Kuriose Nachrichten

  • Im entsprechenden Artikel der Aachener Zeitung (hinter der dortigen Paywall) wird erstmalig in der Berichterstattung überhaupt erwähnt, dass Fritz das Hemd auch in der Schulcafeteria getragen hatte, also nicht nur in seinem SII-Philosophieunterricht. Das ändert auch m. E. nicht wenig ...

    Wichtig zu lernen vor allem ist Einverständnis. (B. Brecht)

    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Ergänzung, Erinnerung:

    Ein Foto zeigt C., wie er an jenem Freitag barfuß und mit einem hellen, kurzärmeligen Hemd vor der Klasse steht. Ein Hemd mit Köpfen. Konterfeis von sechs Diktatoren. Mao Zedong, Josef Stalin, Idi Amin, Pol Pot, Augusto Pinochet – am größten ist der Kopf von Adolf Hitler. So präsentierte sich C. auch in der Cafeteria der Schule. Nun fand das nicht jeder normal. Ein Schüler rief die Polizei, und danach war der 64-jährige C. ein Fall für den Staatsschutz. Was der seitdem suspendierte Lehrer auch ein knappes Jahr später vor Amtsrichter Maximilian Witt anscheinend noch immer nicht ganz verstehen konnte.

    Seit einem Jahr suspendiert, nun verurteilt - Begründung:

    Auf dem Hemd starren die Diktatoren kontextlos in die Luft. Kein ablehnender Satz, gar nichts. Und deswegen müsse das Tragen dieses Hemdes nach juristischer Einordnung laut Staatsanwältin Lüthje als „Bekenntnis zum Nationalsozialismus verstanden werden“. Hitlers Kopf ist singulär dargestellt ein verfassungswidriges Symbol (die der anderen Diktatoren nicht). Ein Hakenkreuz auch; ist es hingegen in einem Mülleimer dargestellt, ist die ablehnende Haltung erkennbar. Auch Reichsführer-SS Heinrich Himmler darf, wie Hitler, nicht zusammenhangslos gezeigt werden. „Wir wollen diese Zeit nicht mehr dargestellt haben, wenn eine Wertung dagegen nicht eindeutig erkennbar ist. Die Urteile sind da eindeutig.“

    Nun muss die Bezirksregierung über die weitere Lehrerlaufbahn des 64jährigen entscheiden.

  • Singulär betrachtet wäre ein Tragen dieses Hemdes mit der der Erklärung, dass dies ein Diskussionsanstoß für den Unterricht sein sollte, eigentlich eher ein Grund für ein Gespräch beim Schulleiter mit der Überschrift "Und sonst ist bei ihnen alles in Ordnung?", es ist ja auch eher ungewöhnlich, dass ein Schüler die Polizei ruft statt sich erst mal bei der Schulleitung zu beschweren. Aber auch hier würde ich vermuten, dass es eine Vorgeschichte mit "unangepasstem" Verhalten gibt. Es gibt Menschen, die irgendwann aus der Spur geraten und dann meinen, ihre Umwelt irgendwie provozieren zu müssen, bis es irgendwann knallt, gerne auch in Verbindung damit, sich gleichzeitig permanent ungerecht behandelt zu fühlen.

  • Das man Hitler nicht zeigen darf, war mir tatsächlich neu.

    Dann also demnächst das Hemd ohne Hitler.

    Schüler: "Und was ist mit Hitler?"

    Lehrer: "Den darf ich nicht zeigen."

    Wird 'ne interessante Diskussion.

    Außerdem... Hitler wurde ja nicht kontextlos gezeigt (wie im Artikel behauptet), sondern im Kontext mit anderen Diktatoren.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

    Einmal editiert, zuletzt von SteffdA (31. März 2025 19:08)

  • Ich denke mal, dass der Urheber es auf eine entsprechende Reaktion sogar abgesehen hat, er hat vermutlich nur nicht mit strafrechtlichen Sanktionen und einer Rechnung über 11 700 € gerechnet sondern eher mit dienstrechtlichen Konsequenzen die mit ein bisschen hin und her dann in die Pensionierung münden.

  • PS: Nach dem juristischen Text zum Hemd könnte auch die Abbildung des Fotos ein Problem darstellen. Wenn ich das Hemd nicht öffentlich zeigen darf, dann vermutlich auf Fotos davon nicht.

    Auch wenn es interessant ist, würde ich es hier doch eher raus nehmen.

  • PS: Nach dem juristischen Text zum Hemd könnte auch die Abbildung des Fotos ein Problem darstellen. Wenn ich das Hemd nicht öffentlich zeigen darf, dann vermutlich auf Fotos davon nicht.

    Auch wenn es interessant ist, würde ich es hier doch eher raus nehmen.

    Das genau ist m.E. ein ziemlich großes Problem.
    Ich soll mir eine Meinung zu einem Sachverhalt bilden, aber der Sachverhalt wird überhaupt nicht dargestellt.
    Sowas fällt mir in letzter Zeit öfter auf: "Der hat etwas ganz schlimmes gesagt/geschrieben etc.. Und das ist ganz böse und zu verurteilen." Was genau denn jetzt gesagt/geschrieben etc. wurde, wird aber nicht gesagt/geschrieben/gezeigt. Wie soll ich mir dann eine Meinung dazu bilden? Ich kann bei derartigem "Journalismus" nur davon ausgehen, das genau das nicht erwünscht ist, sondern die unkritische Übernahme der Meinung des jeweiligen Schreibers Ziel ist.

    Deshalb finde ich das wichtig und richtig, dass das Hemd hier gezeigt wird um sich eine eigene Meinung dazu zu bilden.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Konterfeis von Diktatoren, Mördern oder anderen Kriminellen sollten im allgemeinen dann einfach untersagt werden (Che Guevara zB).


    Wohl dem, der gelernt hat, zu ertragen, was er nicht ändern kann.

    Der Himmel ist nicht mein Limit, ich bin es.

  • Kommt auf den Kontext an (Sozialadäquanzklausel), sonst dürfte man ja auch keine Dokumentationen oder Bücher mit diesen Bildern zeigen. Was wirklich kurios ist: Hätte der Lehrer die Bilder als Unterrichtseinstieg im stummen Impuls (also ganz ohne Kontext) gezeigt, wäre ihm nichts passiert.

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