Nutzt ihr im Unterricht gendergerechte Sprache?

  • Biologisches Geschlecht und gesellschaftliches Geschlecht sind also voneinder entkoppelte Komplexe.

    Wie ich brerhier schrieb:

    Außerdem:

    Von den Gender-Verfechtern wird m.E. behaupted, dass das grammtikalische, das biologische und das soziale Geschlecht unabhängig voneinander sind. D.h. es wird ein dreidimensionaler Raum mit den Achsen Genus, Sexus und Gender eröffnet. Wenn ich jetzt also wie bisher das generische Maskulinum nutze, lege ich die Position auf der Achse Genus fest, aber eben nicht auf den anderen Achsen.

    Inwieweit führt also die Verwendung des generischen Maskulinums zu einer Zuschreibung/Diskriminierung etc. bei den beiden anderen unabhängigen Größen?

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Ok, damit gehe ich d'accord.


    Dennoch kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es Kräfte im Diskurs gibt, die gleichzeitig die Loslösung von biologischem, grammatischem und sozialem Geschlecht voneinander fordern, aber trotzdem gegenseitige Wechselwirkungen behaupten. Ähnlich einer semipermeablen Membran hätte demnach insbesondere das biologische Geschlecht auf die beiden anderen Kategorien keinen Einfluss. Umgekehrt jedoch sehr wohl.


    Und nicht nur dass, die o.g. Diskursteilnehmer fordern, aus der Warte der sozialen Betrachtung von Geschlecht (ich benutze zur besseren Unterscheidbarkeit "Gender") heraus, Anpassungen der beiden anderen Achsen Biologie und Grammatik an die Bedürfnisse von Gender. Biologie und Grammatik sollen sich, trotz der angeblich strikten Trennung, am Konzept Gender ausrichten.


    Die (ggf. nachvollziehbare) Verweigerung gegenüber der Idee, es gäbe nur zwei Gender (die dummerweise biologische Name aufweisen), wird so zur (gar nicht mehr nachvollziehbaren) Verweigerung gegenüber dem biologischen Fakt, dass es beim Menschen und allen höheren Lebewesen unstrittig zwei Geschlechter gibt. Und da wird es krude.


    Wer eine strikte Trennung von biologischem Geschlecht und Gender zur Grundlage der Betrachtung macht, der braucht sich mit der jeweils anderen Kategorie gar nicht mehr befassen. Nur sprachlich sollte man dann noch die Trennung vollziehen, denn die verbindet beides noch. Freilich müsste die "neue" Kategorie Gender dann noch Berücksichtigung finden in Personalausweis, Stellenausschreibungen, Familienstammbuch etc. Die Kategorie des biologischen Geschlechts bliebe davon gänzlich unberührt.


    Aber ich glaube, dass gerade diese letzte logische Konsequenz für Hickups sorgt. Denn irgendwie soll es dann doch das biologische Geschlecht sein, an dem mit den Maßstäben von Gender herumgeschraubt wird.

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

    3 Mal editiert, zuletzt von elCaputo ()

  • elCaputo Deine Darlegung zeigt ja die Widersprüchlichkeit in der Argumentation dieser Diskursteilnehmer bzw. eben auch, sie behaupten ja wissenschaftlich zu vorzugehen, diese Abhängigkeiten etc. klar wissenschaftlich zu argumentieren und zu hinterlegen. Davon liest/hört man aber nix.

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    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • […]

    Alles andere, und das scheint ja das zu sein, mit dem du eigentlich ein Problem, ist Ergebnis von Sozialisierung. […]

    1. Der Relativsatz ist unverständlich.

    2. Wenn das fehlende Verb „hast“ sein sollte:

    Ich habe gar kein Problem, sondern wollte nur (genau wie O. Meier) wissen, welche Merkmale Gymshark so ins Feld führen möchte.


    Dass wir das Thema der Merkmale schonmal durchgekaut hatten, schrieb ich ja bereits. Da ist’s nicht nötig, dass du die wiederholst. Damit ist auch immer noch keine Antwort vom o. g. User erfolgt.

    Scheint aber allgemein häufige Strategie zu sein bzw. habe ich hier nun schon öfter erlebt, dass auf sehr konkrete Fragen dann keine Antworten mehr kommen, weil man dann eventuelle logische Brüche/Unsinnigkeiten o. ä. offenbaren würde.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • MarieJ : Möchtest du konkret eine Definition a la "Frauen sind Menschen, die [biologische Merkmale] aufweisen."? Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass das in eine Richtung abgedriftet, bei der es wieder darum geht, ob Menschen, die [biologisches Merkmal] nicht haben, dennoch Frauen sein können. Bei solchen Unterhaltungen kommt in der Regel kein sinnvoller Ertrag heraus, zusätzlich wird es emotional, da unterschiedliche Mentalitäten und politische Einstellungen aufeinanderprallen. Ich würde hier wirklich auf der Sprachebene bleiben.

  • Möchtest du konkret eine Definition a la "Frauen sind Menschen, die [biologische Merkmale] aufweisen."?

    Keine Ahnung, was MarieJ möchte. Aber. Du führtest an, das natürliche Geschlecht würde anhand von „Merkmalen“ zugeordnet. Soweit.


    Allerdings scheint das gar nicht so einfach zu sein, weil diese „Merkmale“ einer Geheimhaltung unterliegen. Merkmale, die man nicht benennen kann, finde ich nicht wirklich hilfreich.


    Es geht hier offensichtlich um Geklingel, dass ja das „natürliche Geschlecht“ eine völlig klare und eindeutige Sache. Und irgendwie stimmt das auch mit dem „biologischen“ Geschlecht überein, für das es eine ganz klare Definition gäbe. So klar, dass man die nicht zitieren kann.


    Und egal, was man denn dazu fragt, jede Aufforderung zur Konkretisierung führt nur zu einem Schulterzucken.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Ich möchte mal die Frage aufwerfen, ob das Thema Gendern überhaupt von Männern (solchen, die sich als Männer verstehen) überhaupt mitdiskutiert werden darf...
    Ich als weiße Frau definiere auch nicht das Thema rassistische Diskriminierung, weil ich da einfach nicht mitreden kann.

    Das sagt die weibliche Friesin, die sich immer angesprochen fühlt, außer bei Mehrar........

    und Bayern

    Sorry für die Verzögerung. Ich musste darüber nachdenken und hatte daher nicht geschrieben.

    Ich bin aber zu der Antwort "ja" gekommen und schreibe daher wieder.

    Grund: Ich darf mir zum Beispiel auch nicht so einfach einen beliebigen Vornamen aussuchen. Da haben leider andere Leute mitzureden. Selbst mein eigenes Kind darf ich nicht einen beliebeigen Vornamen geben, da entscheiden andere Personen mit (und damit meine ich jetzt nicht Frau oder Verwandte).

    Wenn ich so darüber nachdenke, dann gibt es ziemlich viele Punkte über die ich nicht frei entscheiden darf, obwohl sie mehr oder weniger nur mich betreffen.

    .

  • Männer müssen zum Thema Gendern nicht gefragt werden, wenn sie den ggf. daraus abgeleiteten Sprach- und Schreibregeln nicht unterliegen. So einfach ist der die das Laube.

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

  • Bei "die Person" und "der Mensch " gibt es keine Ungereimtheiten. Bei "das Mädchen" auch nicht. Bei "der Lehrer" aber schon, weil es auch "die Lehrerin" gibt.[…]

    Bei „der Lehrer“ und „die Lehrerin“ im Singular gibt es doch auch keine Ungereimtheiten, wie du es ausdrückst. Problematisch wird es doch erst im Plural, weil wir da im Deutschen eine Pluralform für alle haben, eine separate Pluralform für die Lehrerinnen und eben keine weitere Pluralform für eine rein männliche Gruppe.


    Es ist tatsächlich auch selten, dass man sich außerhalb von Diskussionen, Untersuchungen oder Studien im Zusammenhang mit Gleichberechtigung der Geschlechter für die einzelnen Geschlechter in einer Gruppe Menschen interessiert. Selbst bei dem Beispiel vom kleinen grünen Frosch zum Gebrauch des Pissoirs sind Frauen nicht ausgeschlossen, denn das Putzpersonal möchte von niemandem, dass es neben das Pissoir pinkelt. Es ist einfach nur sehr unwahrscheinlich, dass eine Frau das Pissoir gebraucht. Auch wenn man immer häufiger Frauen sieht, die auf die Herrentoilette gehen, wenn die Warteschlangen sehr unterschiedlich lang sind.

  • Es bleibt aber immer noch fraglich, woran man denn dieses „natürliche“ Geschlecht erkennen kann

    Ich verstehe ehrlich nicht, was diese Frage immer wieder soll. Spätestens mit der Pubertät ist 99 % aller Menschen klar, welches Geschlecht sie haben. Frauen menstruieren, bekommen Brüste und müssen acht geben, nicht ungewollt schwanger zu werden.* Ein paar Wenige hadern mit der Erkenntnis und noch ein paar Weniger sind nicht eindeutig zuzuordnen. Dass man keine Rollenklischees erfüllen möchte heisst nicht, dass man biologisch keine Frau bzw kein Mann ist.


    Meine Mutter war übrigens die einzige Person, die nie gefunden hat, dass ich mich wie ein Mädchen benehmen müsste. Wenn du meine Brüder fragst, die sind der Meinung, ich hätte ALLES gedurft und sie NICHTS.


    *Bevor hier jetzt irgendein Einwand kommt: Natürlich liegt das auch in der Verantwortung der Männer. Es ist aber die Frau, die schwanger wird, das muss ich dir ja alles nicht erklären.

  • Ich selbst habe da keine Fragen, wollte aber die Kriterien von Gymshark hören. Aber ist auch Wurscht, letztlich für die Frage des Genderns für mich nicht erheblich.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Ich möchte mal die Frage aufwerfen, ob das Thema Gendern überhaupt von Männern (solchen, die sich als Männer verstehen) überhaupt mitdiskutiert werden darf...
    Ich als weiße Frau definiere auch nicht das Thema rassistische Diskriminierung, weil ich da einfach nicht mitreden kann.

    Das sagt die weibliche Friesin, die sich immer angesprochen fühlt, außer bei Mehrar........

    und Bayern

    Einfach LOL

  • Ich möchte gerne mal etwas hier hinlegen, das ich als Gedankengang für sehr gut halte.


    Ich habe einen Kumpel, der_die nonbinär ist. Er_sie (ja, ich schreibe das aus Respekt so) ist in sich zu einem hohen Prozentteil Mann, hat aber auch Frauen-Anteile und ist biologisch Frau. Äußerlich würde man ihn_sie eindeutig männlich zuordnen, die Stimme ist aber klar Frau und höher als meine. Ein ganz toller Mensch mit viel Tiefe - und natürlich immer in "Gefahr" anzuecken, blöde Blicke zu kassieren oder ein "was bist du???".


    Wir haben uns letztens generell über die Offenheit/Toleranzgrenzen der Menschen in unserer Dreier-Whatsappgruppe mit einer gemeinsamen Freundin unterhalten, es begann mit "Weihnachtsmärkte sollen in Wintermärkte umbenannt werden", was bei uns und der gemeinsamen Freundin die Diskussion entfachte, wie wir dazu stehen (unterschiedlich). Unsere Freundin sagte dann in einem Nebensatz "das ist dann wie beim Gendern..." und schwubbs hatten wir dieses Thema, das dann auch diskutiert wurde.


    Dies nur vorweg, damit ihr den Text, der nun folgt, einsortieren könnt. Er ist (mit Erlaubnis) aus unserer Gruppe extrahiert. Ich lasse ihn immer noch wirken und in mir ziehen.



    Wieder ein neuer Ansatz... Und ich finde diese Gedanken denkenswert, gerade, wenn die Seiten hochkochen oder sich Unverständnis breitmacht.


    Wollte ich euch einfach nur zeigen. :)

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

  • Neues aus Hessen. Im Koalitionsvertrag wurde folgendes festgelegt:


    Wir werden festschreiben, dass in Schulen auf das Gendern mit Sonderzeichen verzichtet wird und eine Orientierung am Rat für deutsche Rechtschreibung erfolgt.


    ...


    Wir werden festschreiben, dass in der öffentlichen Verwaltung sowie weiteren staatlichen und öffentlich-rechtlichen Institutionen (wie Schulen, Universitäten, Rundfunk) auf das Gendern mit Sonderzeichen verzichtet wird und eine Orientierung am Rat für deutsche Rechtschreibung erfolgt. Auf die Verwendung der sog. Gendersprache werden wir daher zukünftig landesweit verzichten.

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