekommen. Bei einem Gehaltsunterschied von nur noch 100€ monatlich wird das nichts und ein Studium wird somit finanziell sinnlos.

    • Offizieller Beitrag

    und ein Studium wird somit finanziell sinnlos.

    Ehrlich gesagt, habe ich mir solche Gedanken vor Studium-Beginn nicht gemacht. Warum auch. Ich wollte (und musste) studieren, weil ich Lehrer werden wollte.


  • Ehrlich gesagt, habe ich mir solche Gedanken vor Studium-Beginn nicht gemacht. Warum auch. Ich wollte (und musste) studieren, weil ich Lehrer werden wollte.

    Tja, das ist schön, wenn man privilegiert genug ist, eine Wahl zu haben.

    Meine Schüler*innen entscheiden sich auch auf der Grundlage zum Teil sehr schwacher wirtschaftlicher Voraussetzungen oftmals gegen ein Studium, aus genau dem Grund des geringen finanziellen Ausgleichs am Ende!

    Sollte zu Denken geben, zumal Studieren dank steigender Mieten und sinkendem BAFÖG bald noch mehr ein Privileg sein wird!

    • Offizieller Beitrag

    Tja, das ist schön, wenn man privilegiert genug ist, eine Wahl zu haben

    Woher kennst du meine finanziellen und familiären Hintergründe vor meiner Studium-Wahl. bzw: Woher meinst du, die Hintergründe kennen?

  • In den sozialistischen Ländern vor 1990 hat ein Lehrer oft auch nicht mehr verdient, als ein Arbeiter und trotzdem gab es Lehrer.


    Ich weiß noch, als wir um die 2000 Jahre sehr fähige rumänische Gastprofessoren bei uns an der Uni hatten, die umgerechnet 300€ in ihrer Heimat verdient hatten und auf Nebenjobs angewiesen waren.


    Bei uns ist es aber so, dass der Lehrerberuf für Germanisten und andere Geisteswissenschaftler (potentielle Taxifahrer) weiterhin sehr lukrativ ist, für Mint-Lehrer aber massiv an Attraktivität verliert.


    Wir haben echte Probleme, gute IT Fachkräfte zu finden und wie ein 45 jähriger Quereinsteiger mit unter 3000€ netto (ohne Verbeamtung) für den Schuldienst gewonnen werden kann, bleibt mir ein Rätsel.

  • Ehrlich gesagt, habe ich mir solche Gedanken vor Studium-Beginn nicht gemacht. Warum auch. Ich wollte (und musste) studieren, weil ich Lehrer werden wollte.

    Ich kann deine Naivität echt kaum fassen. Ich habe darüber absolut nachgedacht, das war einer der wichtigsten Punkte bei der Entscheidung für Ausbildung oder Studium. Ich habe deshalb auch eine Vertretungsstelle vehement abgelehnt, um sofort verbeamtet zu werden, damit ich ein besseres Lebenseinkommen habe. Ganz besonders angenehm war es im Mai eingestellt zu werden, um dann direkt mal A13-Sommerferien zu haben.

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