Mütter-Mafia - oder wie man sich zum Wohle des eigenen Kindes dissozial verhält.

  • Leute: Es müsste nur mal jemand anfangen. Solange Kollegen sagen, sie müssen mehr als 40 Stunden arbeiten, um fertig zu werden, und daraus keine Konsequenzen ziehen, wird sich nichts ändern.

  • Wenn ich meinen Unterricht nicht gescheit mache, dann habe aber ICH den Ärger. Und ansonsten kratzt es keinen.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • sind in den 40 Stunden die Ferien enthalten?

    Ich dachte, Lehrer habe eine höhere Arbeitszeit als 40 Stunden/Woche und "bummeln" die Überstunden quasi in den Ferien ab

    Wenn ich meinen Unterricht nicht gescheit mache, dann habe aber ICH den Ärger. Und ansonsten kratzt es keinen.

    was für einen Ärger hast du dann denn?

  • Ich dachte, Lehrer habe eine höhere Arbeitszeit als 40 Stunden/Woche und "bummeln" die Überstunden quasi in den Ferien ab

    Genau, und das kommt mit Kindern dann halt noch erschwerend hinzu, weil die hat man eben nicht nur in den Ferien.

    was für einen Ärger hast du dann denn?

    Hmm, dazu fällt mir spontan ein, was passiert, wenn man in einer Grundschulklasse an einer Brennpunktschule einfach mal darauf verzichtet zu differenzieren oder darauf, alles parat zu haben, was man für einen halbwegs reibungslosen Ablauf braucht....das fällt dir sowas von auf die Füße....

    Oder ich stell mir vor, was passieren würde, wenn ich den Eltern am Sonntag abend schreiben würde: "Tut mir leid, für die kommende Woche im Distanzlernen kann ich ihren Kindern diesmal keinen Wochenplan bereitstellen, meine Zeitkontingent für diese Woche war leider aufgebraucht. "

    Wäre interessant, habe ich aber noch nicht ausprobiert.

  • sind in den 40 Stunden die Ferien enthalten?

    Ich dachte, Lehrer habe eine höhere Arbeitszeit als 40 Stunden/Woche und "bummeln" die Überstunden quasi in den Ferien ab

    was für einen Ärger hast du dann denn?

    in BW müssen Beamte auch 41 Stunden pro Woche arbeiten, das wird bei Lehrern umgerechnet auf 46,x Stunden pro Schulwoche (und genau das sage ich außenstehenden Personen, die meinen, Lehrer tun zu wenig)

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Und ich ergänze, dass 41 Stunden in der Schulbehörde bei "nur" 30 Tagen Urlaubsanspruch ein Spaziergang im Vergleich zu einer vollen Stelle im Schuldienst sind.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Ja, ja, ja - alles richtig. Dennoch bleibt es dabei: Solange die Lehrer nicht anfangen, konsequent nach 40, 41 oder meinetwegen 46,x Stunden (dann herrscht in den Ferien aber Schreibtischverbot!) den Griffel fallen zu lassen, wird sich an der systematischen Ausbeutung und Überforderung nichts ändern.

  • Ja, ja, ja - alles richtig. Dennoch bleibt es dabei: Solange die Lehrer nicht anfangen, konsequent nach 40, 41 oder meinetwegen 46,x Stunden (dann herrscht in den Ferien aber Schreibtischverbot!) den Griffel fallen zu lassen, wird sich an der systematischen Ausbeutung und Überforderung nichts ändern.

    Ich bin total bei Dir, aber das ist total verpönt. Man sieht es doch an der Reaktion hier im Forum, wenn man mal schreibt, dass man sich gegen die Arbeitsbelastung auflehnen soll!

  • Also ich habe vollen Pespekt vor allen, die eine volle Stelle haben, sich hauptverantwortlich um mehrere Kinder kümmern, einen Haushalt führen, sich um einen Partner und um sich selbst kümmern.

    Absoluten Respekt.

    Ich schaffe das nicht, bedaure das sehr, denn ich habe den Eindruck, dass Teilzeit ein mieses Konstrukt ist und frage mich, wie andere das schaffen?

    Im Kollegium kann ich schonmal niemand fragen, denn alle Mamas arbeiten Teilzeit und die eine, die Vollzeit arbeitet, hat das einzige Kind im Internat.

    Wie wuppt ihr das? Der Tag hat doch nur 24 Stunden. Ich persönlich stehe um 5.30 Uhr auf und mein Tag endet nicht selten um 23 Uhr.

    Da ist nicht mehr drin. Ich war, war, weil mein Leben nun durch Corona wesentlich entschleunigt ist, manchmal so fertig, dass mich der Gedanke ans Abschminken und Zähneputzen fast zum Heulen gebracht hat.

    Also, her mit euren Tipps. 😁😎

  • Ich kann dir leider keine Tipps geben, denn ich bin auch absolut überfordert - und ich habe nur ein Kind (5). Aktuell leidet alles - Kind, Partnerschaft, ich, Hund und Schulisches. Ich versuche alles irgendwie halbwegs zu stemmen, aber es läuft nichts wirklich gut. Jeden Tag überlege ich, ob ich nicht einfach hinwerfe und TZ machen soll. Aber, wie du selbst ja auch sagst, hat TZ so viele Nachteile.

  • Also ich habe vollen Pespekt vor allen, die eine volle Stelle haben, sich hauptverantwortlich um mehrere Kinder kümmern, einen Haushalt führen, sich um einen Partner und um sich selbst kümmern.

    Absoluten Respekt.

    Ich schaffe das nicht, bedaure das sehr, denn ich habe den Eindruck, dass Teilzeit ein mieses Konstrukt ist und frage mich, wie andere das schaffen?

    Im Kollegium kann ich schonmal niemand fragen, denn alle Mamas arbeiten Teilzeit und die eine, die Vollzeit arbeitet, hat das einzige Kind im Internat.

    Wie wuppt ihr das? Der Tag hat doch nur 24 Stunden. Ich persönlich stehe um 5.30 Uhr auf und mein Tag endet nicht selten um 23 Uhr.

    Ich wuppe das. Seit 23 Jahren in Vollzeit mit 2 Kindern. Einige Jahre war ich alleinerziehend. Vor 11 Jahren hab ich den Quereinstieg gemacht, da war der kleine ein Jahr alt. Währenddessen war mein Mann mehrere Wochen im Ausland (beruflich).


    Wie ich das mache? Ich setze Prioritäten. Und betreibe Outsourcing, wenn es geht.

    Beide arbeiten Vollzeit, also haben wir eine Putzhilfe für 4-5 Stunden pro Woche. Während der schlimmen Zeiten im Ref hat meine Schwiegermutter am Wochenende für uns gekocht. Ich hab ansonsten Essenspläne gemacht, exakt dafür eingekauft und vorgekocht (am Wochenende). Da kann Dein Mann ja auch gut helfen. Ich habe einen Thermomix gekauft und gönne mir das Abo. Damit plane ich in Wartezeiten beim Arzt o. ä. vor, was ich koche. Ich hatte ein Netzwerk aus Freunden, Nachbarn, Familie, Freunde der Kinder, die mich an langen Tagen (Konferenzen) entlastet haben (heute ist er 12, da muss das nicht mehr sein).


    Jeder muss seine beste Möglichkeit finden: Mich hat es zB gestresst, wenn es morgens hektisch war. Also habe ich abends alles, was ging vorbereitet: Frühstückstisch gedeckt mit allem, was keine Kühlung benötigt. Kaffeemaschine vorbereitet, so dass nur ein Knopfdrücken erforderlich war. Teetasse mit Teebeutel und gefülltem Wasserkocher fertig gemacht. Klamotten für mich und die Kinder hingelegt. etc etc. Das hat abends keine 10 Minuten gekostet, mich aber mental morgens enorm entlastet.


    Insgesamt wäre ich mit Teilzeit unzufrieden, weil ich den Haushalt etc so hasse. Da gebe ich lieber Geld für eine Putzhilfe aus und arbeite mehr.


    Beruflich:

    - Ich arbeite sehr effektiv. Ich halte mich nicht lange an Unterrichtsvorbereitung mehr auf. Die Suche nach dem perfekten Bild darf nicht länger als einige Minuten dauern. Finde ich dann keins, dann gibts das eben nicht. Mit größerer Erfahrung und natürlich größerem Fundus an Material, wird die Vorbereitung des Unterrichts immer mehr minimiert.

    - Eigene Konferenzen plane ich vorher gut, schreibe auch das Protokoll vorher (indem ich mir Gedanken mache, was ich dort sage) und ergänze direkt in der Konferenz nur noch, was zusätzlich gesagt wurde oder was beschlossen wurde. Meine Kollegen danken es mir sehr, dass meine Konferenzen nur stattfinden, wenn sie notwendig sind und auch dann durch strenge Konferenzführung effektiv sind.

    -Klassenarbeiten kann man oft korrekturfreundlich konzipieren. Auch da bin ich anfangs auf die Nase gefallen und musste Lehrgeld zahlen. Heute mache ich Klassenarbeiten, die in 3 Stunden korrigiert sind. Dank meiner Fächer geht das gut.

    - Ich habe meine beste Arbeitszeit gefunden. Ich nutze tagsüber jede freie Minute, um zB Unterricht, Konferenzen etc vorzubereiten. Dafür mache ich relativ früh Feierabend. Manchmal muss ich auch noch mal abends arbeiten, aber in der Regel hab ich alles erledigt. Ich lasse mich in der Arbeitszeit nicht ablenken, sondern arbeite zügig alles ab. Mittlerweile habe ich ein Büro in der Schule und mein Büronachbar hat sich mal beschwert, weil ich mich so wenig mit ihm privat unterhalte. Das liegt daran, dass ich nur in der Schule bin, um zu arbeiten. Für lange Gespräche privater Natur habe ich mit Familie keine Zeit. Das wird sich ändern, wenn mein Kleiner 16 ist, da mein Mann selten abends vor 7/8 heim kommt, aber im Moment ist es noch so, dass ich dann direkt nach Hause fahre, wenn es geht.

    - Außerdem erledige ich alles möglichst sofort. Es liegt mir sonst unnötig auf der Seele und blockiert mich.


    Das alles kam natürlich nicht über Nacht, sondern hat sich in den Jahren entwickelt. Vielleicht kannst Du ja einige Tipps anwenden.

  • Teilzeit IST im Lehrerberuf ein mieses Konstrukt. In den anderen Berufsfeldern im ÖD kannst Du bequem Deine 20 Stunden von 8 bis 12 jeden Tag in der Woche abreißen und wirst selten Probleme mit der Kinderbetreuung haben (Corona-Einschränkungen mal außen vor gelassen).
    Vollzeit von beiden Elternteilen kann nur zu Lasten der Zeit für die Kinder gehen und benötigt ein umfangreiches familiäres oder sonstiges Betreuungskonstrukt.
    Es gab Phasen, in denen mich meine Badroutine (und ich benutze außer Haargel eher wenig Kosmetika) auch gestresst hat und mich die Abläufe sehr gestresst haben. Das ist aber wohl manchmal leider so.

    Im Idealfall ist der Partner/die Partnerin eher Stütze als zusätzliche Last. Wenn beide Elternteile zusammenarbeiten und vieles Hand in Hand geht und ineinandergreift, dann ist damit schon viel gewonnen. Doppelvollzeit plus mehrere Kinder plus Haushalt machen hier in der Nachbarschaft der eine oder die andere, aber das sieht man denen auch an. Immer gestresst, immer fertig aussehend, oft beklagend. Aber das (zu) teure Haus, die zwei (zu) teuren Autos, die elektronischen Gadgets und das Mithalten mit den anderen Nachbarn müssen ja irgendwie bezahlt werden.

    Meine Frau und ich haben uns gesagt, dass es uns das nicht wert ist.
    Wir haben ein günstiges Haus, zwei untere Mittelklassewagen, wenig elektronische Gadgets, meine Frau arbeitet bewusst unterhälftig, weil das mit drei Kindern sonst nicht zu leisten ist. Wir geben unser Geld sozusagen für unsere Zeit mit den Kindern aus. Das sieht man nicht. Das macht nichts her. Damit kann man nicht angeben. Da uns diese drei Aspekte aber völlig gleichgültig sind, macht uns unser Model glücklicher als die anderen Modelle.

    Was in vielen Lehrerhaushalten offenbar nicht gelingt - und das meine ich nur beschreibend und nicht wertend - ist die klare Trennung der Phasen Arbeitszeit und Familienzeit bzw. Freizeit, weil die Übergänge fließend sind und es keine räumlichen und bei LehrerInnen keine gestigen klaren Abgrenzungen gibt.
    Den direkten Vergleich habe ich selbst gespürt und spüre ihn noch immer, seidem ich in der Behörde arbeite. Da hier die Arbeitszeiten klar geregelt sind und Überstunden durch Freizeitausgleich kompensiert werden, kann ich trotz dauerhaften Homeoffices seit November 2020 meist direkt "abschalten", sobald ich den Dienstrechner abgeschaltet habe. Ich bin dann fertig - aber im Gegensatz zu früher eben nur mit der Arbeit und nicht mental oder physisch oder psychisch.

    Und ich glaube, dass man das als Lehrkraft stärker in den Fokus nehmen sollte. Das frühe zu Hause sein hat sicherlich seine Vorteile, aber es täuscht darüber hinweg, dass man eben Vollzeit arbeitet und Nichtlehrer auch nicht vor 16 oder 17 Uhr zu Hause sind. Will man der Kinder wegen früher zu Hause sein, geht das in unserem Beruf. Aber es verschiebt die restliche Arbeitszeit eben in Zeiten, in denen Nichtlehrer frei haben. Die Alternative wäre eben, seine Arbeitszeit in der Schule und eben jeden Tag bis 16 Uhr oder so zu verbringen. Wie ich hier mehrmals schrieb, ist das die Konsequenz, die ich aus dem direkten Vergleich ziehen werde.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Also, um das nochmal zu bekräftigen: Ich finde es natürlich toll, dass mir ordentlich Geld übrig bleibt am Ende des Monats, aber deswegen arbeite ich nicht. Ich arbeite nicht, um mir ständig das neueste Handy kaufen zu können oder überteuerte Urlaube zu machen. Ich arbeite sehr gerne und es erfüllt mich, wenn ich einiges erledigt habe. Das Zuhausebleiben mit Kindern in den ersten Jahren ist sicher wichtig, hat mich aber nie erfüllt. Ich bin da vielleicht komisch. Vielleicht habe ich deswegen auch nur 2 Kinder mit großem Abstand.


    Dass in Bolzbold s Umkreis die doppelarbeitenden Paare immer gestresst sind und sich für Materielles abstrampeln: Ja, kann sein. Ist bei uns aber nicht so. Jedenfalls empfinde ich das nicht so. Natürlich finde ich es super, dass ich mir einfach bestimmte Dinge kaufen kann, ohne nachzudenken, aber das ist wie gesagt nicht meine Hauptmotivation. Im Gegenteil: Ich spare relativ viel jeden Monat. Wir haben das Haus so finanziert, dass es mit einem Gehalt bezahlbar ist. Und wir renovieren nur nach und nach mit den finanziellen Mitteln, die wir grad aufbringen können, ohne, dass wir auf Urlaub / o. ä. verzichten müssen. Heißt, dass wir auch schon seit 10 Jahren immer mal wieder renovieren. Jetzt sind wir mit dem schlimmsten bald durch, haben das aber ohne viel Mühen aus den laufenden Gehältern finanziert.

    Außerdem finde ich es toll, dass ich der Großen zB ohne weiteres ihr Auslandsjahr oder das Studium in einer anderen Stadt finanzieren kann. Aber auch das ist nicht meine Hauptmotivation.


    Was aber stimmt: Teilzeit als Lehrer*in ist ein Minusgeschäft. Von daher plädiere ich dafür, die Arbeitszeit so zu gestalten, dass man die 41/46 Stunden nicht überschreitet. Sonst schenkt man dem Dienstherrn Geld!

    Das geht! Ist aber ein Prozess. Ich arbeite jedenfalls nicht sehr viel mehr als diese Stunden und mache in den Ferien nahezu vollständig frei. Vielleicht arbeite ich maximal 10 Tage insgesamt pro Jahr in den Ferien. Und dann auch immer nur einige Stunden, nie ganze Tage.

  • Sissymaus

    Das liest sich wirklich gut und ich bin neidisch. :-)

    Ich kann es mir nur nicht für mich vorstellen. Vielleicht habe ich auch einfach weniger Energie- keine Ahnung.

    Aktuell habe ich in Teilzeit zwei Deutschdeputate, eine Klassenleitung und zwei Fachvorsitze.

    Allein dadurch ensteht viel zusätzliche Arbeit und es gibt ja leider auch immer wieder Faktoren, die man nicht beeinflussen kann. Vor zwei Jahren zum Beispiel hatte ich eine Klasse, da lief es einfach. Die waren super drauf, wenig Chaoten drin und dementsprechend war wenig Elternkontakt oder Kontakt zu Behörden notwendig.

    Dies ist dieses Jahr leider anders.

    Arbeiten korrekturfreundlich zu konzipieren ist im Fach Deutsch auch nur sehr eingeschränkt möglich.

    Deine/eure Tipps sind wertvoll und ich lese sie gerne, aber mein Gefühl, dass das Vollzeit arbeiten beider Elternteile, ohne Unterstützung von außen, für mich nicht machbar ist, bleibt.

    Ich möchte mich auch nicht völlig kaputt machen. Ich erinnere mich, wie mir eines meiner Kinder vor 2 Jahren sagte " Mama, du lachst so selten." Das hat mich betroffen gemacht, weil es mir zeigte, dass die Kinder wahrnehmen, dass ich gestresst und überfordert sind.

    Tja, und so bleibt es wohl noch eine Weile bei Teilzeit, denn ich sehe keine Lösung mehr zu arbeiten und gleichzeitig mehr Lebensqualität zu erlangen.

    Respekt an alle, die das schaffen und damit gut leben.

  • Ich erinnere mich, wie mir eines meiner Kinder vor 2 Jahren sagte " Mama, du lachst so selten." Das hat mich betroffen gemacht, weil es mir zeigte, dass die Kinder wahrnehmen, dass ich gestresst und überfordert sind.


    Wenn ich als Nicht-Mama aber Kind zuerst Vollzeit arbeitender Eltern, dann mit einer Mutter "zuhause" erlauben darf: DAS sollte das Wichtigste sein. Auch wenn es schwierig ist, sollte man das finden, was zu einem passt.
    Ab dem Moment, wo meine Mutter aufgehört hat, Vollzeit / auswärts zu arbeiten, hat mein Leben und das meiner Schwester rapide an Lebensqualität verloren (und das hatte NIE mit Geld zu tun). Meine Mutter war unglücklich, hat es an uns ausgelassen (ich unterstelle ihr: unbewusst), hat uns immer wieder gesagt, dass sie es für uns tut, usw... und wir hätten uns eher gewünscht, sie wesentlich weniger zu sehen und dafür mit weniger Stress.
    Ich werde nie darüber mit ihr sprechen können, aber ich wusste schon als Teenager: so mache ich es nie. Allerdings bin ich in einer Kultur groß geworden, wo Teilzeit / 12-jährige Kindererziehung nicht existiert, das heißt, dieses Dilemma bzw. die Tatsache, dass man eine solche Entscheidung trifft, ist mir erst im Studium in Deutschland bewusst geworden und es war für mich klar, dass ich es nie so mache. Mittlerweile sehe ich es aufgrund von anderen Gegebenheiten anders, meine Bedürfnisse sind / wären andere. Aber ich würde auf MICH hören. Natürlich auf auf die Bedürfnisse des Kindes / Partners, aber ich weiß viel zu sehr am eigenen Leib, was eine unzufriedene Mutter für den Rest der Familie bedeutet. (Dass es oft Gründe gibt und dass nicht alle die "perfekte" Lösung finden können, ist klar. Aber der Ansatz "Putzen stresst mich -> Putzen auslagern" oder "Kinder direkt nach der Arbeit stresst mich -> eine Stunde Kinderhort" ist glaube ich eine gute Leitlinie)

  • Ich mache es fast so wie Sissymaus .


    Allerdings habe ich nur ein Kind und einen Mann, der nicht kocht, einkauft oder wäscht. Das mache ich. Dafür kümmert er sich um unsere Finanzen, Versicherungen, Stromanbieter etc. Ich denke, wir haben das im Endeffekt so aufgeteilt, dass jeder das macht, was ihm am leichtesten von der Hand geht.


    Ich plane Samstags morgens gemeinsam mit dem Kind, wann es was zu essen gibt und kaufe das ein. Allerdings koche ich nicht am Wochenende vor, sondern jeden Tag frisch (hab am Wochenende keine Zeit vorzukochen, siehe unten). Bei der Essensplanung behalte ich aber meinen Stundenplan im Kopf, so dass ich an Tagen, an denen ich erst um 5 zu Hause bin vielleicht einfach nur noch Tortellini warm machen muss und die dazugehörige Tomatensauce dann schon am Abend vorher koche. Es ist aber auch kein Verbrechen, da mal auf Pesto aus dem Glas zurückzugreifen. Machmal gibt es auch zwei Tage lang das gleiche Essen (bietet sich besonders bei Eintopf an). Das plane ich dann so, dass das an einem Tag gekocht wird, an dem ich früh zu Hause bin.


    Meinen gesamten Unterricht für die kommende Woche plane ich am Wochenende (oder schon in den Ferien). Was Sonntag Abend nicht fertig ist, wird nicht geplant. Ich bin noch nie Sonntag Abend nicht fertig gewesen.


    Stunden- und Vertretungsplanarbeit mache ich in der Schule in Freistunden (ich fahre auch schon mal auf 8 Uhr hin, wenn ich erst ab 11:30 Unterricht habe), Korrekturen entweder nachmittags oder Abends, wobei dringende Sachen am Stundenplan und Korrekturen das einzige sind, für das ich mich nach 20 Uhr noch an den Schreibtisch setzte.


    Wenn das Kind mal krank ist / die Kita zu, dann springen die Schwiegereltern ein. Damit wir neben den Schwiegereltern wohnen können, sind wir aus der Stadt rausgezogen. Das hat mir erst nicht gepasst (aus der Stadt wegziehen, die Schwiegereltern sind super, das hat mir schon gepasst). Dafür "bebacke" ich mit dem Kind die Schwiegereltern dann hin und wieder mal, da sind alle glücklich.


    Drei bis vier mal im Jahr geht meine Tochte für 4 oder 5 Tage am Stück zu meinen Eltern. Die nehmen sie gerne und sie findet das auch ganz toll. Das war gerade in den Osterferien so, da habe ich dann tatsächlich jeden Tag 12 Stunden am Schreibtisch gesessen (Korrekturen, Stundenplanung, Unterrichtsvorbereitung).


    Ich stehe auch am Wochenende nie nach 6 Uhr auf. Manchmal auch Samstags oder Sonntags schon um 5 Uhr, damit ich am Schreibtisch sitzten kann, während das Kind noch schläft. Wenn es wirklich mal ganz eng wird, stehe ich auch schon um 4 Uhr auf (kommt aber nicht oft vor, vielleicht 3 oder vier mal im Jahr). Zwischen 4 Uhr morgens und 12 Uhr Mittags ist aber auch meine beste Arbeitszeit. Samstags arbeite ich dann z.B. von 5 Uhr bis 8 Uhr, hab dann bis 13 Uhr das Kind, ab 13 Uhr übernimmt mein Mann, dann arbeite ich wieder bis 17:30 Uhr. Dann mache ich Abendessen und übernehme wieder. Sonntags so ähnlich. Das einzige, was bei uns sicher kürzer ausfällt, als bei anderen, ist die "gemeinsame Zeit" (also mein Mann, das Kind UND ich, nicht nur einer plus Kind), wobei wir diese Zeit trotzdem jeden Tag von 18 Uhr bis 20 Uhr haben. Das reicht mir persönlich auch und es findet so gut wie immer statt, weil halt alles durchstrukturiert ist. (Im Urlaub ist das natürlich was anderes)


    Zeug für's Kind und mich lege ich auch Abends schon raus, Brotdose wird abends ausgewaschen und abgetrocknet. Und ich habe jeden Morgen genau die gleichen Abläufe. Da laufe ich schon autmotisch immer ins richtige Zimmer.


    Ich putze nicht selbst. Ich HASSE putzen.


    Genauso wie Sissymaus arbeite ich auch nicht wegen des Geldes (wobei das trotzdem schön zu haben ist), sondern, weil ich arbeiten will. Ich habe daran Spaß. Das kann ich auch gut. Wenn ich nicht arbeiten würde, würde ich auch im Haushalt nur die Hälfte der Sachen schaffen, die ich jetzt schaffe. Ich arbeite gut, wenn alles strukturiert ist und zeitlich voreinander passen muss. Ist das nicht der Fall, wird hier nichts fertig und ich bin voll genervt. So habe ich eigentlich immer gute Laune und empfinde die Zeit mit dem Kind auch als echte Freizeit, weil es ja nicht arbeiten ist. Würde ich nicht arbeiten gehen, würde sich das Kind wie meine Arbeit anfühlen, aber es ist nicht die Arbeit, die ich machen will. Versteht ihr was ich meine? Jetzt ist das Kind eben für mich nicht die Arbeit. Keine Ahnung, ob das für einen Aussenstehenden Sinn macht.


    Für Hobbys bleibt zugegebener Maßen eher wenig Zeit, aber da meine größten Hobbys Kochen (ist eh schon eingebaut), Lesen (mache ich Abends, wenn das Kind im Bett ist) und Motorrad fahren (mache ich auf dem Weg zur Schule) sind, geht auch das.

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