• Im Endeffekt ist ein Gesamtschulsystem immer auch ein selektives System. Das fängt bei den E- und G-Kursen an, kann aber noch durch weitere Wahlen ausdifferenziert werden. Wären wirklich ALLE Schüler an diesen Gesamtschulen kann das System durchaus auch funktionieren.


    Ich weiß nicht, wer auf die unsägliche Idee kommt, ein dreigliedriges System und ein Gesamtschulsystem parallel laufen zu lassen. Beides kann nur ernsthaft funktionieren, wenn man daraus ein „entweder oder“ macht.

    Stimmt wohl.


    ich hätte allerdings auch bei "entweder oder" Vorbehalte und würde dann wohl eher irgendeine Privatschule wählen.

  • Hier gibt es noch alle Schularten. Habe gestern mit einer Mutter gesprochen, die ihren Sohn (Autist) von der Gemeinschaftsschule genommen hat, weil er dort gemobbt wurde. Sie sagte, das Konzept und vor allem die Lehrer haben ihr sehr gefallen, sie würde die Lehrkräfte sogar vermissen, aber die Kinder seien schrecklich gewesen und hätten das Anderssein ihres Sohnes nicht akzeptiert. Um ihn da rauszuholen, schickt sie ihn nun auf eine Realschule und er wäre besser inkludiert, so wie in unserer Grundschule damals.

  • Wisst ihr, was mir beim nochmaligen Lesen der Ländernotizen gerade aufgefallen ist? In der Schweiz haben absolut (!) mehr Jugendliche teilgenommen als in Deutschland. Irgendjemand meinte doch, die Auswahl sei in Deutschland verzerrt. Wohl eher nicht zum Negativen, würde ich sagen, die Stichprobe ist relativ gesehen ja 10 x kleiner als bei uns. Das gleiche gilt für Südkorea, Japan, China, ... Na gut. Wenn man die "Doofen" einfach nicht zum Test schickt, ist klar, woher die Ergebnisse kommen. :lach2:

  • ...

    ich hätte allerdings auch bei "entweder oder" Vorbehalte und würde dann wohl eher irgendeine Privatschule wählen.

    Also zumindest hier in Sachsen arbeiten an Schulen in privater Trägerschaft Lehrkräfte, die nicht fertig ausgebildet sind oder darauf warten, beim Staat eine Stelle zu bekommen. Solange der Staat solche Gehälter anbietet, mutmaße ich, dass ein Privatschulsystem in Deutschland nie eine ernsthafte Rolle spielen wird.

  • Erstaunlich, wenn Lehrkräfte über eigene Belastung und Burnout klagen und zugleich dann Drill bei Kindern wollen, um mit Ostasiatischen Ländern mithalten können.

    Ich klage nicht über Burnout oder Überlastung. Mir hätte es als Schüler gut getan, etwas Druck zu erfahren, so gefordert zu werden, dass ich tatsächlich aktiv lernen muss und für bestimmte Grundlagen Drill zu erfahren. Ich habe diverse Schüler in meinen Kursen, die davon auch profitieren würden.

    Es geht nicht darum, mit den ostasiatischen Ländern "mithalten" zu können.

  • Wisst ihr, was mir beim nochmaligen Lesen der Ländernotizen gerade aufgefallen ist? In der Schweiz haben absolut (!) mehr Jugendliche teilgenommen als in Deutschland. Irgendjemand meinte doch, die Auswahl sei in Deutschland verzerrt. Wohl eher nicht zum Negativen, würde ich sagen, die Stichprobe ist relativ gesehen ja 10 x kleiner als bei uns. Das gleiche gilt für Südkorea, Japan, China, ... Na gut. Wenn man die "Doofen" einfach nicht zum Test schickt, ist klar, woher die Ergebnisse kommen. :lach2:

    Und woher weißt du, dass bei uns die Doofen verschont wurden? Vielleicht war es genau umgekehrt?


    Bei vorletzten Mal war meine Schule betroffen und es war genau vorbestimmt, wer teilnahm (ca. 25 Schüler), wir erhielten eine Liste. (Aus meiner 8. Klasse traf es genau einen, der wiederholt hat und das war wirklich keine Leuchte. Es geht um 15jährige, der Rest war also in der 9. und ein paar sogar in der 10. Irgendwelche Statistiken entscheiden, aber nicht die Landesregierung oder gar Schule).

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • ... und da sehe ich besonders in der Berufsfachschule immer wieder SuS, die in der typischen Pubertätskrise in der Folge dann in Kursen abgestuft wurden. Dann kamen sie aus dem abgestuften Kurs nicht mehr nach oben und mussten nach der 9. die IGS verlassen. In der BF1 wundern wir uns immer wieder, warum diese Gruppe eigentlich normal begabter und (wieder) fleißiger SuS bei uns landen und ein Jahr auf dem Weg zum Realschulabschluss verlieren musste.

    Vermutlich hätten sie bei gleichen Bedingungen in der Realschule ein Schuljahr wiederholt, das käme dann zeitlich auf das Gleiche raus.

    Es könnte alles so einfach sein - ist es aber nicht.

  • Und woher weißt du, dass bei uns die Doofen verschont wurden? Vielleicht war es genau umgekehrt?

    Ich meinte eher China & Co. Deren Stichprobe beschränkt sich z. B. auf Hongkong und Macau. Ich habe aber mal nach dem deutschen Auswahlverfahren gegoogelt und da wird tatsächlich auch sichergestellt, dass "reguläre" Neuntklässler überrepräsentiert sind. Zusätzlich zu 30 zufälligen 15jährigen wird eine vollständige 9. Klasse gewählt und daraus weitere 15 15jährige SuS. Ich habe es nicht finden können, wie das in der Schweiz gemacht wird. Die Uni Bern organisiert es, ich suche mal weiter, ob ich noch was dazu finde.

  • In der "Stadthalle" war ich auch 😉. Allerdings als Elternteil.

    Die Diskussion über die Realschulen wurde auch in den nächsten Tagen noch fortgesetzt.

    Wobei es nicht nur Kritiker der Gesamtschule vor Ort gibt. Ich kenne auch viele Eltern ehemaliger SuS, die auf diese Gesamtschule und das System an sich schwören und auch Geschwisterkinder mit Gym-Empfehlung lieber an die Gesamtschule schicken.

  • Nun - ich war lange Zeit aktives Mitglied einer Entwicklungshilfegruppe für Burundi.
    Und ja. Das hat mit dem Thema zu tun.

    Wir waren - und sind - der Überzeugung, dass Entwicklungshilfe und Ausbildung im schulischen Bereich nur über die Mütter funktionieren kann.
    Wenn die Mütter ihre Kinder nicht unterstützen können, findet jeder Unterricht ohne Bodenhaftung statt. Wir haben daher Alphabetisierungskampagnen - und Sprachunterricht - für die Mütter finanziert. Im kleinen Rahmen. Lokal. 1 Stadt hilft 1 Gemeinde.
    Es konnten mehr als 4500 Frauen alphabetisiert werden.
    https://bisoro.de
    BTW: Nachmachen ausdrücklich erwünscht!

    Wenn in Deutschland für die Neuankömmlinge keine verpflichtenden Sprachkurse stattfinden, haben deren Kinder keine Chance.

    In Zeiten der Kohlära hatte ich Sprachkurse für Neuankömmlinge aus Kasachstan, Polen und Rumänien durchgeführt. Diese Menschen arbeiten heute in den Firmen der Region - ihre Kinder befinden sich im Handwerk, Handel, Dienstleistung oder an den Universitäten. Nur so funktioniert das.

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.
    Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten.

  • Und woher weißt du, dass bei uns die Doofen verschont wurden? Vielleicht war es genau umgekehrt?

    In China stehen bspw. Singapur und Macau sogar in Klammern dabei. Es ist also davon auszugehen, dass es kein Vergleich mit allen chinesischen Schülern ist sondern mit ausgewählten Regionen in den vorrangig privilegierte Bevölkerung lebt.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Im Endeffekt ist ein Gesamtschulsystem immer auch ein selektives System. Das fängt bei den E- und G-Kursen an, kann aber noch durch weitere Wahlen ausdifferenziert werden. Wären wirklich ALLE Schüler an diesen Gesamtschulen kann das System durchaus auch funktionieren.


    Ich weiß nicht, wer auf die unsägliche Idee kommt, ein dreigliedriges System und ein Gesamtschulsystem parallel laufen zu lassen. Beides kann nur ernsthaft funktionieren, wenn man daraus ein „entweder oder“ macht.

    Was soll sich genau und wodurch verbessern, wenn alle SuS in ein dysfunktionales System gesteckt werden, statt nur 2/3?


    In den "Problemvierteln" landen doch ohnehin schon fast alle Kinder im Gesamtschulsystem.

  • Natürlich gibt es noch andere Effekte, sonst wäre R^2= 1 und nicht 0,54. Der Vergleich verschiedener Bundesländer ist vor allem wegen der sehr unterschiedlichen Schülerstruktur der Stadtstaaten problematisch, die liegen meist am Ende trotz relativ hoher Ausgaben.

    Naja, dann sag doch mal konkret, wofür du mehr Geld ausgeben würdest. Es fehlen einfach Lehrkräfte, es arbeiten so viele Quereinsteiger und fachfremd Unterrichtende, dazu unfassbar viel Unterrichtsausfall. Und was stattfindet an Unterricht ist soundsooft "macht mal zu Hause ne Powerpoint", die dann die Eltern erstellen, die Internet haben und Deutsch können.


    Im Forum sind natürlich nur spitzen Lehrkräfte, die alles richtig machen, aber der Zeit-Artikel weiter oben drückt es ganz gut aus, fürchte ich: die meisten Eltern halten nichts von den Schulen und vielen Lehrkräften ihrer Kinder. Das, was vermittelt werden soll, macht man soundsooft selbst zu Hause. Und gerade die Klagen hier, dass die Kinder nicht das 1x1 können und keine Bücher lesen zeigt es, deutsche Lehrkräfte erwarten, das zu Hause alles läuft. Solange Familien den Überblick haben, kommen die Kinder klar. Sobald das nicht der Fall ist, hebt die Schule die Hände.

  • Was soll sich genau und wodurch verbessern, wenn alle SuS in ein dysfunktionales System gesteckt werden, statt nur 2/3?


    In den "Problemvierteln" landen doch ohnehin schon fast alle Kinder im Gesamtschulsystem.

    Nein, Gesamtschulen sind nicht per se schlecht, sondern das Niveau und Sozialverhalten sinkt, weil jeder, der es irgendwie schaffen kann, aufs Gymnasium geschickt wird. Wenn es nur noch Gesamtschulen gäbe, würden gutsituierte Eltern schon dafür sorgen, dass die Gesamtschule, an der ihr Kind ist, läuft


    Das fängt schon beim Förderverein an, der jedes Jahr Tausende Euro verwaltet undhirt bei den Eltern nicht auf, die Lektüren, Museumsbesuche und Skifreizeiten bezahlen.

  • Inwiefern ein Gesamtschulsystem einem selektiven System mit guter Durchlässigkeit vorzuziehen ist, erschließt sich mir ohnehin nicht.

    Das Problem ist gerade, dass das dreigliedrige System nicht annähernd so durchlässig ist, wie gerne dargestellt wird. Die Durchlässigkeit innerhalb einer einzigen Schule ist mit Sicherheit erheblich höher als zwischen verschiedenen Schulformen. Wenn man sich dann noch klar macht, dass die Schulformempfehlungen und -zuweisungen gerade in Deutschland selbst bei gleichem Leistungsstand noch immer stark vom sozioökonomischen Stand abhängt, dann ist ein mehrgliedriges Schulsystem durchaus problematisch und lässt Potenzial liegen.

  • Nein, Gesamtschulen sind nicht per se schlecht, sondern das Niveau und Sozialverhalten sinkt, weil jeder, der es irgendwie schaffen kann, aufs Gymnasium geschickt wird. Wenn es nur noch Gesamtschulen gäbe, würden gutsituierte Eltern schon dafür sorgen, dass die Gesamtschule, an der ihr Kind ist, läuft


    Das fängt schon beim Förderverein an, der jedes Jahr Tausende Euro verwaltet undhirt bei den Eltern nicht auf, die Lektüren, Museumsbesuche und Skifreizeiten bezahlen.

    Was genau haben die Kinder in Gropiusstadt davon, wenn die Kinder aus dem Grunewald in die Gesamtschule im Grunewald gehen?


    Aber selbst wenn es zu einer Durchmischung kommt - wie genau sollen denn Eltern den Lehrermangel beseitigen, oder dafür sorgen, dass demotivierte Kinder aus bildungsfernen Haushalten mitziehen?


    Vielleicht sollte man auch einen Blick auf die Erfahrungen aus anderen Ländern richten. Das hochgelobte finnische Gesamtschulsystem läuft offfenbar in dieselben Probleme wie das hiesige hinein, sobald es migrationsbedingt in nennenswertem Umfang Kinder aus bildungsfernen Haushalten integrieren muss.

  • Mag sein, aber die sind Experten?

    Nee, natürlich nicht. Aber sie haben bestimmte Vorstellungen von Schule und ich vermute schon, dass das das Ansehen von Schule in der Gesellschaft eine Rolle spielt, wie viele Leute Lehrer werden wollen. Und dass eine Schule besser funktioniert, wenn die Kinder gerne hingehen und die Eltern zufrieden sind.

  • Diese Kinder herauszuseparieren und nur noch zu "verwahren", um sich am Gymnasium der Illusion hinzugeben, dass ja alles gut läuft, ist doch aber auch nicht die Lösung, um gesamtgesellschaftlich vorwärts zu kommen. Ich meine, ich persönlich finde es durchaus angenehm, nahezu nur mit recht unproblematischen Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Dass diese aber nicht ausreichen werden, um Deutschland wettbewerbsfähig zu halten, ist mir dabei vollkommen klar.

  • Das hochgelobte finnische Gesamtschulsystem läuft offfenbar in dieselben Probleme wie das hiesige hinein, sobald es migrationsbedingt in nennenswertem Umfang Kinder aus bildungsfernen Haushalten integrieren muss.

    Ich weiß nicht, ob die Gesamtschule irgend ein Problem lösen würde. Die Schlussfolgerung, dass die Ausländer alle Schuld sind, ist halt auch keine Lösung.

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