Kind durchs Gymnasium schieben (BY)

  • Hab ich gesagt mit der eine Stunde/ Tag.

    Der Vater ist natürlich eingeschnappt. Sowieso und dass ich nicht helfen will. Sei gemein.

    Ich meinte ich finde gemein ein Kind schon Monate vorher mit Stoff fürs nächste Jahr zu drillen :(

    Die Konstellation ist doch scheinbar; Stiefmutter hat wegen Überforderung mit der Nachhilfe aufgehört. Stiefgeschwister(?) soll jetzt helfen, weil die kann's ja irgendwie.

    Da sehe ich genau die Frage, die Magellan stellt: Was macht der Papa?

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Die arbeiten beide Vollzeit.

    2x 90 min Nachhilfe, 1-2h am Abend unter der Woche, 3-4 Vormittag am We.

    Das ist doch für alle nicht leistbar.

    Das heißt aber, dass der Papa jetzt die Nachhilfe stemmt, wenn die Stiefmama ausgestiegen ist. Auch er müsste ja sehen, dass die Familie sich hier kaputt macht.

    Wenn es so an der GS läuft, dann ist Gym nicht leistbar. Da wäre es so wichtig einzusehen, dass der Weg über die RS und dann über eine Ausbildung der bessere wäre. Und dann ist ja noch alles möglich in Richtung Fachabi und Studium oder Fachschule.

    Das Gymnasium ist nicht der einzige Weg zu einem tollen Abschluss und einem erfüllten Berufsleben.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Zuerst, ich sehe es wie alle anderen hier, das Kind wäre aktuell am Gymnasium überfordert. Es ist jetzt bereits überfordert (zumindest unwillig) und "weigert" sich vielleicht deshalb sein Heft im Unterricht vollständig zu führen (evtl., ich kenne das Kind ja nicht, denkt es auch, warum soll ich in der Schule alles mitschreiben, ich muss es zuhause doch tun).

    Was vielleicht ein zusätzliches Argument für Realschule jetzt (und evtl. Abitur später) ist, ich kenne eure Situation vor Ort nicht, wäre:

    Bei uns sagen viele Eltern Anfang Klasse 5, mein Kind soll seine Chance am Gymnasium kriegen. Auf die Realschule kann es später immer noch wechseln, wenn es nicht klappt.

    Nur sind die beliebten Realschulen in höheren Klassen bei uns voll, während Anfang Klasse 5 einfach eine Klasse mehr geöffnet wird. Sprich, das Kind muss z. B. beim Wechsel in Klasse 8 an eine unbeliebte Realschule oder an eine Realschule in größerer Entfernung wechseln, weil nur noch da ein Platz frei ist. Wir erleben das jedes Jahr mehrfach (und spätestens beim 2. Sitzenbleiben in 2 aufeinander folgenden Klassenstufen ist bei uns Schluss, dann muss das Kind gehen, auch wenn kein Platz an der Wunschrealschule frei ist).

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Das muss man zugestehen die Nachhilfe hat überwiegend der Vater und die Oma gemacht, die Stiefmutter weniger.

    Ich halte es halt auch nicht für leistbar. Ich hab auch gesagt dass er nicht ein mehrfaches an Zeit leisten kann, es aber mindestens das 3-5 fache vom Umfang und Anspruch wird.

    Ich kann nicht mehr machen.

  • Bei uns sagen viele Eltern Anfang Klasse 5, mein Kind soll seine Chance am Gymnasium kriegen. Auf die Realschule kann es später immer noch wechseln, wenn es nicht klappt.

    Bei diesem Argument könnte man doch auch andersherum ansetzen, oder? Zuerst Realschule und wenn die Leistungen auffällig gut sind, kann es später mmer noch ans Gymnasium wechseln.

  • Ich kann nicht mehr machen.

    Das stimmt, und da möchte ich dir auch den Rücken stärken. Lass es jetzt sein, du hast die Thematik angesprochen und somit deinen Part erfüllt.

    Du kannst zwar deine Meinung abgeben, aber du kannst die Entscheidung den Eltern nicht abnehmen.

    Was du auch nicht leisten kannst, ist, jede Woche stundenlang unbezahlte Nachhilfe zu geben, es ist auch unfair, es von dir zu verlangen.

    Ich beobachte oft, dass die Eltern entgegen der Beratung doch die Entscheidung fürs Gymnasium treffen. Auf mich hört man im Bekanntenkreis auch nicht gerne, wenn es um sowas geht, und ich bin schon jahrelang Lehrerin und habe viel Erfahrung ;-). Dann lass sie das Kind am Gymnasium anmelden und man wird sehen, ob es klappt. Ich vermute, das Kind wird nach der 5. oder spätestens 6. wieder abgehen (die zweite Fremdsprache ist oft ein K.o.-Schlag), aber wer weiß. Vielleicht klappt es ja auch.

  • Hab ich gesagt mit der eine Stunde/ Tag.

    Der Vater ist natürlich eingeschnappt. Sowieso und dass ich nicht helfen will. Sei gemein.

    Ich meinte ich finde gemein ein Kind schon Monate vorher mit Stoff fürs nächste Jahr zu drillen :(

    Gut gemacht. Wie willst du dich jetzt weiter verhalten?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Bei diesem Argument könnte man doch auch andersherum ansetzen, oder? Zuerst Realschule und wenn die Leistungen auffällig gut sind, kann es später mmer noch ans Gymnasium wechseln.

    Umgekehrt anzusetzen, sprich an der Realschule zu starten, ist definitiv sinnvoller bei Kindern, die völlig klar zumindest zum Zeitpunkt der Wechselentscheidung völlig überfordert wären am Gymnasium und damit dort erst einmal 1-2 Jahre maximale Frustrationserfahrungen und „Ich bin halt zu dumm“- Gefühle sammeln bis zu einer Abschulung. Manche schaffen es sich davon wieder zu erholen bis Ende Klasse 10, aber längst nicht alle. Umgekehrt sind diejenigen, die tatsächlich noch vor Klasse 10 so fit und leistungsstark sind, dass sie ans Gymnasium wechseln können vor der Mittleren Reife dann dort auch üblicherweise erfolgreich, weil niemand an der Stelle einfach nur aus purem Elternwillen ohne passendes Leistungsbild wechselt.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich la Berufsschullehrerin würde mein Kind, oder Kinder von Bekannten, wenn ich die beraten sollte, niemals aufs Gymnasium schicken, wenn ihnen nicht in der Grundschule schon alles zufliegt.

    Die bayerische Realschule hat einen guten Ruf und bietet ein gutes Fundament für den späteren Beruf. Die frei gewordene Lernzeit könnte mit Sport und Hobbys viel besser gefüllt werden, so dass das Kind rückblickend sagen kann, es hätte eine halbwegs gute Kindheit gehabt (vor allem, wenn da eh private Baustellen mit der leiblichen Mutter sind)

    Nach der Realschule kann man mit der FOS bis zur allgemeinen Hochschulreife weitermachen, wenn man denn will. Alternativ macht man halt ne berufliche Ausbildung, da gibt es viele mit hervorragenden Berufsaussichten. Da hätte man dann 13 Jahre gebraucht (10 Jahre Realschule + 3 Jahre Ausbildung) und ist direkt voll beruflich qualifiziert. Wer dann noch Abi machen will, der geht zur BOS und hat in 1 bis 3 Jahren die Studienberechtigung. Alternativ könnte man auch berufsbegleitend Techniker/Meister/Fachwirt machen und über die Studienzulassung für beruflich Qualifizierte andienst Uni gehen. All diese Möglichkeiten dauern nur zwischen 1 und 3 Jahren länger als das Abitur am Gymnasium, bieten aber viel mehr Möglichkeiten, weil man eben gleichzeitig auch noch eine Berufsqualifikation bekommt.

    Als Berufsschullehrerin verstehe ich echt nicht, warum viele nach der Grundschule so verbissen ihr Kind ans Gymnasium schicken wollen, wo unser Ausbildungssystem doch so viele Möglichkeiten bietet.

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • Ich la Berufsschullehrerin würde mein Kind, oder Kinder von Bekannten, wenn ich die beraten sollte, niemals aufs Gymnasium schicken, wenn ihnen nicht in der Grundschule schon alles zufliegt.

    Das ist etwas übertrieben. Zufliegen muss dem Kind nichts. Es kann sogar gefährlich sein, wenn ein Kind in der Grundschule nicht lernt, sich etwas zu erarbeiten. Plötzlich muss es sich anstrengen, und ist es nicht "gewohnt". Auch das kann zum "Blackout" oder zu Arbeitsverweigerung führen. Da kenne ich einige Beispiele.

    Ich persönlich bin nach Klasse 10 von der Realschule auf das Gymnasium in die Oberstufe gewechselt. Auch zu diesem Zeitpunkt war das schwierig für mich, das Lernen war "plötzlich" viel zeitintensiver.

  • Das ist etwas übertrieben. Zufliegen muss dem Kind nichts. Es kann sogar gefährlich sein, wenn ein Kind in der Grundschule nicht lernt, sich etwas zu erarbeiten. Plötzlich muss es sich anstrengen, und ist es nicht "gewohnt". Auch das kann zum "Blackout" oder zu Arbeitsverweigerung führen. Da kenne ich einige Beispiele.

    Was würdest Du solchen Kindern empfehlen, denen alles zufliegt?

  • Was würdest Du solchen Kindern empfehlen, denen alles zufliegt?

    Denen habe ich nicht nur etwas "empfohlen". Die haben mehr herausfordernde Aufgaben bekommen, Anreize, mehr zu tun als nötig und Arbeiten, die wirklich selbständiges Denken erfordern. Ich habe viel mit Wochenplänen gearbeitet, da klappte das gut.

    Und es gab "Schnellschluderer", die zwar flott zu richtigen Lösungen kamen, diese aber nicht ordentlich präsentieren wollten. Da mussten sie sich dann halt in diesem Bereich anstrengen.

    Aber natürlich klappt das auch nicht immer. Patentrezepte gibt es nicht, genau wie bei der Förderung "schwacher" Schüler*innen.

  • Ich möchte den Aspekt von Kris24 noch einmal betonen. Ich habe schon erlebt, dass Realschullehrer bei Informationsveranstaltungen für Viertklasseltern auch genau darauf abgezielt haben. Wenn sie sich jetzt nicht für unsere Schule entscheiden, ist es in ein oder zwei Jahren vielleicht zu spät, weil wir voll sind. In vier Jahren mit großer Sicherheit. Diese Realschullehrer haben das schon oft als Problem erlebt.

    Dagegen ist es nie ein Problem einen Platz am Gymnasium zu bekommen oder, wenn man das nicht möchte, nach einem soliden Realschulabschluss an den beruflichen Gymnasien.Dann ist der Wechsel vermutlich einfacher, weil in der Regel alle neu anfangen.

  • Gut gemacht. Wie willst du dich jetzt weiter verhalten?

    Der Vater (ja mein Stiefvater) meinte er akzeptiert es und es ist wichtig dass das nicht zwischen uns als Familie steht. Meine Mutter sieht es ja wie ich.

    Dann waren wir erstmal alle zusammen Fußballspielen, dann nochmal kurz geredet.

    Er versteht es halt nicht. Aus seiner Sicht ist das Kind fleißig und hat den Schnitt.

    Wenn nur Kinder ohne jedes Problem aufs Gymnasium gehören wäre das ja schlimm. Ich denke gar nicht an”gehören” und “intelligent”. Mein eigener Bruder war an der Grundschule der totale Überflieger, aber verpeilt. Den hat es am gym zerbröselt. Wie könnte ausgerechnet ich da so elitär denken. Es geht doch darum, für das Kind eine Umgebung und ein Pensum zu finden, dass es gut bewältigt und nicht erdrückt und ständig am Abgrund steht.

    Naja.

    Lernen widerstrebt mir, das möchte ich nicht. Es belastet mich auch und bringt schon so eine Grundgenervtheit in mir hoch.

    Ich halt mich halt bei dem Thema zurück und schau dass ich das mit der Familie weiter gut hin kriege.

  • Bei uns sagen viele Eltern Anfang Klasse 5, mein Kind soll seine Chance am Gymnasium kriegen. Auf die Realschule kann es später immer noch wechseln, wenn es nicht klappt.

    Nur sind die beliebten Realschulen in höheren Klassen bei uns voll, während Anfang Klasse 5 einfach eine Klasse mehr geöffnet wird. Sprich, das Kind muss z. B. beim Wechsel in Klasse 8 an eine unbeliebte Realschule oder an eine Realschule in größerer Entfernung wechseln, weil nur noch da ein Platz frei ist.

    Das kann ich nur unterstreichen!

    Wir haben für jede Klassenstufe 20 Schüler auf der Warteliste!

    Je nach örtlicher Situation kann es sogar sein, dass man gar keinen ortsnahen Realschulplatz bekommt. In meiner Region gibt es Kinder, die deshalb 30km zur Schule fahren müssen.

    • Offizieller Beitrag

    und bei uns (Gym) können die Kids eben gar nicht weg, weil Realschulen und Gesamtschulen voll sind, es gäbe also nur noch eine Hauptschule weit und breit (die übrigens einen sehr guten Ruf hat). Sie wiederholen also bei uns, rutschen dann wieder hoch und so weiter.
    Dieses "Durchrutschen" ist in NRW allerdings viel einfacher als in BaWü und Bayern, mir tun die Kids leid, weil ich weiß, dass sie heillos überfordert sind und mich nur wie Brot angucken, egal in welchem Fach. Aber eyh, den Hauptschul- oder Realschulabschluss kriegt man schließlich auch am Gym.

  • Es ist nicht das erste Mal, dass hier im Forum geschrieben wird, dass Real- (und Haupt-)Schulen voll sind und Schüler trotz schwacher Leistungen nicht vom Gymnasium abgehen können. Irgendetwas stimmt da auf Systemebene nicht, wenn am Gymnasium (auch räumliche) Kapazitäten zur Verfügung gestellt werden, die eigentlich an anderen Schulformen benötigt werden.

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