Kind durchs Gymnasium schieben (BY)

    • Offizieller Beitrag

    Das hat nichts mit räumlichen Kapazitäten zu tun.

    Wenn eine Klasse die Höchstgrenze erreicht hat, kann sie kein zusätzliches Kind aufnehmen, weil man dann für EIN Kind vll eine neue Klasse aufmachen müsste, was in Lehrerstunden zuviel bedeutet und das System durcheinander bringt.

    Sie haben auch ihre eigenen Wiederholer.

  • Das hat nichts mit räumlichen Kapazitäten zu tun.

    Wenn eine Klasse die Höchstgrenze erreicht hat, kann sie kein zusätzliches Kind aufnehmen, weil man dann für EIN Kind vll eine neue Klasse aufmachen müsste, was in Lehrerstunden zuviel bedeutet und das System durcheinander bringt.

    Sie haben auch ihre eigenen Wiederholer.

    Was du schreibst stimmt definitiv. Räumliche Zwänge kommen dann aber noch manchmal dazu. Wir haben jedes Jahr sieben 5. Klassen, weisen dabei 1-2 Klassenstärken an Anmeldungen alleine für 5 ab, da wir mehr als 7- zügig räumlich nicht unterkriegen und auch das nur bei 4-8 Wanderklassen ohne eigenes Klassenzimmer möglich ist.

    Zusätzlich haben wir in höheren Klassenstufen sowohl zu Schuljahresbeginn als auch zum Halbjahr noch einmal jeweils wenigstens eine Klassenstärke an Anfragen für höhere Klassen. Das sind dann vereinzelt Kinder, die umgezogen sind, mehrheitlich aber SuS, die von der Gemeinschaftsschule oder vom Gymnasium zu uns wechseln wollen (zu Schuljahresbeginn etwas mehr GMSler, zum Halbjahr mehr Gymnasialabgänger). In höheren Klassen haben wir aber nur noch vereinzelt Plätze frei, so dass wir die meisten abweisen müssen. GMSler haben meist gar keine Chance vor Ort einen Realschulplatz zu erhalten, da sie schon einen SEK.I- Schulplatz haben (diese Anfragen werden also sehr nachrangig bedient, höchstens Geschwisterkinder oder schwere Mobbingfälle haben eine realistische Chance bei uns zu landen). Gymnasialabgänger: innen werden vereinzelt mal noch von uns aufgenommen und soweit möglich auf die weiteren Reslschulen am Ort verteilt, bis der Rest dann ggf. nur noch an der GMS Platz findet (an die Werkrealschule wollen diese SuS nicht wechseln und gehen eher an die GMS, wenn keine RS sie aufnehmen kann).

    Zumindest hier in BW gibt es definitiv genügend Schulplätze jenseits der Gymnasien, auch wenn deshalb längst nicht jeder Wechselwunsch bedient werden kann. Richtig eng wird es eigentlich erst, wenn es darum geht, einen Förderschulplatz zu erhalten für SuS, deren Eltern tatsächlich Wechselwirkung wechselwillig wären. Das scheitert leider sehr häufig auch über mehrere Schuljahre hinweg.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Das hat nichts mit räumlichen Kapazitäten zu tun.

    Wenn eine Klasse die Höchstgrenze erreicht hat, kann sie kein zusätzliches Kind aufnehmen, weil man dann für EIN Kind vll eine neue Klasse aufmachen müsste, was in Lehrerstunden zuviel bedeutet und das System durcheinander bringt.

    Sie haben auch ihre eigenen Wiederholer.

    Bei uns wird tatsächlich notgedrungen tatsächlich eine neue Klasse an der Realschule geöffnet, solange dort noch räumlich Platz ist. Wir Lehrer wurden noch nie gebeten, einem Kind bessere Noten zu geben, nur damit es nicht sitzen bleibt und das Gymnasium verlassen muss.

    Allerdings muss die Realschule es rechtzeitig wissen, um neue Lehrer beantragen zu können, direkt vor den Sommerferien nach den Zeugniskonferenzen wie manche Eltern meinen, ist zu spät. Deshalb gibt es bereits zum Halbjahr Gespräche zwischen den SL, um den Bedarf abschätzen zu können, deshalb empfehlen wir Eltern frühzeitig, also spätestens im Februar Kontakt mit der gewünschten Realschule aufzunehmen. 30 km wie oben geschrieben muss bei uns kein Kind fahren, aber von der Stadt in ein Dorf in der Umgebung ist mit dem ÖPNV manchmal auch schwierig, selbst wenn es nur 10 Kilometer sind.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Es ist nicht das erste Mal, dass hier im Forum geschrieben wird, dass Real- (und Haupt-)Schulen voll sind und Schüler trotz schwacher Leistungen nicht vom Gymnasium abgehen können. Irgendetwas stimmt da auf Systemebene nicht, wenn am Gymnasium (auch räumliche) Kapazitäten zur Verfügung gestellt werden, die eigentlich an anderen Schulformen benötigt werden.

    Das Gymnasium wird eben als das beste und wichtigste in der Bildungslandschaft gesehen. Es gibt hier besonders viele Lehrkräfte, weil die meisten Lehrkräfte auch nur Grundschule und Gymnasium selbst kennen. Der Trend ist aber auch nicht neu, vielleicht verschlimmert es sich aber gerade noch.

  • Menschen wollen sich abgrenzen und vermeintlich besser sein als Andere. Selbst in Ländern mit Gesamtschulprinzip gibt es Privatschulen oder Schulen mit besonders gutem Ruf oder besonderem Profil.

    Wir müssen da als Gesellschaft aufpassen, dass nicht zu viele Schüler (m/w/d) auf das Gymnasium zu wechseln, denn sonst entsteht der erneute Wunsch, sich "vom Rest" abzugrenzen. Und spätestens dann erfolgt die Selektion nicht mehr über geistige Fähigkeiten, sondern knallhart über das Portemonnaie.

    Es sollte dringend wieder die verbindliche Schulempfehlung geben und wer meint, in späteren Jahrgängen in den gymnasialen Bildungslehrgang wechseln zu wollen (dazu zähle ich auch Wechsel ins berufliche Gymnasium u.ä.), sollte einen mindestens guten Notenschnitt mitbringen und eine Aufnahmeprüfung absolvieren, um zu prüfen, ob hier der Bewerber (m/w/d) wirklich die Eignung mitbringt, die in der Schulform geforderten Leistungen erbringen zu können.

  • Viele bekannte Argumente, aber auch interessant, dass es noch gar nicht so lange her ist, dass die Mittelschule in Bayern die beliebteste Schulform war.

    Ob es die beliebteste Schulart war, wage ich zu bezweifeln. Bis ca. 2000 oder etwas drüber fing die Realschule erst in der 7. Klasse an und nur das Gymnasium in der 5. Klasse . Deswegen gingen bis zu diesem Einschnitt viele Schüler zuerst in die Hauptschule Klasse 5/6 um danach an die Realschule zu wechseln. Manche gingen auch zuerst in Klasse 5/6 aufs Gymnasium (die den Schnitt schafften) um danach, wenn es zu schwer wurde mit der 2. Fremdsprache ab dem 7. Schuljahr auf die 7. Realschulklasse zu wechseln.

    Dass in Klasse 5/6 bis zur Jahrtausendwende und kurz danach so viele Schüler auf die Hauptschule gingen, war dem System geschuldet, denn die Realschule gab es erst ab Klasse 7. Dann kam eine Reform: Die Realschule fing ab der 5. Klasse an und die Hauptschule wurde Mittelschule umbenannt und bot dann zuerst nicht flächendeckend den M- Zweig an.

    Nachtrag: Die Tatsache ist auch in dem verlinkten Text mit der Einführung der sechstufigen Realschule erwähnt, Vorher war die Realschule nur vierstufig.

  • Ich habe gerade eben durch Zufall entdeckt, dass BR24 einen Artikel zum Thema "Warum das Gymnasium bei Eltern so einen hohen Stellenwert hat" gefunden:

    https://www.br.de/nachrichten/ba…ert-hat,UlFgGwV.

    Viele bekannte Argumente, aber auch interessant, dass es noch gar nicht so lange her ist, dass die Mittelschule in Bayern die beliebteste Schulform war.

    Die Mittelschule war in Bayern gefühlt noch nie die beliebteste Schulart. Als ich Schülern war, gab es sie noch nicht, damals hieß das Hauptschule. Schon damals wollte "man" lieber aufs Gymnasium. Im Text steht, dass sie bis zur Jahrtausendwende am meisten besucht war, was ja nicht heißt, dass sie die beliebteste Schule war.

  • Auch wenn du jetzt mit dem Vater im Positiven verblieben bist, würde ich ihm zu einer Übergangsberatung beim Schulpsychologischen Dienst raten. Das ist ja relativ niederschwellig (zumindest hier in NRW) und vielleicht hilft es, wenn jemand von außen mal sortiert und Optionen aufzeigt...

    20 Std. lernen in der GS wird mit großer Sicherheit zu einer stark belasteten Familiensituation führen.

  • Die Mittelschule war in Bayern gefühlt noch nie die beliebteste Schulart. Als ich Schülern war, gab es sie noch nicht, damals hieß das Hauptschule. Schon damals wollte "man" lieber aufs Gymnasium. Im Text steht, dass sie bis zur Jahrtausendwende am meisten besucht war, was ja nicht heißt, dass sie die beliebteste Schule war.

    Ehrlicherweise habe ich beide Begriffe "am meisten besucht" und "beliebteste" an der Stelle synonym verwendet.

  • Ehrlicherweise habe ich beide Begriffe "am meisten besucht" und "beliebteste" an der Stelle synonym verwendet.

    Soweit ich weiß gab und gibt es in Bayern keine Möglichkeit, die Schule frei auszuwählen. Korrigiert mich, wenn’s mal anders war.

  • Soweit ich weiß gab und gibt es in Bayern keine Möglichkeit, die Schule frei auszuwählen. Korrigiert mich, wenn’s mal anders war.

    Doch.

    Nach der 4. Klasse konnte und kann man die Schulart frei wählen, wenn man die passenden Noten hat.

    Je nach Lage kann man auch zwischen verschiedenen Schulen der gleichen Art wählen.

  • Na ja, in Bayern ist der Elternwille nicht ausschlaggebend, sondern es hängt von den Noten in der Grundschule ab. Das gilt aber nur "nach oben". D.h. Eltern können nicht entscheiden, dass das Kind aufs Gymnasium geht, wenn die Noten nicht reichen. Sie können aber entscheiden, dass das Kind auf die Realschule geht, obwohl das Kind vom Notenbild her auch aufs Gymnasium könnte.
    Und es gibt natürlich Situationen, in denen Kinder die Noten gerade so erreichen, aber man ihnen doch eher empfehlen würde, eine andere Schulart zu wählen.

  • Eltern können nicht entscheiden, dass das Kind aufs Gymnasium geht, wenn die Noten nicht reichen. Sie können aber entscheiden, dass das Kind auf die Realschule geht, obwohl das Kind vom Notenbild her auch aufs Gymnasium könnte.

    Das wollte ich damit sagen. Danke für die Konkretisierung

  • Doch.

    wenn man die passenden Noten hat.

    Für Gymnasium heißt das 2,3 in Deutsch, Mathe, Sachkunde und für Realschule 2,6 in Deutsch, Mathe, Sachkunde.

    So viel wählen kann man da m.E. nicht. Ich heiße es übrigens nicht unbedingt für schlecht, dass die Noten so streng sind. Bei uns ist es zu lasch. Da reicht 2,5 in De und Ma fürs Gymnasium. Eine Weile waren die Noten sogar gar kein Hinderungsgrund.

  • Mal realistisch betrachtet: Aus einer 3 in der Grundschule wird schnell eine 5 im gymnasialen Bildungsgang. Da einem Kind die gymnasiale Eignung auszusprechen, fände ich mutig. Wenn der Schüler (m/w/d) die nächsten paar Schuljahre Gas gibt und aus der 3 eine 1 oder eine gute 2 wird, kann man immer noch darüber reden. Tendenziell wird aber eher das Niveau höher als niedriger mit der Zeit.

  • Auch wenn du jetzt mit dem Vater im Positiven verblieben bist, würde ich ihm zu einer Übergangsberatung beim Schulpsychologischen Dienst raten. Das ist ja relativ niederschwellig (zumindest hier in NRW) und vielleicht hilft es, wenn jemand von außen mal sortiert und Optionen aufzeigt...

    20 Std. lernen in der GS wird mit großer Sicherheit zu einer stark belasteten Familiensituation führen.

    Boah, ja… da sagst du was.

    Das mit dem positiv verblieben stimmt, aber die nächsten Monate werden hart.

    Ich habe mich ja schon manchmal gefragt, ob ich zu etepete bin mit meiner Idee, dass die Kinder eine grundsätzliche Selbstständigkeit haben sollen.

    Aber alleine letztes We.. Matheblatt nur mit nebendran sitzen und anleiten. HSU von 10 abgeschriebenen Begriffen waren 3 richtig, 2 nur Buchstabensalat, der Rest erkennbar, aber falsch. Deutsch von 10 Sätzen Futur I waren 2 richtig, die anderen entweder falsch gebildet oder Präsens. Und halt Rechtschreibung und allgemeines Chaos.

    Ich hab mich gefragt, wie dieser Schnitt überhaupt zustande gekommen ist, offenbar geht das mit genug Wiederholungen und auswendig lernen halbwegs.

    Und natürlich gab es dabei regelmäßig Tränen und auch der Vater war schon am Ende. Daher ja andere Hilfslehrer. Also Druck war schon jetzt genug da. Im Moment ist in der Frage “Kopf durch die Wand”.

    Die Argumente aus dem Artikel kommen natürlich, aber auch “was sollen die Großeltern/ Freunde/ Nachbarn denken”. “Es ist normal, dass man lernen muss”, “die gleichen Chancen trotz familiärer Situation”.

    Ich hoffe natürlich auf die Schule, und dass es sich nicht komplett auf der Familie entlädt.


    In Bayern braucht man einen Schnitt von 2,33 in D, M, HSU oder man kann einen 2-tägigen Probeunterricht machen. Ein ausformuliertes Übertrittszeugnis mit Arbeitsverhalten, differenzierter Beurteilung in den einzelnen Fächern gab es vor ein paar Jahren noch, jetzt enthält es nur noch den Schnitt und geeignet für Mittelschule, Realschule und Gymnasium.

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