Alternative Einsatzbereiche von Lehrkräften innerhalb des Systems, aber außerhalb der Schule?

  • Guten Abend,


    in irgendeinem der letzten Threads, in dem es um den Ausstieg aus der Verbeamtung ging, hat jemand von euch erwähnt, dass es in NRW ein Programm gibt, um Lehrkräfte anderweitig einzusetzen und sie somit im System zu halten.

    Ich finde es aber nicht wieder. Ich hab auch schon auf der Ministeriumsseite geschaut, aber mir fehlt scheinbar das passende Schlagwort.

    Vielleicht weiß ja jemand, was ich meine 😊.


    Vielen Dank!


    Ein schönes letztes Ferienwochenende wünsche ich. Wobei ich seit Dienstag schon am Zeugnisse schreiben bin 🙈.


    LG Lamy

  • chemikus08 hatte darüber geschrieben gehabt. Falls er sich nicht melden sollte (was ich nicht glaube), schau einfach seine letzten Beiträge durch, dann findest du das wieder.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Falls es sonst noch jemanden interessiert, das Programm nennt sich "Vorfahrt für Weiterbeschäftigung".


    Mein Mann ist seit letztem Jahr wg Dienstunfähigkeit pensioniert, er könnte sich aber, wenn es ihm wieder besser gehen würde, durchaus vorstellen wieder zu Arbeiten, nur eben nicht in der Schule.

  • Mir fallen einige Stellen ein, die die Unterrichtszeit auf 0 oder nahe 0 reduzieren.


    - Bildungsministerium

    - Aufsichtsdirektion

    - Abordnung Universität/FH

    - Studienseminar (je nach Anzahl an Reffis kann man seinen Unterricht auch gegen 0 reduzieren)


    Ohne Sonderprogramme wird es ansonsten leider schwierig und die oben genannten Stellen sind auch sehr rar gesäht.

  • Das finde ich zum Beispiel interessant. Ich überlege auch schon eine Zeit, meinen Job zu wechseln, möchte jedoch die Verbeamtung beibehalten, da ich mittlerweile schwerbehindert bin und natürlich gut abgesichert bleiben möchte (ich weiß, ich bin privilegiert).


    Stellen an der Uni gibt es in unmittelbarer Nähe von mir momentan nicht, aber ich frage mich schon, wie man denn ins Bildungsministerium kommt? Studienseminar ist für mich ebenfalls keine Option, da ich auf den Infoveranstaltungen schnell gemerkt habe, wohin der Hase läuft.

    • Offizieller Beitrag

    NRW? Dann: Stella-Portal.
    Dort sind die Stellen ausgeschrieben. Viele (die meisten?) Stellen sind erstmal zeitlich begrenzt (Abordnungen), einige (anderen) haben auch den Passus "jährlich verlängerbar, Interesse an einer längeren Arbeit ist erwünscht" (oder so), und es gibt in einigen Behörden auch die Möglichkeit des Laufbahnwechsels.
    Dabei sollte es klar sein, dass es keine Versorgungsstellen sind, sondern genauso Jobs, bei denen man genauso arbeitet, mit anderen Kompetenzen im Vordergrund, die eben bei Bewährung vielleicht neue Chancen anbieten.
    Ob ein Laufbahnwechsel möglich ist, liegt nicht an der Person, sondern ob im Stellenplan eine Stelle frei wird, auf die man sich dann intern bewirbt (und dann natürlich an der Person, ob sie dafür in Frage kommt).

  • Eine weitere Möglichkeit ist mir gerade eingefallen. In meinem Bundesland gibt es in der pädagogischen Weiterbildung Abordnungen, teilweise mit 3/4 bis 4/4 der Stunden. Also Weiterbildung von Lehrkräften.


    Außerdem werden bei uns bspw. auch Programmierer gesucht, die ein Tool weiterentwickeln oder Support übernehmen. Beides kann auf bis zu 100% der Zeit erhöht werden, ist aber erstmal befristet. Wobei die Schulverwaltung ohnehin eine 'never ending story' ist. Von daher stehen die Chancen wohl gut, dass auf längere Sicht machen zu können.


    Oder ab ins Ausland, sofern eine Leitungsstelle zu besetzen ist die wenig Unterricht beinhaltet. Es gab vor Jahren mal eine Stelle in China, bei der explizit stand, dass man sich vorwiegend um Schulentwicklung und Verwaltung kümmert.

  • Das ist aber auch unmöglich zu finden. Wer denkt sich solche Namen aus

    Das Projekt wird der Lehrkraft in NRW angeboten, wenn der AA zuvor eine dauerhafte "Schuldienstunfähigkeit" attestiert hatte. In der Regel endet das Projekt im vorzeitigen Ruhestand, da es nur selten erfolgreiche Vermittlungen in die allgemeine Verwaltung erzielt werden.

  • - Bildungsministerium

    - Aufsichtsdirektion

    - Abordnung Universität/FH

    - Studienseminar (je nach Anzahl an Reffis kann man seinen Unterricht auch gegen 0 reduzieren)

    Wenn es darum geht aus dem Unterrichtsbetrieb raus zu kommen, halte ich diese Wege allesamt für ungeeignet.

    - Im Bildungsministerium arbeiten nicht primär Lehrkräfte, die wenigen Stellen, die es für Lehrkräfte gibt sind "Karrierebeschleuniger", man muss also vorher bereits herausragende Ergebnisse haben, geht dann für eine begrenzte Zeit ins Ministerium und dann wieder zurück in die Schule um meist sehr schnell Schulleiter zu werden.

    - Stellen in der Schulaufsicht sind am oberen Ende der Dienststufen angesiedelt, die Personen, die dort dauerhaft arbeiten, waren vorher Schulleiter oder Stellvertreter

    - Abordnung Uni ist nur realistisch, wenn man eine Forschungsvita hat, sonst kann man vielleicht für ein paar Stunden abgeordnet werden um ein Seminar für Lehramtsstudenten zu übernehmen, mehr aber nicht

    - Im Studienseminar werden Lehrkräfte gesucht, die innerhalb des bestehenden Systems sehr gut funktionieren.

  • Das muss nicht zwingend so sein, insbesondere wenn es darum geht, Beamte im Dienst zu halten, die sonst dienstunfähig wären. Natürlich gibt es nicht die große Masse von Stellen für Lehrkräfte außerhalb des Schuldienstes, aber es gibt sie. Bei uns in NDS sucht z.B. das NLQ regelmäßig nach Lehrkräften als Bearbeiter im Bereich Bildungsmonitoring und Evaluation. Diese Stellen sind teilweise als Abordnungen, teilweise aber auch als de facto feste Stellen ausgeschrieben und i.d.R. ranggleich zur bisherigen Besoldungsgruppe.

  • Bei uns in NDS sucht z.B. das NLQ regelmäßig nach Lehrkräften als Bearbeiter im Bereich Bildungsmonitoring und Evaluation.

    Und auch auf diese Stellen muss man sich bewerben und gegen andere durchsetzen, die bereits relevante Erfahrungen haben oder ambitioniert sind und das als Zwischenstation auf ihrem weiteren Karriereweg sehen.


    Mein Punkt ist:

    Ja, natürlich gibt es einzelne Möglichkeiten für Lehrkräfte außerhalb des Kerngeschäfts Unterrichten. Noch immer weit verbreitet unter Lehrkräften ist die Vorstellung von "Verpisser-Posten", Stellen, auf die Leute geschoben werden, einfach aufgrund der Tatsache, dass diese nicht mehr Unterrichten können oder hartnäckig nicht mehr wollen um sie irgendwo unter zu bringen. Diese Vorstellung ist falsch. Es gibt wenig Alternativen und diese sind stark umkämpft mit Leuten, die sich wirklich für die entsprechenden Aufgaben interessieren und / oder die bereit sind viel Arbeit hinein zu stecken und den Posten als Sprungbrett für zukünftiges sehen.

    Wenn man eine Alternative zum Unterrichten sucht, tut man gut daran, selber proaktiv Kompetenzen auf zu bauen, sich einen konkreten Weg zu überlegen und darauf hin zu arbeiten. Wer einfach nur nicht mehr kann und will wird diese Stellen nicht bekommen, sondern irgendwann einfach in der inneren Immigration oder Dienstunfähigkeit landen.

  • Und auch auf diese Stellen muss man sich bewerben und gegen andere durchsetzen, die bereits relevante Erfahrungen haben oder ambitioniert sind und das als Zwischenstation auf ihrem weiteren Karriereweg sehen.

    Ja natürlich muss man sich auf Stellen bewerben. Dass es keine expliziten Stellen als "Abstellgleise" gibt, ist doch wohl klar und stand hier gar nicht zur Debatte.

  • Diese Vorstellung ist falsch. Es gibt wenig Alternativen und diese sind stark umkämpft

    Das stimmt und was anderes habe ich auch nicht behauptet. Daher auch mein Satz oben mit den rar gesähten Stellen. Die einzige sichere Bank um wirklich 0 zu unterrichten sind die Positionen die an der Entwicklung von dem Schulverwaltungstools beteiligt sind oder den Support übernehmen. Das setzt aber bei ersterem gute Kenntnisse der Programmierung voraus.


    Leider ist Lehramt diesbezüglich häufig eine Einbahnstraße und wenn es um den Erhalt der eigenen Gesundheit (des eigenen lebens) geht, würde ich eher mich aus dem Dienst entlassen lassen (mit allen Konsequenzen) als vor die Hunde zu gehen.


    Der Verlust der Pension + das große Problem der PKV ab 55 sorgt aber dafür, dass die betreffenden Personen lieber noch jahrelang den Dauerkrankenschein ziehen bis sie entweder zwangsweise in den Ruhestand versetzt werden oder eben im System mitgeführt werden. Leider erlebe ich letzteres wesentlich häufiger als den Zwangsruhestand und das ist ein Punkt der mich pers. auch ärgert.


    Darunter leidet das verbliebene Personal, es leiden die Schüler in der die betreffende Person eingeplant wurde und die Personen die gerne die Stelle übernehmen würden. Ich finde jeder kann mal (auch länger) krank werden. Wenn aber Kollege XY dann über Jahre jedes Jahr 1/2 - 3/4 der Zeit die Krankenkarte zieht, läuft etwas gewaltig im System falsch, wenn man die Person weiterführt.

  • Wenn aber Kollege XY dann über Jahre jedes Jahr 1/2 - 3/4 der Zeit die Krankenkarte zieht, läuft etwas gewaltig im System falsch, wenn man die Person weiterführt.

    Solche Kollegen gibt es glücklicherweise extrem selten und diese geben tatsächlich genug Anlass für amtsärztliche Begutachtungen und daraus abgeleitete Maßnahmen. Das bekommt man als "normaler" Kollege aber eher selten mit.

    • Offizieller Beitrag

    Also im Ministerium in NRW sitzen in den sich unmittelbar mit Schule befassenden Referaten mit Ausnahme der Sachbearbeitungen in der überwältigenden Mehrheit Beschäftigte, die vorher im aktiven Schuldienst waren. In der internen Verwaltung und der Haushaltsabteilung arbeiten VerwaltungsbeamtInnen oder -juristInnen. Dass in der Rechtsabteilung vorzugsweise von JuristInnen arbeiten, sollte selbsterklärend sein.


    Was die Chancen auf einen Wechsel in die Behörde angeht, so bestehen solche Möglichkeiten, aber eben nur dann, wenn die entsprechende ReferentInnen- oder Referatsleitungsstelle auch frei wird. Auch dann dürfte man gegen hausinterne KandidatInnen einen schweren Stand haben. Insgesamt stellen solche Wechsel eher die Ausnahme dar.

    Die "Hürden" für den Schulaufsichtsdienst, sprich für eine dauerhafte Tätigkeit bei der Bezirksregierung sind in NRW in § 35 der LVO festgelegt.

    SGV § 35 Befähigung für den Schulaufsichtsdienst und für Ämter mit überwiegendpädagogischen Aufgaben | RECHT.NRW.DE


    Da "stolpert" man ohne mehrjährige Funktionsstelle oder Schulleitungstätigkeit auch nicht mal eben so rein.

  • Solche Kollegen gibt es glücklicherweise extrem selten und diese geben tatsächlich genug Anlass für amtsärztliche Begutachtungen und daraus abgeleitete Maßnahmen. Das bekommt man als "normaler" Kollege aber eher selten mit.

    Extrem selten? Ich weiß nicht, wie du das definierst, aber ich kenne kein Kollegium wo nicht mindestens zwei Kollegen diese Tendenzen zeigen. In meinem sind es sogar drei. Das ist, da wir ein sehr kleines System sind, eine üble Quote.

  • Extrem selten? Ich weiß nicht, wie du das definierst, aber ich kenne kein Kollegium wo nicht mindestens zwei Kollegen diese Tendenzen zeigen. In meinem sind es sogar drei. Das ist, da wir ein sehr kleines System sind, eine üble Quote.

    Kollegen, die tatsächlich über die Hälfte der Arbeitstage krank sind? Nein, das kenne ich tatsächlich nicht. Und ja, es gibt natürlich Kollegen mit sehr hohen krankheitsbedingten Fehlzeiten. Dass das einfach mit einem Schulterzucken hingenommen wird, ist hingegen ein Gerücht und liegt daran, dass die damit verbundenen Maßnahmen natürlich nicht im Kollegium breit getreten werden.

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