Arbeitsalltag einer Grundschullehrkraft

  • Das mache ich bei meinen Schülern auch nicht.

    Unterschied: Meine Schüler haben pro Seite 15-50 Fehler bis hin zu ohne jeden Sinn, mein GS Kind hat 0-2 Fehler.

    Das korrigiert sich dann schon schneller.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

    • Offizieller Beitrag

    Ich (nicht Grundschule, aber auch Primarstufe) schaue natürlich auch, ob die SuS die Hausaufgaben gemacht und verstanden haben. Aber ich suche nicht jeden einzelnen Rechtschreib- oder Rechenfehler. Da verwende ich meine Arbeitszeit lieber für sinnvollere Dinge, von denen auch die SuS mehr profitieren.

    Geht mir ähnlich. Auch wenn die Eltern es nicht verstehen.

    Aber - ihr kennt meine aktuelle Mehrarbeit. DAS könnte ich gar nicht leisten. Ich wüsste nicht wie.

  • Dir reichen 60 min zum Heimkommen, Kochen (?), Essen und mal Ausruhen? Das schaff ich eigentlich nie.

    Da bin ich wenn ich Glück habe vom Klassenraum bis zum Lehrerparkplatz mit einem Umweg über Lehrerzimmer, Schulleitungsbüro, PC-Raum gekommen. Dann fahre ich noch mal ca. 60 Minuten und Essen muss ich dann evtl. auch noch was, also bis ich anfange könnte nutze ich die Zeit mit meinem Kindern und gehe dann eher zu Zeiten wie jetzt, wenn die Kinder schlafen wieder an den PC, wobei seit der letzten Corona-Infektion schlafe ich gleich mit ein und arbeite dann eben Abends auch nicht. Muss bis zum Wochenende oder morgens vor dem Unterricht reichen, aber ich arbeite ja auch nur 60%

    • Offizieller Beitrag

    Beispielschulwoche. 85% Teilzeit.

    Montag:

    7.15 Uhr ankommen

    7.30 Uhr Vorviertelstunde beaufsichtigen in der 3d, durchs Haus in den Musikraum, Unterricht, warten, bis das letzte Kind die Stifte eingepackt hat, durchs Haus in den Klassenraum, Kinder zur nächsten Stunde schicken.

    2 Minuten vor Beginn der nächsten Stunde endlich hoch in meine Klasse rennen.

    Lärmende Klasse beruhigen, eine Stunde Unterricht.

    3. Stunde Klasse 4c, Musik, durchs Haus in den Musikraum, Unterricht, durchs Haus in den Klassenraum

    in meine Klasse hetzen, überziehende Kollegin rauswerfen, Stifte suchen. Ihre restlichen Sachen wegräumen.

    Unterricht in meiner Klasse.

    5. und 6. Stunde das ganze quasi nochmal.

    13.45 nach Hause fahren, auf dem Sofa komatös mit einem Litertopf Kaffee rumhängen

    Elternmails lesen/beantworten, einschlafen

    Freizeittermin


    Dienstag:

    7.15 Uhr ankommen, Kollegin kaut mir ein Ohr ab.

    6 Stunden Unterricht bis 13.40 Uhr. Ausruhtag, da nur in meiner Klasse, kein Rumgerenne. Ab der 5. Stunde ist meine Klasse vollkommen durch und am Ende. Den Musikunterricht muss ich für sie deshalb anders planen als für die Parallelklasse. Singen kann ich mit meiner Klasse nicht, da ist nach 10 Minuten der komplette Tag gelaufen. Videos schauen kann ich nur selten, sonst gibt es Krisengespräche mit einzelnen Eltern wegen der Medienzeit, also muss ich mir Abschreibtexte überlegen zu den Themen.

    13.45 nach Hause fahren, auf dem Sofa komatös mit einem Litertopf Kaffee rumhängen

    Elternmails lesen/beantworten, einschlafen

    aufwachen, Unterricht planen


    Mittwoch:

    ähnlich wie Montag, aber nur 3 Stunden Musik (einfach 3mal hintereinander die 1. Stunde vom Montag vorstellen) und eine in meiner Klasse (wie Montag 4.), Dienstberatung. 12 Uhr fertig. Kopieren

    gegen 13 Uhr nach Hause fahren

    Elternmails lesen/beantworten, Korrekturen / Planen


    Donnerstag:

    9.15 Uhr ankommen, Unterricht bis 13.40 in insgesamt 2 Klassen, davon 2mal Musik. Meine Klasse wieder voll aufgedreht in Musik. 6. Stunde Mathe in meiner Klasse. Kinder völlig durch und am Ende.

    13.45 nach Hause fahren, komatösundsoweiter


    Freitag

    9.15 Uhr ankommen, eine Stunde in meiner Klasse, Freistunde (korrekturen), 5./6. Stunde Deutsch und Mathe in meiner völlig wochenendreifen Klasse, dazwischen eine unglaublich anstrengende 10 Minuten Pause (schreien, rennen, toben, ich muss ständig maßregeln, Kinder völlig fertig), Essensaufsicht.

    14.10 Uhr Schluss nach Hause fahren, auf dem Sofa komatös mit einem Viertelliter Kaffee rumhängen

    zu einem privaten Treffen fahren und dort ab 19.30 einschlafen


    Seit ich in Teilzeit arbeite, muss ich am Wochenende nur noch manchmal arbeiten. Außerdem habe ich meine Klasse das 2. Jahr, die Kinder und Eltern haben sich gut ein Jahr heftigst an mir abgearbeitet und inzwischen haben beide Seiten ein wenig aufgegeben und keine Kraft mehr für den Eiertanz oder gemerkt, dass es doch insgesamt ganz gut läuft.


    Hinzu kommen:

    Absprachen im Laufe des Schultages, oft in den großen Pausen, manchmal nach U-Ende

    Konferenzen etc, da ist unsere Schule aber wirklich effizient und angenehm.

    Schulbuchbestellung und Bestellung anderer Materialien für Klassenstufe und Musik

    IT-Betreuung meines heimischen PCs und Druckers (beide sind aufmerksamkeitsliebend)

    Klassenraum putzen (Regale wischen, Waschbecken putzen gehört lt. Schulleitung zu unseren Aufgaben, wenn wir kein völlig verdreckten Raum haben möchten)

    Material sortieren und archivieren, wegwerfen (das Schlimmste an der Sache! Wegwerfen!111!!!)

    Erstellen von verschiedenen differenzierten Materialien für unterschiedliche Bedürfnisse, das schaffe ich oft gar nicht. Dieses Jahr habe ich einfach in den Sommer- und Weihnachtsferien ganz viel kopiert, da zieh ich dann im Zweifelsfall was aus der Ablage und wahrscheinlich werfe ich im Sommer ganz viel weg. Aber besser, als den kompletten Unterricht ständig 4gleisig zu planen.

    ggf. weitreichende Neuplanung des Unterrichts durch andere Bücher, Abfall des Leistungsniveaus oder Besonderheiten der Lerngruppe (Nachholen nicht geschafften Stoffes; Aufmerksamkeitsspanne von 5 Sekunden)

    2 Elternversammlungen

    2 Lernstandsgespräche pro Kind (20 bis 30 Minuten)

    weitere Elterngespräche auf Wunsch / Notwendigkeit

    Streitschlichtungsgespräche mit Kindern in den Pausen

    Zusammenarbeit mit Familienhelfern, Einzelfallhelfern, SPZ, KJPD, Ärzten, Therapeuten, Ergotherapeuten, Jugendamt

    Krisengespräche mit Schulleitung, Fachkollegen und Eltern. (Meine Elternschaft ist emotional sehr Schwingungsfähig und potenziert dies gemeinschaftlich über diverse Chatsysteme, sodass es häufiger mal Beschwerden bei der Schulleitung gibt. Das letzte Krisengespräch gab es wegen einer Pause, die statt 10 nur 8 Minuten dauerte.)

    Zusammenarbeit mit Sozialarbeiterin

    Absprachen mit Hort

    Wandertage planen und vorher mit den Eltern abklären, ob das auch genehm ist oder wieder zum Eklat führt.

    Fortbildungen

    Unterstützung von Kolleg:innen


    Sombreros flechten und Wolle kämmen.

    Und neuen Kaffee kaufen!

    • Offizieller Beitrag

    Das ganze ist übrigens schulabhängig. An meiner letzten Schule waren die Eltern insgesamt pflegeleichter. Die Kinder nicht so, aber irgendwann ging es dann auch meist. Dafür hat die Schulleitung 2 bis 3 verpflichtende Sitzungen á 1,5 bis 2,25 Stunden wöchentlich einberaumt + ggf. eine weitere.

  • Ich halte meine Stunden, stecke aber auch viel Zeit in Vorbereitung,

    gerade für die Differenzierung brauche ich wirklich viel Zeit,

    für die Korrekturen auch, in Klasse 1 kontrolliere ich wirklich alles - jede Zahl und jeden Strich.


    Dass man sich so gut abgrenzt, dass man mittags Feierabend macht, finde ich eher ungewöhnlich. An unserer Schule machen viele Lehrkräfte viel und die Schätzung von Kolleg:innen ist eher so, dass alle etwa 50 h in der Woche arbeiten.


    Vielleicht schaust du dir die Arbeitszeitstudie aus NDS an, da kann man auch die Streuung sehen, die Erhebung war noch vor der Umsetzung der Inklusion und zu der Zeit waren weniger Schulen im Ganztag.


    Eine Vollzeitstelle an der GS ist heftig und ich kenne nur sehr wenige Menschen, die das über Jahre gemacht haben. Das dreht sich zumindest in meinem Umfeld gerade mit jüngeren Kolleg:innen, aber auch durch das Bewusstsein, dass alles andere ein Ausnutzen der Beschäftigten ist.

    Das Land weiß schon, warum es die Arbeitszeit nicht erheben möchte.

  • Auch wenn die Eltern es nicht verstehen.

    Ich hatte genau einmal eine Nachfrage von Eltern diesbezüglich. Da habe ich es dann halt so erklärt, wie ich es hier auch geschrieben habe.

    in Klasse 1 kontrolliere ich wirklich alles - jede Zahl und jeden Strich

    Warum?

    ist eher so, dass alle etwa 50 h in der Woche arbeiten

    Das klingt nicht gesund und kann auch niemand erwarten bei einer vorgesehenen Arbeitszeit von 40 oder 41 Stunden pro Woche.

    Eine Vollzeitstelle an der GS ist heftig und ich kenne nur sehr wenige Menschen, die das über Jahre gemacht haben.

    Siehe oben.

  • Ich korrigiere die Hausaufgaben meiner Schüler nicht. Ich habe das in dem fast 20 Jahren meiner Dienstzeit nicht gemacht und es hat mich noch NIE jemand danach gefragt.

    Ich stempel nur ab, ob es gemacht wurde oder nicht.

    Wozu soll das nutzen?

    Ich sehe bei jedem Kind in den ganzen Stunden was es kann und was nicht.

    Für alles gibt es bei mir Lösungsblätter ( die ich den Kindern und Eltern immer per Selbstkontrolle zur Verfügung stelle).

    Wenn ich täglich 29!! Hausaufgaben kontrollieren müsste zu den vielen Arbeiten/ LZK die ich schreibe plus der Vorbereitung/ Elterngespräche/ weiteren schulischen Terminen würde ich ein Dauerminusgeschäft machen. Dazu bin ich nicht bereit...

  • Ich korrigiere die Hausaufgaben meiner Schüler nicht. Ich habe das in dem fast 20 Jahren meiner Dienstzeit nicht gemacht und es hat mich noch NIE jemand danach gefragt.

    Ich stempel nur ab, ob es gemacht wurde oder nicht.

    Wozu soll das nutzen?

    Ich sag dir als Mama, was das nutzt:

    Ich sehe zuhause, was mein Kind falsch hatte und kann es nachbessern mit ihm gemeinsam. Die LK sieht, was mein Kind zuhause so produziert "unter Aufsicht" quasi. Die LK meines Kindes unterringelt schlmapig Geschriebenes. Da sehe ich als Mama, dass die Schrift den Anforderungen noch nicht genügt und wir bei der nächsten HA besser aufpassen müssen (das Kind schöner schreiben und ich es drauf hinweisen).

    Ich fände es befremdlich, wenn die LK das NICHT machen würde.

    Ich als Förderschullehrkraft korrigiere NICHT alle HA so genau, weil es einfach zu viele Fehler sind, da könnte ich meistens gleich alles anstreichen. Ich korrigiere das, was gerade Thema ist.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Da verwende ich meine Arbeitszeit lieber für sinnvollere Dinge, von denen auch die SuS mehr profitieren.

    Direkte Rückmeldung hat lernpsychologisch gesehen schon einen hohen Effekt. Ob man es allerdings schafft, jeden Hefteintrag eines Erstklässlers in der vorgesehenen Arbeitszeit zu korrigieren, kann ich nicht beurteilen.

  • Wozu soll das nutzen?

    Dazu, dass die Kinder eine Wertschätzung und eine Rückmeldung bekommen.

    In meinem Einzugsgebiet haben die meisten Kinder keine Eltern, die die Aufgaben bereits vorab korrigieren, oft gucken die Eltern gar nicht.

    HA sollen ja selbstständig zu erbringen sein, das kann man so oder so verstehen. Davon, dass Eltern die häuslichen Übungen nachgucken, kann ich nicht ausgehen und bei vielen Kindern -lange nicht bei allen - gucken die Eltern, ob etwas gemacht wurde oder geben zu Beginn einen Anschub, korrigieren aber weder Fehler noch Schrift.

    Korrigiert man es nicht als LuL, bleibt es fehlerhaft und unsauber oder unerledigt.


    Ich finde tatsächlich, dass die Kinder zunehmend ein Korrektiv in der Schule benötigen.

  • Mit Bezug auf die Ausgangsfrage kann man also zusammenfassen, dass nicht alle gleich arbeiten ;)


    Das sehe ich auch bei mir an der Schule. Eine Kollegin sieht sich alles Geschriebene an. Das finde ich an sich auch gut. Dafür fehlt es mir bei ihr ein wenig an … na ja, an Unterricht. Ich verbringe meine Unterrichtszeit vorne an der Tafel oder an den Plätzen der Kinder. Am Pult sitze ich den ganzen Tag über vielleicht 20 Minuten.


    Wie oben schon geschrieben, irgendwo muss man Zeit einsparen. Die größte Klassengröße bei uns waren zuletzt 32 Kinder. Ich bräuchte in meiner 3. Klasse für die Korrektur von Hausaufgaben und Schulaufgaben in Deutsch und in Mathe zwischen 4 und 8 Minuten pro Kind. Sagen wir, 6 Minuten. Bei mir wären das derzeit nur knappe 2 1/2 Zeitstunden am Tag. In einer 32er-Klasse 3 1/2 Stunden. Kann man machen. Ich mache es nicht.

    • Offizieller Beitrag

    Ich korrigiere die Hausaufgaben meiner Schüler nicht. Ich habe das in dem fast 20 Jahren meiner Dienstzeit nicht gemacht und es hat mich noch NIE jemand danach gefragt.

    das ist m.W. so ein Bayern-Ding: dort ist es vorgeschrieben. Muss auch der SAL regelmäßig vorgelegt werden.

    Korrogiert mich, wenn dem nicht so ist.

  • Wenn ich täglich 29!! Hausaufgaben kontrollieren müsste zu den vielen Arbeiten/ LZK die ich schreibe plus der Vorbereitung/ Elterngespräche/ weiteren schulischen Terminen würde ich ein Dauerminusgeschäft machen. Dazu bin ich nicht bereit...

    Es gab die Frage nach der Arbeitszeit und hier schreiben viele, die mit 40h auszukommen scheinen.


    Die Arbeitszeitstudie aus Göttingen hat vorgerechnet, dass man wöchentlich 48h arbeiten müsste, wenn man die Ferien frei haben wollte, quasi als Ausgleich.

    Sie hat aber auch erhoben, dass viele Lehrkräfte damit nicht auskommen. Es gibt also Lehrkräfte, die sich sehr strikt abgrenzen, aber es gibt eben auch viele, die das so nicht schaffen, gerade weil die gestellten Aufgaben zu viele sind und es schwer fällt, etwas wegzulassen. Auch das ist ein Grund, warum Lehrkräfte in Teilzeit gehen, ihre Arbeit reduzieren, aber dennoch oft zu viel arbeiten.

    Auch sind die Ferien nicht komplett frei, sondern gerade in den Grundschulen geprägt mit Aufgaben hinsichtlich des Raumes und Vor- und Nachbereitung des Schuljahres im Sommer. Die kleinen Ferien könnte man ggf. frei halten, aber auch da kenne ich viele Kolleg:innen, die bestimmte Aufgaben in die Herbst- oder Osterferien legen (Förderpläne, FöS-Meldungen u.a.)


    Wenn die TE nach der Arbeitszeit fragt, so kann an die eigene Arbeitszeit darstellen, es ist aber eben auch ein Teil der Antwort, dass die Arbeitsbedingungen schlecht sind, dass die Arbeitszeit bisher nicht erhoben wird, dass die Arbeitszeit neben 28 Unterrichtsstunden viele weitere Aufgaben stellt, die man kaum in der Arbeitszeit schaffen kann und man immer im Widerspruch steht, wie man den Aufgaben gerecht wird, ohne Selbstausbeutung zu betreiben und weit mehr als die angesetzten durchschnittlichen 40h zu arbeiten.

  • OT: Was mich übrigens gerade daran erinnert, dass Berlin immer noch händeringend Teilnehmer für die Arbeitszeitstudie sucht und ich mich anmelden wollte ;)

    Vielleicht ja noch der ein oder andere der Berliner Kollegen auch

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