Ich kann (auch) nicht mehr

  • Quebec, fühl dich mal gedrückt :troest:

    Du steckst in so einer Sandwich-Situation zwischen der vorhergehenden und der nachfolgenden Generation, die beide deine Hilfe brauchen und das zerdrückt einen. Ich kann mich an eine ähnliche Konstellation erinnern, in der wir manchmal wirklich nicht ein noch aus wussten. Damals hat uns eine Familienreha sehr geholfen.

    Wäre es bei mir jetzt so, würde ich bei der Schulleitung vorstellig werden und die Situation schildern und fragen, welche Möglichkeiten es gibt. Weil ich schon oft erlebt habe, dass manchmal schnell und unbürokratisch gehandelt werden kann. Ansonsten gibt es zumindest hier bei uns eine psychologische Beratungsstelle für Schulen, die auch für Lehrkräfte zur Verfügung steht. Auch mit denen hatte ich (da ging es um einen Schüler) schon Kontakt - schnell und hilfreich. Außerdem gibt es den Personalrat/Lehrerrat.

    Ja, es gibt welche, die lästern. Es gibt auch unzuverlässige Kolleg*innen. Aber neben den wabernden Gerüchten gibt es auch Mitgefühl und Hilfsbereitschaft. Du hast einen Schritt gemacht, du hast dein Leid hier geschildert. Lass dir helfen. Sprich mit anderen statt zu grübeln, ob sie über dich sprechen.

  • Zudem habe ich eine Funktionsstelle, für die ich zwar 2 Stunden Entlastung bekomme, die aber für das Pensum, was dort zu erfüllen ist, lange nicht ausreicht.

    Diesen Umstand würde ich zeitnah mit der SL besprechen und deutlich machen, dass ich das gerne übernehme für den gegebenen Entlastungsstd aber nur einen Teil der Aufgaben erfüllen kann. Ich würde dafür die Aufgaben genau auflisten und z.B. sagen Aufgabe A bis C kann ich in der Zeit übernehmen, Aufgabe D+E nicht. Also Gespräch gut vorbereiten und nicht einfach nur "ist zu viel sagen", sondern eher mit Fokus, was ist machbar.

  • ch arbeite in einem Kollegium, in dem „Überlastung“ immer schlecht angesehen wird. Man tratscht, lästert über Kollegen, die einen Burnout haben. Im Sekretariat zieht man hinter vorgehaltener Hand ebenfalls über Kollegen her und meldet der Schulleitung zurück , „rate mal, wer heute schon wieder fehlt“.

    Giftige Kommunikationskultur: mein Rat in der Dienstbesprechung offen ansprechen. Alla "Mir fällt auf, dass ......" Die SL sollte an einem wertfreien Umgang im Kollegium interessiert sein und muss ggf einlenken.

  • Auch, wenn das ein paar wenige hundert Euro im Monat kostet, aber könntest du dir vorstellen, die Funktionsstelle zurückzugeben? Dann hättest du diese vielen Stunden die Woche schon mal von der Backe und könntest dich nur um deinen Unterricht kümmern.

    Das empfinde ich als gute Idee. Eine Funktionsstelle bedeutet unabhängig vom Stundenaufkommen immer eine zusätzliche Verantwortung, dafür ist vielleicht nicht die richtige Zeit.

  • Ich danke euch allen von Herzen für die wertschätzenden Kommentare, die vielen Ideen, das Kopf-wieder-gerade-Rücken und der moralischen Unterstützung.

    Thema Schule:

    Mir wird klar, dass ich dieses toxische Umfeld an meiner Schule nicht alleine so empfinde und dass es nicht normal ist, so über Kollegen zu reden.

    Die Schule wechseln möchte ich tatsächlich dennoch nicht aber ihr habt vollkommen recht: was schert mich eigentlich die Meinung des Kollegiums?

    Thema pflegebedürftige Eltern:

    Mein Mann und ich sind beide Einzelkinder. Unterstützung durch Geschwister haben wir nicht. Meine Schwiegermutter hat Pflegestufe 3, meine Eltern … ganz schwieriges Thema… sie haben keine Stufe und möchten leider nichts beantragen … das ist für sie ein rotes Tuch. Wir haben uns den Mund fusselig geredet aber letztendlich lässt man seine Eltern ja trotz des Altersstarrsinns nicht im Stich.

    Für meine Schwiegermutter werden wir Hilfe in Anspruch nehmen. Meine Eltern haben ja kein Anrecht wenn sie keine Pflegestufe haben. (Das ist keine Entschuldigung sondern nur eine Erläuterung. Mich regt das seit Jahren auf, dass sie zu stolz für sowas sind…)


    Thema eigene Familie:

    Eine Putzhilfe haben wir bereits. Die kommt einmal die Woche.

    Mein Mann unterstützt, wo er nur kann.

    Manchmal ist er selbst kurz davor, einfach nicht mehr zu können. Wir wechseln uns mit Einkauf, etc ab.

    Wo kann ich mich noch entlasten?

    Ihr habt recht, dass ich am ehesten etwas an meiner A14 Stelle drehen kann. Ein erster Schritt wird sein, weniger zu machen. (Mehr Entlastung gibt es nicht. Das ist jedes Jahr im Kollegium ein Streitthema, da es leider keinen endlos großen Topf für die ganzen Zusatzaufgaben gibt. Kennt ihr bestimmt auch)

    Ich werde also den Vorschlag von euch aufgreifen und erst mal das Gespräch mit der Schulleitung suchen, was ich bereit bin, zu machen. Der Rest wird dann hinten über fallen.

    Sollte alles nichts nutzen, gebe ich die A14-Stelle ab. Dann ist das so.

    Danke für den Gesankengang.

    Ebenso habe ich entschieden, nicht mehr an allen Gesprächen im Rahmen meiner Klassenleitung mit dem Jugendamt teilzunehmen. Da gibt es oft Gespräche mit unserem Sonderpädagogen, mir und einer Schülermutter.

    Und da heute wieder alles über mich hereingebrochen ist werde ich mich morgen krank melden und zum Arzt gehen.

    Mal sehen, was meine Ärztin sagt.

    Nochmals lieben Dank für alles.

    Liebe Grüße

  • Was musst du den für die Beförderung machen? Vielleicht kann man das mit wem anders teilen, wenn du ihm die Entlastung dafür anbietest? Ansonsten musst du dein privates Umfeld deutlich entlasten. Wie alt sind deine Kinder? Meine Tochter (2. Klasse) fährt mittlerweile alle Wege zu Freundinnen und zum Sport alleine mit dem Rad. Fahrgemeinschaften organisieren zum Sport der Kinder sind auch ne super Entlastung.

    Kitastunden oder OGS auf Maximum drehen, wenn die Kinder noch jünger sind.

    Hast du vielleicht irgendwie die Möglichkeit unterhälftig zu arbeiten? Ist die Pflege der Eltern da vielleicht ein Hebel?

  • alle schulkinder, die ich kenne, macht es superstolz und selbstständig, wenn sie schon alleine oder mit freunden bus oder bahn fahren dürfen. fahrpläne und streckennetze sind ja auch spannend und manchmal können sie den eltern noch was beibringen, welcher weg kürzer ist. es sind ja im notfall erwachsene im bus. ich finde es zu hause deutlich gefährlicher (tödliche unfälle im haushalt (die tödliche doris;)) als im öpnv!

  • Wir haben uns den Mund fusselig geredet aber letztendlich lässt man seine Eltern ja trotz des Altersstarrsinns nicht im Stich.

    Da musst Du aber auch einfach an dich denken. Was möchtest Du entweder Du gibst den Job auf, um dich zu 100% deinen familiären Aufgaben zu widmen oder Du musst deinen Eltern und Schwiegereltern klar machen, dass Du das nicht leisten kannst. Ich denke, dass dein Hauptproblem ist, dass Du einfach viel zu viele Aufgaben hast. Ohne eine massive Entlastung in einem der Bereiche wirst Du das kaum dauerhaft durchhalten. Insbesondere wird die Situation mit den Eltern immer eher schlechter als besser...

  • Also, so wie du schreibst ist deine Teilzeit nicht wirklich Teilzeit, weil an den unterrichtsfreien Tagen Konferenzen, Dienstbesprechungen etc. liegen, an denen du teilnehmen musst. Ich würde mir überlegen auf Vollzeit zu gehen. Das sollte nach deiner Schilderung nicht wirklich mehr Arbeit machen, bringt aber mehr Einkommen und Pensionsansprüche.

    Außerdem würde ich mir überlegen die Zusatzfunktion abzugeben (Begründung: Pflege in der Familie) sowie externe Hilfe zu holen für die Pflegeunterstützung.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Ihr habt recht, dass ich am ehesten etwas an meiner A14 Stelle drehen kann. Ein erster Schritt wird sein, weniger zu machen. (Mehr Entlastung gibt es nicht. Das ist jedes Jahr im Kollegium ein Streitthema, da es leider keinen endlos großen Topf für die ganzen Zusatzaufgaben gibt. Kennt ihr bestimmt auch)

    Ich werde also den Vorschlag von euch aufgreifen und erst mal das Gespräch mit der Schulleitung suchen, was ich bereit bin, zu machen. Der Rest wird dann hinten über fallen.

    Sollte alles nichts nutzen, gebe ich die A14-Stelle ab. Dann ist das so.

    Ich kann dich zwar sehr gut verstehen, aber ich finde es auch schade, dass wir Frauen dann wieder so ne tolle Stelle abgeben.....

    Das wird jetzt völlig OT, aber ich finde es wichtig:

    Ich bin ja in dem Alter, in dem man sich vielleicht ein bissel mehr mit dem Thema Rente/Pension beschäftigt. Wenn man Teilzeit arbeitet kann man sich nicht mehr nur auf die Rente des Partners verlassen. So lange beide leben und ihre Rente erhalten, ist alles okay. Wenn einer der beiden vor 1962 geboren ist, auch. Dann erhält man, falls man nicht viel verdient hat und eine kleine Rente hat, immerhin 55% der Pension/Rente des verstorbenen Partners, aber nur, wenn man selbst nicht zu viel Rente bekommt oder noch berufstätig ist. Eine Freundin (Erzieherin) musste jetzt in Teilzeit gehen, weil sie sonst nicht die ganze Witwenpension ihres verstorbenen Mannes erhalten hätte (er war Polizist, die Pension auch nicht sooo üppig). Dabei ist das immer noch die Große Witwenrente bei ihr.

    Sind beide nach 1962 geboren, erhält der überlebende Partner nur noch 25% der Rente/Pension des Verstorbenen. = Kleine Witwenrente

    Ich kenne einen Fall, da ist die Frau im Alter von 40 Jahren Witwe und erhält 900 Euro Witwenrente von ihrem verstorbenen Partner. Als die beiden Kinder im Kindergarten sind, beginnt sie wieder zu arbeiten. Sie ist auch Erzieherin. Da sie zu viel verdient, erhält sie nur noch 600 Euro Witwenrente und geht in Teilzeit. Das wird aber zur Folge haben, dass ihre eigene Rente kleiner ausfällt.

  • Krasser Scheiß! Wusste ich so gar nicht. Bin ja auch nicht verheiratet (aber trotzdem seit 20 Jahren in einer festen Beziehung (living apart together, das klappt super)).

    Jeder verdient seine Kohle für sich und wer gerade mehr hat, gibt dem anderen was aus (Urlaub und so). Allerdings gibts dann auch gar nichts vom Staat.

  • Ich kann dich zwar sehr gut verstehen, aber ich finde es auch schade, dass wir Frauen dann wieder so ne tolle Stelle abgeben.....

    Ich glaube, dass es einfach eine Frage der Prioritäten ist. Bei Freunden ist der Mann Zuhause geblieben und die Frau hat Vollzeit gearbeitet. Ich meine mit A14 plus Zulagen kann man durchaus zu viert gut leben. Letztlich könnte auch der Mann kündigen und sich um Familien und Pflege kümmern und die Frau arbeitet Vollzeit.

    Das Problem ist einfach, dass unser Beruf so fordernd ist, dass man nicht nebenbei noch Familie und Pflege schafft. Selbst bei 50% ist man da schnell an der Grenze. Wenn einem das erstmal bewusst ist, muss man sich halt überlegen, welcher Prioritäten man setzen kann/muss/will.

  • Zauberwald : Ich denke, die private Konstellation von Quebec ist auch einfach besonders schwierig dadurch, dass wohl der Altersabstand zwischen den einzelnen Generationen recht groß ist, wodurch viel Arbeit an der mittleren Generation (hier Quebec) hängt. Zudem gibt es keine Geschwister, damit keine Möglichkeit, die Arbeit in der Familie aufzuteilen.

    Als Einzelkind mit mehreren Kindern hat man es schwer, dass man sich (auch finanziell) um so viele Personen alleine kümmern muss.

    Auch wenn es mit Blick auf die Rente schwierig ist, ich kann es verstehen, wenn man in so einer Situation (für ein paar Jahre) beruflich kürzer tritt.

  • Ich glaube, dass es einfach eine Frage der Prioritäten ist. Bei Freunden ist der Mann Zuhause geblieben und die Frau hat Vollzeit gearbeitet. Ich meine mit A14 plus Zulagen kann man durchaus zu viert gut leben. Letztlich könnte auch der Mann kündigen und sich um Familien und Pflege kümmern und die Frau arbeitet Vollzeit.

    Das Problem ist einfach, dass unser Beruf so fordernd ist, dass man nicht nebenbei noch Familie und Pflege schafft. Selbst bei 50% ist man da schnell an der Grenze. Wenn einem das erstmal bewusst ist, muss man sich halt überlegen, welcher Prioritäten man setzen kann/muss/will.

    Ausgehend von deinem Nick nehme ich an, du bist ein Mann. Würdest du denn beruflich kürzer treten, um die Pflege von 3 Großeltern und 2 Kindern zu übernehmen?

  • Ich kann dich zwar sehr gut verstehen, aber ich finde es auch schade, dass wir Frauen dann wieder so ne tolle Stelle abgeben.....

    Das wird jetzt völlig OT, aber ich finde es wichtig:

    Ich bin ja in dem Alter, in dem man sich vielleicht ein bissel mehr mit dem Thema Rente/Pension beschäftigt. Wenn man Teilzeit arbeitet kann man sich nicht mehr nur auf die Rente des Partners verlassen. So lange beide leben und ihre Rente erhalten, ist alles okay. Wenn einer der beiden vor 1962 geboren ist, auch. Dann erhält man, falls man nicht viel verdient hat und eine kleine Rente hat, immerhin 55% der Pension/Rente des verstorbenen Partners, aber nur, wenn man selbst nicht zu viel Rente bekommt oder noch berufstätig ist. Eine Freundin (Erzieherin) musste jetzt in Teilzeit gehen, weil sie sonst nicht die ganze Witwenpension ihres verstorbenen Mannes erhalten hätte (er war Polizist, die Pension auch nicht sooo üppig). Dabei ist das immer noch die Große Witwenrente bei ihr.

    Sind beide nach 1962 geboren, erhält der überlebende Partner nur noch 25% der Rente/Pension des Verstorbenen. = Kleine Witwenrente

    Ich kenne einen Fall, da ist die Frau im Alter von 40 Jahren Witwe und erhält 900 Euro Witwenrente von ihrem verstorbenen Partner. Als die beiden Kinder im Kindergarten sind, beginnt sie wieder zu arbeiten. Sie ist auch Erzieherin. Da sie zu viel verdient, erhält sie nur noch 600 Euro Witwenrente und geht in Teilzeit. Das wird aber zur Folge haben, dass ihre eigene Rente kleiner ausfällt.

    Dazu letztens noch ne Reportage gesehen, fand ich ziemlich heftig. Die Witwen hatten gar keine Möglichkeit für ihre Familie mehr Geld zu erwirtschaften im Sinne eines hören Familieneinkommens, weil dann gleich die Witwenrente gekürzt wurde.
    Hat ja auch nicht nur Auswirkungen für die Familien sondern auch für die Wirtschaft, weil die Frauen oder auch Männer dann ihre Stunden reduzieren oder gar nicht aufstocken, wenn z.B. Kinder älter geworden sind.

  • Ausgehend von deinem Nick nehme ich an, du bist ein Mann. Würdest du denn beruflich kürzer treten, um die Pflege von 3 Großeltern und 2 Kindern zu übernehmen?

    Für Kinder, für Großeltern finde ich es schwierig. Da ist die Frage, wie es die Konstellation ist. Ich denke, dass man in einem gewissen Maße dort auch egoistisch sein muss und fremde Hilfe wie Pflegedienste etc. in Anspruch nehmen kann. Bei meinen Eltern war es damals auch klar bzw. so abgesprochen, dass sie ggf. in ein nettes Pflegeheim gehen.

    Wenn ich in einer Beziehung bin und mir Kinder wünsche, muss ich mir auch Gedanken machen, wie ich es mache. Problematisch finde ich es, wenn aus finanziellen Gründen beide arbeiten müssen, da sie sonst gar nicht klarkommen. Wenn meine Frau aber besser verdient, würde ich sofort zu Hause bleiben. Ich habe die Konstellation auch im Freundeskreis und der Mann war super glücklich die Zeit mit seinen Kindern verbringen zu dürfen. Ich wäre auch der Typ dafür. Aber letztlich muss man das in der Beziehung klären. Ich wüsste nicht, warum ein Partner dort Vorrechte haben sollte.

  • Geiler Beitrag!

    Würdest du es tun?

    Als die Kinder klein waren, habe ich weniger gearbeitet, aber nie weniger als 80%. Da die Eltern so weit weg wohnen, müsste ich umziehen, um sie zu versorgen oder sie zu mir holen. Umziehen würde ich nicht, letzteres auch ungern. Also nein. Du?

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