Erste Stelle als Vertretungslehrkraft

  • Liebe alle,


    vor einiger Zeit war ich schon einmal in diesem Forum unterwegs -- damals noch als Erstsemestler. Nun hat sich Einiges getan, die ersten Abschlüsse wurden erreicht und ich trete bald meine erste Stelle als Vertretungslehrkraft an einem Gymnasium an (Sek. I). Mir stellt sich nun die Frage, was man als Vertretungslehrkraft alles zu beachten hat und vor allem, welche "essentials" ich definitiv benötigen werde. Lehrerkalender, klar. Aber darüber hinaus? Gibt es etwas, was ihr im Lehreralltag nicht mehr missen mögt? Insbesondere für das Fach Mathematik in den Klassen 5-7?


    Ich freue mich über alles mögliche, was mir den Start als Vertretungslehrkraft erleichtern (?) könnte -- oder einfach generelle Tipps, z. B. wie man sich insbesondere in den Klassenstufen 5-7 den Schüler*innen vorstellen kann, aber auch die Klasse möglichst schnell kennenlernt.


    gez.

    eine wirklich aufgeregte Lehrkraft, die (noch) hochmotiviert ist und für das Schulsystem und ihre Fächer brennt.


    mathemensch -- oder lieber: Mensch, Mathe?:victory:

  • Lies dich in den Bildungsplan ein und ins Schuldcurriculum, sowie die Schul- und Hausordnung. Frag bei den Klassenlehrkräften deiner Klassen nach, welche Regeln sie festlegen und wie sie diese durchsetzen. Wenn ihr an einem Strang zieht, dann kann das gerade dir als Anfänger die Arbeit erleichtern, denn das merken auch deine SuS, wenn ihr euch diesbezüglich eng abstimmt.

    Wenn du längerfristig in denselben Klassen eingesetzt bist, dann besorg dir die Stoffverteilungspläne, damit du weißt, wie du weiterarbeiten kannst und sollst und stimm die mit den KuK in der Fachschaft ab für Klassenarbeiten/ Tests.


    Alle „essentials“ auf Materialebene sind letztlich etwas, was individuell verschieden ist, also fang erst einmal an und finde heraus, was zu deinem Unterrichtsstil passt, welche Methoden du häufig einsetzt, welche Materialien du konstant benötigst und finde so heraus, was du vielleicht noch benötigen könntest, um dir den Alltag zu erleichtern. Finde vor allem aber auch heraus, was es bereits an deiner Schule gibt und du von dort nutzen kannst, statt es selbst anzuschaffen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Es gibt hier schon einige Threads (einer ganz frisch), was man so alles braucht oder nicht braucht. Das ist so individuell, dass es schwer ist, darauf eine Antwort zu geben. ich brauche zB nur ein digitales Endgerät und einen Kugelschreiber. Habe alle Bücher, Vorbereitungen und Notenverwaltung digital.


    Aber: Du gehst hochmotiviert in 5.-7.-Klassen, "brennst" für Dein Fach. Das ist für mich eine Red Flag. Du wirst auf Schülerschaften treffen, die in womöglich großen Teilen nicht immer motiviert sind und auch Mathe nicht als Lieblingsfach betrachten. Insbesondere in Klasse 7. Bevor Du enttäuscht wirst, solltest Du Dich von idealistischen Vorstellungen verabschieden.

  • Aber: Du gehst hochmotiviert in 5.-7.-Klassen, "brennst" für Dein Fach. Das ist für mich eine Red Flag. Du wirst auf Schülerschaften treffen, die in womöglich großen Teilen nicht immer motiviert sind und auch Mathe nicht als Lieblingsfach betrachten. Insbesondere in Klasse 7. Bevor Du enttäuscht wirst, solltest Du Dich von idealistischen Vorstellungen verabschieden.

    Danke für deine Antwort. Vielleicht etwas missverständlich von mir ausgedrückt... Ich habe Spaß an meinen Fächern und entgegen vieler anderer Personen in meinem Umfeld nicht den letzten Funken Hoffnung verloren. Ich wollte damit nicht sagen, dass ich jetzt übermotiviert den Stoff durchziehe -- ich bin aber motiviert, mit den SuS zu arbeiten. Letztlich wird sich herausstellen, auf welcher Ebene.

  • Lies dich in den Bildungsplan ein und ins Schuldcurriculum, sowie die Schul- und Hausordnung. Frag bei den Klassenlehrkräften deiner Klassen nach, welche Regeln sie festlegen und wie sie diese durchsetzen. Wenn ihr an einem Strang zieht, dann kann das gerade dir als Anfänger die Arbeit erleichtern, denn das merken auch deine SuS, wenn ihr euch diesbezüglich eng abstimmt.

    Wenn du längerfristig in denselben Klassen eingesetzt bist, dann besorg dir die Stoffverteilungspläne, damit du weißt, wie du weiterarbeiten kannst und sollst und stimm die mit den KuK in der Fachschaft ab für Klassenarbeiten/ Tests.


    Alle „essentials“ auf Materialebene sind letztlich etwas, was individuell verschieden ist, also fang erst einmal an und finde heraus, was zu deinem Unterrichtsstil passt, welche Methoden du häufig einsetzt, welche Materialien du konstant benötigst und finde so heraus, was du vielleicht noch benötigen könntest, um dir den Alltag zu erleichtern. Finde vor allem aber auch heraus, was es bereits an deiner Schule gibt und du von dort nutzen kannst, statt es selbst anzuschaffen.

    Vielen Dank dafür -- da ist viel Wertvolles für mich dabei. Vielleicht sollte ich erst einmal abwarten, was für Möglichkeiten die Schule bereits anbietet... Abstimmung mit den KuK ist glaube ich immer sinnvoll! Herzlichen Dank!

  • Danke für deine Antwort. Vielleicht etwas missverständlich von mir ausgedrückt... Ich habe Spaß an meinen Fächern und entgegen vieler anderer Personen in meinem Umfeld nicht den letzten Funken Hoffnung verloren. Ich wollte damit nicht sagen, dass ich jetzt übermotiviert den Stoff durchziehe -- ich bin aber motiviert, mit den SuS zu arbeiten. Letztlich wird sich herausstellen, auf welcher Ebene.

    Wenn man bereits als Studierender „den letzten Funken Hoffnung“ für den künftigen Beruf und die eigene Selbstwirksamkeit selbigen betreffend verloren hat ist das mindestens genauso eine Red Flag. Nicht alle mit dieser Einstellung werden sich vielleicht in den Burnout manövrieren, seinen SuS und sich selbst tut man aber dennoch keinen Gefallen, mit so einer Einstellung einmal in den Beruf einzusteigen.


    Ich bin im sechsten Berufsjahr seit Studienende. Ich „brenne“ nicht für meinen Beruf, mache diesen aber an den meisten Tagen sehr gerne, mit hoher intrinsischer Motivation und sehe auch in meinem Berufsalltag, warum dieser wichtig ist, was er bringt, was ich zu bewirken vermag durch meine Arbeit. Die meisten meiner Fächer unterrichte ich nach wie vor mit Begeisterung, Fach drei zumindest gerne.

    Lern nach und nach gesunde Grenzen zu ziehen, damit du dir deine Motivation bewahren kannst und deinen Beruf gesund ein Berufsleben lang auszuüben vermagst. Bewahr dir die Freude an deinen Fächern dabei, diese kann ein Funke sein, der überspringt.

    Wenn du das schaffst, dann ist das bedeutend gesünder, als die Haltung der Kommiltioninnen und Kommilitonen, die schon jetzt resigniert haben.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Motiviert und freundlich reingehen ist gut.

    Die Schüler wissen das zu schätzen.

    Auch wenn sie oft keinen Bock haben sind sie froh, wenn du gute Laune und (keinen übertriebenen!!) Elan mitbringst.

    Woher ich das weiß? Weil mir das mehrmals persönlich und auch anonym rückgemeldet wurde und Schüler auch gesagt haben, dass es ihnen bei gewissen unmotivierten, schlecht gelaunten Lehren, direkt vergeht.

    Auch wenn sie oft eine "keinen Bock" Ausstrahlung haben, wird es garantiert nicht besser, wenn du das auch ausstrahlst.

  • Darf ich fragen, wann du anfängst? Es wirkt wie ein komischer Zeitpunkt, so mitten im Schuljahr.

    KV- Stellen werden doch das ganze Schuljahr über ausgeschrieben, wann immer es Bedarf gibt. Was also soll komisch sein an dem Zeitpunkt?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • KV- Stellen werden doch das ganze Schuljahr über ausgeschrieben, wann immer es Bedarf gibt. Was also soll komisch sein an dem Zeitpunkt?

    Du hast Recht. Bei uns heißt es im (seltenen) Krankheitsfall während des Jahres immer "wer kann und will noch?"

    So ein Bewerbungsverfahren mit Stellenausschreibung, Bewerbungsgespräch, neuer Vertrag usw. dauert unterm Schuljahr doch einfach viel zu lang. Vermutlich hab ichs deswegen nie mitgekriegt.

  • So ein Bewerbungsverfahren mit Stellenausschreibung, Bewerbungsgespräch, neuer Vertrag usw. dauert unterm Schuljahr doch einfach viel zu lang.

    Was dauert daran lange? Die meisten Bundesländer haben eine Datenbank, wo alle in Frage kommenden eine Mail erhalten, die Stellen sind in der Regel ab sofort und dann nach hinten befristet, also je nachdem wie schnell man reagiert und ob es passt geht das total schnell.
    Bei uns ist bei PKB-Stellen soviel ich weiß sogar die Zustimmung des PR- und der Frauenvertretung entbehrlich, wird also direkt in der Schule ausgefüllt der Vertrag, die Unterlagen per Fax vorab rüber, dann das ganze in die Post, am nächsten Tag könnte man eigentlich anfangen (oder auch am selben), dauert genauso lange wie in der Schule zu fragen wer aufstockt, denn auch da gibt es bei uns einfach einen PKB-Vertrag oben drauf.


    Für mich ist eher ungewöhnlich, wenn man da noch Vorlauf hat, denn der Bedarf ist ja in der Regel (wenn es nicht gerade REHA oder ähnliches geplant ist), gerade jetzt da.

  • In NRW dauert es immer länger:

    1) Die Stellenausschreibung dauert mind. 1 Woche, teilweise schreiben Schulen aus 2 Wochen aus.

    2) Dann werden Bewerbungsgespräche durchgeführt.

    3) Wenn die Wunsch-Kandidatin dann zusagt, wird der Vertrag ausgefüllt und zur Bezirksregierung geschickt. Evenutell wird noch ein erweitertes Führungszeugnis benötigt.

    4) Diese braucht dann immer etwas länger bis sie den endgültigen Vertrag schickt. Vorher darf die Kandidatin/ der Kandidat nicht anfangen. Selbst ohne das Beantragen des Führungszeugnisses dauert es länger als einen Tag. Kann durchaus auch mal ne Woche dauern, wenn man Pech hat.

    • Offizieller Beitrag

    In NRW dauert es immer länger:

    1) Die Stellenausschreibung dauert mind. 1 Woche, teilweise schreiben Schulen aus 2 Wochen aus

    Zumindest das stimmt nicht.

    Bei Verena können die Stellen auch weniger lange stehen und jederzeit rausgenommen werden.

  • Hab grade ein schönes Buch gelesen, dass ich empfehlen kann. So, wie du dich beschreibst, könnte es zu dir passen:

    "Lachend lernen" heißt es, von Felix Gaudo und Marion Kaiser.


    Es ist nur meine Empfehlung, keine Werbung, ich bekomme keine Provision. Sollte es dennoch unerwünscht sein, dann bitte löschen.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Hab grade ein schönes Buch gelesen, dass ich empfehlen kann. So, wie du dich beschreibst, könnte es zu dir passen:

    "Lachend lernen" heißt es, von Felix Gaudo und Marion Kaiser.


    Es ist nur meine Empfehlung, keine Werbung, ich bekomme keine Provision. Sollte es dennoch unerwünscht sein, dann bitte löschen.

    Hab ich gleich mal auf meine Merkliste gesetzt, danke für den Hinweis. Das klingt lesenswert.


    Aber ich weiß nicht, ob sich das für den Einstieg eignet. Aber schon das Titelbild macht mich lächeln.


    Ich finde es etwas übertrieben, hier gleich mit allerhand roten Flaggen zu wedeln. Lasst mathemensch doch erst mal ankommen.


    Ich wünsche dir einen guten Start!


    Ich hatte anfangs eine große Kladde mit allem wichtigen drin - Termine, Stundenplan, Klassen etc. Gerade am Anfang ist es am wichtigsten, den Überblick zu behalten, weil doch ganz schön viel auf einmal auf einen zukommt. Inzwischen habe ich alles Wichtige sowohl zu Hause als auch in der Schule im digitalen Zugriff - wobei ich immer noch jedes Schuljahr eine Exceltabelle als Übersichtskalender mache. Da streiche ich immer die Wochen durch, die geschafft sind und sehe: Nach den Ferien ist vor den Ferien :klatsch:

  • Bei uns ist bei PKB-Stellen soviel ich weiß sogar die Zustimmung des PR- und der Frauenvertretung entbehrlich

    In NRW muss das immer durch den Personalrat. Das allein dauert mindestens eine halbe Woche, wenn man Pech hat auch mal zwei. Das größte Problem sind allerdings die erweiterten Führungszeugnisse sobald jemand neu anfängt oder das alte älter als 3 Monate ist und man auch nur einen Tag (!) :autsch: eine Vertragslücke hatte. Wartezeit bis zu 3 Wochen.

  • Die Verträge werden bei uns erstmal alle ohne Führungszeugnis unterschrieben, du unterschreibst, dass nichts vorliegt und reichst die dann nach. Da gibts einen Passus, dass die dann bei Einträgen ungültig werden, aber das hindert niemanden daran gleich anzufangen.

  • Die Verträge werden bei uns erstmal alle ohne Führungszeugnis unterschrieben, du unterschreibst, dass nichts vorliegt und reichst die dann nach. Da gibts einen Passus, dass die dann bei Einträgen ungültig werden, aber das hindert niemanden daran gleich anzufangen.


    Kann also dazu führen, dass ein wegen mehrfachen Kindesmißbrauchs vorbestrafter Ex-Knacki an Berliner Schulen wochenlang „Zugriff“ auf Kinder hat. Klingt richtig super.

  • Kann also dazu führen, dass ein wegen mehrfachen Kindesmißbrauchs vorbestrafter Ex-Knacki an Berliner Schulen wochenlang „Zugriff“ auf Kinder hat. Klingt richtig super.

    Solange man an vielen pädagogischen Einrichtungen mittlerweile ganz auf Führungszeugnisse verzichtet halte ich das für das geringe Übel.

    Ich kenne ein Kinderheim, da war der Fachkräftemangel so hoch, dass sie irgendwelche Pärchen auf der Durchreise eingestellt haben. Da geht das hier alles noch.

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