Lernerin kommt 30 Minuten zu spät zur Klassenarbeit - muss ich ihr das Recht einräumen, nachzuschreiben?

  • sie habe die Bahn verpasst,

    Der Zug war ausgefallen. Dies bestätigte die nachträgliche Bescheinigung.

    Im Eingangspost stand eben, dass sie Bahn verpasst habe. Ich war jetzt die meiste Zeit ausgegangen, dass es quasi ihr Verschulden war, weil sie zu spät dran war. Wenn die Bahn tatsächlich ausgefallen ist (dann macht die Bescheinigung auch Sinn), sehe ich es genau wie die anderen, dass die "Lernerin" ein Recht aufs Nachschreiben hat. Ich würde einen Termin festlegen und ihr mitteilen. Wenn sie nicht erscheint, gehst du mit dem Sachverhalt am besten zur Schulleitung.

  • Du hast es offenbar nicht richtig verstanden: An unserer Schule gibt es die ungeschriebene, aber oft praktizierte "Regelung", dass sowieso aus dem Unterricht ausgeschlossen wird, wer 30 Minuten zu spät erscheint. Klassenarbeit hin oder her. Lesen hilft.

    Du bist ja witzig. Etwas lesen, das gar nicht geschrieben wurde. Das verstehst du unter "Lesen hilft"?


    Dem Quatsch, den andere "praktizieren" muss man also hinterherlaufen? Auch wenn er blödsinnig und bestimmt nicht rechtssicher ist und vermeidbare Zusatzarbeit erzeugt?

  • Dass die Schülerin die Hälfte der Zeit fehlt ist eine andere Baustelle und erstmal Aufgabe des Klassenlehrers dem nachzugehen.

    Bei normalen Klassenarbeiten kann man nicht erwarten, dass ein Schüler einen früheren Bus nimmt. Die Schülerin kommt also ohne Verschulden, wahrscheinlich total durch den Wind zu spät und wird dann von der Klassenarbeit ausgeschlossen. Da beschweren sich bei uns manche Schüler direkt bei der Schulleitung und gehen nicht zum Sozialarbeiter.

    Die Regel, nach einer halben Stunde einen Schüler nicht mehr zum Unterricht zuzulassen ist juristisch nicht haltbar. Aber das hast ja du nicht zu verantworten. Ihr schickt dann den Schulpflichtigen nach Hause? Was, wenn er auf dem Heimweg einen Unfall hat? Oder wirdcer anderswo beaufsichtigt? Manche kommen 40 Minuten zu spät, weil sie einen Arzttermin hatten. Das klingt alles schräg.

  • Du hast es offenbar nicht richtig verstanden: An unserer Schule gibt es die ungeschriebene, aber oft praktizierte "Regelung", dass sowieso aus dem Unterricht ausgeschlossen wird, wer 30 Minuten zu spät erscheint. Klassenarbeit hin oder her. Lesen hilft.

    Auf welcher Rechtsgrundlage macht ihr das? Finde ich merkwürdig. Jemand kommt 25 min zu spät und bekommt dann 45 min unentschuldigte Fehlzeiten aufgeschrieben? Hat sich da noch keiner beschwert?


    Die Schülerin ist vielleicht auch sonst wenig leistungsbereit, aber trotzdem hat sie doch das Recht, eine Leistung zu erbringen. Wenn sowieso nichts zu erwarten ist, machst du dir umso mehr Arbeit, wenn du später auf dieser merkwürdigen Regelung eine schlechte Note gibst. Dann lieber eine schriftliche Leistung haben, das ist belastbar. Widersprüche sind noch viel mehr Arbeit, die versuche ich immer zu vermeiden.

  • Auf welcher Rechtsgrundlage macht ihr das? Finde ich merkwürdig. Jemand kommt 25 min zu spät und bekommt dann 45 min unentschuldigte Fehlzeiten aufgeschrieben? Hat sich da noch keiner beschwert?


    Die Schülerin ist vielleicht auch sonst wenig leistungsbereit, aber trotzdem hat sie doch das Recht, eine Leistung zu erbringen. Wenn sowieso nichts zu erwarten ist, machst du dir umso mehr Arbeit, wenn du später auf dieser merkwürdigen Regelung eine schlechte Note gibst. Dann lieber eine schriftliche Leistung haben, das ist belastbar. Widersprüche sind noch viel mehr Arbeit, die versuche ich immer zu vermeiden.

    Mir ist das mit den > 25 Minuten zu spät und es ist eine unentschuldigte Fehlstunde ist mir direkt am Anfang "verbindlich" erklärt worden und das geben wir so auch an die SuS weiter. Das praktizieren wir so, um dem ständigen zu spät kommen, Einhalt zu gebieten.


    Davon abgesehen finde ich es auch mega unhöflich, mehr als 25 Minuten zu spät im Unterricht aufzutauchen. Ich unterrichte ja auch Personalwesen und habe AUCH im Personalbereich gearbeitet: Wenn ein Mitarbeiter (oder Auszubildender, was meine SuS mehr in ihrer zukünftigen Lebens-, bzw. Arbeitswelt abholt) wiederholt zu spät kommt (auch wegen Gründen, die er nicht zu verantworten hat, z. B. Stau), ist das ein Abmahnungs- und in der Folge ein Kündigungsgrund. DAS erkläre ich meinen SuS auch immer wieder. Wenn sie so eine Mentalität wie oft in meinem Unterricht an den Tag legen, brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn sie später im Arbeitsleben auf die Nase fallen. Da sagen dann auch wieder einige KuK: "Ist das nicht etwas krass?" Nein, ist es nicht. Dies ist die berufliche Realität. Die aber viele KuK schlichtweg nicht kennen und deshalb den SuS vieles durchgehen lassen. Ich eben nicht.

  • An unserer Schule gibt es die ungeschriebene, aber oft praktizierte "Regelung", dass sowieso aus dem Unterricht ausgeschlossen wird, wer 30 Minuten zu spät erscheint.

    Mir ist das mit den > 25 Minuten zu spät und es ist eine unentschuldigte Fehlstunde ist mir direkt am Anfang "verbindlich" erklärt worden und das geben wir so auch an die SuS weiter.


    Ist es nun eine "ungeschriebene, oft praktizierte" Regel, oder ist sie "verbindlich"?

    Geht es um > 25 Minuten oder um 30 Minuten?

    War die Schülerin zu spät, weil sie den Zug verpasst hatte, wie du ganz am Anfang schriebst, oder war sie zu spät, weil der Zug ausgefallen war, wie du danach schriebst?


    Du widersprichst dir immer so ein bisschen, das macht es schwer, zu antworten.

    Ich bleibe aber bei meiner Meinung, lass sie nachschreiben, sie hat eine Bescheinigung nachgereicht und du hast ihr das Mitschreiben ja verboten, obwohl sie da war (zwar zu spät, aber sie war ja da).

  • Solchen Lehrerinnentypen würd ich einen blasen!

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • In der Berufswelt hat ein Arbeitnehmer sicher zu gehen, dass er pünktlich zur Arbeit erscheinen kann. Weiß er im Vorfeld (!), dass er voraussichtlich zu spät kommen wird, muss er einen Alternativweg wählen, der ihn voraussichtlich (!) pünktlich zum Ziel bringt. Höhere Gewalt ist da bewusst außen vor gelassen. Wenn draußen ein Tornado weht oder man Zeuge einer Straftat wird, Erstehilfe leisten muss, o.ä., wird nicht erwartet, dass man pünktlich kommt. Man muss lediglich sicher stellen, dass dieser Umstand zeitnah dem Arbeitgeber mitgeteilt wird.


    Auch muss man nicht für alle Eventualitäten den Zug 2 Stunden früher nehmen, weil "könnte ja sein"... Ausnahme: Es wurde schon einen Tag vorher angekündigt, dass diese eine Zuglinie eine Verspätung von 3 Stunden haben wird. In dem Fall nimmt man natürlich den früheren Zug.

  • Davon abgesehen finde ich es auch mega unhöflich, mehr als 25 Minuten zu spät im Unterricht aufzutauchen. Ich unterrichte ja auch Personalwesen und habe AUCH im Personalbereich gearbeitet: Wenn ein Mitarbeiter (oder Auszubildender, was meine SuS mehr in ihrer zukünftigen Lebens-, bzw. Arbeitswelt abholt) wiederholt zu spät kommt (auch wegen Gründen, die er nicht zu verantworten hat, z. B. Stau), ist das ein Abmahnungs- und in der Folge ein Kündigungsgrund. DAS erkläre ich meinen SuS auch immer wieder. Wenn sie so eine Mentalität wie oft in meinem Unterricht an den Tag legen, brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn sie später im Arbeitsleben auf die Nase fallen. Da sagen dann auch wieder einige KuK: "Ist das nicht etwas krass?" Nein, ist es nicht. Dies ist die berufliche Realität. Die aber viele KuK schlichtweg nicht kennen und deshalb den SuS vieles durchgehen lassen. Ich eben nicht.

    Ja, da gebe ich Dir Recht! Trotzdem müssen wir uns als Lehrkräfte an Recht und Gesetz halten. Deswegen frage ich, auf welcher Rechtsgrundlage ihr das festgelegt habt? Wenn Du keine kennst, würde ich mal bei der Leitung nachfragen, denn das fliegt einem irgendwann um die Ohren.

    Und man muss sich auch nicht an solchen SuS aufreiben. Die bekommen doch ohnehin keinen Abschluss und damit auch keine Lehrstelle. Im Grunde reicht es, die Verspätungsminuten aufzusummieren und ins Zeugnis zu schreiben. Wenn es in den 10-12 Jahren in der Schule vorher nicht mit der Erziehung geklappt hat, schaffst Du das auch nicht mehr im letzten Jahr. Diese SuS können doch auch in der Regel nur ungenügende Leistung erbringen und sind damit automatisch raus. Dafür benötigt man keine Machtspielchen.

  • Ausnahme: Es wurde schon einen Tag vorher angekündigt, dass diese eine Zuglinie eine Verspätung von 3 Stunden haben wird. In dem Fall nimmt man natürlich den früheren Zug.

    Genau das war aber der Fall: Die örtlichen Verkehrsbetriebe hatten aufgrund laufender Streiks immer wieder angekündigt, dass Busse und Bahnen nicht fahren. Dies war bereits montags der Fall. So, also das weiß ich. Und da nehme ich trotzdem die Bahn, die ganz knapp kommt? Wenn ich vom Vortag weiß, da war nur Chaos? Würde ich eben nicht machen.

    Solchen Lehrerinnentypen würd ich einen blasen!

    Du kannst dir genauso wenig die Lehrerin aussuchen wie ich mir die SuS - und diese Schülerin nervt mich auch sehr.

  • Edit: Die Lernerin war heute gar nicht da. Super, oder? Soviel zu ihrer grundsätzlichen Leistungsbereitschaft. Ich habe heute auch mal nachgeschaut: Sie fehlt ca. 50 % der Zeit. Super.

    Na großartig.

    Damit ist deine Haltung ja wohl bestätigt und es zeigt sich, dass du Recht hast und alle, die dir hier Ratschläge gegebene haben, Unrecht.


    Ganz ehrlich - ich bin auch noch nicht ewig in dem Beruf, aber dass Professionalität so ziemlich das Gegenteil von dem ist, was du an den Tag legst, seh ich schon auch.


    Du führst einen persönlichen Kleinkrieg gegen unmotivierte, schlampige Schüler, der sich in dem spezifischen Fall an der Schülerin entlädt. Was erhoffst du dir dadurch? Eine Machtdemonstration? Befriedigung? Genugtuung als Ausgleich für dein unsouveränes Verhalten? Eine Reduktion des Gefühls der Überforderung?

  • Die bekommen doch ohnehin keinen Abschluss und damit auch keine Lehrstelle. Im Grunde reicht es, die Verspätungsminuten aufzusummieren und ins Zeugnis zu schreiben. Wenn es in den 10-12 Jahren in der Schule vorher nicht mit der Erziehung geklappt hat, schaffst Du das auch nicht mehr im letzten Jahr. Diese SuS können doch auch in der Regel nur ungenügende Leistung erbringen und sind damit automatisch raus. Dafür benötigt man keine Machtspielchen.

    Bei uns dürfen aber unentschuldigte Fehlstunden und Fehltage nicht ins Abschlusszeugnis - um eben keine Benachteiligung für die SuS entstehen zu lassen. Das heißt, dass diese Aufschreiberei auch nur begrenzt was bringt - schlechte Noten bringen mehr. Ungenügende Leistungen bei mir reichen ja leider nicht aus, um die SuS zu Fall zu bringen: Sie können diese Leistungen im Zweifel leicht mit sehr guten Noten jetzt auch in Ethik ausgleichen. Und wenn ich mir anschaue, wer da alles eine 1 bekommt (weil es für die KuK natürlich auch einfacher und unkomplizierter ist, Lernern eine 1 oder 2 zu geben - man hat keinen Stress und ist allseits beliebt), da wird mir auch schlecht. Aber lassen wir das. Ich glaube einfach, ich bin im falschen Bildungsgang an meiner Schule unterwegs. In 5 Jahren unterrichte ich einfach nur noch Leistungs- und Grundkurse in der Oberstufe (die ohnehin wenige haben wollen, weil zu viel Arbeit) und habe meine Ruhe - und muss mich nicht an schlecht erzogenen, völlig unmotivierten SuS aufreiben.

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