"Wandertag" - Wandern während der Klassenfahrt

  • Hallo Bienenschwarm.

    Muss ich eigentlich an einem Wandertag tatsächlich Wandern gehen? Zum Hintergrund: Seit Jahren fährt die 7. Jahrgangsstufe in eine Einrichtung in den Harz. Als Klassenlehrerin muss ich mit. Schon immer wird einen Tag 12-15 km mit den SuS gewandert.

    Der Schulleitung, allen Kollegen und auch den Schülern ist bekannt, dass ich gravierende und chronische Knieschmerzen habe. Das letzte Mal war ich vor 6 Jahren mit. Da habe ich das noch bewältigen können. Aber mittlerweile humple ich mich so mit den chronischen Knieschmerzen durch den Schulalltag.

    Ich habe meine mitfahrenden Kollegen hingewiesen, dass ich die Strecke nicht bewältigen werden kann, damit sie mich an dem Tag nicht miteinplanen. Heute teilte die Verantwortliche mit, dass sie den Ablaufplan mit SL abgesprochen hat und darauf hingewiesen hat, dass ich einen Tag nicht mit Wandern will. Die Schulleitung hat wohl gesagt, dass ich mit muss, da es meine Dienstaufgabe ist. Ich war auch schon beim Personalrat, aber der hat doch rotzfrech zu mir gesagt: "Dann hättest du mal nicht zu viel Kuchen in den letzten Jahren gegessen, dann hättest du jetzt keine Probleme mit deinem Übergewicht." - Also, auch keine Hilfe.

    Jetzt mal ehrlich: Wenn alle sagen, dass ich mit muss, dann breche ich nach 5 km zusammen und erreiche das Ziel nicht. Und dann???? Dann werde ich sitzen bleiben an Ort und Stelle. Egal, ob die noch zum Ziel wollen. Dummerweise muss man von Start bis Ende laufen.

    Klar, es gehört zu meinen Dienstpflichten auf Schulfahrten zu gehen. Ich würde problemlos mit ins Museum gehen oder ähnliches.

    Aber muss ich tatsächlich Wandern über Stock und Stein??? 15 km und mit etlichen Höhenmetern??

  • Da kann ein ärztliches Attest weiterhelfen. Du fährst mit, kannst aber nicht diese Strecke wandern. Es gibt ja sicher noch andere Begleitpersonen. Wenn das nicht gewünscht ist: Auch da kann ein ärztliches Attest weiterhelfen: Krankschreibung wegen übermäßiger Belastung.

    Die Schulleitung hat wohl gesagt, dass ich mit muss, da es meine Dienstaufgabe ist.

    Klar. Aber eine Wanderung ist sicher kein Muss für dich. Der Spruch vom Personalrat (das ist ein Gremium, und nicht nur eine Person!) ist eine Frechheit.

  • chronische Knieschmerzen

    Ich kenn nen guten Orthopäden.
    Mein Hausarzt würd mir sowas auch attestieren.

    Wichtig zu lernen vor allem ist Einverständnis. (B. Brecht)

    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Gäbe es überhaupt eine Alternative an dem Tag zur Wanderung, sprich bleiben einzelne Klassen im Haus?

    Was genau soll das bedeuten, dass deine Knieschmerzen „bekannt“ seien? Hast du diese halt öfters mal in Gesprächen erwähnt oder liegen deiner Schulleitung ärztliche Atteste vor, aus denen hervorgeht, dass du eine Gehbehinderung hast? Hast du einen GdB, der der Schule bekannt ist?

    Was sagen deine behandelnden Ärztinnen und Ärzte zu einer Wandertour? Ist diese medizinisch ratsam oder sollte klar nicht erfolgen?

    Was sagt deine örtliche Schwerbehindertenvertretung zu der Sache?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL (24. April 2025 00:11) aus folgendem Grund: +e

  • Teile der SL schriftlich mit, dass du aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Wanderung teilnehmen kannst.

    Falls die SL deine Bitte ablehnt, reiche ein (fach-)ärztliches Gutachten nach.

    Ignoriert die SL dieses, hast du immer noch zwei Optionen.

    A: Du bist einfach zwei Tage vor Abfahrt krank - idealerweise wegen Knieschmerzen.

    B: Du wanderst mit. Und dann bleibst du nach drei Kilometern im Gelände sitzen. Idealerweise mit komplexer Bergung durch Rettungskräfte. Etwaig anfallende Kosten müssen dann vom Dienstherr begleichen, da zuvor alles schriftlich dokumentiert wurde.

    Ich wüsste, welche Option ich präferieren würde. :)

  • Damit Verfahren B abgesichert ist, verlange eine schriftliche Dienstanweisung der SL, dass du an der Wanderung teilnehmen MUSST. :teufel:

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
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  • Wenn du nicht kannst, kannst du nicht. Auch ich würde mich jetzt nicht in der Lage fühlen mal eben 15km zu wandern. Einfach weil mir die Kondition dafür fehlt. Mir ist auch nicht kalr, was die Erwartung ist, wenn sowas angewiesen werden sollte.

    Oder andersrum: Inwieweit gehört es zur Dienstpflicht des Lehrers sich sportlich so fit zu halten, das sowas geht? Bis zu welchem Alter gilt welche Norm, auch bis 67?

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

    • Offizieller Beitrag

    Mir scheint, da ist im Vorfeld einiges in der Kommunikation schiefgelaufen.

    Die schriftliche Dienstanweisung mit dem dann folgenden Attest mag ein formal gangbarer Weg sein, dieser führt jedoch in meinen Augen in eine Sackgasse, was die künftige Zusammenarbeit betrifft.

    Ich würde noch einmal das Gespräch mit der SL suchen und persönlich mitteilen, dass Du diese Wanderung aus gesundheitlichen Gründen nicht schaffst und auf die Fürsorgepflicht der SL hinweisen. Darüber hinaus würde ich ein moderiertes Gespräch mit dem Personalrat führen, in welchem ich unmissverständlich klarstellen würde, dass solche Aussagen wie oben dargelegt zum einen diskriminierend und verletzend sind und zum anderen nicht Gegenstand von Personalratsarbeit sind.


    Eigentlich kann ich mir nicht vorstellen, dass die SL dann noch einmal schlicht auf die Dienstpflicht verweist. Sollte das der Fall sein, bleibt wohl nur der formale Weg. Aber ich finde solche Kommunikationsstrukturen an Schulen wirklich sehr abgründig und traurig.

  • Auch dieser Vorfall spielt sich nicht im Niemandsland ab.

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  • Zweiter Tipp:
    Wende dich an die Schwerbehindertenvertretung am Schulamt / Regierungspräsidium oder wo diese in eurem BL angesiedelt ist. Diese ist nicht nur für Menschen mit anerkannter Schwerbehinderung zuständig, sondern für jeden, der gesundheitliche Beeinträchtigungen hat oder befürchtet.
    Die kann auch dem genannten Vertreter der "Personalvertretung" (die ich hier bewusst in Hochkomma setze) eine neue Fönfrisur für sein Verhalten und seine Äußerung verpassen.

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  • Seit Jahren fährt die 7. Jahrgangsstufe in eine Einrichtung in den Harz. Als Klassenlehrerin muss ich mit.

    Ist das so? Muss man wirklich mit?

    Wenn ja, würde ich eine Einigung dahingehend erbeten, dass ich mitgehen werde, wenn ich diese Wanderung nicht mitmachen muss, da ich das körperlich nicht schaffe.

  • Mich interessiert es auch sehr. Eine meiner Freundinnen hat ähnliche Probleme, geht mit ins Schullandheim, aber nicht mit auf Wanderungen - da scheint es möglich zu sein. Gemeinschaftsschule Saarland.

  • Ich habe starke Höhenangst. Bei 2 Wanderungen in den Bergen (Griechenland bzw. Südtirol) ("am Abgrund entlang") habe ich dies vorher geäußert und bin mit 2 bzw. 3 Schülerinnen und Schülern (es waren mehrere Klassen), denen es genauso ging, mit der Seilbahn bzw. Zahnradbahn zum Ziel gefahren. Das wurde akzeptiert. Es gibt ja oft auch Schüler, denen es zumindest an diesem Tag auch nicht gut geht, dann muss auch jemand die Aufsicht übernehmen.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

    • Offizieller Beitrag

    Erinnert mich daran, dass ich bei einer Fahrt nach London in einer "Attraktion" weinend rausmusste, Panikattacke. Es gab halbrealistische Effekte mit Licht und Rauch und der große Brand von London hat mir den Rest gegeben. Ich ging durch eine Abkürzung raus, eine Schülerin kam erstmal mit mir (sie hat es im Dunkel mitbekommen!), hat mich beruhigt und lief dann zurück zur Gruppe.
    Draußen habe ich dann brav auf die Gruppe gewartet.
    Hätte ich im Vorfeld nie planen können, ging aber beim besten Willen nicht anders.

  • Schon immer wird einen Tag 12-15 km mit den SuS gewandert.

    Das ist ja schön, aber als Klassenlehrer bestimme ich doch das Programm meiner Klasse. Dann machen die halt den Tag im Wald Geländespiele oder sowas und wandern nicht.

    Oder es findet sich halt eine Lösung, wo du die nur zwischendurch an Aktionspunkten triffst und für die Wanderung ein anderer Kollege die Aufsicht übernimmt. Haben wir auch schon so gemacht.

  • Ich habe starke Höhenangst. Bei 2 Wanderungen in den Bergen (Griechenland bzw. Südtirol) ("am Abgrund entlang") habe ich dies vorher geäußert und bin mit 2 bzw. 3 Schülerinnen und Schülern (es waren mehrere Klassen), denen es genauso ging, mit der Seilbahn bzw. Zahnradbahn zum Ziel gefahren.

    Sorry, falls blöde Frage, aber widersprechen sich nicht gerade Höhenangst und Seilbahn?

  • Nein weil du dich in die Mitte reinstellen kannst, dann musst auch nicht zum Fenster rausschauen. Das Problem mit der Höhenangst ist oft gar nicht die Höhe, es ist eher eine ausgeprägte Sturzangst. Die habe ich auch, aber wenn ich z. B. am Seil hänge macht mir die Höhe eben nichts.

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