Leistungsstarke bayerische Abiturientinnen?

  • Dafür gibt's Lehrpläne und Anforderungsbereiche, so beliebig ist das nun auch wieder nicht.


    Weder im Lehrplan noch im Anforderungsbereich steht drin, was du als individuelle Lehrperson effektiv in der Prüfung abfragst. Das Niveau kann von einer Lehrperson zur anderen sehr unterschiedlich sein, da müssen wir uns jetzt echt nichts vormachen.

  • Dafür gibt's Lehrpläne und Anforderungsbereiche, so beliebig ist das nun auch wieder nicht.

    Ja, ganz genau. Und wenn man in einer Klausur nahezu nur die Anforderungsbereiche I und II drin hat, kann man natürlich auch die Note "sehr gut" bei 95% der erreichten Rohpunkte festlegen. Wenn man hingegen knapp 20% der Rohpunkte bereits im Anforderungsbereich III findet, dann ist auch ein "sehr gut" ab 85% der erreichten Rohpunkte gerechtfertigt.

  • Anders ausgedrückt: Notenschlüssel sind für sich genommen überhaupt nicht vergleichbar im Sinne von "lasch vs. streng" oder "leicht vs. schwer", wenn man nicht gleichzeitig die dazugehörigen Klausuren und Verteilung der Anforderungsbereiche berücksichtigt.

  • Aber darum ging es gar nicht, sondern darum, wie man denn in den Spiegel schauen könne, wenn man den Repekt vor der Leistungsüberprüfubg verloren habe. Insbesondere im Mündlichen kann die Schere sehr weit auseinandergehen, wer was wie bewertet. Wer etwas anderes behauptet lügt mMn.

    Das liegt aber nicht an unüberwindbaren systeminhärenten Faktoren, sondern an unzureichend ausgeschärften Maßstäben.

    In Schwubbelfächern mag das simmen, in Mathematik kann man in schriftlichen Prüfungen sehr eindeutig festlegen, welche Kompetenzen erreicht wurden.

    Ich dachte, dass die Hauptaufgabe der Lehrkraft die Wissensvermittlung ist. Erst im zweiten Schritt kommt die Bewertung, die zurecht immer wieder in der Kritik steht.

    Ich habe doch gar keine Abwägung zwischen diesen beiden Bereichen vorgenommen. Diesen Vergleich zwischen Bewertung und Wissensvermittlung hast DU dir herbeigesehnt.


    Wenn es in meiner Macht stünde, dann würde ich es tun.

    Klaro, weg mit den Noten. Dann kann man sich ein Zeugnis übrigens auch sparen, außer vielleicht mit nem lieben Text wo drin steht "Du schaffst das Studium schon". Da es Studienplätze aber nicht unbegrenzt gibt, wird das ganze Prüfungsprozedere dann an die Unis ausgelagert. Dort gibt es dann die A13-Stellen, denn die Aufgabe ist ja staatlich hoheitlich. Die Schulen sind dann pure "Wir haben alle den gleichen Applaus verdient, egal wer am fleißigsten ist"-Anstalten, wo man sicher niemanden im höheren Dienst benötigt.

    Ich kann nur schwer hoffen, dass in deiner Macht nur wenig mehr steht als die Noten deiner Schülerinnen und Schüler. Und dass dies auch so bleibt.:gruss:. Aber ich spreche über dieses kontroverse Thema immer gern, finde ich tatsächlich interessant. Auch ein interessanter Beitrag zum Diskurs:




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  • Aus meiner Elternperspektive:


    Ich empfinde die Anforderungen deutlich niedriger als ich es von meiner Schulzeit vor gut 30 Jahren kenne. Zu meiner Zeit waren Notenschnitte von 3,xx üblich, heute ist 2,xx die Regel. Mit sturem Pauken kann ein Schüler auch in Fächern, in denen er sich eigentlich sehr schwer tut, sehr gute Noten schaffen.


    Dazu gibt es unvorstellbar viele alternative Prüfungsformate abseits der schriftlichen Klausuren, die darüber hinaus noch viel großzügiger bewertet werden. Deshalb kann es durchaus sein, dass die eine vorgeschriebene Klausur pro Halbjahr in der Kollegstufe die einzige schriftliche Note bleibt. Mündliche Noten, die inzwischen ein großes Gewicht bei der Notengebung haben, werden nahezu ausschließlich im guten bis sehr guten Bereich vergeben.


    Außerdem gibt es mit den W- und P-Seminaren sowie den Profilfächern weitere Fächer, die nicht nur überaus gut bewertet werden, sondern auch dazu beitragen können, klassische Fächer mit schlechteren Noten nicht einbringen zu müssen.


    Abgesehen davon gehe ich davon aus, dass auch die Tatsache, dass viele richtig schwache Schüler bis zum Abitur durchgeschoben werden, dazu führt, dass das Niveau sinkt und die guten dadurch noch besser werden.

  • Aus Lehrerinnenperspektive:


    Die gleichen Arbeiten, die ich vor 10 oder 15 Jahren noch mit Drittklässlern schreiben konnte, sind für die jetzigen zu schwer. Ich frage mich, wo die guten Abinoten herkommen. Dann müssten die Abianforderungen gesunken sein.

  • Ja, ganz genau. Und wenn man in einer Klausur nahezu nur die Anforderungsbereiche I und II drin hat, kann man natürlich auch die Note "sehr gut" bei 95% der erreichten Rohpunkte festlegen. Wenn man hingegen knapp 20% der Rohpunkte bereits im Anforderungsbereich III findet, dann ist auch ein "sehr gut" ab 85% der erreichten Rohpunkte gerechtfertigt.

    Kann man, aber warum sollte man? Ich schrieb, dass der Notenschlüssel je Schule festgelegt wird. Dass es einzelne Lehrpersonen geben mag, die zu leichte Klausuren erstellen kann sein, aber das kann überall sein und hat nichts mit der Leistungsmessung generell zu tun. Sonst könnte man natürlich immer so argumentieren und Noten wären völlig aussagenfrei.

  • Ich habe zugegebenermaßen nur die erste Seite gelesen und daher kann es sein, dass mein Gedanke schon aufgegriffen wurde:

    Eine große Rolle für "freundliche" Benotung beim Abitur spielt meines Erachtens nach auch die (emotionale) Nähe zwischen Lehrern und Schülern.

    Nach zwei Jahren gemeinsam durchstandener Oberstufe ist es doch schon eher unwahrscheinlich, dass man seinem Schützling nicht doch noch den ein oder anderen Gnadenpunkt gibt.

    Ich fände da ein rotierendes System wie beim ersten Staatsexamen, wo die Prüfungen der einen Uni von der anderen korrigiert werden, gar nicht übel. Dann entfiele die zwischenmenschliche Komponente und die Konzentration auf die Leistung wäre größer.

  • Gibt es in Bayern keine anonymisierte, schulfremde Zweit- und ggf. Drittkorrektur und schulfremden Vorsitz bei den mündlichen Prüfungen?


    Edit: Verhindert aber auch nicht landesweite Abiturdurchschnitte von um die 2,2 in BW. Übrigens auch schon in den 2000ern - nur weil jemand schrieb, dass es damals noch anders gewesen sei.

  • Ich fände da ein rotierendes System wie beim ersten Staatsexamen, wo die Prüfungen der einen Uni von der anderen korrigiert werden, gar nicht übel. Dann entfiele die zwischenmenschliche Komponente und die Konzentration auf die Leistung wäre größer.

    In Hessen gibt es ein solches Verfahren beim Staatsexamen nicht. Man sucht sich seine Prüfer selbst und die bewerten dann auch.


    Schulfremde Zweitkorrekturen gibt es bei uns im Abi allerdings.

    • Offizieller Beitrag

    Hö? Ich benote die Leistung, alles andere wäre unfair. Chili schreibst DU das???

    Naja, ich schrieb "man" und nicht "ich".
    Aber nein, ich bin reflektiert genug, um zu wissen, dass ich nicht davon gefeit bin.

    In meinem Unterrichtsalltag habe ich aber bei vielen Sachen nicht mal die reale Hoheit...
    1) Ich arbeite fast immer mit einer Parallelgruppe (ob ich wirklich mit der Kollegin arbeite oder nicht, ist irrelevant): es gibt vergleichbare Klassenarbeiten, da muss ein ähnlicher Korrekturschlüssel sein, die Klassenarbeiten müssen vergleichbar sein.

    2) Die "Leistung"... Ach, bitte. Ich konnte schon innerhalb von 4 Jahren nicht die gleiche Klassenarbeit stellen. Die Mutter einer Schülerin wies mich irgendwann darauf hin, sie war die Nachhilfelehrerin von Schüler*innen von mir (ethisch 100% sicher, dass sie keine alten Arbeiten genutzt hat, aber halt die Art der Aufgaben).
    3) In der Oberstufe orientiere ich mich an den Abituraufgaben. Wenn überall nur "oder oder oder"... da habe ich keine Wahl.

    4) zum konkreten "Gefühl" meines Beitrags: Natürlich gebe ich nicht einen Punkt mehr, wenn jemand mir sagt, er wolle Journalismus studieren. Aber trotzdem schwebt immer in der Luft "oh mein Gott, die NCs sind immer höher", ich habe das Gefühl, dass es eine Spirale nach oben befeuert. Aber es ist nicht an konkreten Situationen geknüpft, die ich benennen könnte. Aber irgendwoher muss ja diese Dynamik kommen.

  • Eine große Rolle für "freundliche" Benotung beim Abitur spielt meines Erachtens nach auch die (emotionale) Nähe zwischen Lehrern und Schülern

    Entschuldige bitte, aber das klingt extrem unprofessionell. Ich bin mit meinen Jugendlichen 4 Jahre lang zum Teil wirklich eng aber eine schlechte Leistung ist eine schlechte Leistung. Ich habe schon Schülern 1er in schriftlichen Prüfungen zurückgegeben, mit denen ich zuvor auf der Abschlussfahrt Bier getrunken habe. Das eine ist der Mensch, den ich wertschätze und mit dem ich es lustig haben kann, das andere ist gequirlte Hühnerkacke in einer Leistungsüberprüfung. Ich hatte an der Uni selbst die schlechteste Diplomprüfung bei dem Prof, der hinterher meine Diplom- und Doktorarbeit betreut hat und zu dem ich bis heute ein freundschaftliches Verhältnis pflege.

  • Das hat nichts mit Unprofessionalität zu tun, sondern mit psychologischen Effekten, die zwangsläufig eintreten, weil wir nunmal zur Gattung Mensch gehören.

    Unprofessionell wird es dann, wenn man sich die Bedeutung von interpersonellen Beziehungen nicht bewusst ist, sie ignoriert, ihnen nachgibt etc. pp.

  • Ich empfinde die Anforderungen deutlich niedriger als ich es von meiner Schulzeit vor gut 30 Jahren kenne.

    Ich glaube, ich hatte es hier schon mal irgendwann geschrieben: Meine eigene Englisch-Abi-Klausur (1991; 14 Punkte "ergattert") war ein Witz verglichen mit denen, die in den letzten Jahren in NDS geschrieben wurden. Die Bereiche "Hörverstehen" und "Mediation" gab es damals noch nicht, sprich: Die Klausur bestand nur aus einer Textaufgabe (zweiseitiger Text mit ein paar Aufgaben dazu). Ich war damals nach der Hälfte der Bearbeitungszeit - also nach drei Unterrichtsstunden - fertig, habe mir die Klausur noch etliche Male durchgelesen und dann achselzuckend zum Ende der vierten Stunde hin abgegeben :_o_D.


    Aber das ist natürlich anekdotisch. Keine Ahnung, ob die Abi-Klausuren damals alle so "einfach" waren (meine anderen beiden Abi-Klausuren in Französisch und Bio fand ich - und auch die anderen aus meinen Kursen - ebenfalls nicht sooo anspruchsvoll). Mein Abi-Jahrgang hatte damals übrigens einen Schnitt von 2,5.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • wenn man sich die Bedeutung von interpersonellen Beziehungen nicht bewusst ist, sie ignoriert, ihnen nachgibt

    Das nennt man zusammengefasst "mangelnde Professionalität". Wir unterrichten 4 Jahre lang im Klassenverband und schreiben Hausprüfungen. Unsere Jugendlichen müssten ja sowas von besser bewertet sein als in Deutschland. Das Gegenteil ist der Fall.

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