Leistungsstarke bayerische Abiturientinnen?

  • Die Dissonanz entsteht deswegen, weil es jeder Kollege anders handhabt und die SoMi-Bewertung somit subjektiver als alle anderen Leistungsüberprüfungen ist. Wenn ich wirklich stichhaltige Noten zusammensammeln möchte, muss ich erheblich mehr Aufwand betreiben (durch zu bewertende Tests, Portfolios, Protokolle, Projekte, Referate etc.) als jemand, der sich auf den Standpunkt zurückzieht, dass es eine Note für "mündliche Mitarbeit" sei und dessen Notenskala auch ohnehin nur bis 3 oder 4 geht.


    Eine meiner vergangenen Schulleitungen wies übrigens gerne darauf hin, dass man sich auch in der Oberstufe nicht einfach auf die Bringschuld der Schüler zurückziehen und nach dem Motto "sagt nichts = 0 Punkte" verfahren könne. Man muss schon sehr genau überlegen, wie man solche Noten widerspruchsfest begründet.

    • Offizieller Beitrag

    Die Übergänge sind aber wirklich schwammig. Wenn du in der LZK nachweist, dass eine entscheidende Schlüsselkompetenz des Halbjahres (Anwendung Genetischer Code/ Beschreiben der Proteinbiosynthese in Bio) nicht vorhanden ist, kann man auch zum Schluss kommen, dass der Eindruck der mündlichen Mitarbeit falsch war.

    Ich möchte den Teil auch betonen.
    Ich glaube, einige Kolleg*innen aus anderen Bundesländern können sich gar nicht vorstellen, was es heißt, komplett ohne reale Leistungsüberprüfung ein zweistündiges Fach mit 30 Kids zu unterrichten, und das in einem "weichen" Fach, wo jede*r was sagen kann.


    Ich frage doch nicht ständig ab "Dilara, wer wählt den Bundeskanzler, jetzt sofort, Antwort geben", und irgendwas halbpassendes wird gesagt. Und selbst wenn man als Lehrkraft das (begründete, ich bin halt Profi) Gefühl hat, dass da nichts dahinter steht und das Kind nur strohdoof ist, dann ist die 5 kaum möglich (komischerweise bekommen die Störenden einfacher die 5 also die doofen, aber unsichtbaren Kids).

    Aber es produziert nicht nur Unmengen an Arbeit für wenig Belastbarkeit (ein Test = eine Stundennote maximal), sondern da muss auch die Struktur dahinter stehen.


    Ich habe in meinem ersten Jahr ein paar 4er und 5er aus meinem "Nebenfach" rausnehmen "müssen" (ich kam aus NDS, hatte keine Skrupel, wer nichts weiß, kriegt ne 5, ich hatte sogar Testnoten, die es belegten), aber die Schulleitung macht mir klar, dass ich sowas eindeutig nachweisen müsste (die 5er, bei den 4ern passte es nicht zum restlichen Notenbild, ob ich mir so sicher war. Seitdem benutze ich nur 1-4, außer ich habe es geschafft, eine richtig nennenswerte Anzahl an Unterrichtsstunden zu protokollieren (weil 1-2 Stunden von 10 nicht ausreichen)

    Ja, ich weiß jetzt: meine Noten, hätte mir egal sein können. Ich hatte keine Lust auf Stress und fühlte mich ertappt in einem nachlässigen Verhalten, weil ich eben nicht NACHWEISEN konnte, dass es eine 5 war.

  • Die Dissonanz entsteht deswegen, weil es jeder Kollege anders handhabt und die SoMi-Bewertung somit subjektiver als alle anderen Leistungsüberprüfungen ist. Wenn ich wirklich stichhaltige Noten zusammensammeln möchte, muss ich erheblich mehr Aufwand betreiben (durch zu bewertende Tests, Portfolios, Protokolle, Projekte, Referate etc.) als jemand, der sich auf den Standpunkt zurückzieht, dass es eine Note für "mündliche Mitarbeit" sei und dessen Notenskala auch ohnehin nur bis 3 oder 4 geht.


    Eine meiner vergangenen Schulleitungen wies übrigens gerne darauf hin, dass man sich auch in der Oberstufe nicht einfach auf die Bringschuld der Schüler zurückziehen und nach dem Motto "sagt nichts = 0 Punkte" verfahren könne. Man muss schon sehr genau überlegen, wie man solche Noten widerspruchsfest begründet.

    Klausuren sind ebenso subjektiv. Aber ganz egal, wenn Kollegen immer noch ein Auge zudrücken, dann ist das leider so. Da suche ich den Fehler aber nicht bei mir. Ich erwarte in der sonstigen Mitarbeit keine Wunder, das sind auch in der Oberstufe immer noch Kinder, aber die regelmäßige Präsentation von Arbeitsergebnissen ist wohl kaum zuviel verlangt.


    Der Widerspruch entsteht zuerst im Kopf des Schülers und da sorgt ein ordentlich geführtes Notengespräch für Transparenz. Wer dann meint er müsste auf die Kacke hauen, den kann ich auch gerne im Unterricht abfragen und die Beiträge protokollieren. Kam aber noch nie vor.

  • Ich frage doch nicht ständig ab "Dilara, wer wählt den Bundeskanzler, jetzt sofort, Antwort geben"

    Zumal das ja nur Anforderungsbereich I wäre. Selbst wenn Dilara derlei Fragen immer richtig beantworten würde, hätte sie keine sehr gute Leistung erbracht.


    Aber kann es sein, dass hier viele unter "SoMi-Noten" nur mündliche Beiträge in einem klassischen Unterrichtsgespräch verstehen, eventuell noch unterstützt durch kleinere Tests? Es gibt doch noch so viele andere Möglichkeiten, Eindrücke zu den Kompetenzen der SuS zu erhalten. Das muss doch nicht immer durch klassisches "Abfragen" oder durch Mitarbeit im Frontalunterricht passieren? Gerade wenn ich verschiedene Anforderungsbereichen einbeziehe, komme ich um komplexere Leistungen, die erbracht werden müssen, doch kaum herum. Mündliche Beiträge können da meiner Ansicht nach nur ein Baustein von vielen sein.


    EDIT: Um Missverständnisse zu vermeiden: Der zweite Absatz bezieht sich allgemein auf die Diskussion, nicht mehr unbedingt auf chilipaprika.

  • Das Gefühl habe ich irgendwie auch, dass nicht allen klar ist, worüber sie schreiben. Irgendwie meine ich aber, das müsste klar sein, wenn man solche Noten beibringen muss ... :gruebel:



    komplett ohne reale Leistungsüberprüfung

    Wieso kannst du die denn nicht machen? Also mir fällt schon noch einiges mehr als eine schriftliche Prüfung ein, das sich einigermassen objektiv bewerten lässt. Ich bin dazu übergegangen, in kleinen Regelkursen schriftliche Leistungsüberprüfungen auf das absolute Minimum zu reduzieren. Das klappt ganz wunderbar soweit.

    • Offizieller Beitrag

    natürlich kann ich sie machen. Und natürlich fließt das Engagement in einer Projektarbeit, in einer Ergebnispräsentation, usw... rein.
    Aber ein kleiner schriftlicher Test (maximal 20 Minuten, das ist geregelt), darf nicht mehr Gewichtung haben als eine Unterrichtsstunde. Wisst ihr denn, wieviele Unterrichtsstunden es in einem Quartal gibt? Genug, dass ich keine Lust habe, soviele Tests zu machen, um nachzuweisen, dass Kevin aus der 8a nichts kann, wenn er sich sonst halbherzig beteiligt, wenn ich ihn drannehme. und Genug, dass Heinz-Bernd echt egal ist, ob er im Test eine 3 oder 5 schreibt, weil es im Durchschnitt keine Rolle spielt.
    AFB III in einem 20minütigen Test (neben AFB I und II) abzufragen, ist auch sehr schwierig (nicht unmöglich, aber schwierig), so dass Tests oft auch zu einfach ausfallen und das Gefühl einer guten Kompetenz vermitteln.

    Aber klar mache ich mir Notizen, wenn ich eine Fishbowl mache und die Kids über die Aufhebung des Fraktionszwangs diskutieren und wir also AFB III live im Unterricht haben (und Heinz-Peter und Klara-Charlotte schon wieder kein Wort sagen)

  • Wie viele Leistungsnachweise pro Semester bzw Schuljahr brauchst du? Sorry, falls du das schon mal geschrieben hast. Ich versuche mir die Situation vorzustellen. Darfst du mündliche Prüfungen in Gruppen machen?

  • Die Skepsis gegenüber diesen Noten, wie auch immer sie genannt werden, kann imho nur von Naturwissenschaftlern kommen. :flieh:

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die sprachlichen Fächer viel mehr Wert auf die schriftliche Leistung legen als wir in den Naturwissenschaften. Wir haben ja bereits in der Sek I immer mit mündlichen Noten zu tun und wissen um der Vorteile und Nachteile. Die Hauptfächer dagegen nutzen hauptsächlich die schriftichen Leistungen zur Ermittlung der Noten am Jahresende.

    • Offizieller Beitrag

    Was meinst du mit Leistungsnachweise?
    Mündliche Prüfungen und Klausuren sind nicht vorgesehen, zumindest Klausuren sind nicht zulässig, ich vermute (sorry, keine Kraft, nachzuschauen, aber nahezu sicher), mündliche Prüfungen auch nicht. (Weil es Ersatzprüfungsleistungen von Klausuren in bestimmten Fällen)
    Ich habe also nur die Art von Kurztests, Präsentationen, Teilnahme und Unterrichtsbeiträge (Qualität, Quantität, Kontinuität) zur Verfügung, also alles, was aus dem Unterricht erwächst, Präsentation einer Gruppenarbeit, Ergebnisse einer Gruppenarbeit (alles, was ich halt beobachten darf).

    Was wäre der Vorteil von Gruppenprüfungen? Ich kenne keine und wüsste nicht, was daran gut wäre (also konkret bin ich nie auf die Idee gekommen, dass es eine Form wäre)

  • Indem die Lehrinhalte einfach massiv zusammengestrichen wurden. Gibt es heute in der Mathematik im Abi noch Kurvendiskussionen zu gebrochenrationalen Funktionen, Grenzwertbetrachtungen und Beweisführungen?

    Im Fachabi: ersteres Ja. Zweiteres in einem reduzierten Umfang als Teil von 1. Letzteres nicht mal im Ansatz.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.



  • Die "Sonstige Mitarbeit"-Note umfasst in NRW 50% der Note in den Fächern der Fächergruppe I ("Hauptfächer" Deutsch, Mathe 1. FS, 2.FS oder anderes Fach an Sek1-Schulen) und 100% (ja) in den Fächern der Fächergruppe II.
    In der Oberstufe entsprechend: 50% in den Klausurfächern, 100% in den anderen Fächern.

    Wo hast du das denn her?

    Im Schulgesetz §48 steht lediglich "Beide Beurteilungsbereiche werden bei der Leistungsbewertung angemessen berücksichtigt." Die schulinternen Vereinbarungen, die einzelne Fachschaften treffen können, können ja gerne konkreter sein, aber sind nicht allgemeingültig.

    • Offizieller Beitrag

    oh ja, sorry, Noten werden nicht errechnet.
    Trotzdem sind es keine 80-20% (kenne ich von keiner Schule, an der ich war, aber gut, womöglich anekdotische Evidenz, und ich freue mich zu erfahren, wie andere Schulen es anders machen.
    Die Fächer der Fächergruppe II existiert aber der Bereich "Schriftliche Arbeiten" nicht.


    Schulentwicklung NRW - Lehrplannavigator S II - Gymnasiale Oberstufe - Evangelische Religionslehre - Ev. Religionslehre KLP - 3 Lernerfolgsüberprüfung und Leistungsbewertung


    Hier viele Beispiele für SoMi in der Oberstufe (ähnlich Mittelstufe natürlich)

    • Offizieller Beitrag

    das glaube ich nicht ;)
    Vermutlich reden wir aufgrund unserer unterschiedlichen Hintergründe aneinander vorbei und / oder können uns nicht vorstellen, wie es auf der anderen Seite ist. (und das empfinde ich als den größten Mehrwert des Forums... Es ist unglaublich wie ethnozentristisch ein Lehrerzimmer ist (in der Regel nicht mal bundeslandzentriert, sondern eigene Schule-zentriert), das ist so spannend, zu erfahren, wie es im Norden, im Süden, im Ausland aussieht ...

  • Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die sprachlichen Fächer viel mehr Wert auf die schriftliche Leistung legen als wir in den Naturwissenschaften.

    Ist ja auch logisch, weil das Verfassen von Texten verschiedener Arten ja eben die Kompetenz ist, die es in den Sprachen zu vermitteln gibt.

  • chilipaprika Ein Leistungsnachweis ist für mich alles, was zu einer Note führt. Habt ihr digitale Tools zur Verfügung? Bei uns haben jetzt viele KuK angefangen Lernzielkontrollen via Forms & Co. zu benoten. Für Chemie ist das leider ein bisschen unpraktisch (wir sind echt ein Sonderfall ...) aber mindestens für Physik baue ich auch gerade einen entsprechenden Fragenkatalog auf. Das kann in 10 min mit 5 kurzen Fragen erledigt sein, ich habe bisher nur Positives von den KuK gehört.

  • Da ich einen Kurs (Geschichte) im Abi hatte (wie eigentlich jedes Jahr), einfach mal mein Eindruck DIESES JAHR: Es war ein herausragender Kurs, ich war mit (fast) jeder Klausur bei der Schulleitung, um sie genehmigen zu lassen, weil zu viele SuS im 1er Bereich waren. Und nein, ich korrigierte nicht großzügiger, die Klausuren waren nicht leichter (z.T. habe ich alte in Teilen verwendet, die ich vor Jahren schon mal gestellt hatte).


    Natürlich ist das ein kleiner Ausschnitt, im Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen wurde allerdings oft erwähnt, dass das jetzt bei uns ein guter Jahrgang war.

    Insgesamt habe ich auch das Gefühl, dass die Jahrgänge immer bessere Noten bekommen, dass das durch Vorgaben bzgl. Bewertung, Korrektur und Gewichtung auch so gewollt ist ... andererseits ... bei uns sind immer Bilder in der Abi-Zeitung, auf denen man sehen kann: Das war die 5. Klasse ... und das ist davon beim Abi noch übrig geblieben ... z.T. 80% haben es nicht bis zum Abi geschafft. Vielleicht wird - evtl. auch von Schule zu Schule verschieden - auch stärker vorher ausgesiebt (vor der Oberstufe, denn die 1:1 Regelung bzgl. mündlicher und schriftlicher Noten ermöglicht einigen, die bei stärkerer Gewichtung des Schriftlichen die Oberstufe nie geschafft hätten, die Zulassung zur Abi-Prüfung ... wo sie dann aber oft durchfallen).


    Über Vieles kann man auch schlecht generalisieren, weil die Systeme in den Bundesländern auch so unterschiedlich sind.

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