Maßnahmen zur Unterrichtsversorgung NRW (Grundschule und Sek I Schulen)

  • Weder noch. Unsere Schulleitung findet unsere Quereinsteiger besonders großartig und hat sich da sehr für eingesetzt.

    Und, bitte nicht falsch verstehen, beide sind nette Menschen, denen ich in Musik und Kunst sicher nicht das Wasser reichen kann. Aber die Grundlagen des mathematischen Verstehens und den Schriftspracherwerb bringt man nicht einfach nach Gefühl bei.

    Genau das! Auch wenn die GS-Themen inhaltlich trivial erscheinen, ist die Didaktik alles, aber ganz sicher nicht trivial!

  • ich verstehe auch nicht diese Kombination aus Werbung fürs Lehramt und zusätzliche Belastung.

    frage mich wirklich, wie 50km Umkehr nach Rückkehr z.B. aus Elternzeit die Leute dazu motivieren soll, aus der Elternzeit zurückzukehren?

    auch ist es ja löblich, dass eine Klassenarbeit in der 10 wegfällt, aber es sind immer noch viel zu viele Klassenarbeiten in der Sek I - sechs pro Jahr ist doch Wahnsinn und macht die Ungerechtigkeit zwischen Korrekturfach und Nichtkorrekturfach noch größer. da könnte man sehr schnell und unbürokratisch eine deutliche Entlastung schaffen , ohne dass es irgendwelche negativen Konsequenzen hat.

  • ich verstehe auch nicht diese Kombination aus Werbung fürs Lehramt und zusätzliche Belastung.

    Einfach nur völlig kurzsichtig und gruselig das Ganze. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich finde diese Entwicklungen echt erschreckend und frage mich was da noch auf einen zukommt, je schlimmer der Lehrermangel wird? Andere Bundesländer werden sicherlich nachziehen, Frau Schopper macht sich wahrscheinlich schon Notizen.


    Kann man eigentlich auch als Angestellter so einfach irgendwo hin abgeordnet werden oder ist diese "schöne" Pflicht den Beamten vorbehalten?

  • Kann man eigentlich auch als Angestellter so einfach irgendwo hin abgeordnet werden oder ist diese "schöne" Pflicht den Beamten vorbehalten?

    Als Angestellter kann man ja jederzeit die Kündigung und Neubewerbung androhen. Das würde ich auch tun.

  • Die gesenkten Einstellungshürden sehe ich angesichts der momentanen Zustände gar nicht als das Kernproblem an. Natürlich lohnt sich das LA Studium damit überhaupt gar nicht mehr und das sollten die entscheidenden Stellen auch mit allen Konsequenzen auf dem Schirm haben. Aber um zeitnah Löcher zu stopfen, ist der Handlungsspielraum halt auch begrenzt.


    Ob man sich mit den dienstrechtlichen Änderungen einen Gefallen tut, weiß ich allerdings nicht. Wer lässt sich denn bitte auf irgendwelchen schulfremden Brennpunktabordnungen verheizen oder ungewollt zu Vollzeit zwingen? Ich sehe da eher schwindelerregende Krankenstandszahlen am Horizont.

  • Krank sein wird einfach verboten. Verbote und Verschärfungen sind gerade große Mode. Man suggeriert Handeln und füllt doch eigentlich nur Aktenordner.


    Wartet mal, was aus der Beweislastumkehr in Bezug auf das Disziplinarrecht wird. An allen Ecken werden die Daumenschrauben angezogen. Gut möglich, dass demnächst Krankentage ein Dienstvergehen sind. Und wenn man sich vorher schon der gendergerechten Sprache verweigert hat, wird's richtig düster.

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

  • Ich denke, den Sinologen unterstellen wir einfach, dass sie einen besonderes Verständnis für den Erwerb komplexer Fremdsprachen haben und setzen sie deshalb zum einen als DaZler ein (Deutsch kann doch eh jeder und mit womöglich C2- Kenntnissen wären angehende Seiteneinsteiger dann ja fast schon überqualifiziert) und ergänzend dann natürlich auch in Kunst- schließlich haben Sinologen gelernt hübsche Schriftzeichen zu zeichnen, die man auch gut für den nächsten Adventsbasar verwerten kann oder bei Schulfesten.:sterne:

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • In NRW gibt es Chinesisch übrigens als Abiturfach und in der SI auch als 2. Fremdsprache - an gar nicht so wenigen Schulen. Chinesisch ist nur deshalb kein Mangelfach, weil da schon seit 20 Jahren Sinologen über OBAS den Seiteneinstieg machen und es mittlerweile auch einen grundständigen Lehramtsstudiengang plus Ref gibt. Aufgrund der geringen Absolventenzahlen haben Sinologen aber weiterhin exzellente Chancen auf einen Quereinstieg inkl. Verbeamtung. Es gibt sogar eine Schulleiterin einer großen Gesamtschule, die als Sinologin OBAS gemacht hat - vor 20 Jahren, jetzt hat sie A16.

    #offtopic zu Ende


    Ansonsten: ich sehe da weiter sinkende Studierendenzahlen, eine hohe Unattraktivität für Menschen im Reproduktionsalter und ehrlich gesagt auch, dass die Maßnahmen nicht reichen. Ich stell mich also schon mal auf Mehrarbeit und einen langen Pendelweg ein.. und hoffe, dass Gesamtschullehrkräfte selbst so begehrt bleiben, dass mir die Grundschule erspart bleibt.

  • OVP-B

    Mag sein. Ich bin selbst den regulären Weg gegangen übers Lehramtsstudium plus Erweiterung, dann Ref. Keine Ahnung, wie das damals hieß oder wie viele Jahre es exakt her ist. Ich meine nur, dass man als Sinologin eine verdammt gute verbeamtete Lehrerin und sogar Schulleiterin werden kann - und dass Sinologen vermutlich ähnlich gute Chancen auf einen Seiteneinstieg haben wie Physiker.

  • Mag sein. Ich bin selbst den regulären Weg gegangen übers Lehramtsstudium plus Erweiterung, dann Ref. Keine Ahnung, wie das damals hieß oder wie viele Jahre es exakt her ist. Ich meine nur, dass man als Sinologin eine verdammt gute verbeamtete Lehrerin und sogar Schulleiterin werden kann - und dass Sinologen vermutlich ähnlich gute Chancen auf einen Seiteneinstieg haben wie Physiker.

    Allerdings nur an wenigen Schulen. Da muss man örtlich schon flexibel sein, während man als Physiker sicher größere Auswahl hat.

  • Ich finde OBAS ist nicht das Problem. Ganz im Gegenteil, das ist der gute und richtige Weg einen Seiteneinstieg zu organisieren.

    OBAS'ler werden intensiv ausgebildet und vorbereitet. Das System kann man sicher verbessern, vor allem mit Hinblick auf die eigenständige Stundenzahl, aber im Grund ist es gut gemacht.


    Problematisch sind die ganzen Wege in den Schuldienst ohne eine Vorbereitung auf die jeweilige Schulform oder mit einer Schmalspurvorbereitung: PE, Entfristung von Nichterfüllern, Einstellung von Schulformfremden, oder (neu) Einstellung von Lehrern ohne Fach der Schulart :autsch:.

    Das richtige Problem dabei ist, dass hinterher keine Qualitätskontrolle und kein strukturelles Qualitätsmanagement stattfindet. Es liegt dann in der Eigeninitiative der Lehrkraft entsprechende Fortbildungsangebote zu finden, die es kaum gibt und diese wahrzunehmen oder überhaupt das eigene Problem zu erkennen... Das kann es nicht sein.


    Wenn man die Eingangsvoraussetzungen absenkt, dann muss man das mit einer klaren Strategie flankieren, wie man dadurch vorhandene etwaige Defizite strukturell abfängt und aufarbeitet. Das täte übrigens generell uns allen ganz gut. Lebenslanges Fortbilden ist ja in der Realität mangels Ressourcen eher eine hohle Phrase.

  • Allerdings nur an wenigen Schulen. Da muss man örtlich schon flexibel sein, während man als Physiker sicher größere Auswahl hat.

    Definitiv - wobei es zwischenzeitlich echt viele Schulen mit Chinesisch gibt. Ich musste nur lachen, dass ausgerechnet die Sinologen als einzige, die vielleicht nicht den Seiteneinstieg machen können, hier rausgepickt wurden - wahrscheinlich ist Chinesisch das Fach mit prozentual den meisten verbeamteten Seiteneinsteiger*innen überhaupt in NRW.

    • Offizieller Beitrag

    da es ja mein Beispiel war: an Chinesisch als Schulsprache hatte ich nicht im Kopf und sowieso nicht, dass es mehr als 2-3 Stellen im Lande wäre (interessant!), aber dass man eh daraus ableitet: Sprachverständnis, Linguist, Kultur, Wirtschaft, usw.. -> einiges ableitbar, hatte ich sogar im Hinterkopf. Bei Kreativität kann man einiges sehen.
    Und das finde ich an sich auch okay, ich bin mehr als die Gesamtheit meiner besuchten Kurse und Abschlüsse.
    ABER: solange es Regeln gibt, die für die einen sehr engmaschig sind, kann man nicht für andere besagte Regeln super lockern und TROTZDEM am Ende die selben Bedingungen (Vertrag, Verbeamtung, Entgelt) anbieten.
    und entweder bin ich der Meinung, dass ein guter Grundschullehrer Mathedidaktikkenntnisse haben muss und ich muss dies als notwendige Voraussetzung machen, oder eben nicht.

  • Ich habe bisher zum Glück wenige, aber nur schlechte Erfahrungen mit "Seiteneinsteiger aller Art" gemacht. Entweder haben sie fachlich falsch oder nicht schülergerecht unterrichtet. Damit es keine Klagen gab, wurde alles Schwierige weggelassen (statt pH und entsprechende Formeln hieß es z. B., Säuren (!) färben Indikator rot.) Als nachfolgender Lehrer hat man dann verloren. Ich bin daher nicht sicher, ob kein Lehrer nicht doch besser wäre.


    Wenn es nur um Betreuung und zufriedene Eltern geht, spielt das kaum eine Rolle.


    Ich habe aber zwei Kolleginnen, die z. B. Chemie auf Diplom studiert haben, Physik als Nebenfach angerechnet bekamen (dürfen Physik also nur in Sek. I unterrichten, Chemie in Sek. I und II) und dann regulär das Referendariat erfolgreich abgeschlossen haben. Das funktioniert.


    Aber gerade weil viele denken, Lehrer kann jeder, der einmal in der Schule war, ist dies für die Lehrerausbildung kontraproduktiv. Mein Fachstudium ist auf jeden Fall hilfreich für meine Tätigkeit. Ich verstehe auch Hintergründe.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Ich habe aber zwei Kolleginnen, die z. B. Chemie auf Diplom studiert haben, Physik als Nebenfach angerechnet bekamen (dürfen Physik also nur in Sek. I unterrichten, Chemie in Sek. I und II) und dann regulär das Referendariat erfolgreich abgeschlossen haben. Das funktioniert.

    Werden diese Personen dann Quereinsteiger genannt? Die, die in NRW OBAS absolvieren, schließen ja auch das Referendariat regulär ab und werden als Seiteneinsteiger bezeichnet.


    Muss man denn für OBAS weiterhin zwei Jahre Berufserfahrung nachweisen oder hat man die auch gestrichen?

  • In RLP an BBSen gibt es den Einstieg als Quer-/Seiteneinstieg/Fachpraxis/Fachlehrer(in). Alle unterscheiden sich in den Voraussetzungen, der Bezahlung während der Ausbildung und der Bezahlung im Anschluss.

    Was aber alle gemeinsam haben: Sie werden wie jede(r) andere Referendar(in) ausgebildet. Es wird der Zugang zum Lehramt an BBSen nicht verschenkt, sondern mit allen Anforderungen wie bei "normalen" Referendarinnen/Referendare vergeben: Fachdidaktische und allgemeine Seminare, Unterrichtsbesuche, Prüfungen, Lehrproben...

    Die fachlichen Voraussetzungen für den Beruf als Lehrkraft an BBSen hat man im Vorfeld durch sein passendes Studium (bzw. Meisterin/Techniker) und die Berufstätigkeit erworben, der Rest wird im Ref gelernt (das dann 24 Monate dauert statt 18 wie bei normalen Refis).


    Das finde ich absolut in Ordnung. Ohne Ref/Ausbildung würde ich das kritisch sehen. In Einzelfällen kenne ich den QE/SE an Gymnasien, das ist aber äußerst selten und dazu sage ich auch nix.

    An GSen weiß ich, dass fertige Gymis nach ihrem Ref noch mal ein Quasi-Ref an einer GS durchlaufen, bevor sie da unterrichten dürfen. Das halte ich auch für ok, kann aber nicht im Detail beurteilen, inwieweit da die Grundschuldidaktik in genügendem Maß erworben wird. Also: Bei uns in RLP halte ich die Zugänge außerhalb der normalen Wege für ok. Niedrige Voraussetzungen sehe ich hier nicht.

  • Darüber hinaus bleibt man sehr sparsam bzgl. der Pläne, wie mehr grundständige Lehrkräfte generiert oder geworben werden sollen.

    Wie wäre es, wenn Referendare einfach nur mal mit Quereinsteigern gleichgestellt werden, was die Bezahlung und die Übernahmegarantie nach bestandenem Referendariat angeht?


    Damit kannst Leute anwerben. Aber an sowas denkt natürlich niemand.

  • Wie wäre es, wenn Referendare einfach nur mal mit Quereinsteigern gleichgestellt werden, was die Bezahlung und die Übernahmegarantie nach bestandenem Referendariat angeht?


    Damit kannst Leute anwerben. Aber an sowas denkt natürlich niemand.

    Und die Mehrheit wird abbrechen, weil sie der hohen Unterrichtsbelastung nicht gewachsen ist....

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