Arbeit an einer katholischen Privatschule?

    • Offizieller Beitrag

    Beziehst du dich auf mich? Also Schulgottesdienste in einer Kirche, Kreuze im Schulhaus und christliche Lieder findest du normal (i.s.v. "üblich" ?)


    Ich merke gerade, dass ich schon sehr lange im Osten lebe.

    es ist tatsächlich in NRW an vielen staatlichen Schulen (in öffentlicher Trägerschaft( normal (Schuljahresbeginn, Advent, Aschermittwoch und Jahresende), je nach Schule können die Kreuze (mehr oder weniger) diskret in einzelnen Räumen sein oder sehr prominent in der Aula / im Foyer... (und ich rede nicht von den konfessionsgebundenen staatlichen Schulen (NRW-Besonderheit), mit denen habe ich tatsächlich gar keine Erfahrung).

  • Wat?? Ich habe in NRW noch keine staatliche Schule in öffentlicher Trägerschaft mit Kreuzen im Klassenraum gesehen. Dat wär ja man noch schöner. Die würd ich aber auch sowas von flott abnehmen. Und sollte ich mal eines übersehen bin ich mir sicher, dass einige Schüler meiner Schule es ohne lange zu fackeln in die eigene Hand nehmen würden, die Dinger falsch rum aufzuhängen.

    Schulgottesdienste gibt es zu ein paar größeren Feiertagen (3-4x im Jahr), aber die Teilnahme ist selbstredend freiwillig. Ist für einen größeren Teil der Schüler eine willkommene Einladung, 1h später aufzustehen ("Ich war beim Gottesdienst, ganz ehrlich!"). Verübeln kann ich es ihnen nicht, bekräftigen tue ich sie aber natürlich auch nicht.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Klasse, dass sich so viele in so kurzer Zeit gemeldet haben! Damit habe ich nicht gerechnet.


    Es ist hilfreich zu wissen, dass es grundsätzlich so scheint, dass man bei Veranstaltungen dabei sein muss, aber einiges optional zu sein scheint. Ich werde die Schulleitung noch in dezenterweise dazu befragen.


    Die beiden anderen Themen die angesprochen wurden, Religion und Schule, Referendariat oder nicht, finde ich beide sowohl interessant als auch wichtig, aber gehen, jedenfalls meiner Meinung nach, am eigentlichen Thema vorbei. Für mich wäre es in Ordnung darauf zu antworten, das würde allerdings vom eigentlichen Thema wegführen.

  • Ich bin weder katholisch noch christlich, was ich auch der Schulleitung mitgeilt hatte. Die hatten gesagt, dass sie das nicht fragen dürften aber da ich es von mir aus gesagt habe, haben sie mir gesagt, dass das an und für sich in Ordnung sei. Allerdings, muss ich als Lehrer an einer katholischen Schule die Werte der katholischen Kirche vertreten.

    Da wäre ich erst mal skeptisch.

    Privatschulen in kirchlicher Trägerschaft sind Tendenzbetrieben. Sie dürfen eine Mitgliedschaft in einer christlichen Kirche als Einstellungskriterium verlangen und tun das in der regeln auch. Ich war auch mal in der Situation, dass mich die Leitung einer Schule in kirchlicher Trägerschaft unbedingt haben wollte, weil es in Physik als Mangelfach brannte. Die hat mir dann auch erzählt, dass es auch ohne Mitgliedschaft ginge, schon aufgrund der prekären Situation in meinen Fächern. Am Ende ist die Sache bis zum Bischoff rauf gegangen, weil es ein Präzedenzfall gewesen wäre, der hat das dann abgelehnt. (Heute bin ich froh darüber.)


    Selbst wenn du als nicht-Christ dort eine Stelle bekommst, wirst du immer die Notlösung sein. Du wirst zum Beispiel keine Perspektive auf ein Beförderungsamt haben.

  • Moebius: Das mit der Einstellung stimmt pauschal so nicht, das ist vom jeweiligen Träger (Bistum/Orden) abhängig. Es gibt Bistümer, die nehmen nur Katholiken, andere sind da offener, genauso bei wilder Ehe oder Wiederheirat nach Scheidung...manche Bistümer setzen dich dann vor die Tür, andere erwarten nur, dass du damit nicht selbst ein Fass in der Schule aufmachst. Bei den Beförderungen ist eigentlich bei allen Trägern die erste Beförderung drin (d.h. am Gymnasium A14), A15 und A16 gelten allgemein als Leitungsstellen, dafür muss man dann tatsächlich katholisch sein, weil es dazu einen deutschlandweiten Beschluss der Bistümer gibt.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Guck dir am besten genau an, wer genau der Träger dieser katholischen Schule ist.

    Wenn es die katholische Kirche ist, informier dich vorher über das kirchliche Arbeitsrecht, dem du dann unterliegst.

  • Ich bin formell evangelisch, habe faktisch aber null Bezug zur Kirche und bin nicht gläubig. Ich habe an 2 verschiedenen katholischen Privatschulen gearbeitet und fands super. An beiden Schulen waren sowohl das Klientel als auch der allgemejne Umgang untereinander irgendwie "netter" und das Schulklima sehr angenehm. In Schule Nr. 1 wurde morgens ein Gebet gesprochen und es gab übers Schuljahr verteilt recht viele Gottesdienste (während der Schulzeit, also nicht angehangen/als Mehrarbeut). In Schule Nr. 2 wurde kein Gebet gesprochen morgens, es gab aber mehr Gottesdienste (nicht nur Schulgottesdienste, sondern auch Klassengottesdienste oder jahrgangsstufenweise - ebenfalls alles während der Unterrichtszeit). War alles völlig okay und wenn man sich grundsätzlich mit christlichen Werten identifizieren kann, sehe ich kein Problem dort zu arbeiten.

  • Stimmt schon, "christliche Werte" ist vielleicht zu generalisiert ausgedrückt. Wo es allzu dogmatisch im Sinne einer bestimmten christlichen Lehre zugeht, wäre ich fehl am Platz gewesen, das war aber halt nicht der Fall.


    Über die angesprochenen vertraglichen Dinge sollte man im Vorfeld evtl. einfach offen sprechen. Ich hatte ein Gespräch mit dem Generalvikar und angesprochen, wie Dinge wie unverheiratetes Zusammenleben etc. gehandhabt werden. Vieles wurde in der Praxis liberal gehändelt, wichtig wäre gewesen zukünftige Kinder christlich zu taufen.

  • Beziehst du dich auf mich? Also Schulgottesdienste in einer Kirche, Kreuze im Schulhaus und christliche Lieder findest du normal (i.s.v. "üblich" ?)


    Ich merke gerade, dass ich schon sehr lange im Osten lebe.

    Oh, mein Fehler, die Sache mit den Kreuzen im Schulhaus hatte ich irgendwie überlesen. Die kenne ich nur ausnahmsweise aus Schulhäusern und würde ich persönlich auch- obgleich ich selbst Christin bin- weder als üblich oder normal empfinden in einer öffentlichen Schule, noch einfach hinnehmen (dafür gibt es ja entsprechende höchstrichterliche Rechtssprechung). Schulgottesdienste gibt es in BW am ersten und letzten Schultag, die Teilnahme ist wie gesagt freiwillig für SuS (bei den Lehrkräften muss halt eine gewissen Anzahl Aufsicht in der Kirche führen und ein Teil Aufsicht im Schulhaus, weil es immer Fahrschüler gibt, die nicht später kommen können trotz Nichtteilnahme am Gottesdienst). Das empfinde ich durchaus als üblich. Die Gottesdienst sind dann auch von der Schulgemeinschaft gestaltet und insofern nicht einfach christlich, sondern ökumenisch, da alle SuS sich willkommen fühlen sollen von diesem Angebot und es ja nicht um missionarischen Eifer der christlichen Religionen geht. Dadurch dass ich das noch aus meiner eigenen Schulzeit kenne, ist das bis heute für mich ehrlich gesagt immer ein sehr schöner und irgendwie beruhigender Rahmen für ds Schuljahr, den ich als wohltuend empfinde, egal ob ich in der Kirche oder im Schulhaus Aufsicht führe. (An meinem Seminar im Ref gab es auch am Tag der Vereidigung vorab einen ökumenischen Gottesdienst gestaltet vom Jahrgang vor uns und am Tag der Zegnisübergabe einen Schlussgottesdienst gestaltet vom eigenen Kurs. Da saß neben mir in der Kirche völlig selbstverständlich auf der einen Seite eine muslimische Mitanwärterin- Nurihe, deinen Stein trage ich noch immer mit mir herum und behüte ihn- und auf der anderen Seite eine atheistische Mitanwärterin. Dieser Eröffnungsgottesdienst wurde uns allen gerecht und nahm uns mit.) Gerade zu Weihnachten gibt es viele Aktionen an Schulen, wo durchaus auch christliche Weihnachtslieder gesunden werden, die alle an dieser Stelle vorrangig als Weihnachtslieder wahrnehmen und nicht als christliche Lieder. Als Schülerin war ich an einem Musikgymnasium. Da gab es zu Weihnachten immer ein großes Weihnachtskonzert in einer Kirche mit allen Schulchören und Orchestern und natürlich wurden da auch christliche Weihnachtslieder gemeinsam mit allen Gästen gesungen. Auch das empfinde ich weder als unüblich, noch als unnormal, verstehe aber, dass man das in anderen Bundesländern mit anderen Traditionen anders sehen kann. Mir hat als Kind Baden-Württembergs in meinen Studienjahren in Brandenburg gerade in der Vorweihnachtszeit oft dieser selbstverständliche Umgang mit Weihnachtsliedern gefehlt gehabt, ebenso wie mir dort oft im Alltag bewusst wurde, wie präsent hier in BW im Vergleich das Christentum im Alltäglichen ist (wodurch es eben an vielen Stellen nicht als vorrangig christlich wahrgenommen wird, sondern als Teil der Landeskultur).

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • der katholische Glauben, so wie er in der Region verstanden wird

    Der katholische Glaube ist, wie das Wort bereits sagt, nicht von einem regionalen Verständnis abhängig, sondern universell. Auch wenn einige Bischöfe, vor allem in Deutschland, das leider anders zu sehen scheinen ("synodaler Weg" etc.).


    Was sind denn die "christlichen Werte" diesbezüglich?

    Für die Katholische Kirche kannst du das hier nachlesen: http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_INDEX.HTM


    nicht einfach christlich, sondern ökumenisch

    "Ökumene" bezieht sich doch nur auf das Christentum?


    (Ganz strenggenommen sogar nur auf die Katholische Kirche, aber so wird der Terminus kaum mehr verwendet, höchstens im Kontext der Ökumenischen Konzilien.)

    • Offizieller Beitrag

    <Mod-Modus >

    Zitat

    Nun würde ich aber wissen wollen, wie die Arbeit, außerhalb des Unterrichts, konkret aussieht und würde mich über Erfahrungsberichte freuen

    Ich stelle das Thema noch einmal ein, mit der expliziten Aufforderung, beim Thema zu bleiben.


    Danke.


    Kl.gr.Frosch, Moderator

  • Der katholische Glaube ist, wie das Wort bereits sagt, nicht von einem regionalen Verständnis abhängig, sondern universell. Auch wenn einige Bischöfe, vor allem in Deutschland, das leider anders zu sehen scheinen ("synodaler Weg" etc.).

    Das ist paradox.

  • Privatschullehrer nachdem du in Bayern Examen machst, gehe ich jetzt mal davon aus, dass du hier auch arbeiten willst.


    Ich kenne ein paar Kollegen an kirchlichen Schulen und es hängt stark von der Schule, der Schulleitung und dem zugehörigen Bistum ab.

    An manchen gibt es strenge Vorgaben an anderen wiederum fällt kaum auf, dass es sich um einen kirchlichen Träger handelt.


    Die Sachen, die Samu aufgezählt hat (Gottesdienst an bestimmten Punkten im Jahr, Kreuze im Gebäude) findest du hier eh an fast allen Schulen.


    Von daher bleibt dir wahrscheinlich nur, einfach mal vor Ort zu schauen wie es läuft. Dein Vertrag ist ja eh auf ein Jahr befristet.

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

  • Inwiefern?

    "Der katholische Glaube ist universell, auch wenn einige Bischöfe das anders sehen" ist halt paradox, was soll ich da erklären? Entspricht in etwa "Vanilleeis ist lecker, auch wenn manche das anders sehen."


    Du streitest dich doch hier im Forum schon mit anderen Katholiken um die Definition von Begrifflichkeiten und "richtige" Abläufe von Riten.


    Um die Kurve zur Ausgangsfrage zu kratzen: man lese den Arbeitsvertrag und spreche mit der Schulleitung über ihre persönlichen Wünsche und Ansichten. Letzteres ist ja schon geschehen und das Erste bereits geraten worden.

  • Wat?? Ich habe in NRW noch keine staatliche Schule in öffentlicher Trägerschaft mit Kreuzen im Klassenraum gesehen. Dat wär ja man noch schöner. Die würd ich aber auch sowas von flott abnehmen. Und sollte ich mal eines übersehen bin ich mir sicher, dass einige Schüler meiner Schule es ohne lange zu fackeln in die eigene Hand nehmen würden, die Dinger falsch rum aufzuhängen.

    Schulgottesdienste gibt es zu ein paar größeren Feiertagen (3-4x im Jahr), aber die Teilnahme ist selbstredend freiwillig. Ist für einen größeren Teil der Schüler eine willkommene Einladung, 1h später aufzustehen ("Ich war beim Gottesdienst, ganz ehrlich!"). Verübeln kann ich es ihnen nicht, bekräftigen tue ich sie aber natürlich auch nicht.

    Über diese Haltung bin ich sehr entsetzt und betroffen! 8)

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