Wir haben kein großes Problem Stellen zu besetzten, die Grundschulen in unserem Umfeld auch nicht. Zum einen liegt meine Schule in einer größeren Stadt, zum anderen sind wir relativ beliebt. Wenn man das Gedankenexperiment konsequent weiter denken würde, müsste man also auch in den ländlichen Regionen besser bezahlen und attraktive Schulen mit hohen Anmeldezahlen bestrafen, indem man dort die Bezüge kürzt.
Faktorisierung. Was haltet ihr davon?
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Ja, genau das meine ich. Muss man halt wissen, ob man das als sinnvoll erachtet.
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Wir haben auch alle Stellen besetzt. Aber statt angeforderten MINTlern erhalten wir Deutsch, Französisch usw. Daher unterrichten viele MINTler nur noch ihre Naturwissenschaft, nicht ihr 2. Fach Sprache. Noch geht es, aber in Chemie sind wir z. B. 55plus, wie sieht es in 10 Jahren aus?
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Was bringen irgendwelche Faktirisierungen die am grünen Tisch entstehen. Dazu müsste man valide Daten über tatsächlich erbrachte Arbeitszeiten haben und da wären wir bei meinem Lieblingsthema Arbeitszeiterfassung. Ohne die brauchen wir gar nicht weiter diskutieren.😂🤷
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Gibt es eigentlich eine Altersübersicht, wie alt zumindest MNT-Lehrer im Vergleich zu anderen sind?
Ich war auf bereits 3 MINT-Fortbildungen dieses Jahr und mir kam es teilweise so vor, als wäre ich im Pflegeheim gelandet
. In einer waren wir 10, 8 davon weit über 50.
Die anderen beiden waren ähnlich gelagert aber wer soll auch großartig bei uns (BBS) anfangen? Elektrotechnik oder Informatik oder Bautechnik. Da bekommst du einfach niemanden mehr.Aktuell hoffen einige bei uns in der Schule, dass die Wirtschaft noch mehr abraucht und dadurch dann Personen an/in die Schule gespült werden. Das Problem bei diesem Vorgang ist leider die Tatsache, dass man dann die "Falschen" bekommt. Nämlich Personen, die A: garnicht in die Schule wollten und B: die Personen sind, die andere Unternehmen nicht einstellen wollen. Die top qualifizierten bekommen auch in einer Rezession einen Job in den genannten Bereichen, problemlos.
Wie gesagt, alles nicht so einfach. Natürlich haben wir auch Mangel in anderen Fächern wie bspw. französisch. Der Unterschied zwischen Elektrotechnik und franz. ist aber der Punkt, dass bei E-Technik direkt die Betriebe im Nacken hängen und Amok laufen, wenn der Fachunterricht für die Azubis ausfällt.
Bei französisch und co. juckt es tatsächlich eher .... niemanden. Die Schüler nicht, die Eltern (zweiter Bildungsweg) eher auch nicht und die SL auch weniger.
Bei Fachunterricht der Azubis haben diese aber ein inneres Interesse daran, dass diese die Kammerprüfung bestehen und entsprechend auf Krawall sind die gepolt, wenn der Unterricht ständig ausfällt. Die Ausbildungsbetriebe beschweren sich auch ganz schnell bei den Medien, Ministerium und co. und das ging schon soweit, dass bei uns ein Ausbildungsgang geschlossen wurde und die Azubis jetzt stundenlang pendeln dürfen. Fällt eine ganze Abteilung weg, kommt es zwangsläufig zu Zwangsabordnungen oder Versetzungen, daher hat da auch keine SL ein Interesse daran und die Fachlehrer auch nicht.
Das ist bei uns zumindest eben der Unterschied zwischen MINT (bzw. berufliches/technisches Fach) und dem Rest.
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Ich war auf bereits 3 MINT-Fortbildungen dieses Jahr und mir kam es teilweise so vor, als wäre ich im Pflegeheim gelandet
. In einer waren wir 10, 8 davon weit über 50.Ich gehe auf die 60 zu und wehre mich gegen Pflegeheim.

Es scheint also nicht nur hier so zu sein. Unsere jungen Kollegen unterrichten Sprachen und Sport, die älteren MINT. Junge MINT-Kollegen gibt es kaum (eigentlich nur in Informatik (auch zu wenige) und Biologie. Bei unseren Praktikanten dieses Jahr hatte fast jeder mindestens eine Sprache oft kombiniert mit Geschichte, keiner MINT (einer überlegt umzusatteln und hat mich ausgefragt).
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Zum Thema Naturwissenschaften wurde schon mehr gesagt, deshalb noch eine Anmerkung zum Fach Mathematik:
Die Korrektur ist in der Regel schneller erledigt als in sprachlichen Fächern, das mag stimmen. Sie ist aber auch längst nicht so schnell gemacht, wie manche Kollegen anderer Fächer meinen würden. Die Aufgaben können nicht mit der Schablone nach richtig oder falsch korrigiert werden, wie sich das manch einer vorstellt. Das ist ausschließlich bei Aufgaben mit dem Operator "angeben" der Fall und die sind seltener. Sehr häufig müssen aus konfusen Lösungsversuchen die richtigen Ansätze erkannt und entsprechend bewertet werden. Mittelmäßige Klausuren können in dem Fach wirklich auch Zeit fressen.
Ich gebe auch zu bedenken, dass die Konzeption guter Mathematikklausur meiner Meinung nach durchaus auch aufwendig ist. Man kann nicht einfach Aufgaben übernehmen, man muss sie alle durch rechnen, sonst übersieht man Fallen. Und man muss (sollte) sie selbst durchrechnen, damit man eine gute Zeitplanung machen kann. Da haben es meiner Meinung nach Sprachkollegen oft einfacher, die quasi fertig sind, sobald sie einen passenden Text gefunden haben.Absolute Zustimmung. Bei der Korrektur von Mathe-Klausuren ist die Fehleranalyse zentral - und durchaus aufwändig. Ein einfaches "Abhaken" der Ergebnisse wird den Leistungen der Schüler nicht gerecht. Falls einem Schüler im Lösungsprozess ein Flüchtigkeitsfehler unterläuft, muss dessen Lösung höher bepunktet werden, als wenn er sich an die Aufgabe gar nicht herantraut. Zudem bietet die Mathematik immer verschiedene Lösungswege. Ein besonders trickreicher Lösungsversuch muss honoriert werden, selbst wenn auf dem Lösungs"weg" irgendwann doch falsch abgebogen wird.
Bei manchen Aufgaben stellt sich bei der Korrektur auch heraus, dass diese - obwohl die Lösung nicht dem Lösungsblatt entspricht - dennoch richtig sind, weil die Aufgabe so formuliert ist, dass sie eine alternative Lösung zulässt.
Klassenarbeiten sind immer auch ein Test für den eigenen Unterricht. Kommt der identische Fehler bei mehreren Schülern vor, muss dieser bei der Korrekturbesprechung unbedingt thematisiert werden - damit er in Zukunft möglichst ausgeschlossen ist. Es kam auch vor, dass ich Aufgaben, an denen mehrere Schüler gescheitert sind, geringer bepunktet habe. Nicht, um den Schnitt anzuheben, sondern weil ich mich dann an die eigene Nase gefasst habe und mir zumindest eine Teilschuld daran zugesprochen habe, die ich den Schülern nicht anlasten kann.
Auch bei der Konzeption eines Mathetestes muss man diesen nicht nur selbst durchgerechnet haben, sondern darin einen aufsteigenden Schwierigkeitsgrad verwenden. Selbst wenn die erste Aufgabe eigentlich von 95% der Schüler gelöst und mit 3 Punkten bepunktet wird, ist das psychologisch wichtig und notwendig, um Erfolgszuversicht zu vermitteln.
Das Ganze ist in Konzeption und Korrektur aufwändiger, als die KuK aus dem Sprachensektor unterstellen
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- Offizieller Beitrag
Die "Unterstellung" kam hier gleichwohl nicht von den Sprachenlehrkräften.
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Ich habe als Fächer Geschichte und Mathematik und kann vielleicht ein bisschen aus beiden Welten beitragen.

Studium: Ein geisteswissenschaftliches Studium ist sicherlich anspruchsvoll, darum geht es gar nicht, aber der Schwierigkeitsgrad von Mathematik hat den von Geschichte definitiv meilenweit übertroffen, es hat schon einen Grund, dass die Mathematikvorlesungen in allen Studiengängen die "Todeskurse" für die Studenten sind. Eine Hausarbeit in Geschichte kann man auch in zwei Tagen rausballern, wenn man konzentriert bei der Sache ist, eine Klausur in Mathematik ohne regelmäßige Teilnahme an den Übungen über das gesamte Semester hinweg...das wird kritisch. Ich könnte jetzt noch Psychologie einbringen, wenn das jemandem was bringt, das liegt so in der Mitte, etwas näher bei Mathe, aber an Schulen bringt das nicht viel. Die Dropoutquoten von Juristen, Medizinern und Lehramtsstudenten (Gy/Ge) liegen meines Wissens nach so niedrig, weil das die Studierenden mit den besten Abiturdurchschnitten sind. Wenn man jetzt voraussetzt, dass man für ein gutes Abitur entweder klug oder fleißig oder beides sein muss, hilft das im Studium eventuell. Die Dropoutquoten in Geschichte und Mathematik unterscheiden sich zahlenmäßig gar nicht so sehr, aber der Grund warum Leute abbrechen ist aus meiner Erfahrung häufig ein anderer: In Mathematik ist häufig schon nach den Klausuren in Analysis I oder Lineare Algebra I für die Studenten Schluss, weil man maximal zweimal durchfallen darf. Hier dürfen die Studenten nicht weitermachen. In Geschichte habe ich Kommilitonen mit mittlerem zweistelligem Fachsemester gehabt, die haben irgendwann aufgehört, weil sie Geld verdienen mussten oder manche haben Geschichte einfach aus Interesse studiert, haben dann aber doch auf BWL oder Jura oder etwas "profitables" gewechselt. Die Gründe liegen hier ganz unterschiedlich (das ist aber nur Erfahrung aus dem eigenen Bekanntenkreis). Vom Studium her ist für mich ganz klar, dass Mathe anspruchsvoller war und wenn das in die Bezahlung spielen würde, bekäme man auch mehr Mathematiklehrer an die Schulen.

Korrekturaufwand: Ich muss die Fachkollegen doch mal dringend bitten sich ehrlich zu machen. In Mathematik (selbst im Abitur) bin ich mit einem guten Schüler in ein paar Minuten durch. Ich schaue ob das Ergebnis stimmt und ob ein Rechenweg vorhanden ist, dann gibt es Punkte. Die Chance, dass jemand sich zweimal so verrechnet, dass am Ende das richtige rauskommt, ist doch eher vernachlässigbar. Mit einem schlechten Schüler bin ich noch schneller durch, weil ein schlechter Schüler in Mathe einfach nichts schreibt, er kann es ja nicht. Mittelmäßige Schüler kosten etwas mehr Zeit, wenn jemand in der ersten Zeile beim Gaußverfahren schon einen Vorzeichenfehler macht, hab ich ein bisschen was zu tun. Bei der Erstellung brauche ich etwas länger, weil die Aufgabenteile alle ineinander greifen müssen und der (außerhalb der Stochastik oft völlig schwachsinnige) Sachkontext ja auch irgendwie passen muss. Dafür bin ich mit dem EWH extrem schnell fertig, entweder erstelle ich einen EWH wie im Abitur "Der Schüler bestimmt die Schnittstellen zwischen f und h" zur Aufgabe "Bestimmen Sie die Schnittstellen zwischen f und h" und arbeite überhaupt nicht oder ich schreibe meine Musterlösung um, das erfordert für den Satz etwas Zeit, geht aber auch zügig.
In Geschichte bin ich mit der Erstellung zügig durch, weil ich mir meistens schon vor der Reihe einen Text/eine Karikatur/etc. ausgesucht habe, auf die ich hinaus möchte, dann dazu zügig ein paar Aufgabenstellung (Analyse/Einordnung/Urteil) geschrieben und das Ding ist fertig. Dann kommt der EWH und die ganze Zeitersparnis ist für den Arsch gewesen, weil ich da versuche wirklich alles aufzunehmen, was ein Schüler aus dem Material entnehmen könnte. Und dann der größte Spaß, die Korrektur, bei der ich mich oft frage, ob unsere (im Landesvergleich wirklich guten) Schüler mich eigentlich verarschen wollen und aus Versehen sprachlich und inhaltlich aufs Blatt gekotzt haben. Selbst jemand mit der Note "mangelhaft" schreibt hier gut und gerne mehrere Seiten mit Unsinn voll, der sich sprachlich liest als hätte ein Legastheniker einen Schlaganfall während des Schreibprozesses gehabt. Zum Vergleich: Ich habe das Vorabitur meines Mathematik Leistungskurses an einem Nachmittag/Abend (20 SuS, 300 Minuten Zeit pro Klausur, circa 5-6 Stunden Korrekturzeit) durchgezogen. Für meinen Geschichtskurs aus der Einführungsphase (8 SuS die schreiben, 90 Minuten Zeit, circa 8 Stunden Korrekturzeit) habe ich länger gebraucht. Von Klassenarbeiten in der Sekundarstufe I will ich erst gar nicht anfangen, da kann man auch zwei Geometriearbeiten (finde ich persönlich am anstrengendsten zu korrigieren) an einem Abend wegkorrigieren.
Noch ein anderer Einblick: Ich bin Fachvorsitz in Mathematik und Koordinator für die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften bei uns an der Schule, ich hab also Einblick in fast alle Klassenarbeiten/Klausuren in dem Bereich. In Mathematik haben wir (mit mir) insgesamt drei Kollegen die ihre Arbeiten im Grunde immer in einem Tag korrigiert haben (ein Kollege korrigiert teilweise den hilfsmittelfreien Teil während die Schüler noch den CAS Teil schreiben, wenn er nicht selbst Aufsicht hat). Das gibt es in Geschichte/Erdkunde/Pädagogik/Sozialwissenschaften/Deutsch einfach nicht.
Ich habe auch zwei Kollegen, die in den Fachkonferenzsitzungen immer rumheulen, wie schwierig es doch sei Klassenarbeiten und Klausuren in Mathematik zu erstellen und deren Klassenarbeiten sind qualitativ nicht hochwertiger oder anspruchsvoller als von meinem Seiteneinsteigerkollegen, der die Schüler regelmäßig mit vollem rechnerischen AFB III Einsatz knechtet, anstatt auf das Gelaber auszuweichen, das im Schulbuch teilweise als AFB III angegeben wird. Wir unterrichten Mathematik, wir bereiten Schüler darauf vor, dass sie Mathe in Beruf und Studium nutzen können. Die müssen rechnen und beweisen können, für Lesen und Schreiben sind andere Fächer zuständig. Ich kriege jetzt schon wieder einen Anfall, wenn ich daran denke, dass ich Freitag wieder 20+ Seiten Abiturklausur in meinem Mathe LK verteilen darf. Die behandelten Themen passen, mathematisch anspruchsvoller, auf eine Seite Abiturklausur und die Schüler wären besser auf Analysis I und Lineare Algebra I vorbereitet, wenn ich das machen dürfte.

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Danke Valerianus für diesen ausführlichen Bericht und den Einblick. Das war wirklich interessant für mich.
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Valerianus leider sind die "guten Schüler" die man in ein paar Minuten korrigiert hat die Ausnahme. Zum "Glück" habe ich aber auch viele von denen, wo gar nichts geht. Die mittelmäßigen ziehen es dann psychologisch einfach runter.
Danke aber, dass du das nochmal darstellst mit dem Studium, mir glaubt das ja nie jemand.
Und volle Zustimmung zum letzten Teil. Es schmerzt einfach, wie wenig das, was wir gezwungenermaßen üben müssen, auf ein entsprechendes Studium vorbereitet.
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Ich gehe auf die 60 zu und wehre mich gegen Pflegeheim.
Pflegeheim war hier nicht wertend gemeint :). Ich habe deutlich lieber mit alten Herren zu tun, die Spaß in dem Fach haben als jüngere, die einen Crashkurs belegt haben, im Fachseminar sitzen und absolut keine Ahnung haben. Das zieht bei uns dann auch schnell das Niveau in den Abgrund, wenn der Dozent dann versucht die Teilnehmer noch mitzunehmen obwohl im Anmeldetext klar stand, was man können muss um daran teilzunehmen.
Ich kann es aber diesen umgeschulten Kollegen nichtmal verübeln. Die nehmen Informatik im Crashkurs mit, bekommen eine Lehrbefähigung hinterhergeschmissen wo sich andere 10 Semester durch ein beinhartes Studium gequält haben und bekommen danach alle netten Vorzüge. Da bin ich noch nichtmal neidisch lediglich frustriert darüber, was dann den Schülern (egal welchem) Alter vorgegaukelt was man in Informatik können sollte und wann man in dem Fach gut ist. Wenn der eigene Lehrer im Schnellverfahren eine Lehrbefähigung bekommt in in seinem Leben nie mehr als 5 Zeilen Code geschrieben hat, wie soll die Person dann Azubis unterrichten die teilweise am Tag 8 Stunden im Unternehmen prof. Software entwickeln oder Server betreuen/installieren/konfigurieren?
Unsäglicher Mist was im Land abläuft. Das Land sollte hier einfach hohe Zulagen zahlen, das unnötige Studium so reformieren, dass es was für die Schule taugt, die Zeiten gewaltig reduzieren (keine Mensch braucht 5 Jahre Studium + 1,5-2 Jahre Ref), um den Schülern die Inhalte der Schule ordentlich näherzubringen. Das Reffi Gehalt müsste mindestens verdoppelt werden um mit der Wirtschaft irgendwie konkurrenzfähig zu sein, dann passt das auch mit MINT wieder.
Mit den aktuellen Rahmenfaktoren ergibt es, zumindest für E-Technik & Informatik so keinen Sinn ins Lehramt zu wechseln.
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Valerianus leider sind die "guten Schüler" die man in ein paar Minuten korrigiert hat die Ausnahme. Zum "Glück" habe ich aber auch viele von denen, wo gar nichts geht's. Die mittelmäßigen ziehen es dann psychologisch einfach runter.
Danke aber, dass du das nochmal darstellst mit dem Studium, mir glaubt das ja nie jemand.
Ich stimme dir zu. Zum Glück habe ich viele gute, aber nur wenige sehr schlechte, der größte Teil ist mittelmäßig und bei einzelnen Klausuren (nicht alle mittelmäßigen) benötigt man dann sehr lange, auch weil ich versuche, das bestmögliche herauszuholen. Ich ärgere mich manchmal über mich selbst.
Faktorisierung sorgt auch nicht für mehr Gerechtigkeit. Es gibt z. B. Chemiekollegen, die keine Experimente durchführen, auf keinen Fall Schülerversuche. Schließlich gibt es genug Filme im Internet. Bei mir gibt es nur wenige Stunden ganz ohne und wenn möglich mit Schülerversuche, Film zeige ich höchstens als Wiederholung, wenn viele gefehlt haben. Vorbereitung und aufräumen (und putzen) kostet auch nach Jahren und viel Erfahrung ihre Zeit. Ich wurde neulich von Schülern angesprochen, dass ich kaum Arbeitsblätter verteile, ein Kollege führt seinen Unterricht nur mit Kopien durch (ich kriege mit, dass er für jede Stunde welche ausdruckt, keine Ahnung wie alt sie sind).
Aber das ist auch in allen anderen Berufen so, es gibt effektiv arbeitende Kollegen und weniger effektiv arbeitende. Es gibt gute und Minderleister und es gibt welche, die sich einfach einen faulen Lenz machen. Mir macht mein Unterricht Spaß, für die anderen bin ich nicht verantwortlich (und ich denke, eine SL kennt ihr Kollegium).
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Valerianus leider sind die "guten Schüler" die man in ein paar Minuten korrigiert hat die Ausnahme. Zum "Glück" habe ich aber auch viele von denen, wo gar nichts geht's. Die mittelmäßigen ziehen es dann psychologisch einfach runter.
Danke aber, dass du das nochmal darstellst mit dem Studium, mir glaubt das ja nie jemand.
Und volle Zustimmung zum letzten Teil. Es schmerzt einfach, wie wenig das, was wir gezwungenermaßen üben müssen, auf ein entsprechendes Studium vorbereitet.
Ich bin mir absolut sicher, dass dir das gesamte Forum glaubt, wie anspruchsvoll Fächer wie Mathematik, Chemie und Physik sind. Das zu leugnen, wäre absurd. Vielmehr ist es doch oft so, dass man sich als Geisteswissenschaftler anhören muss, wie einfach oder wenig ernstzunehmend ein Studium in diesem Bereich sei – zum Beispiel, wenn du Hausarbeiten als bloße Aneinanderreihung von Quellen darstellst. Das entspricht schlicht nicht der Realität.
Was Valerianus über Geschichte bzw. die Geisteswissenschaften geschrieben hat, kann ich für meine Universität nicht bestätigen. Dort sind viele gescheitert – etwa an der Logik-Vorlesung oder der Einführung in die Gattungspoetik (bei Letzterer fällt rund die Hälfte durch). Gerade das Fach Geschichte war an unserer Uni für den (zu?) hohen Anspruch der Dozierenden bekannt. Ich selbst habe allerdings kein Geschichtsstudium absolviert und kann deshalb nicht mehr dazu sagen.
Vielleicht sollten wir das Fächer-Bashing ganz lassen – es führt doch zu nichts.
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Pflegeheim war hier nicht wertend gemeint :). Ich habe deutlich lieber mit alten Herren zu tun, die Spaß in dem Fach haben als jüngere, die einen Crashkurs belegt haben, im Fachseminar sitzen und absolut keine Ahnung haben. Das zieht bei uns dann auch schnell das Niveau in den Abgrund, wenn der Dozent dann versucht die Teilnehmer noch mitzunehmen obwohl im Anmeldetext klar stand, was man können muss um daran teilzunehmen.
Ich kann es aber diesen umgeschulten Kollegen nichtmal verübeln. Die nehmen Informatik im Crashkurs mit, bekommen eine Lehrbefähigung hinterhergeschmissen wo sich andere 10 Semester durch ein beinhartes Studium gequält haben und bekommen danach alle netten Vorzüge. Da bin ich noch nichtmal neidisch lediglich frustriert darüber, was dann den Schülern (egal welchem) Alter vorgegaukelt was man in Informatik können sollte und wann man in dem Fach gut ist. Wenn der eigene Lehrer im Schnellverfahren eine Lehrbefähigung bekommt in in seinem Leben nie mehr als 5 Zeilen Code geschrieben hat, wie soll die Person dann Azubis unterrichten die teilweise am Tag 8 Stunden im Unternehmen prof. Software entwickeln oder Server betreuen/installieren/konfigurieren?
Unsäglicher Mist was im Land abläuft. Das Land sollte hier einfach hohe Zulagen zahlen, das unnötige Studium so reformieren, dass es was für die Schule taugt, die Zeiten gewaltig reduzieren (keine Mensch braucht 5 Jahre Studium + 1,5-2 Jahre Ref), um den Schülern die Inhalte der Schule ordentlich näherzubringen. Das Reffi Gehalt müsste mindestens verdoppelt werden um mit der Wirtschaft irgendwie konkurrenzfähig zu sein, dann passt das auch mit MINT wieder.
Mit den aktuellen Rahmenfaktoren ergibt es, zumindest für E-Technik & Informatik so keinen Sinn ins Lehramt zu wechseln.
irgendwie widersprichst du dir selbst. Erst schreibst du über KollegINNen, die zu wenig wissen, dann willst du reduzieren.
Ich habe noch 2 Diplomstudiumgänge studiert, es fehlt wenig (in Chemie kaum etwas, in Mathe die Diplomarbeit, ich schrieb sie in Chemie). Wir waren nur 3 Lehramtler in Chemie in meinem Jahr (in Mathe ein paar mehr), insgesamt waren es immer weniger als 10 in allen Semestern, da gab es keine extra Vorlesungen auch nicht in Mathe. Didaktik und Pädagogik habe ich erst im Referendariat kennengelernt. Und ich merke deutlich bei vielen jungen KollegInnen (nicht allen), dass sie vieles nicht wissen bzw. verstanden haben. Ich hatte eine Kollegin, die wirklich grobe fachliche Fehler gemacht hat. Es reicht definitiv nicht, nur Schulstoff zu lernen. Im anderen Fall wird aus dem Studium eine Lehre und den Rest lernt man ... (im Beruf nicht, weil selten andere Kollegen zusehen und Schüler normalerweise nicht das Fachwissen haben).
Ich schrieb neulich ein Glasbläser macht 3 Jahre Lehre und benötigt dann noch einige Jahre bis er es wirklich kann. Das funktioniert beim Lehrerberuf nicht.
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Reif-Gehalt verdoppeln, ja bitte. Vielleicht könnte man einfach nicht verbeamten und E13 zahlen wie beim Quereinstieg. Wie man das mit der Unterrichtsverpflichtung macht, muss man schauen.
Das Studium sollte nicht reduziert werden, Kris24 hat die Gründe genannt. Eine Fachlehrkraft sollte sich auch auf universitärem Niveau mit den Inhalten beschäftigt haben. Ich möchte den Beruf nicht entakademisieren. Anreize schaffen, ja, aber nicht entakademisieren.
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Vielleicht sollten wir das Fächer-Bashing ganz lassen – es führt doch zu nichts.
Jetzt stelle man sich mal das Fächer-Bashing vor, wenn Faktorisierung tatsächlich eingeführt werden sollte ...
Ich finde die Diskussion trotzdem interessant zu lesen.
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Jetzt stelle man sich mal das Fächer-Bashing vor, wenn Faktorisierung tatsächlich eingeführt werden sollte ...
Ich finde die Diskussion trotzdem interessant zu lesen.
Mit der Faktorisierung ist es nicht getan.
Es gibt dann jedes Jahr noch Diskussionen um die Deputatsverteilung. Wenn z. B. jemand mit Chemie weniger unterrichten muss, aber dafür bekannt ist, dass er keine Versuche macht.
Ich habe vor über 20 Jahren mich von dem Faktorisierungsmodell verabschiedet, als ich mich länger mit einem Kollegen mit Englisch und Sport unterhielt, der lieber Englischoberstufe unterrichtete als Sport (weniger laut und vor allem weniger gefährlich). Wenn er dann zusätzlich noch weniger Deputatstunden unterrichten muss, ...
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Man braucht im Grunde wirklich eine Arbeitszeiterfassung, das Problem was ich dabei sehe ist einfach, dass der Dienstherr dann auch sagen kann: "Von einem durchschnittlichen Kollegen im Fach Mathematik erwarten wir, dass er eine Arbeit der Jahrgangsstufe 8 in 6:40 korrigiert hat" und das ist einfach Unfug, das hängt ja auch ganz massiv davon ab welches Thema behandelt wird, wie lang die Klassenarbeit war, ob ich bei den Aufgaben direkt auf Korrekturfreundlichkeit geachtet habe und dann sind die sehr gewissenhaften Kollegen noch mehr gekniffen. Ich korrigiere keine Arbeit zweimal, falls ich mal was zu Ungunsten der Schüler übersehe, sprechen die mich bestimmt an und dann gebe ich gerne auch die fehlenden Punkte. Man kann da sicher gewissenhafter vorgehen, dann braucht man aber halt einfach länger.
Kairos Logik gehört den Philosophen schon lange nicht mehr, das ist jetzt ein mathematisches Teilgebiet, spätestens seit Gödel.

Es gab in Geschichte (Philosophie und Theologie hatte ich auch jeweils zwei Veranstaltungen) auch anspruchsvolle Dozenten, aber der durchschnittliche Student wusste relativ zeitig wo man seinen Schein für erste Sitzung/letzte Sitzung/Hausarbeit bekommen hat und in welchen Quellenlektürekursen wöchentlich kurze Tests zu den zu lesenden Quellen geschrieben wurden und man nach dreimal unter dem Schnitt den Schein nicht bekommen hat.
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Es gab in Geschichte (Philosophie und Theologie hatte ich auch jeweils zwei Veranstaltungen) auch anspruchsvolle Dozenten, aber der durchschnittliche Student wusste relativ zeitig wo man seinen Schein für erste Sitzung/letzte Sitzung/Hausarbeit bekommen hat und in welchen Quellenlektürekursen wöchentlich kurze Tests zu den zu lesenden Quellen geschrieben wurden und man nach dreimal unter dem Schnitt den Schein nicht bekommen hat.
Fairerweise wussten auch die Lehramtsstudenten im Fach Mathe recht zügig, bei welchem Dozenten die Vorlesungen am ehesten noch schaffbar sind.

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