• Es ist vor allem auch nicht Aufgabe "leistungsstarke[r] Kinder und bildungsnahe[r] und kapitalstarke[r] Familien[,] das leistungsschwache und bildungsferne Klientel positiv [zu] beeinflussen".

    Auch leistungsstarke Schüler haben ein Recht darauf, sich auf ihren eigenen Bildungsweg und ihre eigenen -ziele zu konzentrieren, um das Maximale aus ihren vorhandenen Fähigkeiten herausholen zu können.

  • off topic


    find ich es etwas amüsant, dass unerfreuliche PISA-Resultate im Forum als "off topic" eingestellt werden -

    und beruhigend, dass sie dann doch heftig diskutiert werden (nein, ich habe jetzt nicht 160 Posts gelesen).


    on topic

  • So wahnsinnig wichtig ist Pisa nun auch wieder nicht. Dass es Probleme im Schulsystem gibt ist davon unabhängig.

  • Davon abgesehen wäre das für mich nicht das entscheidene Kriterium, sondern der zentrale Punkt ist die soziale Selektion.


    Meine große Befürchtung bei dem Konzept "möglichst lange Gemeinschaftsschule für alle" ist, dass nicht, wie erwünscht, die leistungsstarken Kinder und bildungsnahen und kapitalstarken Familien das leistungsschwache und bildungsferne Klientel positiv beeinflussen, sondern dass das Gegenteil passiert.

    V.a. angesichts der Tatsache, dass einfach nicht das nötige Geld und die nötige (v.a. personelle) Infrastruktur vorhanden sind, um fruchtbare Voraussetzungen für ein gemeinsames Lernen für alle zu schaffen.

    Wow, m.a.W. Deutschland kann sich nur eine Schule leisten, in der reiche Kinder vorankommen, weil die Eltern den Job der Lehrkräfte übernehmen.


    Je länger der Faden wird, desto deutlicher wird, was manche(r) Kolleg(in) selbst von der Schule hält.

  • In der Lesekompetenz sind es 40 Punkte Unterschied mit Profilberücksichtigung.

    Was wenig überraschend ist, wenn man sich mit Spracherwerb und Mehrsprachigkeit auseinandersetzt, aber dennoch nicht bedeutet, dass SuS mit Migrationshintergrund/ ausländischer Herkunft gleichzusetzen wären mit SuS aus bildungsfernen Haushalten.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Inzwischen gehen in Deutschland in den meisten größeren Städten 50% der Kinder auf das Gymnasium, das als "Schule für reiche Kinder" zu diskreditieren, spricht für sich selbst.

    Wie ich ganz am Anfang geschrieben habe:

    Pisa ist für jeden ein Anlass, jetzt erst mal besonders stark zu behaupten, dass die Meinung, die er seit 20 Jahren vertritt, die richtige ist, völlig unabhängig davon, ob diese Meinung wirklich durch Pisa gestützt wird. Man baut einfach darauf, dass die Studie für die allermeisten eh zu komplex ist, um sie zu verstehen und eine starke Behauptung ist sowieso meist wirkungsvoller als ein schwacher Beweis.

  • ...naja, alle Jahre wieder... so on topic sind die Ergebnisse halt nicht ... darüber hinaus ist mein Ansatz ja garnicht die Diskussion der Studie sondern DIE eine Sache, die ihr euch von der guten Fee wünschen würdet um die Lage zu verbessern :).

  • Quittengelee

    Wenn nicht inflationär unpassendes Klientel aufs Gymnasium strömen würde, müssten Eltern auch nicht Lehrer spielen. Die leistungsstarken Schüler kommen auch auf dem Gymnasium ziemlich gut alleine zurecht, zumal auch jedes mir bekannte Gymnasium Förderkurse, Hausaufgabenhilfe und dergleichen anbietet.


    Aktiv beschulende Eltern brauchen eigentlich nur die Kinder, die eigentlich ohnehin besser woanders aufgehoben wären. Und ja, da zeigt sich dann natürlich ein Unterschied zwischen bildungsfernen und bildungsaffinen Elternhäusern. Das müsste aber nicht so sein, wenn die Selektion von vornherein besser liefe.

  • Quittengelee

    Wenn nicht inflationär unpassendes Klientel aufs Gymnasium strömen würde, müssten Eltern auch nicht Lehrer spielen. Die leistungsstarken Schüler kommen auch auf dem Gymnasium ziemlich gut alleine zurecht, zumal auch jedes mir bekannte Gymnasium Förderkurse, Hausaufgabenhilfe und dergleichen anbietet.


    Aktiv beschulende Eltern brauchen eigentlich nur die Kinder, die eigentlich ohnehin besser woanders aufgehoben wären. Und ja, da zeigt sich dann natürlich ein Unterschied zwischen bildungsfernen und bildungsaffinen Elternhäusern. Das müsste aber nicht so sein, wenn die Selektion von vornherein besser liefe.

    Huhn oder Ei? Kinder aus sozial schwachen Familien werden im deutschen Schulsystem benachteiligt. Das stellt jede Schulleistungsstudie jedes Jahr fest, das kannst du nicht wegdiskutieren. Dass nur leistungsstarke Kinder auf dem Gym sein sollten, bestreitet hier niemand. Du verwechselst oder vermischst aber laufend leistungsstark und brav. Die Ausbildung der Lehrkräfte wäre dir egal, solange nur gutzahlende Eltern ihre stillen Kinder auf die Schule schicken würden, auf die du dein Kind anmelden würdest.


    Was im übrigen verständlich und seit Jahren so ist, aber genau das Problem, um das sich Deutschland kümmern muss.

  • Wieso gut zahlende Eltern? Ersatzschulen kosten meist gar nichts und stehen grundsätzlich jedem offen, der die Zugangsvoraussetzungen erfüllt.


    Und ja, selbstverständlich geht es auch um das Verhalten - jedenfalls würde ich das als Elternteil, das eine Schule für sein Kind auswählen muss, als absolutes Topkriterium anlegen.


    Dass Kinder aus sozial schwachen Familien häufig schlechter abschneiden, liegt meines Erachtens nicht an fehlenden Förderangeboten, sondern dass die Förderangebote von bildungsfernen Familien schlichtweg nicht angenommen werden. Das Problem löst sich auch nicht auf einer Gesamt- oder Gemeinschaftsschule. Da würden die Kinder aus sozial schwachen Familien vermutlich ebenso in den schwachen Kursen sitzen (bzw. nicht vermutlich, sondern das ist ja meistens faktisch auch so). Wie willst du das auflösen? Das Elternhaus legt den Grundstein für die Einstellung zur Bedeutung von Bildung.

  • Bei uns klappt es sehr gut mit der Durchlässigkeit weil wir in der Regel zwei Schulformen im gleichen Schulhaus haben. In der Sek I kommt es immer mehr, dass alle 3 Niveaus zusammengefasst sind. Ich kenne das aus Deutschland nur von den Schulen in privater Trägerschaft. Ich war selber an einer katholischen Schule mit Gymnasium und Realschule. Das wäre einfach zu organisieren und würde einiges bringen, denke ich. Als Lehrperson muss man sich dann auch automatisch mit den verschiedenen Leistungsniveaus befassen, ich finde das sehr bereichernd.

  • Hier in Niedersachsen gibt es das als KGS- Kooperative Gesamtschule. 3 Schulformen in einem Haus, ein Jahrgang lernt Tür an Tür, Sport, Wahlfächer etc sind gemischt.

    Die Durchlässigkeit ist wirklich einfach zu gestalten, da die SuS sich eh kennen. Die gehen einfach weiter auf die selbe Schule.


    Trotzdem sitzen viele ehemals Realschüler im G-Zweig etc, das ist wie überall sonst auch.

  • Ja, das ist dann schwierig. Wir haben halt etwa 25 % eines Jahrgangs am Gymnasium aber noch mal 20 % an der Fachmittelschule. Bei uns spielen aber auch die Fachhochschulen eine viel grössere Rolle, die Fachmaturität ist ein durchaus hochwertiger Abschluss.

  • Die Probleme unseres Schulsystems, die durch PISA mal wieder offenbar wurden, liegen nicht in einer mangelnden Durchlässigkeit. Wenn wir ehrlich sind, kennen wir die größten Probleme des Systems.


    - zunehmend dysfunktionale Familien mit all ihren Begleiterscheinungen

    - zunehmend verhaltensauffällige Kinder, die nicht selten früher als unbeschulbar gegolten hätten

    - zunehmende Bildungsferne der Elternhäuser

    - Desinteresse am schulischen Erfolg der Kinder

    - ausufernde Anspruchshaltung gegenüber den "Dienstleistern" Schule und Lehrer

    - Zahnlosigkeit des Systems bei der Durchsetzung unseres Bildungs- und Erziehungsauftrages oder der Schulpflicht

    - zunehmende Zahlen bei ausländischen, der deutschen Sprache nicht mächtigen Schüler bei gleichzeitiger dramatischer Unterausstattung der Schulen, um diese Aufgabe zu bewältigen

    - eine Inklusion, die in ihrer Umsetzung nur als Unverschämtheit gegenüber Lehrern, Eltern und vor allem den Kindern bezeichnet werden kann

    - das ständige und lähmende Gefühl bei den Akteuren, sich rechtlich absichern zu müssen

    - eine maximal abschreckende Lehramtsausbildung, geprägt von Eitelkeiten, utopischen Idealvorstellungen, massivem Druck, Hybris, mangelnder Kollegialität und Praxisferne

    - fehlende zentrale und verbindliche Standards in der deutschen Bildungslandschaft

    - Arbeitsverdichtung

    - Verzicht auf Mindestleistungen/Mindestkompetenzen

    - der unbedingte Primat des Elternwillens

    - weitestgehende Abkehr vom Leistungsgedanken

    - bauliche und technologische Mängel vor Ort

    - die vielfältige Zuständigkeit für Schule aus Landesregierung, Bezirksregierung, Schulamt, Schulträger, Schulleitung

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

  • Als BSlerin bin ich ja nahezu erst an der Reihe, wenn das Kind schon fast in den Brunnen gefallen ist. So hart es klingt, kann ich aber fast jetzt schon sagen, welchen Mitschüler/Mitschülerin meiner Tochter in der GS ich später in welcher Schulform haben werde.

    - durch Elternbriefe und Erzählungen der Kleinen weiß ich, dass nach nicht mal 4 Wochen Unterricht in Klasse 1 teilweise schon keine Hausaufgaben mehr gemacht wurden. Und nein, es waren da noch Schwungübungen und 50x A schreiben, also unabhängig vom eigenen Bildungsstand und Sprache durchaus für jeden machbar.

    - Ständiges Zuspätkommen zum Unterricht

    - Nichtmitbringen von Büchern (in Hessen kostenlos zur Ausleihe), da die Schulranzen nicht mit den Kindern gepackt werden/kontrolliert werden


    Wie sollen es die Kids so schaffen, eine entsprechende Haltung zu Schule, Leistung etc. aufzubauen? Ich finde es einfach nur traurig

  • zunehmend dysfunktionale Familien mit all ihren Begleiterscheinungen

    Erklärst du mir jetzt noch, warum das ein exklusiv deutsches Phänomen sein soll? Also gerne auch bei allen anderen Punkten, die du aufführst.

  • Hatte ich behauptet, dass es sich dabei um ein exklusiv deutsches Problem handelte? Wieso also sollte ich mich dahingehend erklären?

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

  • Alterra : Kann es sein, dass manche Mitschüler deines Kindes von der mentalen Entwicklung noch nicht so weit sind und daher noch nicht verstehen können, dass Schule wichtig ist, und daher nicht den Sinn hinter der Erfüllung der an sie gestellten Anforderungen (Aufgaben erledigen, pünktlich kommen, Material dabei haben) sehen?

    Mit 6 Jahren ist der Weitblick eines Kindes entwicklungsbedingt natürlich begrenzt, aber dennoch scheint ja bei einigen Kindern schon die Vorstellung vorhanden zu sein "Wenn ich die an mich gestellten Anforderungen in der Schule erfülle, profitiere ich in irgendeiner Art und Weise davon." - und bei anderen Kindern wiederum so gar nicht.

  • Hatte ich behauptet, dass es sich dabei um ein exklusiv deutsches Problem handelte? Wieso also sollte ich mich dahingehend erklären?

    Ja, hast du. Oder was meinst du mit "unseren Schulsystem" wenn nicht das deutsche Schulsystem? Infolge macht es nur Sinn, dass du dich auf die deutsche Gesellschaft beziehst. Ich kann jedenfalls die von dir geschilderten Probleme in meiner Umgebung nicht erkennen.

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