Ich weiß nicht wie es weiter gehen soll...

  • Huhu,


    ich bin in eine ganz blöde Situation geraten. Ich habe im Sommer mein Ref angefangen, alles gut, Kollegen sehr nett, Seminarleitung auch ok. Beim Unterrichten so ein paar Schwierigkeiten aber insgesamt habe ch mich sehr wohl gefühlt. Das war bis letzte Woche so der Stand.


    Letzte Woche Freitag dann hatte ich eine Dienstfahrt. Die Fachlehrerin, mit der ich zusammenarbeite, hat mir dafür ihr Auto gegeben. Das haben wir zuvor auch schon zwei Mal so gemacht. Da sie ihr Auto am Wochenende nicht brauchte haben wir abgemacht, dass ich diese Woche Montag einfach wieder in die Schule fahre damit. Für alle am einfachsten so.


    Das Auto stand also bei mir vor der Tür und, naja, ich habe es mir dann am Sonntag ausgeliehen. Ich weiß es war dumm aber ich dachte mir nichts dabei. Jedenfalls kam es zu einem Unfall. Es ist zum Glück niemand etwas passiert aber der Punto meiner Kollegin ist vorne zerditscht. Nachdem sich die Aufregung etwas gelegt hatte, habe ich dann bei ihr angerufen und ihr das gebeichtet. Anscheinend habe ich den Unfall unbewusst etwas heruntergespielt. Ich habe gesagt, dass man schon noch fahren kann mit dem Punto. Die Polizei hat das auch zu mir gesagt, dass ich kurze Strecken noch fahren kann. Aber bei ihr kam wohl an, dass es sich um einen Kratzer handelt. Ich bin dann am Montag in die Schule und als die Besitzerin ihr Auto gesehen hat, hat sie erstmal eine Zusammenbruch bekommen. Ich stand daneben und habe mich tausendmal entschuldigt. Am liebsten wäre ich im Boden versunken.


    Da das alles auf dem Parkplatz stattgefunden hat, weiß natürlich jetzt auch jeder Bescheid. Selbst die Schüler haben das mitbekommen und machen sich darüber lustig. Die Besitzerin war für den Rest der Woche dann krank geschrieben. Die anderen Kollegen gehen mir aus dem Weg oder belächeln das. Ich weiß überhaupt nicht wie ich reagieren soll. Ich fürchte unser Vertrauensverhältnis ist zerstört und ich muss mir vielleicht eine neue Stelle suchen.


    Ich wäre einfach dankbar für einen Rat.


    LG


    Helen

  • Nimm es mit Humor und verkaufe es nach außen auch so (natürlich nur, wenn das zu deinem Charakter passt). Dein "Coolnessfaktor" wird sich dadurch binnen Tagen bei den Schülern unglaublich steigern. Gleichzeitig regelst du die Sache intern (!) mit der Kollegin und stellst ihr am besten bei nächster Gelegenheit den reparierten Pinto mit einer großen roten Schleife vor die Haustüre...oder gleich direkt auf dem Pausenhof, damit es jeder sehen kann.


    Diesen Tipp kann ich dir zumindest als Hauptschullehrer geben ;) Die Gymnasialkollegen bekommen wahrscheinlich gerade einen Herzinfarkt ;)

  • Verworrene Situation, in der sich beide sehr ungeschickt verhalten haben.


    Du: 1. Überhaupt das Auto von einer Person im Hierarchieverhältnis ausleihen 2. Private, unabgesprochene Fahrt 3. Eventuell Schuld/ Teilschuld am Unfall (?? dazu schreibst du seltsamerweise nichts)

    4. Offenbar von dir kein Angebot an sie, sich um die Lauferei, Werkstatttermin, Kostenvoranschlag usw, zu kümmern.


    Sie: 1. Überhaupt das Auto an eine Person im Hierarchieverhältnis ausleihen 2. Emotional völlig überreagieren (?? Krankschreibung, s.u.)



    Ich sehe nur einen Lösungsansatz:

    Versachlichen, am besten durch eine dritte, beiden vertraute Person. Hier auch das kommunikative Problem versuchen zu lösen.



    An dem Unfall wird jemand schuld sein. Das regelt die Reparatur. Entweder Versicherung des Unfallgegners oder du selbst, wenn keine Vollkasko besteht. Du solltest ihr anbieten, eine etwaige Prämienerhöhung bei Kaskoschaden auszugleichen.


    Überdies: Wenn ich etwas verleihe, dann muss ich damit rechnen, dass ein Schaden eintreten kann, egal ob Auto, Bohrmaschine oder Lieblingsfüller. Ein Schaden mag unwahrscheinlich sein, ist aber nie ausgeschlossen.


    Dass sie erstmal sauer ist, verstehe ich durchaus. Wenn die Kollegin aber emotional derart an ihr Auto gebunden ist, dass sie durch dieses Ereignis krank wird, dann hätte sie es nie verleihen dürfen.


    Vielleicht hat die Krankheit aber auch einen anderen Grund.


    Du kannst dir wegen dieses Ereignisses keine "neue Stelle suchen". Das geht nicht im Ref, in keinem Bundesland.


    Falls sich das Verhältnis als dauerhaft zerrüttet erweisen sollte, empfehle ich dir, in einigen Wochen die zuständige Person wegen eines Mentorenwechsels anzusprechen. Sag das aber unbedingt der Kollegin vorher und begründe es mit emotionaler Entlastung für beide. Kurzfristig musst du aushalten, dass sie sauer ist.

  • Die Schuld liegt zumindest teilweise bei mir. Vor uns wurde stark abgebremst, ich habe dann auch sofort voll auf die Bremse gelatscht. Nach einigen Metern Vollbremsung sind wir dem vor uns voll hinten drauf geknallt. Da hilt es auch nichts, dass vorne wohl jemand über die Straße gehen lassen wollte, obwohl da kein Zebrastreifen ist und dadurch das ganze Schlamassel ausgelöst hat.


    Ich bin mit dem Punto in eine Werkstatt gefahren um einen Kostenvoranschlag machen zu lassen. Der Mechaniker hat mich aber schon fast ausgelacht. Ne, also der ist wohl ein Totalschaden. Das ist sehr schade, weil er ganz normal fährt, wie vor dem Unfall. Ich habe natürlich angeboten dafür zu zahlen... Es war ein ganz normaler Auffahrunfall aber natürlich mehr als ein kleiner Parkrempler.


    So sieht der Punto aus. Da meint man vielleicht dass wir mit 100 Sachen raufgedonnert sind aber wie gesagt, es war ein ganz normaler Auffahunfall.

  • Letzte Woche Freitag dann hatte ich eine Dienstfahrt. (...) Da sie ihr Auto am Wochenende nicht brauchte haben wir abgemacht, dass ich diese Woche Montag einfach wieder in die Schule fahre damit. (...)
    Das Auto stand also bei mir vor der Tür und, naja, ich habe es mir dann am Sonntag ausgeliehen. (...) Jedenfalls kam es zu einem Unfall.


    Du dürftest der Kollegin nicht böse sein, wenn sie - anstatt krank zu werden - alles Weitere in dem Fall einem Rechtsanwalt übergibt. Ich selber würde das sofort tun, alleine, weil ich mir darüber keinen weiteren Kopf machen möchte - und ne Rechtsschutzversicherung dafür bezahle.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Ui 😳 Hätte mir jemand gesagt, man kann noch fahren, und dann sieht das Auto SO aus, hätte ich auch einen dezenten Nervenzusammenbruch bekommen. Das ist ja nun schon ein älteres Modell und wer repariert das bitte noch... Versicherung ersetzt normalerweise nur noch den Zeitwert... sie wird also ein neues Auto brauchen und dabei auf jeden Fall draufzahlen. Sehr ärgerlich. Weiterhin ist die Frage, welche Auswirkung dieser Vorfall auf ihre Versicherungseinstufung hat. Insgesamt also wirklich sehr sehr blöd gelaufen.


    Dennoch: sie hat dir das Auto geliehen und ist damit eben auch ein Risiko eingegangen. Ich würde sie um ein sachliches persönliches Gespräch bitten. Bestenfalls auf neutralem Boden irgendwo außerhalb der Schule, vielleicht bei einem Kaffee oder so. Ihr müsst klären, wie ihr sowohl mit der Autogeschichte verfahrt als auch mit der zukünftigen beruflichen Zusammenarbeit.


    Die Schüler wären mir herzlich egal, für die ist sowas eh in 2 Wochen vergessen.

  • Ich würde sie um ein sachliches persönliches Gespräch bitten.

    In diesem Gespräch könnte auch das Thema "Gutachter" anklingen. Ein Gutachter würde mit Sicherheit auch den Zustand der Bremsanlage prüfen. Und wenn die nicht in Ordnung war, hätte sie dir das Auto nie ausleihen dürfen. Und dann auch noch für Dienstfahrten ...

    Und das ganze in V.?

    Lösch besser mal das Bild.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Ok, das Bild klärt mich auf, dass du noch immer beschönigst, nicht nur am Telefon im ersten Gespräch unter dem Eindruck des Unfalls.


    1

    "Zerditscht" ist hier ganz eindeutig die falsche Vokabel.

    Auch ohne Werkstatt ist klar, dass der Wagen ein wirtschaftlicher Totalschaden ist. Das muss jeder Laie erkennen können.


    2

    Auffahrunfall ist keine Teilschuld. Du bist schuld. Punkt.

    Sehr außergewöhnliche Umstände, bei denen die Auffahrende nicht oder nur teils schuld wäre, vermag ich nicht zu erkennen.


    3

    "Fährt wie vorher" meinst du wirklich ernst???


    Zu meiner obigen Aufzählung deines ungeschickten Verhaltens möchte ich also noch (5) fortwährendes Beschönigen hinzufügen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    Ich würde sagen, das ist ziemlich dumm gelaufen.

    Ich kann aber auf jeden Fall verstehen, dass die Fahrzeugbesitzerin aus allen Wolken gefallen ist. Das Bild passt definitiv nicht zur Aussage "Der Wagen fährt aber noch." Da hätte ich mir auch was anderes drunter vorgestellt.

    (Ob man sich deswegen krank melden muss - keine Ahnung. Vielleicht hat euer Schulleiter sie auch für ein paar Tage zum beruhigen nach Hause geschickt.


    Was du machen kannst? Gute Frage.

    Deckt deine Haftpflichtversicherung sowas ab? Und wenn ja bis zu welcher Summe? Auf jeden Fall solltest du in den Startlöchern stehen, um für den Schaden gerade zu stehen.

    Je nach Versicherung der Besitzerin und den Vertragsbedingungen ("Wer fährt den Wagen?") kann evtl. die Versicherung die Begleichung des Schadens verweigern.

    Die Schuldfrage ist auch ziemlich eindeutig. Man muss im Straßenverkehr so fahren, dass man jederzeit genug Zeit und Platz zum Bremsen hat.


    Wie du persönlich und dienstlich damit umgehen kannst? Nochmal eine gute Frage.


    Zu der Aussage von oben "wer was verleiht muss auch davon ausgehen, dass es kaputt geht" - ja. Aber er kann auch davon ausgehen, dass das Objekt wie besprochen behandelt wird.


    Was ich unabhängig davon aber noch anmerken möchte: Wenn ich die Kollegin wäre, wäre ich verwirrt, wenn ich die Geschichte und die Infos zu ihrem "Gesundheitszustand" und ihrer Reaktion auf die Situation wenig später im größten deutschsprachigen Lehrerforum finden würde. Auch das hilft dir nicht weiter, sondern verunsichert dich vielleicht jetzt noch mehr. Sorry.


    Kl. Gr. Frosch

  • Denke auch, dass das hier mit Sicherheit ein Totalschaden ist. Ich gehe bei einem älteren Punto auch nicht unbedingt davon aus, dass hier eine Vollkasko vorlag. Dann wird die Versicherung hier auch nichts regulieren. Eine Privathaftpflicht stellt sich vermutlich ebenso quer, da der Schäden im Zusammenhang mit dem Fahren eines Kfz i.d.R. gerade nicht abgedeckt werden....genau dafür ist nämlich die verpflichtende Kfz-Haftpflicht da.


    Im Endeffekt wirst du für den Zeitwert des Fahrzeugs zzgl. der sonstigen mit dem Unfall verbundenen Kosten aufkommen müssen. Als Kollegin würde ich hier vermutlich ebenfalls einen Gutachter und ggf. einen Rechtsanwalt hinzuziehen, spätestens dann, wenn sich Probleme in der Regulierung andeuten.

    In diesem Gespräch könnte auch das Thema "Gutachter" anklingen. Ein Gutachter würde mit Sicherheit auch den Zustand der Bremsanlage prüfen. Und wenn die nicht in Ordnung war, hätte sie dir das Auto nie ausleihen dürfen. Und dann auch noch für Dienstfahrten ...

    Das ist doch an den Haaren herbeigezogen. Ein Gutachter im Rahmen eines Schadengutachtens sieht sich den Wagen und die entsprechenden Parameter (Baujahr, Laufleistung, allgemeiner Zustand) an und ermittelt daraus den Restwert, Wiederbeschaffungswert und ungefähre Schadenshöhe. Damit kann dann entschieden werden, ob sich eine Reparatur lohnt oder ein wirtschaftlicher Totalschaden vorliegt. Hier ist von letzterem auszugehen, ein Schaden wie auf dem Bild zu sehen kostet sehr schnell einen hohen vierstelligen Betrag...und das auch nur, wenn ein reiner Blechschaden vorliegt.


    Ein Gutachten zum Unfallhergang in Auftrag zu geben, in der Hoffnung hier die Schuld auf die Halterin abwälzen zu können, halte ich für ausgesprochen riskant und sollte überhaupt nur dann erwogen werden, wenn man sich sehr sicher ist, dass mit dem Kfz wirklich etwas nicht stimmte. Dann wiederum hätte man es auch als Fahrerin aber gar nicht erst bewegen dürfen. Die Verantwortung zum Check der Verkehrstüchtigkeit im Moment des Gebrauchs liegt bei der Fahrerin.

  • Ich kann mich allem nur anschließen, aber das Wichtigste ist doch: es ist nur ein Sachschaden! Kläre die offenen Fragen (welche Versicherung zahlt ggf was?), sprich sachlich und in Ruhe mit ihr und stell sicher, dass die finanzielle Entschädigung deinerseits ein bisschen über das Mindeste hinausgeht und dann hak das asap ab, damit du dich auf dein Ref konzentrieren kannst!

    There are only 10 sorts of people - Those who know binaries and those who don't.

  • ...und das Bild rauslöschen.

    Unbedingt! Anhand der Schilder im Hintergrund und des am Boden liegenden Nummernschildes ist sowohl die Ortschaft als auch der genaue Standort des Autos auf dem Bild in Nullkommanix ausfindig zu machen. Bedenke den Schutz deiner persönlichen Daten, HelenWo ! In Kombination mit den von dir in deinen Beiträgen veröffentlichten Informationen sowie deinem Benutzernamen, sollte dieser Teile deines echten Namens enthalten, kannst du -ohne dir Angst machen zu wollen- schneller identifiziert werden, als du vielleicht denkst.

  • Ein Gutachten zum Unfallhergang in Auftrag zu geben, in der Hoffnung hier die Schuld auf die Halterin abwälzen zu können, halte ich für ausgesprochen riskant und sollte überhaupt nur dann erwogen werden, wenn man sich sehr sicher ist, dass mit dem Kfz wirklich etwas nicht stimmte.

    Vollkommene Zustimmung, aber genau dies sollte durchaus erwogen werden ...

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Gutachter macht trotzdem Sinn, um den Zeitwert korrekt zu ermitteln. Für andere "Vorhaben" würde ich ihn auch nicht hinzuziehen wollen.


    Und ja, ggf. würde ich mir überlegen, was man online teilen möchte..

  • Dass das ein Totalschaden ist, hätte eigtl. klar sein müssen. Kein Wunder, dass die Kollegin so reagiert hat.


    Dass die Kollegin aber überhaupt auf die Idee kommt, dir das Auto zu leihen. Find ich schon der Knaller :D


    Naja, du hast dazu gelernt. Für die Zukunft: Es handelt sich "schnell" um einen Totalschaden, auch wenn es manchmal gar nicht so aussieht. In diesem Fall ist es dann doch recht offensichtlich gewesen.


    Wie hier schon gesagt wurde... entschuldigen, versprechen, sich um alles zu kümmern...


    Wie kommt sie bitte auch dazu, jdn. im Referendariat den privaten PKW auszuleihen? Ich komm nicht drüber weg. Würde mir nie einfallen.

  • ... und ich muss mir vielleicht eine neue Stelle suchen.

    Lass den Kopf nicht hängen! Den Vorfall kann man regeln und das wirst du sicher auch ordentlich machen.

    Natürlich ist das jetzt erst einmal unangenehm und eine emotionale und finanzielle Belastung. Zum Glück wurde aber niemand verletzt.

    Sobald ihr das mit dem Schaden geklärt habt, werdet ihr nach einiger Zeit rückblickend darüber lachen können und es als schräges Ereignis verbuchen.


    An welcher Schule gab es noch keine Autounfall-Vorfälle... auch wenn der durch die Leihsituation vielleicht etwas spezieller ist...

  • Da hilft nur eins. Nochmal persönlich entschuldigen und den Schaden ohne zu zicken regulieren.

    Als die Beziehung stark belastendes Problem wird aber bleiben, dass der Gebrauchswert für die Kollegin den wirtschaftliche Wert des Wagens vor dem Unfall vermutlich deutlich überschreitet. Das ist ja bei älteren Autos oft so.

    Andererseits kann die TE natürlich nicht erheblich über Wert regulieren.

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