• Ich finde diesen Abschnitt extrem beachtenswert:

    Die privilegierten Schülerinnen und Schüler sind also in der Spitzengruppe.
    Wir verlieren "nur" die anderen relativ erheblich stärker als andere Länder.

    Die Spitzenförderung funktioniert in Deutschland, wie auch alle anderen PISA- Studien gezeigt haben. Fast 70% unserer SuS werden aber offenkundig weiterhin zu schlecht abgeholt, gefördert von Beginn an, weil sie etwas anderes benötigen würden an Betreuungsschlüssel, (Früh-) Förderung, etc. Die Wege das zu ändern sind schon lange klar, werden aber gesamtgesellschaftlich und in der Folge politisch nicht umgesetzt. So gesehen könnte man sich PISA auch schenken, weil man die eigentlichen Probleme, die diese Studien aufdecken längst kennt und doch nicht ernsthaft angeht.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Mit dem Verhalten wird das System noch mehr unterstützt .


    Es gibt ganz tolle IGSen. Mein Sohn ist auf einer ...

    Das ist natürlich schön für deinen Sohn, du würdest aber das System ganz genauso unterstützen, wenn ihr nicht diese Schule gefunden hättet. Große Töne kann man immer nur dann spucken, wenn es einem gut geht.

  • Ich empfehle jedem, einmal zwanzig Minuten zu investieren und sich die Ländernotiz des eigenen Landes anzusehen.

    Ländernotiz Deutschland

    Ländernotiz Österreich

    Ländernotiz Schweiz

    Danke, ja das habe ich schon gemacht. Es ist eben viel interessanter, sich die Trends über einen längeren Zeitraum anzuschauen und auch die gesellschaftlichen Entwicklungen, die dahinterstecken als die blöde Vergleicherei mit den tollen Chinesen und den nicht mehr ganz so tollen Finnen.


    Vieles liest sich in den Ländernotizen für Deutschland und die Schweiz ziemlich gleich. Die nach wie vor starke Korrelation zwischen sozialem Status und Schulleistungen haben wir hier eben auch nur tritt das weniger als Problem hervor, wenn eben alle Werte grundsätzlich besser sind. Das einzige, worin sich die Ländernotiz natürlich stark unterscheidet, sind die Angaben bezüglich der pandemiebedingten Schulschliessungen. Ich bin nach wie vor überzeugt davon, dass unsere Kinder und Jugendlichen davon profitiert haben, dass sie die allermeiste Zeit irgendwie "normal" in der Schule waren und auch deswegen die Veränderungen zwischen PISA 2018 und PISA 2022 marginal sind. Der deutsche "Absturz" in dem Zeitraum ist schon beeindruckend.


    Schon bei der 1. Pisa-Studie war eine zentrale aber kaum diskutierte Erkenntnis, dass die höchste Korrelation der Ergebnisse zum Faktor "pro Schüler in das Bildungssystem investiertes Geld" bestand.

    Das stimmt so pauschal eben nicht und es hat auch noch nie gestimmt. Über einem gewissen Schwellenwert hängt es vor allem davon ab *wofür* das Geld investiert wird und nicht mehr *wie viel*. Die pro-Schüler-Ausgaben liegen in Estland z. B. sogar leicht unter dem OECD-Durchschnitt, auch Japan investiert deutlich weniger als Deutschland. In der Schweiz sind die Ausgaben pro Schüler etwas höher, der Abstand in den erzielten Leistungen ist unterdessen aber doch recht deutlich. Wir bezahlen hier halt vor allem mehr Lehrpersonen, Klassen mit über 30 Kindern bzw. Jugendlichen gibt's hier nicht mal an den weiterführenden Schulen.

  • Schon bei der 1. Pisa-Studie war eine zentrale aber kaum diskutierte Erkenntnis, dass die höchste Korrelation der Ergebnisse zum Faktor "pro Schüler in das Bildungssystem investiertes Geld" bestand.

    Oder auf Deutsch: mehr Unterricht in kleineren Lerngruppen führt zu besserem Erfolg.

    Wer hätte das ahnen können.

    Wo steht das? Bitte mal Beleg anfügen.

  • Ich bin nach wie vor überzeugt davon, dass unsere Kinder und Jugendlichen davon profitiert haben, dass sie die allermeiste Zeit irgendwie "normal" in der Schule waren und auch deswegen die Veränderungen zwischen PISA 2018 und PISA 2022 marginal sind. Der deutsche "Absturz" in dem Zeitraum ist schon beeindruckend.

    Irgendwo wurden dazu schon Zahlen veröffentlicht. Da gibt es anscheinend keinen Zusammenhang. Ländern mit vielen Schließtagen haben sich teilweise nur wenig verschlechtert. Andere haben wenig Schließtage aber eine größere Verschlechterung.


    Wenn man sich die Zahlen mal ansieht, sie man auch nur, dass sich der Trend fortsetzt. Angesichts von Flüchtlingskrise und parallel Lehrermangel auch keine große Überraschung für mich.

  • Es stimmt eben nicht. Die Behauptung stand hier schon öfter mal, aber sie lässt sich nicht belegen. Es wird in den Ländernotizen recht gut erklärt, wie die Zusammenhänge sind. Die höchsten pro-Schüler-Ausgaben im gesamten OECD-Bildungsraum hat immer schon Luxemburg und die landen immer schon auf sehr mittelmässigen Rängen. Interessant ist, dass dort zugleich auch die Lehrpersonen am besten bezahlt sind (ich glaube sogar weltweit). Ich wüsste echt zu gerne mal, was bei denen läuft, dass das immer so mau rauskommt. Über Estland habe ich letztes Jahr im Sommerurlaub einiges gehört, was ich sehr interessant fand. Ich vermute stark, dass da in der nächsten PISA-Runde ein ähnlicher Absturz wie bei den Finnen bevorsteht. Estland zahlt absolut beschissene Löhne und hat ein riesen Problem mit der Rekrutierung junger Lehrpersonen. Da stehen wohl zum Teil noch 70jährige vor den Klassen und irgendwann können auch die nicht mehr.

  • Wo steht das? Bitte mal Beleg anfügen.

    Seite 144 der Studie.

    Der Zusammenhang zwischen den Mathematikleistungen und den Bildungsausgaben pro Schüler liegt bei einem R Quadrat Faktor von 0,54, das ist für derartig komplexe Zusammenhänge ein ausgesprochen hoher Faktor. Die hier genannten Einschränkungen gelten und stehen auch in dem Abschnitt, das ändert aber nichts daran, dass die beiden Größen grundsätzlich stark korrelieren.

    Inzwischen liegt Deutschland da ziemlich im Durchschnitt, bei der ersten Pisa-Studie waren wir noch deutlich oberhalb der Linie, bedeutet, die Effizienz des deutschen Bildungssystems ist in den letzten 20 Jahren deutlich gesunken.

  • Zwischen den Bundesländern sieht es komischerweise anders aus. Bundesländer, die relativ viel pro Kind ausgeben, haben nicht die besten Ergebnisse in Schulleistungsstudien, im Gegenteil.

    Natürlich gibt es noch andere Effekte, sonst wäre R^2= 1 und nicht 0,54. Der Vergleich verschiedener Bundesländer ist vor allem wegen der sehr unterschiedlichen Schülerstruktur der Stadtstaaten problematisch, die liegen meist am Ende trotz relativ hoher Ausgaben.

  • Der Zusammenhang zwischen den Mathematikleistungen und den Bildungsausgaben pro Schüler liegt bei einem R Quadrat Faktor von 0,54, das ist für derartig komplexe Zusammenhänge ein ausgesprochen hoher Faktor.

    Das ist eine Korrelation, keine Kausalität. Im Bericht wird schon sehr deutlich darauf hingewiesen, dass es vor allem drauf ankommt, *wofür* das Geld ausgegeben wird.

  • Das ist eine Korrelation, keine Kausalität.

    ... worauf ich selber mehrfach hingewiesen habe.

    Ganz bewusst, denn ich bin es leid, über Kausalitäten zu diskutieren, die ist eben so nicht nachweisbar wie eine Korrelation und am Ende dreht es sowieso jeder wieder so, dass es zu seinem Weltbild passt.

    Dass der nächste Pisa Test nicht besser wird, wenn man die Bildungsausgaben um 20% erhöht, indem man in allen Schulen vergoldete Wasserhähne investiert, dürfte allen klar sein.

    Ganz grundsätzlich ist der starke Zusammenhang trotzdem da.

    Wie man das Geld investieren müsste, ist auch kein großes Geheimnis, dazu kann man Hattie lesen. Macht ja auch keiner, gefällt den meisten nicht.

  • Ganz bewusst, denn ich bin es leid, über Kausalitäten zu diskutieren, die ist eben so nicht nachweisbar wie eine Korrelation und am Ende dreht es sowieso jeder wieder so, dass es zu seinem Weltbild passt.

    Da brauchst du gar nichts drehen, es gibt genügend Gegenbeispiele von denen ich auch welche konkret benannt habe.



    Dass der nächste Pisa Test nicht besser wird, wenn man die Bildungsausgaben um 20% erhöht, indem man in allen Schulen vergoldete Wasserhähne investiert, dürfte allen klar sein.

    Offensichtlich ist das mindestens in der Politik nicht so klar, wie du es darstellst.

  • Dass der nächste Pisa Test nicht besser wird, wenn man die Bildungsausgaben um 20% erhöht, indem man in allen Ministerien Schulen vergoldete Wasserhähne investiert, dürfte allen klar sein.

    Ganz grundsätzlich ist der starke Zusammenhang trotzdem da.

    Wie man das Geld investieren müsste, ist auch kein großes Geheimnis, dazu kann man Hattie lesen. Macht ja auch keiner, gefällt den meisten nicht.

    Leicht korrigiert :D

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Dass der nächste Pisa Test nicht besser wird, wenn man die Bildungsausgaben um 20% erhöht, indem man in allen Schulen vergoldete Wasserhähne investiert, dürfte allen klar sein.

    Naja... etwas Geld investieren, damit man (Scgüler + Lehrer) sich an der Schule einigermaßen wohl fühlt wäre m.E. nicht so schlecht. Und dazu gehören auch anständige Toiletten (ohne goldenen Wasserhahn).

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Und selbst in NRW haben die Gesamtschulen einen schweren Stand.


    Bei uns präsentierten sich alle SEK. 1 Schulen zusammen in der Stadthalle. Dabei erwähnte der Schulleiter einer der beiden Realschulen, dass sie in den letzten Jahren überlaufen waren, weil niemand sein Kind zur Gesamtschule schicken will, die Stadtverwaltung aber die Realschulen zweizügig gedeckelt hat, um sie Schüler auf die politisch gewollte Gesamtschule zu bekommen.

    Exakt so ist es an meinem alten Arbeitsort auch. Was sehr schade ist, denn die Realschulen leisten offensichtlich sehr gute Arbeit und die Schüler, die zur Oberstufe zu uns gekommen sind, sind in der Regel sehr gut klargekommen. In den örtlichen Gesamtschulen herrschen dagegen vom Hörensagen her teils katastrophale Zustände.


    Inwiefern ein Gesamtschulsystem einem selektiven System mit guter Durchlässigkeit vorzuziehen ist, erschließt sich mir ohnehin nicht.

  • Dazu bräuchte es eine Grundgesetzänderung - und diese müsste mit Zweidrittelmehrheit durch den Bundestag und durch den Bundesrat. Das halte ich für faktisch ausgeschlossen.

    Und zudem darf die Gliederung in Länder grundsätzlich nicht geändert werden. Dazu gehört auch, dass diese Länder eigene Kompetenzen haben müssen. Wenn man die Bildungspolitik also nimmt, dann bleibt im Grunde nichts mehr, der Rest ist ja schon föderalisiert. Was also stattdessen wieder an die Länder bringen?

  • Inwiefern ein Gesamtschulsystem einem selektiven System mit guter Durchlässigkeit vorzuziehen ist, erschließt sich mir ohnehin nicht.

    Im Endeffekt ist ein Gesamtschulsystem immer auch ein selektives System. Das fängt bei den E- und G-Kursen an, kann aber noch durch weitere Wahlen ausdifferenziert werden. Wären wirklich ALLE Schüler an diesen Gesamtschulen kann das System durchaus auch funktionieren.


    Ich weiß nicht, wer auf die unsägliche Idee kommt, ein dreigliedriges System und ein Gesamtschulsystem parallel laufen zu lassen. Beides kann nur ernsthaft funktionieren, wenn man daraus ein „entweder oder“ macht.

  • ... und da sehe ich besonders in der Berufsfachschule immer wieder SuS, die in der typischen Pubertätskrise in der Folge dann in Kursen abgestuft wurden. Dann kamen sie aus dem abgestuften Kurs nicht mehr nach oben und mussten nach der 9. die IGS verlassen. In der BF1 wundern wir uns immer wieder, warum diese Gruppe eigentlich normal begabter und (wieder) fleißiger SuS bei uns landen und ein Jahr auf dem Weg zum Realschulabschluss verlieren musste.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

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