Mit eigenen Fehlern umgehen

  • Um mal zur Frage zurück zu kommen:

    ...teilweise wird man ja sogar fachfremd eingesetzt. Hat vielleicht jemand hier die Erfahrung schon gemacht? Wenn ja, wie seid ihr damit umgegangen?

    Wahrscheinlich siehst du es schon an dieser Diskussion hier, wenn Leute fachfremd eingesetzt werden, machen sie mit höherer Wahrscheinlichkeit auch Fehler. Nur ist es ihnen nicht unbedingt bewusst.


    Dazu mal was angemerkt, die Diagnose der 'Rechenstörung' wird nach ICD10 vergeben, wenn folgendes gilt:


    "Diese Störung besteht in einer umschriebenen Beeinträchtigung von Rechenfertigkeiten, die nicht allein durch eine allgemeine Intelligenzminderung oder eine unangemessene Beschulung erklärbar ist. Das Defizit betrifft vor allem die Beherrschung grundlegender Rechenfertigkeiten, wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division, weniger die höheren mathematischen Fertigkeiten, die für Algebra, Trigonometrie, Geometrie oder Differential- und Integralrechnung benötigt werden."


    Kann man sich jetzt überlegen, wie es das Fettgedruckte in die Richtlinie geschafft hat.

  • Zauberwald: Bei uns haben bis zu 20% der Fünftklässler eine Real- oder schwache Gymnasialempfehlung. Erfahrungsgemäß schaffen es bei uns nur die Wenigsten (auch wieder um die 20%) dann tatsächlich über die 7. Klasse hinaus, wechseln ansonsten in der Regel dann in den Realschulzweig - in seltenen Fällen nach vorangeganger Wiederholung der Jahrgangsstufe im Gymnasialzweig.

    Meines Wissens sind die Bildungsstandards der Grundschule Ende Klasse 4 solche, die jeder Schüler (also auch solche mit Hauptschulempfehlung) mit Note 4 oder besser erreicht haben sollte, oder? Ist es über mehrere Jahrgänge hinweg der Fall, dass ein nennenswerter Anteil der Fünftklässler mit diesen Inhalten nichts anfangen kann, würde ich da durchaus ein Schnittstellenproblem vermuten.

  • Zauberwald: Bei uns haben bis zu 20% der Fünftklässler eine Real- oder schwache Gymnasialempfehlung. Erfahrungsgemäß schaffen es bei uns nur die Wenigsten (auch wieder um die 20%) dann tatsächlich über die 7. Klasse hinaus, wechseln ansonsten in der Regel dann in den Realschulzweig - in seltenen Fällen nach vorangeganger Wiederholung der Jahrgangsstufe im Gymnasialzweig.

    Meines Wissens sind die Bildungsstandards der Grundschule Ende Klasse 4 solche, die jeder Schüler (also auch solche mit Hauptschulempfehlung) mit Note 4 oder besser erreicht haben sollte, oder? Ist es über mehrere Jahrgänge hinweg der Fall, dass ein nennenswerter Anteil der Fünftklässler mit diesen Inhalten nichts anfangen kann, würde ich da durchaus ein Schnittstellenproblem vermuten.

    Wir können selbst in der Grundschule teilweise die Tests (besonders auch in Mathe) nicht mehr so wie vor ein paar Jahren noch schreiben. Ewiges Thema im Lehrerinnenzimmer - woran liegt es? Vllt. fehlt einfach die Lust und Ausdauer zum Üben - ich weiß es nicht.

    Da wir erst in Klasse 3 Noten in allen Fächern haben, ist es für die Kinder neu, auf Klassenarbeiten zu lernen. Ich würde ja am liebsten nichts ankündigen, aber wir müssen die Kinder 1 Woche vorher informieren. Nicht alle machen sich die Mühe, vor dem Test mal ins Musik - oder Sachkundeheft zu schauen (Lernfächer, sollte man sich schon vorbereiten), das merkt man deutlich. Die Eltern haben auch die Termine, aber manche scheint es nicht zu interessieren.

    Unsere Drittklässler haben teilweise auch nebulöse Vorstellungen, was ihre Noten und Leistungen angeht. Überhaupt, was Noten bedeuten. Ein Schüler hat 30 Minuten lang geheult, weil seine 8 Noten im Halbjahreszeugnis zwischen 1 - 2 und 2 - lagen. Das sind ja wirklich gute Noten, aber er hat mit lauter Einsen gerechnet. Er arbeitet auch sehr gut mit (erzählt aber viel "Müll") und überschätzt sich.


    Nachtrag: Korrigiere gerade Deutscharbeiten. Thema Brief. Vorgegeben habe ich, außer dem formalen Drumherum, mindestens 10 Sätze zu schreiben (da die SuS sonst nur 2 oder 3 schreiben). Einer meiner Schlauesten (er ist wirklich intelligent) hat nun jeden Satz nummeriert (um nur ja nicht einen zu viel zu schreiben) und damit das nicht in Arbeit ausartet, hat er teilweise gar keine richtigen Sätze formuliert, sondern z.B. "Und abends zocken". Sehr schade ist, dass er das viel besser könnte. In Mathe muss ich ihm immer Zusatzmaterial geben, aber Deutsch ist ja anstrengend. Schön zu schreiben auch. So bekomme ich von ihm eine halbe Seite mit teilweise durchgestrichenen oder unvollständigen Sätzen...

  • Schön geschrieben habe ich auch nie. Keine Ahnung, warum lesbar nicht ausreicht und man als Kind Schönschreiben soll. Schrift ist Mittel zum Zweck.

  • Die schriftliche Subtraktion kann man ja auf 2 Arten einführen: Ergänzen oder abziehen. Da es oft so ist, dass schwächere Klassen nicht damit klarkommen, wenn ich beides einführe und freistelle, wie man rechnet,

    Warum zum Henker machst du das? Ich höre das von so vielen Lehrkräften, aber weder der Lehrplan schreibt beide Verfahren vor und in der Didaktik wird eindeutig darauf hingewiesen, das man sich als Lehrkraft für ein Verfahren entscheidet und nur eins den Kindern beibringt. Bei den Verfahren geht es nicht um das Vergleichen von Rechenstrategien, sie sind nämlich keine sondern nur simple Algorithmen, die das Rechnen erleichtern sollen. Rechenstrategien diskutieren wir mit den Kindern in anderen Settings.

  • die Schulbücher passen nicht zu den Curricula, es bleibt aber die Aufgabe des Landes, diese zu kontrollieren - und meine, entsprechend der Curricula zu unterrichten und nicht entsprechend der gedachten Inhalte der Verlage

    Mit welchem Mathebuch unterrichtest du? Die Bücher die ich von den 3 Verlagen kenne, orientieren sich eigentlich alle am Lehrplan, gehen an manchen Stellten über den Lehrplan hinaus, da sie für mehrere Bundesländer entwickelt werden.

  • Schön geschrieben habe ich auch nie. Keine Ahnung, warum lesbar nicht ausreicht und man als Kind Schönschreiben soll. Schrift ist Mittel zum Zweck.

    Aber wenn ganz viel durchgestrichen ist und Buchstaben nur halb geschrieben sind, dazu Tintenkleckse hier und da, kann man es kaum lesen. Bei uns gibt es auch im Zeugnis eine Note für Schrift und Gestaltung.

  • Warum in aller Welt möchte man überhaupt jemals das "Subtraktionsverfahren" machen? Es ist doch spürbar einfacher zu "ergänzen" statt zu subtrahieren?


    Wenn ich 15-9 rechne, rechne ich ja nicht 15-9, sondern frage mich wie weit es von 9 bis 15 ist. Immer schon.

  • Aber wenn ganz viel durchgestrichen ist und Buchstaben nur halb geschrieben sind, dazu Tintenkleckse hier und da, kann man es kaum lesen.

    Ja, dann ist es nicht mehr lesbar und erfüllt den Zweck, nämlich Inhalte aus dem Schülerkopf via Papier zum Lehrer zu transportieren nicht mehr.


    Zitat

    Bei uns gibt es auch im Zeugnis eine Note für Schrift und Gestaltung.

    Und meine Frage dazu lautet: warum tut man Schülern das an? Wieso wird Schönschreiben bewertet? Außer in der Kalligraphie schreibt man doch nicht um des Schreibens Willen, sondern, um seine Gedanken zu kommunizieren. Deutsch ist doch kein Kunstunterricht.


    Ich weiß, dass du selbst das auch nicht ändern kannst, weil das eben so zu bewerten ist. Mir geht es ums Prinzip.

  • Und meine Frage dazu lautet: warum tut man Schülern das an? Wieso wird Schönschreiben bewertet? Außer in der Kalligraphie schreibt man doch nicht um des Schreibens Willen, sondern, um seine Gedanken zu kommunizieren. Deutsch ist doch kein Kunstunterricht.

    Schrift transportiert Information. Das funktioniert nur so lange sie auch für andere lesbar ist. O_o

  • Und meine Frage dazu lautet: warum tut man Schülern das an? Wieso wird Schönschreiben bewertet?

    Anscheinend MUSS man dafür eine Note geben, um den Stellenwert zu zeigen. Ich finde, es gibt sinnfreiere Lernziele, als das Erlangen einer sauberen Schrift und Heftführung.

    Beim Einführen der Buchstaben lernen die Kinder sie normgerecht zu schreiben. Das ist auch notwendig für den Leselernprozess.

  • Lustig. Schriftlich ergänze ich, im Kopf rechne ich 15 - 5 - 4. Wie ich es mal gelernt habe, weiss ich nicht mehr :)

  • Dann muss das Gefühl für Zahlen gefördert werden, indem mehr probiert, geschätzt und Größen erfahren werden

    Oh Gott, bitte nicht. Auch bei uns kommen Jugendliche am Gymnasium an, die in der Mittelstufe Plättchen gelegt, Quadrate ausgeschnitten und sonst was für lustige Schätz- und Fühlspiele in Mathe gemacht haben. Nen Bruch nach einer Variablen auflösen können sie leider nicht. Für mich als Naturwissenschaftlerin ist Mathe ein Werkzeug. Ich erwarte von meinen SuS, dass sie einfach mal ne Zahl ausrechnen können und zwar fix, ich habe nämlich keine Zeit und keine Lust erst noch ne halbe Stunde an der Mathe rumzufühlen, bis mal alle bei meiner Zahl angekommen sind. Ich würde mich dann gerne mit der physikalischen bzw chemischen Plausibilität des Ergebnisses weiter beschäftigen. Erst dann bekommt die Zahl für mich überhaupt eine konkrete Bedeutung.

  • Wenn ich 15-9 rechne, rechne ich ja nicht 15-9, sondern frage mich wie weit es von 9 bis 15 ist. Immer schon.

    So mache ich das auch, ich habe es auch bildlich, räumlich vor Augen.

    Mein Gymkind rechnet wirklich Minus und ich kann es überhaupt nicht verstehen, ist doch viel schwieriger. Nein, findet es. Komische Kinder!

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

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