Smartphone in der Grundschule

  • Klasseninternen Stress nicht, aber in einer dritten Klasse hatten mal Kinder Angst wegen eines Kettenbriefs in Whatsapp, in dem stand, dass irgendein Mörder käme, wenn man das nicht weiterverschickt.

  • So etwas mit einem Kettenbrief hatten wir auch schon mit dieser Gruselpuppe "Momo" vor ein paar Jahren. Das hat in der betroffenen Klasse 4 richtig für Angst und Schrecken gesorgt. Das wurde als Anlass genommen für einen Elternabend zu Medien mit der Polizei.


    Dann diese Netflix-Serie die so gewaltvoll war, wo eine Mutter das Kind einfach hat gucken lassen. Mir fällt der Titel aber nicht mehr ein. Da spielten auf einmal Kinder auf dem Schulhof diese Spiele nach. Das wurde aber von der Schulleitung leider als aktueller Hype abgetan und wenn man das thematisieren würde, würden die Kinder es erst Recht schauen wollen.


    Mobbing hatten wir auch. Da musste auch der Opferschutzbeauftragten der Polizei eingeschaltet werden als Hilfestellung. Aber inwiefern das auch über Klassenchats ging, weiß ich nicht. Das wurde alles hinter verschlossenen Türen geklärt, damit es nicht weitere Kreise zieht.


    Im Allgemeinen haben wir jedoch einen Notfall-Ordner für alle möglichen Krisensituationen im Lehrerzimmer. Der ist an allen Schulen im Kreis vorhanden und soll uns eine erste Orientierung geben wie wir weiter verfahren müssen.

  • Dann sollte man dringend mit dem Vater reden, der offensichtlich seine Frau nicht unter Kontrolle hat *duck*

  • Es sind zum Glück Einzelfälle, diese zeigen aber auch, dass einzelne Eltern mit dem Thema Mediennutzung ihrer Kinder entweder völlig überfordert sind oder es ihnen völlig egal ist, was leider beides äußerst ungünstige Fällen wären. Ob der Motive der Eltern bin ich mir unsicher, ob sie manchmal einfach ihre Ruhe wollen und die Kinder machen lassen, ob sie denken, dass sie ihren Kindern schaden, wenn sie den Trend der Freunde nicht mitmachen und damit zu Außenseitern werden. Die Inhalte sind teilweise verstörend, brutal oder stark sexualisiert und damit nichts für Kinder. Selbst vermeintlich bunte Bilder können Kinder innerlich stressen, da sie schnelle Handlungswechsel nicht schnell genug verarbeiten können. Die gesundheitlichen Folgen werden massiv unterschätzt und da würde ich noch eher statt Medienerziehung für die Kinder, Medienerziehung für die Eltern anraten.

  • Es sind zum Glück Einzelfälle, diese zeigen aber auch, dass einzelne Eltern mit dem Thema Mediennutzung ihrer Kinder entweder völlig überfordert sind oder es ihnen völlig egal ist, was leider beides äußerst ungünstige Fällen wären.

    Du weißt woher genau, dass SuS der Grundschulen nur in Einzelfällen Squid- Game kennen?


    Anders als du, der du trotz deiner angeblichen Tätigkeit an einer Gesamtschule offenbar einen repräsentativen Einblick in Grundschulen hat, kann ich nur basierend auf unseren 5ern und 6ern urteilen, was denen bereits geläufig ist. Letztes Schuljahr habe ich beispielsweise mit 6ern gearbeitet zu Gaming und Cybermobbing. Wenig überraschend für mich waren in jeder 6. Klasse wenigstens der Hälfte der SuS Spiele mit einer Altersfreigabe ab 16 bzw. ab 18 vertraut, ein Drittel der SuS gab an, derartige Spiele ohne passende Altersfreigabe regelmäßig zu spielen, die sie teilweise von älteren Geschwistern, oft aber auch von den eigenen Eltern zur Verfügung gestellt bekommen. Diese Kinder kennen dann natürlich auch zahlreiche Sendungen aus TV und Streaming, für sie sie ebenfalls noch deutlich zu jung sind.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • ...kann ich nur basierend auf unseren 5ern und 6ern urteilen, was denen bereits geläufig ist. Letztes Schuljahr habe ich beispielsweise mit 6ern gearbeitet zu Gaming und Cybermobbing. Wenig überraschend für mich waren in jeder 6. Klasse wenigstens der Hälfte der SuS Spiele mit einer Altersfreigabe ab 16 bzw. ab 18 vertraut, ein Drittel der SuS gab an, derartige Spiele ohne passende Altersfreigabe regelmäßig zu spielen, die sie teilweise von älteren Geschwistern, oft aber auch von den eigenen Eltern zur Verfügung gestellt bekommen. Diese Kinder kennen dann natürlich auch zahlreiche Sendungen aus TV und Streaming, für sie sie ebenfalls noch deutlich zu jung sind.

    Genauso ist es auch bei uns, die SuS der 5./6. Klassen nennen diese teilweise als ihre Lieblings- Serien/Filme/Spiele und die Anzahl der SuS ist sehr weit weg von Einzelfällen...

  • "Squid Game" vermutlich? Die hat FSK 16. Da wäre zumindest mal ein sehr deutliches Elterngespräch mit der betreffenden Mutter angezeigt.

    Für die Nutzung von WhatsApp muss man auch 16 Jahre alt sein - das trifft wohl auf die wenigsten GS-Kinder zu...

  • Das ist ein sehr gutes Beispiel, wie Digitalisierung den Lehrberuf mehr und mehr zur Dienstleistung verkommen lässt.

    Sehe ich ähnlich. Die Eigenverantwortung der Schüler wird damit mehr und mehr abgebaut, wenn man ihnen alles hinterherträgt.


    Ich verstehe mich durchaus als Dienstleister meiner Schüler - aber nicht als ihr Butler!

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  • Das ist ein sehr gutes Beispiel, wie Digitalisierung den Lehrberuf mehr und mehr zur Dienstleistung verkommen lässt.

    Nicht wie Digitalisierung das macht, sondern eher, wie eine Person das macht. Das Problem ist ja die Anwendung. Jugendliche können ihre Hausaufgaben auch in einen Kalender mit Erinnerungsfunktion tippen, bei Krankheit ein Arbeitsblatt online verschicken. Und wer ein vernünftiges Portal zur Verfügung gestellt bekommen hat (seit Corona wahrscheinlich alle), kann eine Information, wie "Ausflug kostet 7 Eur" an die Pinnwand schreiben. Sich regelmäßig einloggen, nachsehen, ans Geld denken und die Hausaufgaben erledigen muss trotzdem jede*r selbst.

  • Genauso ist es auch bei uns, die SuS der 5./6. Klassen nennen diese teilweise als ihre Lieblings- Serien/Filme/Spiele und die Anzahl der SuS ist sehr weit weg von Einzelfällen...

    Wir führen diese Elterngespräche oft und konsequent. Sowie wir das mitbekommen, dürfen wir ja gar nicht wegschauen.

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