Verhaltensauffälligkeiten und der Umgang damit

  • Ich war selbst nie "Musterschüler" und wir haben uns in der 7.Klasse einen sportlichen Wettkampf geliefert, welche Klasse mehr Tagebucheinträge erreicht. ;)
    Nach dem Abi wurden die "Rotzaffen" trotzdem Ärzte, Lehrer, Ingenieure, Unternehmer, Professoren ...

    Das soll die störenden Verhaltensweisen nicht verharmlosen.

    Tut es aber schon irgendwie, oder? Ich meine, deine Kolleginnen und Kollegen sind ja nicht spießiger als du, sondern schlicht vom Verhalten im Klassenraum gestresst. Man will unterrichten, aber es geht nicht, weil mind. 5 Kinder freidrehen.


    Also eine Möglichkeit könnte der Wechsel der inneren Einstellung sein "...nicht ich bin gemeint". Dann regt man sich möglicherweise nicht mehr so auf, nimmt nicht jedes Verhalten persönlich. Wenn man das aber gar nicht tut, sondern es einfach Leid ist, dass zwischen 8 und 13 Uhr Kampf in 6 verschiedenen Klassen stattfindet, überhaupt zu arbeiten, statt sich cool zu fühlen, dann ist das noch nicht der Weisheit letzter Schluss. Denn ob die mal Ingenieurinnen werden, ist in Herrn Müllers Musikstunde um 13.45h herzlich egal.

  • Denn ob die mal Ingenieurinnen werden, ist in Herrn Müllers Musikstunde um 13.45h herzlich egal.

    Kann ich durchaus nachvollziehen. Ich habe auch in Randstunden Kunst unterrichtet. Und der Unterricht in 6 verschiedenen Klassen am Vormittag ist die "Höchststrafe". Auch das habe ich als KV durchlitten - wobei mein Hang zur multiplen Persönlichkeit hilfreich war. Anders kann man die verschiedenen Lehrerrollen - die man beim Wechsel von Klasse 2 zu Klasse 10 und zurück zu Klasse 5 um danach Klasse 9 zu bespaßen - nicht handeln und ertragen. Während über die Jahre mein Haarwuchs am Kopf zurückging, hat die Körperbehaarung zugenommen. Ein dickes Fell hilft.

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.
    Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten.

  • … Anders kann man die verschiedenen Lehrerrollen - die man beim Wechsel von Klasse 2 zu Klasse 10 und zurück zu Klasse 5 um danach Klasse 9 zu bespaßen - nicht handeln und ertragen. …

    Bei euch an der Schule gibt es Klasse 2 und Klasse 10?

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Bei euch an der Schule gibt es Klasse 2 und Klasse 10?

    Werkrealschule Ba-Wü mit Grundschule. Ja. Gibt es. Ich bin für beides ausgebildet. Einsatz hauptsächlich in Sek I, aber als KV auch Querbeet.

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.
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  • Wenn man in der deutschen Geschichte ein paar Jahrzehnte zurück geht, dann sieht man was passieren kann, wenn man es nie gelernt hat Autoritäten zu widersprechen.

    Ich wage zu bezweifeln, dass unangemessenes Verhalten/ Stören/ oder wie immer man es nennen mag in der Mehrheit einem kritischen Hinterfragen und dem daraus folgenden Widerspruch gegen Autoritäten gleichsetzen ist… Wäre aber schön wenn es so wäre!

  • Hallo!


    Mir geht es genauso, obwohl ich erst im 8. Dienstjahr bin...es kostet mich sehr viel Kraft, die ganze Stunde über auf die Disziplin zu achten, zu schimpfen, Konsequenzen zu erklären und umzusetzen usw. Und trotzdem wird von der Klasse (nicht nur von einzelnen) jede Gelegenheit genutzt, um zu quatschen - zb während einer Erklärung, während ein Schüler eine Antwort gibt, während dem Austeilen von Kopien und und...mein Fokus liegt zu 90 Prozent auf der Disziplin und zu 10 Prozent beim Fachunterricht...das bin ich langsam wirklich leid :-/


    Man muss dazusagen ich unterrichte Musik und Kunst, immer in den letzten Stunden des Tages.


    Es ist auf jeden Fall schon hilfreich allein zu lesen, dass es manchen anderen auch so geht 😅


    Momentan ist meine Idee, dass bei jedem Dazwischenreden ein Strich an die Tafel kommt, und beim 3. Strich.. nun das weiß ich noch nicht - vl hat jemand Ideen??😊


    Lg

  • Momentan ist meine Idee, dass bei jedem Dazwischenreden ein Strich an die Tafel kommt, und beim 3. Strich.. nun das weiß ich noch nicht - vl hat jemand Ideen??😊

    Du malst Striche an der Tafel an ohne dir vorab Gedanken gemacht zu haben über mögliche Konsequenzen, die mit diesen einhergehen? Was war deine Idee dabei? Hattest du gehofft, die Visualisierung alleine würde deine SuS dazu bringen konzentrierter mitzuarbeiten? Wie sieht dein Umgang mit Störungen sonst aus? Gibt es Sanktionen in deinem Unterricht bislang? Welche sind das? Wie sieht dein Klassenraummangement sonst aus?

    Solltest du tatsächlich bislang lediglich Striche anzeichnen ohne, dass diese Konsequenzen hätten, dann würde ich vermuten, dass eines deiner Probleme im Klassenraummanagement liegt.


    Möglichkeiten, etwas mehr Ruhe zu bekommen könnten sich aus einer intensiveren Zusammenarbeit mit den KLs deiner Klassen ergeben (ggf. gemeinsame Regeln/ Sanktionen), bei dem vielen Nachmittagsunterricht, den du erwähnst, methodisch immer wieder ausreichend Bewegungselemente einzubauen oder natürlich Dinge wie Störer einzeln zu setzen/ umzusetzen (generell Sitzordnung überarbeiten) und natürlich, wenn du Striche anzeichnest, diese mit klaren Konsequenzen, die du vorher verdeutlichst, zu verknüpfen (Zusatzaufgabe zum Unterricht bearbeiten, Schul- und Hausordnung abschreiben für Kampfstörer mit mehr als X Strichen, Klassenbucheintrag mit Elterninformation, …).

    Ich arbeite in unruhigen Klassen gerne mit einem gestuften System. Wenn Ermahnungen/ Hinweise/ Umsetzen nicht ausreichen, dann gibt es entweder:


    1. Gelbe und rote Karten, wer sich also auf rot vorgearbeitet hat, der muss Zusatzaufgabe X bearbeiten und bekommt einen Klassenbucheintrag samt Elterninfo darüber. Wer auf gelb stehen bleibt hat keine weitere Konsequenz.


    Oder:


    2. Ein gestuftes Vorgehen, bei dem die Klasse sich als Team gegenseitig unterstützen kann, damit alle sanktionsfrei ausgehen. (Nutze ich seit geraumer Zeit ausschließlich.) Es gibt eine bestimmte Anzahl an „Freiplätzen“, wenn diese ausreichend sind, damit alle zu ausreichender Konzentration finden, dann gibt es keine Sanktionen. Reichen die Freiplätze nicht aus (was dann der Fall ist, wenn die Klasse sich gegenseitig im Stören bestärkt, statt sich gegenseitig dabei zu unterstützen konzentrierter zu arbeiten), dann bekommen alle, die ich angeschrieben habe eine richtig lästige Zusatzaufgabe, wie die Schul- und Hausordnung abzuschreiben, was niemand 2x machen möchte. Die Konsequenz die ich beim ersten oder zweiten Mal brauche, um das durchzusetzen und einzufordern hilft mir, dass spätestens ab dann auch in unruhigen Klassen im Regelfall die Freiplätze nicht mehr ausgeschöpft werden. Sobald ich die Nummern dafür am Rand der Tafel anschreibe wird es meist schon direkt deutlich leiser, weil sie dann wissen, dass sie sich jetzt wirklich zusammenreißen müssen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich wage zu bezweifeln, dass unangemessenes Verhalten/ Stören/ oder wie immer man es nennen mag in der Mehrheit einem kritischen Hinterfragen und dem daraus folgenden Widerspruch gegen Autoritäten gleichsetzen ist… Wäre aber schön wenn es so wäre!

    Es ging mir eher um die pauschale Aissage, dass es keinen Respekt vor Autoritäten gibt und man Asien als Vorbild nannte.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Ich habe Asien nicht als Vorbild benannt, sondern darauf hingewiesen, dass einige asiatische Staaten uns gerade massiv alt aussehen lassen, was Qualifikation und Leistungsbereitschaft der Absolventen betrifft. Ich möchte auch nicht zwingend südkoreanische Verhältnisse haben (obwohl ich das Strafpunktesystem für Fehlverhalten schon ganz schick finde), aber die gesunde Mitte liegt wohl irgendwo zwischen unseren beiden Systemen. Was bei uns abgeht, ist jedenfalls nicht besser, sondern maximal "anders miserabel" und im globalen Wettbewerb vermutlich perspektivisch auch nicht hilfreich.


    Darüber hinaus schließe ich mich Ichbindannmalweg an. Es gibt auch einen Unterschied zwischen der Befähigung zu kritischem Denken und dem Hinterfragen von Begebenheiten und dem grundsätzlichen Infragestellen von Autoritäten, wie es Kindern oftmals gestattet wird. Dass es in vielen Familien üblich ist, jeden Kleinkram zu diskutieren und erstmal zu überlegen, ob eine Aktivität gerade mit den eigenen Befindlichkeiten und Bedürfnissen kompatibel ist, ist jedenfalls auf keiner Ebene vorteilhaft.

  • CDL: Nein, natürlich mache ich das nicht ohne vorher zu wissen was beim 3. Strich passiert ;) bisher habe ich dann immer einen der größten Störer mit einer Aufgabe hinausgesetzt, oder die Klasse 10 min etwas schreiben lassen. Das finden aber oft diejenigen unfair, die nicht geredet haben. Deshalb meine Frage, ob es hier bessere Ideen gibt.


    Danke jedenfalls für deine ausführliche Antwort!!


    Mein Problem mit Konsequenzen, die nur gewisse Schüler betreffen ist, dass es oft kaum möglich ist einen oder wenige "Schuldige" festzulegen, weil das Quatschen bis auf wenige Ausnahmen fast an allen Ecken und Enden des Klassenraums stattfindet. Da gelingt es mir nicht, während des Unterrichtens bei jedem Vorkommnis festzustellen, wer jetzt am meisten beteiligt war...

  • CDL: Nein, natürlich mache ich das nicht ohne vorher zu wissen was beim 3. Strich passiert ;) bisher habe ich dann immer einen der größten Störer mit einer Aufgabe hinausgesetzt, oder die Klasse 10 min etwas schreiben lassen. Das finden aber oft diejenigen unfair, die nicht geredet haben. Deshalb meine Frage, ob es hier bessere Ideen gibt.


    Danke jedenfalls für deine ausführliche Antwort!!


    Mein Problem mit Konsequenzen, die nur gewisse Schüler betreffen ist, dass es oft kaum möglich ist einen oder wenige "Schuldige" festzulegen, weil das Quatschen bis auf wenige Ausnahmen fast an allen Ecken und Enden des Klassenraums stattfindet. Da gelingt es mir nicht, während des Unterrichtens bei jedem Vorkommnis festzustellen, wer jetzt am meisten beteiligt war...

    Ich versteh's. Vor allem will man doch einfach gerne Musik oder Kunst machen, dafür liebt man ja auch seine Fächer und hat sich vorbereitet... Und jeden Tag Listen zu führen, wer noch eine Strafarbeit abzugeben hat, ist nicht das, was man sich unter einem erfüllenden Arbeitsleben vorstellt. Ganz ohne Tips, nur so als Bestandsaufnahme.

  • dafür liebt man ja auch seine Fächer

    Tut man das? Ich bin erstaunt, das jetzt ausgerechnet von einer ausgebildeten Förderschullehrperson zu lesen. Ich glaube nicht, dass man Sonderpädagogik studiert, wenn man Fächer liebt. Dann studiert man eher Chemie oder sowas. Und wenn ich die "lieben" würde, wäre ich wohl kaum in den Schuldienst gegangen. Ich unterrichte junge Menschen, keine Fächer.


    Das erkenne ich schon auch als Problem frustrierter Lehrpersonen. Bei unseren Franzosen gibt's das öfter. Die meisten Jugendlichen scheissen auf Französisch. Das weiss man eigentlich, bevor man in den Schuldienst geht. Lass es bleiben, wenn du damit nicht klarkommst.

  • Meine Strategie, damit "klar zu kommen" war immer, es nicht persönlich zu nehmen. Ziel der aufmüpfigen und störenden Verhaltensweisen ist bei den "Kids" zunächst die Peer-Group, vor der man sich beweisen will, der Versuch von eigenem Schulversagen abzulenken oder schlicht "Spaß an der Freud'", wenn der Unterricht mal wieder zu dröge wird. Ich war selbst nie "Musterschüler" und wir haben uns in der 7.Klasse einen sportlichen Wettkampf geliefert, welche Klasse mehr Tagebucheinträge erreicht. ;)
    Nach dem Abi wurden die "Rotzaffen" trotzdem Ärzte, Lehrer, Ingenieure, Unternehmer, Professoren ...

    Dito. Damals waren wir die schlimmste Klasse, die es jemals gab. Aus uns wird nie was werden! Heute sind wir die erfolgreichen Spießer (und werden, wenn die Baby-Boomer*innen nicht mehr unter Beschuss stehen, als nächste aufs Korn genommen "Xler*innen..." genervt guggen)

    Dann studiert man eher Chemie oder sowas. Und wenn ich die "lieben" würde, wäre ich wohl kaum in den Schuldienst gegangen. Ich unterrichte junge Menschen, keine Fächer.


    Das erkenne ich schon auch als Problem frustrierter Lehrpersonen. Bei unseren Franzosen gibt's das öfter. Die meisten Jugendlichen scheissen auf Französisch. Das weiss man eigentlich, bevor man in den Schuldienst geht. Lass es bleiben, wenn du damit nicht klarkommst.

    Das ist etwas, was ich auch beobachtet habe. KuK, die mit Technik arbeiten wollen und sich vor allem für Technik interessieren, haben eher zu kämpfen als die, die das Unterrichten und den Umgang mit Menschen mögen. Letztere beherrschen auch ihr Fach und interessieren sich dafür, sie wollen aber Lehrkräfte sein. Die zuerst genannte Gruppe habe ich teils so erlebt, dass sie irgendwann als Alternative zu schlechten Jobperspektiven Lehrkraft wurde.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Ich dagegen würde bei freier Wahl 6x Craniotherapie wählen. Nach 20min fühlt man sich wie ein neuer Mensch, weil alles sich entspannen konnte in Kopf, Schulter, Nacken (bei spannungsinduzierter Migräne ein Traum). Dazu noch etwas Osteopathie für den restlichen Körper und die Regeneration läuft. Das fände ich klasse, das bezahlt zu bekommen.

    Einen Wirksamkeitsnachweis der craniosakralen Therapie gibt es bis heute nicht. In einer Übersichtsstudie von Green et al. [4], in der 33 entsprechende Studien untersucht wurden, konnte kein glaubwürdiger Nachweis der Wirksamkeit der Methode gefunden werden.


    https://www.psiram.com/de/index.php/Cranio-Sakrale-Therapie


    Laut der deutschen Krankenversicherung AOK konnten bisher keine wissenschaftlichen Nachweise der Wirksamkeit der Osteopathie erbracht werden


    https://www.psiram.com/de/index.php/Osteopathie




    Zitat

    Das fände ich klasse, das bezahlt zu bekommen.


    Ich hoffe, doch nicht.

  • Momentan ist meine Idee, dass bei jedem Dazwischenreden ein Strich an die Tafel kommt, und beim 3. Strich.. nun das weiß ich noch nicht - vl hat jemand Ideen??😊

    Grundsätzlich: Unabhängig von der Zahl der Striche - Fallen Schüler mit diesem Verhalten auf, Eltern anrufen, Klassenlehrer informieren, schauen, ob es ein schulisches Maßnahmensystem gibt, Ordnungsmaßnahmen beantragen (so heißen die in NRW, wie in anderen Bundesländern, keine Ahnung) weitere pädagogische Maßnahmen.

  • Grundsätzlich: Unabhängig von der Zahl der Striche - Fallen Schüler mit diesem Verhalten auf, Eltern anrufen, Klassenlehrer informieren, schauen, ob es ein schulisches Maßnahmensystem gibt, Ordnungsmaßnahmen beantragen (so heißen die in NRW, wie in anderen Bundesländern, keine Ahnung) weitere pädagogische Maßnahmen.

    Auch ganz wichtig: Schulleitung und Kollegen sollten entweder am gleichen Strang ziehen oder zumindest die Freiheit des Kollegen zur Umsetzung pädagogischer Maßen mittragen, da bei Unstimmigkeiten die Schüler das schnell mitbekommen und die Kollegen gegenseitig ausspielen.

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