"Augen auf bei der Berufs-/Fächerwahl!" - Frustbeitrag der anderen Art

  • Ich hab' mal nachgerechnet:

    Das Jahr hat 365 Tage.

    Abzüglich 52 Wochenenden bleiben 365-104=261 Werktage übrig.

    Im Durchschnitt sind Lehrer öfter krank als der Durchschnitt der Arbeitnehmer, laut Focus 30 Arbeitstage. Bleiben 261-30=231 Arbeitstage

    Jede Schule in Baden-Württemberg kann 5 frei bewegliche Ferientage über das Schuljahr verteilen. Bleiben 231-5=226 Arbeitstage.

    Über das Jahr hinweg gibt es Weihnachts-, Faschings-(Winter-), Oster-, Pfingst-, Sommer-, Herbstferien, insgesamt im Schnitt 14 Wochen, also 70 Tage. Verbleiben 226-70=156 Schultage

    Es gibt 12 gesetzliche Feiertage in Baden-Württemberg. Verbleiben 156-12=144 Arbeitstage

    Für Pädagogische Tage, Fortbildungstage und Schulfeste fallen im Jahr im Durchschnitt 4 Schultage aus. Bleiben 140 Tage.

    Es gibt insgesamt 6 größere Ferienabschnitte. Am letzten Tag vor den Ferien und am ersten Tag nach den Ferien findet kein regulärer Unterricht statt. 140-12=128 Tage Rest.

    Wandertage, Ausflüge, Schullandheimaufenthalte ergeben im Schnitt 3 unterrichtsfreie Tage pro Schuljahr. Verbleiben 125 Tage.

    Während Schüler im Praktikum sind, von Polizisten auf die Fahrradprüfung vorbereitet werden, Dichterlesungen lauschen, Firmen besichtigen, von der Berufsberatung betreut werden, haben Lehrer frei. Im Schnitt kann man dafür 7 Tage pro Schuljahr ansetzen. Verbleiben 118 Tage.

    Lehrer arbeiten halbtags. Verbleiben 118/2=59 Arbeitstage.

    Fazit: Lehrer haben 306 "Urlaubstage". Dat soll man jemand toppen!

    ;)

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Wolfgang Autenrieth

    Du kennst schon die Gerüchte, was mit Leuten passiert, die die Omerta durchbrechen? Du kennst die Gesetze der scuola nostra? Du weißt um die Heiligkeit unserer größten Geheimnisse?


    Ich möchte dir da keine Angst machen, aber hast du von den Leuten gehört, die mit einbetonierten Füßen in die Schulverwaltung versenkt wurden? Alles natürlich nur Gerüchte!

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Solltest Du Schulfeste, Exkursionen, Pädagogische Tage, Fortbildungen und Klassenfahrten nicht doppelt zählen, weil man da ja schliesslich nicht nur frei hat, sondern auch noch zusätzlich noch was geboten bekommt?

    Konferenzen nicht vergessen. Bei uns steht morgen eine an, wo ein paar Punkte mit richtig viel Sprengstoff besprochen werden. Da lohnt es sich, Popcorn einzupacken.

  • Solltest Du Schulfeste, Exkursionen, Pädagogische Tage, Fortbildungen und Klassenfahrten nicht doppelt zählen, weil man da ja schliesslich nicht nur frei hat, sondern auch noch zusätzlich noch was geboten bekommt?

    Durchaus. Wenn noch mehr gute Anregungen kommen, schaffen wir es gemeinsam eine Minusbilanz zu erstellen. Satire darf sowas.
    BTW: Die Rechnung ist entstanden, als mir ein Bekannter mit der üblichen "ihr habt ja ständig frei"- Bemerkung kam. Dem hab ich damit nachgewiesen, dass das "ständig frei" nicht stimmt, weil ja 59 Arbeitstage übrig bleiben. Dem konnte er nichts mehr entgegen setzen ;)

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  • als mir ein Bekannter mit der üblichen "ihr habt ja ständig frei"- Bemerkung kam

    Solche Leute sind bei mir dann schnell "entfernte Bekannte". Also aus meinem Bekanntenkreis entfernt.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Weil jeder stets glaubt, dass der eigene Job am anstrengensten ist und die anderen sich vermutlich eher ausruhen.

    Im Zusammenhang mit verhaltensauffälligen SuS habe ich das auch schon oft gehört. Jede Lehrperson findet gerade ihre SuS am allerallerschwierigsten, wenn die anderen wüssten, wie schwer gerade sie es hat. Und ich denk mir dann im Stillen, wie wir in der Erziehungshilfe die Schüler bis ans Klo begleitet und auf dem Schulhof in Reihen haben antreten lassen, damit es im Treppenhaus keine Verletzten gibt. Brauche ich auch nicht mehr unbedingt.


    Aber laut natürlich: Ja, das verstehe ich. Ihre SuS sind wirklich schwierig. Was gerade Sie leisten ist tatsächlich außergewöhnlich hart. Ist es für denjenigen ja wirklich.

  • Aber laut natürlich: Ja, das verstehe ich. Ihre SuS sind wirklich schwierig. Was gerade Sie leisten ist tatsächlich außergewöhnlich hart.

    Ja so ist das eben. Ich dachte früher auch immer, dass meine Vorgesetzten nur im Büro sich ausruhen. Wenn man mal bisschen genauer schaut, dann geht es denen aber auch nicht unbedingt besser. Ich bin da mittlerweile sehr vorsichtig geworden in beiden Richtungen.

  • Und wer wartet und organisiert die Instrumente und Sportgeräte und bereitet alles vor?


    Bei Mint Fächern am BK ist eine ständige Fortbildung Pflicht und die Geräte/ Anlagen müssen stets verwaltet und gewartet werden.

    Auch dabei gibt es Korrekturen und warum dieser weniger zeitintensiv sind als Spracharbeiten leuchtet mir nicht wirklich ein.

    Ich rate mal: jede Ferien Klausurstapel in Deutsch korrigieren oder einmal im Jahr den Schellenkranz (Musik) oder Basketballkorb (Sport) warten. Was kostet wohl mehr Zeit?


    Fortbildung ist für jede Lehrkraft Pflicht.

  • Ich rate mal: jede Ferien Klausurstapel in Deutsch korrigieren oder einmal im Jahr den Schellenkranz (Musik) oder Basketballkorb (Sport) warten. Was kostet wohl mehr Zeit?

    Nun - kommt darauf an. In der Sporthalle wäre ich nicht überlebensfähig. Riesige Glasflächen, die den Schall reflektieren und verstärken, emotionsgeladenes Geschrei, ständiger 360°-Rundum-Aufsichtsblick... Da wäre die medizinische Notfallliege mein ständiger Aufenthaltsort.


    Dagegen ist die Korrektur von Aufsätzen eine Wohltat für Masochisten. Da ich "leider" nicht so gestrickt bin, habe ich mir des Öfteren ausgemalt, wie ich als Diktator eines Unrechtsstaates als schlimmste anzunehmende Folter die Korrektur von Aufsätzen (bevorzugt aus Klasse 7-9 der Werkrealschule) verhängen würde. Der Gedanke daran, wie Andere dabei leiden könnten, hat mein eigenes Leiden gemildert ;)

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
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  • Wenn mir als Chemikerin heute jemand sagt, dass ich ab sofort mehr Lektionen unterrichten soll als die Deutschkollegen,...

    Dass es auch reicht, die Stundenzahl der z.B. Deutschkolleginnen zu reduzieren, ohne in irgendeiner Weise an deiner wertvollen Arbeit zu rütteln, kam dir wohl nicht in den Sinn.

  • Wieso sollte die reduziert werden? Bei uns an der Schule beklagt sich niemand. Das Phänomen ist mir nur aus diesem Forum bekannt. Über deinen sarkastischen Tonfall kann ich ansonsten nur müde lächeln. Was wären deine Alternativen, würdest du nicht an der Schule arbeiten? Da kannst du schon beleidigt aufstampfen, die Attraktivität eines Germanisten für die freie Wirtschaft ist jetzt objektiv betrachtet eher gering.


    Ich kenne meinen "Marktwert" als MINT-Lehrperson sehr gut. Es gehen insbesondere in der Mathe, Physik und Informatik auch auf der Sek II sowieso zu wenige Studierende ins Lehramt. Sag denen, dass sie zwei Wochenlektionen mehr unterrichten sollen als die Lehrpersonen für Deutsch und die Fremdsprachen und du kannst den MINT-Unterricht komplett einstellen. Es ist ziemlich weltfremd überhaupt auf die Idee zu kommen.

  • Dass es auch reicht, die Stundenzahl der z.B. Deutschkolleginnen zu reduzieren, ohne in irgendeiner Weise an deiner wertvollen Arbeit zu rütteln, kam dir wohl nicht in den Sinn.

    Wenn die deutschkolleginnen dann weniger Gehalt bekommen, ist das in Ordnung. Sonst habe ich die Telefonnummer vom Gesamtpersonalrat.

  • Ich rate mal: jede Ferien Klausurstapel in Deutsch korrigieren oder einmal im Jahr den Schellenkranz (Musik) oder Basketballkorb (Sport) warten. Was kostet wohl mehr Zeit?


    Fortbildung ist für jede Lehrkraft Pflicht.

    Schon mal eine Informatikklausur konzipiert? Ein Schülerexperiment vorbereitet?

  • Schon mal eine Informatikklausur konzipiert? Ein Schülerexperiment vorbereitet?

    Letzteres ja, und nun? Es geht nicht um den anstrengenden Alltag, der ist in der Förderschule sicher nicht weniger anstrengend als mit fast erwachsenen Gymnasiasten am Computer. Es ging um die Arbeitszeit und das Beispiel des Sport- oder Musikkollegen, der was Warten muss im Vergleich zum Deutschkollegen.

  • Oh, ich schrieb es bereits: Sport und Musik unterrichtet bei uns tatsächlich 4 Wochenlektionen mehr als der Rest. Die Sportler empören sich darüber schon lange aber ich bin mir doch recht sicher, dass sie politisch mit einem entsprechenden Vorstoss zur Reduzierung des Vollpensums zeitnah nicht durchkommen. Es gibt einfach haufenweise Sportlehrpersonen die an der Sek II sowieso keine Anstellung finden. Lustigerweise sind gerade die Sportler auch die einzigen, die sich ständig über irgendwas beschweren. Es hört ihnen nur keiner so recht zu.

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