• Abgesehen von der Wortwahl ist das aber nun mal Realität. Jede Lehrkraft in meinem Umfeld versucht ihre Kinder wenn irgendwie möglich auf das Gymnasium zu kriegen. Wenn das nicht geht, versucht man Notlösungen, wie die verbliebene Realschule in kirchlicher Trägerschaft oder bei etwas älteren Schülern das Privatinternat im angrenzenden NRW.

    Niemand, der das System von innen kennt, schickt sein Kind hier freiwillig auf die IGS.

    (Und das ist keine Kritik an den dort arbeitenden Lehrkräften.)

  • Ich kenne tatsächlich jemanden, der in NDS an einer IGS arbeitet. Der hat für sein Kind auch andere Pläne.

  • Edit: Dazu kommt natürlich die Schamkultur. In Deutschland ist man ja stolz drauf, nichts zu können.

    Das "stolz" scheint mir schon etwas pointiert, aber ich erlebe immer häufiger, dass neue Schüler zu Beginn des Schuljahres, schon bevor der eigentliche Unterricht begonnen hat, mich ansprechen, dass sie Fach X überhaupt nicht können, "eh" Lese-Rechtschreib-Schwäche oder eine "diagnostizierte Lernschwäche" usw. hätten. (Das Thema "Nachteilsausgleich" ist ein Thema für sich, mir geht's um diese sofortigen Einsprüche, bevor auch nur eine Frage gestellt wurde.)

    Die Art und Weise wie das vorgetragen wird, wirkt auf mich nicht stolz, sondern so, dass man sich dahinter verstecken will.

    Ob das nun Faulheit ist oder ein beschädigtes bis zerstörtes Selbstbewusstsein, oder beides, weiß ich nicht.
    Aber was ich weiß ist, dass diese Schüler zum allergrößten Teil sehr wohl dazu in der Lage sind am Unterricht teilzunehmen.
    Wenn man sie einzeln "in die Mangel nimmt", stellt sich heraus, dass sie sehr wohl die Inhalte verstehen und Aufgaben lösen können. Das geschieht aber nur sehr widerwillig, so als wolle man gar nicht lernen und wäre eigentlich froh, von der Schule insgesamt befreit zu sein wg. diesem oder jenem angeblichen oder tatsächlichen Befund.


    Also mir scheint's nicht "Stolz" zu sein, aber das geht vielleicht in eine ähnliche Richtung wie Deine Gedanken dazu.

  • Abgesehen von der Wortwahl ist das aber nun mal Realität. Jede Lehrkraft in meinem Umfeld versucht ihre Kinder wenn irgendwie möglich auf das Gymnasium zu kriegen. Wenn das nicht geht, versucht man Notlösungen, wie die verbliebene Realschule in kirchlicher Trägerschaft oder bei etwas älteren Schülern das Privatinternat im angrenzenden NRW.

    Niemand, der das System von innen kennt, schickt sein Kind hier freiwillig auf die IGS.

    (Und das ist keine Kritik an den dort arbeitenden Lehrkräften.)

    Mit dem Verhalten wird das System noch mehr unterstützt .


    Es gibt ganz tolle IGSen. Mein Sohn ist auf einer und wenn ich könnte würde ich die Zeit zurück drehen und meine Tochter nicht nochmal aufs Gymnasium schicken, sondern auch da hin.

    In dieser IGS ist aber auch eine Schulleitung mit Haltung und ein (Großteil) des Kollegiums, dass Inklusion lebt und jedes Kind da abholt, wo es steht. Von Kindern mit Downsyndrom bis hin zu Gymnasialempfehlungen ist da alles vertreten. Das funktioniert aber nur, weil die Menschen aus dem was geht das Beste machen und auch Eltern, die ihr Kind ins Gymnasium schicken könnten, lieber an der IGS anmelden.

  • Abgesehen von der Wortwahl ist das aber nun mal Realität. Jede Lehrkraft in meinem Umfeld versucht ihre Kinder wenn irgendwie möglich auf das Gymnasium zu kriegen. Wenn das nicht geht, versucht man Notlösungen, wie die verbliebene Realschule in kirchlicher Trägerschaft oder bei etwas älteren Schülern das Privatinternat im angrenzenden NRW.

    Niemand, der das System von innen kennt, schickt sein Kind hier freiwillig auf die IGS.

    (Und das ist keine Kritik an den dort arbeitenden Lehrkräften.)

    Das ist mir klar. Trotzdem gefällt mir die Wortwahl nicht.

  • Mit dem Verhalten wird das System noch mehr unterstützt .


    Es gibt ganz tolle IGSen. Mein Sohn ist auf einer und wenn ich könnte würde ich die Zeit zurück drehen und meine Tochter nicht nochmal aufs Gymnasium schicken, sondern auch da hin.

    In dieser IGS ist aber auch eine Schulleitung mit Haltung und ein (Großteil) des Kollegiums, dass Inklusion lebt und jedes Kind da abholt, wo es steht. Von Kindern mit Downsyndrom bis hin zu Gymnasialempfehlungen ist da alles vertreten. Das funktioniert aber nur, weil die Menschen aus dem was geht das Beste machen und auch Eltern, die ihr Kind ins Gymnasium schicken könnten, lieber an der IGS anmelden.

    Das klingt dann so, als würden sich die anderen Schulen keine Mühe geben.

    Meiner Meinung nach haben diese Schulen dank systemischer Rahmenbedingungen kaum Möglichkeiten, diese Mammutaufgabe (Inklusion, alle Niveaustufen gemeinsam und zieldifferent usw) zu stemmen.

    Zu große Klassen, fehlendes zusätzliches Personal (Sozialarbeiter, Sonderpädagogen und und und), zu viele Stunden, zu viel Verwaltung.

  • Die Art und Weise wie das vorgetragen wird, wirkt auf mich nicht stolz, sondern so, dass man sich dahinter verstecken will.

    Ich habe den Eindruck du beschreibst eine etwas andere Eigenheit als die, die ich ursprünglich meinte. Mit "Stolz nichts zu können" meinte ich das Rumgepoltere der Eltern und leider auch der Kollegen, dass gerade Mathe doch sowieso unverständlich und sinnlos wäre und niemand das können müsse und das okay wäre. Da muss man sich nicht wundern, dass Innovationen schon lange nicht mehr aus Deutschland kommen.


    Diese Einstellung überragt sich aber auch direkt auf die Schüler. Eine traurige Erkenntnis war es für mich im Referendariat als ich zum ersten mal eine 8. Klasse in Physik bekommen habe. Ein großer Teil, gerade der Mädchen, war von vornherein abgeneigt, obwohl sie bisher gar keine persönlichen Erfahrungen mit dem Fach gemacht haben.

  • Wie so oft bei solchen Themen wird das bei uns medial längst nicht so verbissen und anklagend diskutiert. Die Schweiz ist immer schon schlecht in der Lesekompetenz. Den Artikel fand ich ganz nett:


    https://www.srf.ch/kultur/gese…ie-wird-lesen-wieder-cool


    Es geht nicht drum, wer schuld hat, sondern was man tun könnte. Josia Jourdan ist übrigens ein Ehemaliger von uns. Nach Windrad-Umut jetzt Bücher-Josia, wir bilden Berühmtheiten aus! ^^

  • Abgesehen von der Wortwahl ist das aber nun mal Realität. Jede Lehrkraft in meinem Umfeld versucht ihre Kinder wenn irgendwie möglich auf das Gymnasium zu kriegen. Wenn das nicht geht, versucht man Notlösungen, wie die verbliebene Realschule in kirchlicher Trägerschaft oder bei etwas älteren Schülern das Privatinternat im angrenzenden NRW.

    Und selbst in NRW haben die Gesamtschulen einen schweren Stand.


    Bei uns präsentierten sich alle SEK. 1 Schulen zusammen in der Stadthalle. Dabei erwähnte der Schulleiter einer der beiden Realschulen, dass sie in den letzten Jahren überlaufen waren, weil niemand sein Kind zur Gesamtschule schicken will, die Stadtverwaltung aber die Realschulen zweizügig gedeckelt hat, um sie Schüler auf die politisch gewollte Gesamtschule zu bekommen.


    Aus dem Publikum kam dann gleich die Frage: „Wenn ich jetzt mein Kind an ihrer Realschule anmelde und es nicht genommen wird, habe ich dann noch die Alternative die andere Realschule zu wählen, oder kann diese dann ebenfalls mein Kind wegen bereits voller Klassen ablehnen? Hat meine Zweitwahl Priorität vor der Erstwahl anderer Eltern? Muß ich dann als letzte verbliebene Alternative die Gesamtschule akzeptieren?“


    Der Schulleiter verwies nur noch darauf, dass es in einem solchen Fall die Eltern eines vorherigen Jahrgangs gelungen ist das Kind gegen den Willen der Stadtverwaltung in die Realschule hineinzuklagen, so dass sie in dem Jahrgang eine zusätzliche Parallelklasse haben eröffnen und auch komplett füllen können.

  • Ich kenne in Niedersachsen nur Gymnasium und die integrierte Gesamtschule (IGS)

    Sorry, aber anscheinend kennst du dich mit dem nds. Schulsystem wirklich nicht aus. Hier gibt es Gymnasien, Oberschulen, Hauptschulen, Realschulen, IGSn und (wenige) KGSn. Daneben noch Förderschulen.

    Und wo gibt es in der Realität noch Realschulen (nur mal als Beispiel)?

    Google doch mal, davon gibt es mehr, als du anscheinend glaubst. An die Stadt, in der ich wohne (wo es keine Haupt- und Realschulen mehr gibt; die wurden vor einigen Jahren zu "Oberschulen" zusammengefasst, die du im Übrigen gar nicht erwähnt hast, obwohl dies viele ehemalige Haupt- und Realschulen in NDS betrifft), grenzen vier Landkreisen; in zweien davon gibt es noch Realschulen.

    Zwischen der Grenze zu NRW und der Landeshauptstadt Hannover kenne ich keine einzige Realschule.

    Hm, der Landkreis Hameln-Pyrmont liegt zwischen Hannover und der Landesgrenze NRW, gell? Auch dort gibt es zwei Realschulen: eine in Hameln und eine in Bad Pyrmont.

    IGS bedeutet für mich "riesige Schulen mit tausenden Schülern",

    Hier in der Stadt gibt es drei IGSn, wovon die kleinste - Stand Sept. 23 - knapp 920, die zweitgrößte 1000 und die größte fast 1300 SuS hat. Zum Vergleich: Die fünf städtischen Gymnasien liegen zwischen 950 und über 1050 SuS.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

    Einmal editiert, zuletzt von Humblebee ()

  • Niemand, der das System von innen kennt, schickt sein Kind hier freiwillig auf die IGS.

    Die drei von mir genannten IGSn hier in der Stadt existieren schon seit Jahrzehnten und genießen genauso lange schon einen sehr guten Ruf. Und ja, ich kenne viele, die ihre Kinder freiwillig auf eine dieser IGSn (oder auch auf IGSn in anderen Städten und Landkreisen) schicken und zwar nicht, weil sie am Gym. keinen Schulplatz bekommen haben.


    BTW haben wir an meiner Schule sowohl SuS von verschiedenen Oberschulen, als auch von einer Haupt- und einer Realschule (die es an meinem Schulort noch "separat" gibt), einer IGS (davon gibt es - neben mehreren Oberschulen - nur eine in dem Landkreis) und vom Gymnasium. Ich könnte dir auf Anhieb nicht sagen, wer nun von der IGS oder vom Gymnasium kommt und ebenso nicht, wer vorher auf der IGS, auf einer Oberschule oder der Haupt- oder Realschule war. Einzig eine Oberschule in unserem Landkreis fällt seit Jahren negativ auf, weil dort anscheinend sowohl Real- als auch Hauptschulabschlüsse "verschenkt" werden; aber das ist eine andere Geschichte.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Auch dort gibt es zwei Realschulen: eine in Hameln und eine in Bad Pyrmont.

    Ich habe eben nur mal für Hameln gegoogelt. Da findet man auf der Seite der Schule aber auch: „Anmeldung für den Jahrgang 5 IGS am Standort THRS.“


    Also ist die Schule auch keine echte Realschule mehr.

    Einmal editiert, zuletzt von plattyplus () aus folgendem Grund: Buchstabensalat

  • Ich habe eben nur mal für Gameln gegoogelt. Da findet man auf der Seite der Schule aber auch: „Anmeldung für den Jahrgang 5 IGS am Standort THRS.“


    Also ist die Schule auch keine echte Realschule mehr.

    Was ist Gameln? Kurz für gammeln in Hameln?

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Ich habe eben nur mal für Gameln gegoogelt. Da findet man auf der Seite der Schule aber auch: „Anmeldung für den Jahrgang 5 IGS am Standort THRS.“


    Also ist die Schule auch keine echte Realschule mehr.

    Mag durchaus sein; so genau habe ich mich damit nun nicht beschäftigt. Nichtsdestotrotz gibt es in der von dir genannten Region in NDS durchaus noch eigenständige Realschulen (wie gesagt: auch eine weitere im LK Hameln-Pyrmont), zudem eine Haupt- und Realschule im LK Holzminden - der ja ebenfalls zwischen Hannover und NRW liegt - und viele Oberschulen, die einen Hauptschul- und einen Realschulzweig anbieten.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Naja... mir ist jedenfalls jemand lieber, der eine Formel umstellen kann, als jemand, der mir ziemlich inhaltsfrei die Ohren blutig quatscht.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Einmal editiert, zuletzt von SteffdA ()

  • Braunschweig hatte zumindest vor 5 Jahren ebenfalls Realschulen und sogar Hauptschulen. Laut meiner Schwester wollen viele sogar lieber auf eine ISS, aber auch die Realschule hat keinen schlechten Ruf.


    Abstrus finde ich dort das Verfahren, die Gymnasialplätze zu losen. Das ist genauso unsinnig wie der Geschwisterbonus in Berlin, der faulen Sechstklässlern den Platz sichert während sich andere wirklich bemühen, es leider "nur" für eine 1,9 reicht und die teils sonstwo landen. Und wissen, da kommen sie auch nicht mehr weg, da selbst die höheren Klassen in den begehrten Schulen mit 32 Kindern krachend voll sind und bleiben.

  • Naja... mir ist jedenfalls jemand lieber, der eine Formel umstellen kann, als jemand, der mir ziemlich inhaltsfrei die Ohren blutig quatscht.

    Na dann zeig es den SuS doch einfach und lass sie üben. Ich fürchte, wer hier am lautesten und häufigsten auf das unterirdische Niveau schimpft, muss sich selbst die meiste Kritik gefallen lassen, denn ihr seid die Lehrer dieser Kinder. Dümmer ist sicher niemand geworden in den letzten 30 Jahren.

  • Ich finde diesen Abschnitt extrem beachtenswert:

    Zitat von PISA 2022 Country Notes - Deutschland

    In Deutschland zählten 31 % der Schüler*innen (der größte Anteil) zum obersten internationalen Quintil der sozioökonomischen Skala [...]. Ihre durchschnittliche Punktzahl in Mathematik betrug 534 Punkte. Dies ist einer der höchsten Werte für Schüler*innen mit ähnlichem sozioökonomischem (sic!) Hintergrund.

    Die privilegierten Schülerinnen und Schüler sind also in der Spitzengruppe.
    Wir verlieren "nur" die anderen relativ erheblich stärker als andere Länder.

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