Wie mit Kollegen umgehen, die SoS auf Biegen und Brechen durchkriegen wollen?

    • Offizieller Beitrag

    ZuckerKuss?

    Wir das jetzt ein neues Spiel? ich sage dir 2 Buchstaben und denkst dir eine möglichst gute Definition der Abkürzung aus. DIe Definitionen kann man liken - wer innerhalb einer bestimmten Zeit die meisten Likes bekommt, gewinnt.

    ;)

  • Zoff-Komik kommt auch oft vor. Gefällt mir jedoch nicht so gut.

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Ich finde auch, wenn es biegt und bricht, sollte man ganz schnell SoS funken, um alle SuS zu retten.

    Oder ist SoS Suppe ohne Sellerie?

    SoS ist Ez., SuS Mz., SS (wegen Doppeldeutigkeit obsolet) Gz. :pfeifen:

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  • Vielleicht bist du ja - und das ist nicht abwertend gemeint - noch zu viel Vertriebsingenieur.

    Als Lehrer ist man in erster Linie Pädagoge. Und da geht es auch um Leistung, aber eben nicht nur.

    Schule ist kein Wettbewerb, bei dem man durch Selektion die besten herausfischt und die schlechten rauskickt. Es geht darum möglichst vielen Schüler möglichst viel beizubringen.

    Im Pädagogikseminar meines Referendariats hieß es: Ihr Ziel muss bei jeder Arbeit ein Schnitt von 1,0 sein. Alle Schüler haben alles verstanden.

    Das ist mir (leider) noch nie gelungen.

    Also muss man sich permanent hinterfragen, aber natürlich auch die Leistungsbereitschaft und das Leistungsvermögen der Schüler.

    Zu der Konferenzsituation: Bei uns wird nachgefragt, ob eine 5, die die Versetzung verhindert, auch eine klare ist. Manchmal kommt es vor, dass ein Schüler in 3 Fächern zwischen 4 und 5 steht, da muss man nicht zwingend immer die schlechtere Note geben.

    Ebenso, ob es möglich ist, noch eine 2 oder 3 als Ausgleich zu erhalten, wenn der Schüler auch da womöglich häufiger bei 2,5 eine 3 erhalten hat.

    Dann wird die persönliche Situation des Schülers reflektiert, die Sozialpädagogin ist immer dabei. Weil wir Pädagogen sind.

    Im letzten Schuljahr wäre beispielsweise sonst ein Schüler durchgefallen, dessen Vater verstarb. Wir Kollegen hatten das nicht mitbekommen.

    Da hilft in Baden-Württemberg, dass die Note nicht aus einer rein arithmetischen Berechnung ergibt. Mit diesem Hintergrundwissen war die Leistung des Schülers viel höher einzuschätzen. (Als mein Vater starb, unterbrach ich mein Studium und war eine Zeitlang völlig von der Rolle.)

    Wichtig ist bei der Betrachtung der Schüler auch, dass wie schon jemand vor mir schrieb, gerade in den Klassen 8 bis 12 die Schüler mitten in ihrer Persönlichkeitsfindung sind. Daher sind in der Schule Pädagogen am Werk, die Professoren an der Uni haben diese Rolle zumindest in dieser Form nicht mehr.

  • Im Pädagogikseminar meines Referendariats hieß es: Ihr Ziel muss bei jeder Arbeit ein Schnitt von 1,0 sein. Alle Schüler haben alles verstanden.

    Was ein absoluter Schwachsinn. Selbst, dass alle eine 2 haben ist nicht realistisch. Das würde bedeuten, dass alle die Leistung "voll erbringen" würden. Das ist schon unrealistisch.


    Dass eine ganze Klasse eine 1 schreibt, also "in besonderem Maße" die Inhalte abrufen konnte, heißt wohl eher, dass die Klausur zu leicht war und keinen echten Transfer hatte.

  • Besonders krass fand ich einen Fall, bei dem ich bei zwei seiner mündlichen Prüfungen dabei war. Die Leistung des Schülers war in Informatik praktisch 0. Die einfachsten Grundkenntnisse und -begriffe waren einfach nicht vorhanden. Es war sehr qualvoll. Einfach nichts zu holen, selbst, wenn man ihm 98% der Lösung in den Mund legte. Die andere Prüfung war in WiPo, da hat der Hauptprüfer praktisch einen mündlichen Lückentext mit dem Prüfling vorgeführt.

    Dieser Schüler musste in jede mündliche Nachprüfung, weil er sehr viele 5en und zu wenig Noten besser als 4 hatte, mit denen er die 5en hätte ausgleichen können. Die Kollegen sagten am Tag der mündlichen Prüfungen, dass er in jeder davon eine ähnliche Leistung gezeigt hat.

    Da kam in der ZK dann mehrfach ein Argument, mit dem auch lange nach der ZK die Kollegen ihre Note (aka "doch noch eine 3, dann kann er die eine 5 doch noch ausgleichen") begründet haben: Er hat sich ja bei Mercedes beworben (Autohaus) und wurde angenommen, aber die nehmen nur Leute mit mindestens Fachhochschulreife.

    Mich hat das irritiert und das tut es immer noch.

    Klar gibt es Situationen, in denen es angemessen ist, pädagogische Aspekte stärker als Arithmetik bei der Notenfindung zu berücksichtigen.

    Aber "Weil er doch sonst seine Ausbildungsstelle verliert"? Die Schule hat dem Autohaus jetzt vorgegaukelt, dass der Schüler studierfähig ist. Oder sehe ich das falsch?

  • Aber "Weil er doch sonst seine Ausbildungsstelle verliert"? Die Schule hat dem Autohaus jetzt vorgegaukelt, dass der Schüler studierfähig

    Ich wiederhole

    Die SL meiner 1. Schule (Gesamtschule in NRW) sagte zu uns, dass wir keine Noten verschenken dürfen, weil sonst nur unser 1. Jahrgang Ausbildungsstellen erhält. Ein Ausbilder, der einen unserer Schüler mit Mathe 4 anstellt und feststellen muss, dass es eher 5 oder 6 war, wird keinen unserer Schüler mehr nehmen. Wir behielten unseren guten Ruf, 2 andere Gesamtschulen nicht. Unsere mit Mathe 4 wurden Ehemalige dieser Schulen mit Mathe 2 vorgezogen. Das wurde mir auch in Praktikumsgesprächen regelmäßig mitgeteilt ("Ihre Noten sind korrekt, Ihre Schüler gut ausgebildet.")

    Ihr habt einen Schüler untergebracht (ob er es mit dieser Einstellung und seinem Können es schafft, andere Frage), ihr habt vielleicht dauerhaft eine Ausbildungsstelle verloren (und wenn das Autohaus es weiter erzählt, vielleicht sogar viele). Aber so langfristig denken viele nicht.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Zum Glück sind diese "Gnadennoten" zum Bestehen eines Bildungsgangs an meiner Schule nicht verbreitet. Wenn SuS wirklich schlecht sind, erhalten sie keinen erfolgreichen Abschluss bescheinigt.

    In dem von dir gerade geschilderten Fall Klinger (Beitrag Nr. 69) hätte der Schüler ziemlich sicher an meiner Schule kein Abschlusszeugnis mit "Gnadennoten" bekommen. Natürlich muss man pädagogische Aspekte mit einbeziehen, aber wenn jemand im Laufe des Schuljahres und in den Prüfungen so schlechte Leistungen gezeigt hat, fände ich es mehr als befremdlich, diesem Schüler/dieser Schülerin zu bescheinigen, dass er/sie in dem Bildungsgang "erfolgreich" war.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Im Pädagogikseminar meines Referendariats hieß es: Ihr Ziel muss bei jeder Arbeit ein Schnitt von 1,0 sein. Alle Schüler haben alles verstanden.

    Das ist mir (leider) noch nie gelungen.

    Also muss man sich permanent hinterfragen, aber natürlich auch die Leistungsbereitschaft und das Leistungsvermögen der Schüler.


    Mich schüttelt es gerade, dass der Pädagogik-Seminarlehrer so etwas von sich gegeben hat. Schule hat mit der Notengebung auch die Funktion der Selektion und Allokation und die Menschen sind nun einmal unterschiedlich begabt und motiviert. Wenn am Ende alle eine 1 hätten, wie sehe ich dann, wer wirklich zu den Spitzenleuten gehört?

    Sarek

  • Im Pädagogikseminar meines Referendariats hieß es: Ihr Ziel muss bei jeder Arbeit ein Schnitt von 1,0 sein. Alle Schüler haben alles verstanden.

    Ich habe allen Schülern immer eine 1,0 gegeben. Bei manchen hat es gewirkt.

    Die 1,0 bekamen sie am Beginn des Schuljahres mitgeteilt - und sollten sie über das Jahr verteidigen ;)

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
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  • Ich habe allen Schülern immer eine 1,0 gegeben. Bei manchen hat es gewirkt.

    Die 1,0 bekamen sie am Beginn des Schuljahres mitgeteilt - und sollten sie über das Jahr verteidigen ;)

    Damit da keine Missverständnisse aufkommen: Ich finde den Ansatz ultrawitzig und pädagogisch gleichzeitig richtig gut. Vielleicht kopiere ich das also mal. 👍

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Mich schüttelt es gerade, dass der Pädagogik-Seminarlehrer so etwas von sich gegeben hat. Schule hat mit der Notengebung auch die Funktion der Selektion und Allokation und die Menschen sind nun einmal unterschiedlich begabt und motiviert. Wenn am Ende alle eine 1 hätten, wie sehe ich dann, wer wirklich zu den Spitzenleuten gehört?

    Sarek

    Ich finde das logisch. Was ist denn sonst dein Ziel, wenn du nicht aus allen Schülern sehr gute Leistungen heraus kitzeln möchtest. Der Lehrerwille dazu sollte schon da sein. Aufgrund der von dir genannten Unterschiede in Begabung, Motivation und Arbeitseifer, hat German es aber leider noch nie erreicht, obwohl er immer darauf hinarbeitet. Aber er tut es eben mit lauteren Mitteln und nicht durch das Verschenken von Noten, denn dann wäre die 1 ja nichts mehr werd und niemand hätte etwas davon.

  • In meiner Schule existieren solche "Kollegen" leider auch. Wir haben sogar einen, der bei 25 Schülern in der Oberstufe einen Notenschnitt von 1,0 fährt (selbst bei Schülern, die nachweislich nicht 1x anwesend waren).

    Früher platzte mir bei sowas die Krawatte, heute (mit entsprechenden Sperrfächern) neige ich dann dazu, über meine Fächer das auszugleichen (sofern es um eine Versetzung bzw. Schulabschluss geht).


    Das verramschen von Abitur und co. ist mitlerweile an einem Punkt angelangt bei der ich der Meinung bin, dass wirklich jede/r es ohne irgendeine Art von Mühe/Leistung/Befähigung erhält. Bin an einem BK und was wir durchs Abi ziehen hätte vor 20 Jahren nichtmal die 9 Klasse geschafft. Das liegt aber nicht nur an den Kollegen die Noten verschenken sondern an den strukturellen Änderungen, die man eben so nicht in der Zeitung findet.

    Z. B. die Absenkung von 50% auf 40%; neue Leistungskurskombinationen die maximal einfach sind; Ausgleichsmöglichkeiten ohne Ende usw usw usw.

    Da versucht jede Landesregierung die Konkurrenz noch zu unterbieten und so künstlich die Abiquote immer weiter zu erhöhen und das obwohl mittlerweile der letzte Vollhorst erkannt haben dürfte, wie fatal diese Entwicklung ist. Die Unis platzen aus allen Nähten von Personen, die dort nicht hingehören und die Ausbildungsbetriebe bekommen niemanden mehr da ihnen von IGS/GS/Gym eingeredet wird, dass man nur mit Abi & Studium weiterkommt.

    In meiner Stadt existiert beispielsweise eine GS bei denen die Note in Mathematik der 10 Klasse schnell von 6 auf 4 korrigiert wird, damit eben diese Schüler die integrierte Oberstufe besuchen können und damit die Lehrer gehalten werden (kein Scherz, live miterlebt). In dieser Oberstufe läuft dann dasselbe Schema, damit man auch zukünftig genügend Schüler hat und diese nicht an die BBS abwandern und dort "Abi-light" bekommen. An meiner Schule durfte ich kürzlich der Englischlehrerin bei der KA-Erstellung zusehen und habe diese mit der KA aus der 8 Klasse meiner Schulzeit verglichen. Sowohl die Komplexität als auch der Schwierigkeitsgrad war hier deutlich höher (wohlgemerkt 8 Klasse Gymnasium vs 12 Klasse Grundkurs Berufsschule).

    Den rosa Elefanten im Raum sollte man dann besser nicht benennen warum alles bergab geht, das ist politisch nicht gewollt.

  • Früher platzte mir bei sowas die Krawatte, heute (mit entsprechenden Sperrfächern) neige ich dann dazu, über meine Fächer das auszugleichen (sofern es um eine Versetzung bzw. Schulabschluss geht).

    Bei einer solchen Aussage platzt mir der Kragen - weil Noten instrumentalisiert werden, um einem Kollegen dazwischen zu grätschen. Noten dürfen nur nach Leistung vergeben werden. Dein "Verfahren" ist sachfremd und unangemessen.

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Was ein absoluter Schwachsinn. Selbst, dass alle eine 2 haben ist nicht realistisch. Das würde bedeuten, dass alle die Leistung "voll erbringen" würden. Das ist schon unrealistisch.


    Dass eine ganze Klasse eine 1 schreibt, also "in besonderem Maße" die Inhalte abrufen konnte, heißt wohl eher, dass die Klausur zu leicht war und keinen echten Transfer hatte.

    Du hast also das ZIEL, dass es einen Schnitt schlechter als 2 gibt?

    Du beginnst deinen Unterricht und willst, dass es auch schlechte Noten gibt?

    Wohl hoffentlich nicht.

    Auf das Ziel, dass möglichst viele Schüler eine möglichst gute Note bekommen, weil sie aus deinem Unterricht möglichst viel mitbekommen haben, kannst du dich aber einlassen, oder? Dass das in der Praxis schwierig ist, weiß ich natürlich.

  • Mich schüttelt es gerade, dass der Pädagogik-Seminarlehrer so etwas von sich gegeben hat. Schule hat mit der Notengebung auch die Funktion der Selektion und Allokation und die Menschen sind nun einmal unterschiedlich begabt und motiviert. Wenn am Ende alle eine 1 hätten, wie sehe ich dann, wer wirklich zu den Spitzenleuten gehört?

    Sarek

    Auch hier: Es soll das ZIEL sein, dass möglichst alle möglichst alles verstehen.

    Du gehst doch nicht in eine Unterrichtsstunde mit dem Ziel, dass nur die Elite der Klasse dir noch folgen kann!?

    Mein ZIEL als Lehrer ist nicht die Selektion, da hätten wir tatsächlich eine andere Berufsauffassung.

    Welcher PÄDAGOGE vertritt wissenschaftlich diesen Ansatz, das würde mich wirklich interessieren.

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