Warum Unternehmer auf yt nicht die besseren Lehrer sind. German Staatsexamen hat noch eine Lobby!

  • Er macht YouTube-Erklärvideos, in denen man "in 3 Minuten mehr lernt als in 10 Jahren Schule".

    Schon dieser platte "Webeslogan" schreckt mich komplett ab. Das ist wie die Klickköder (Clickbaits), die einem Riesengewinne oder die tollsten Schnäppchen versprechen, oder die reißerischen "News", die Skandale angeblich aufdecken, von denen man in seriösen Veröffentlichungen nichts hört. Nee, darauf klicke ich nicht. Und den jungen Daniel suche ich auch nicht...

  • Gleichung, Gleichungen lösen | Mathe by Daniel Jung - YouTube

    Nehmen wir mal dieses Beispiel.

    Der Unterricht der MathematikkollegInnen ist (hoffentlich) deswegen besser, weil das Video ein sehr hohes Tempo hat und gerade die denkfauleren SchülerInnen oder diejenigen, die eben geistig nicht so schnell unterwegs sind, hoffnungslos abgehängt werden. Im Unterricht kann man Zwischenfragen stellen, Zwischenschritte ausführlicher erläutern, ggf. Rechenfehler der SchülerInnen korrigieren.

    Ich habe die Erklärung von Herrn Jung verstanden, allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass die meisten AchtklässlerInnen hier vom Tempo überfordert wären.

    Videos werden von den SchülerInnen für gewöhnlich schlicht nur konsumiert. Ein Lernvideo setzt eine innere Grundeinstellung voraus, die nicht auf Konsum sondern eigenes geistiges Nachvollziehen ausgerichtet ist. Eigene geistige Anstrengung, um einen Sachverhalt zu durchdringen und wirklich zu verstehen.
    Die Videos suggerieren, dass man ohne eigene geistige Anstrengung einen komplexen Sachverhalt passiv rezipierend verstehen könnte.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Keine Ahnung, wer „Lehrer Schmidt“ sein soll, den damit offenkundig nicht „alle“ kennen, aber ich treibe nicht noch die Nutzungszahlen eines Herrn Jung hoch, die dieser sich versilbern lässt, nur um am Ende grundlegende Aspekte der Pädagogik und Didaktik anzuführen, die realen, auf die Klasse zugeschnittenen Unterricht immer besser machen, als einfach nur ein Video zu konsumieren, ganz gleich ob besagtes Video dann zusätzlich noch fachliche Fehler/ Ungenauigkeiten enthält (zumindest in den Gesellschaftswissenschaften ist das eher der Normalfall) oder nicht.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Gerade Lehrer Schmidt ist doch ein super Angebot für Zuhause, wenn man nochmal Wiederholung für die Klassenarbeit braucht. Videos können passend pausiert werden und Übungen zur eigenen Bearbeitung stelle ich doch als Lehrkraft zur Verfügung.

    Aber auf die Idee das als Konkurrenz für Unterricht wahrzunehmen, wäre ich nie gekommen. Die Lernsequenzen bei Serlo sind auch keine Konkurrenz und die Aufgaben mit Lösungen bei Aufgabenfuchs genauso wenig. Aber als Ergänzung immer gern.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

    Einmal editiert, zuletzt von Valerianus (8. Juni 2025 19:45)

  • Ich mag Lehrer Schmidt, es ist in Schritten erklärt und mir gefällt besonders das Vorrechnen im Heft.

    Wenn es so ist, wie wir es besprochen haben, gebe ich solche Informationen oder Links auch raus.

    Trotzdem ersetzt es doch nicht das Erläutern, das Ausprobieren, Fehler machen und nochmal erklären, da ist man im Unterricht viel dichter an den Schüler:innen und sieht auch, was nicht oder falsch verstanden wurde.

    Das Video kann die bessere Alternative sein zu den Erläuterungen der Eltern, die immer noch tolle „Abkürzungen“ kennen.

  • Diese Videos sind insbesondere dann gut, wenn Schüler und Lehrperson in Bezug auf das "Erklären" nicht kompatibel sind. Die Methode "flipped classroom" ist daher insbesondere in Mathe absolut passend.

    Lehrer Schmidt schaue ich mir selbst auch gern nochmal an, wenn ich meinem Sohn was erklären soll, da ich ja nur noch Anwenderin der zB Trigonometrie bin, aber das mit dem Einheitskreis einfach nicht mehr so drauf hab.

    Den anderen kenne ich noch gar nicht, aber die Behauptung, in 3 Min mehr als in 10 Jahren zu lernen, ist ja eindeutig drüber. Wer darauf reinfällt, hat selbst Schuld. Wer hat denn in 3 Minuten Lesen und Schreiben gelernt? Und wo haben die SuS das denn sonst gelernt, wenn nicht in der Schule.

    Solche Überschriften resultieren m.E. aus der Überfrachtung der Lehrpläne. Da bin ich auch der Meinung, dass diese dringend abgespeckt/verändert/ modernisiert werden müssen, wie man ja auch am Beispiel des Threads mit der KI sehen kann.

  • Der große Nachteil von Videos auf YT und co. ist, dass sie "final" sind. Ob ich, Max Mustermann oder Berta Bauer die Videos schauen, der Inhalt, die Wortwahl, die Vorgehensweise ist für alle gleich und ich habe als Zuhörer keinen Einfluss darauf, was "der da" im Video von sich gibt. Das Höchste der Gefühle ist das Pausieren und Rückspulen. Im Unterricht kann ich das Geschehen hingegen aktiv beeinflussen, indem ich Fragen stelle, sinnvolle Exkurse aufzeige, ein Beispiel mehr anführe. Dadurch entsteht Miteinander und kein reiner Konsum eines unpersönlichen, fertigen Materials.

    Gerade dieses Miteinander macht am Ende Unterricht aus.

  • Lehrer Schmidt ist ja auch Lehrer, ich meinte die sonderbaren Videos des anderen Herrn. Egal, hab's wieder gelöscht, nachdem mehrere meinten, man muss es nicht auch noch pushen.

    Finde ich nicht sonderbar. Als kurze Erklärung zu eingeführten Thema finde ich das eigentlich ziemlich hilfreich. Habe ich auch schon auf Matheübungsblättern als QR-Code eingefügt. Da kann man sich auch daheim nochmal kurz anschauen.

  • Kenne die Inhalte von Daniel Jung nicht im Detail, aber Christian Spannagel von der Uni Heidelberg (den ich sehr schätze) hat schon auf seine Inhalte hingewiesen und sie haben einen Podcast zusammen gemacht. Keine Garantie für Qualität, klar, aber es würde mich wundern, wenn es es eine absolute Nullnummer wäre.

  • Videos werden von den SchülerInnen für gewöhnlich schlicht nur konsumiert. Ein Lernvideo setzt eine innere Grundeinstellung voraus, die nicht auf Konsum sondern eigenes geistiges Nachvollziehen ausgerichtet ist. Eigene geistige Anstrengung, um einen Sachverhalt zu durchdringen und wirklich zu verstehen.
    Die Videos suggerieren, dass man ohne eigene geistige Anstrengung einen komplexen Sachverhalt passiv rezipierend verstehen könnte.

    Genauso erlebe ich es. Es wird ein Beispiel vorgerechnet, Schüler glauben es verstanden zu haben, vergessen es aber genauso schnell wieder. In der nächsten Arbeit können sie es nicht.

    Manche Schüler schauen den Film im Vorfeld an (das Buch verrät ja das nächste Thema), platzen bei meiner Herleitung mit der Lösung hinaus, haben aber den Sinn nicht verstanden und sind enttäuscht, dass ich sie nicht lobe. Es schürt auch die Erwartung, dass ich im Unterricht es genauso schnell und direkt erkläre. Selber denken, Alternativen überlegen ist out.

    Es gibt aber auch einzelne Schüler, die wirklich profitieren. Ich habe eine Schülerin, die häufig krank ist, aber sehr ehrgeizig. Sie fragt auch in meinem Unterricht so lange, bis sie es verstanden hat. Sie verwendet die Filme zusätzlich zur Erklärung im Buch und der Mitschrift ihrer Klassenkameradinnen. Trotz häufigem Fehlen kommt sie mit.

    Mich nervt manchmal, dass manche Schüler nicht selbst überlegen wollen, sondern sagen, "aber Lehrer Schmidt" und an jedem Elternabend fragen mich Eltern.

    Trotz allem besser die Hausaufgaben mit Lehrer Schmidt oder Jung lösen als mit ChatGPT.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Finde ich nicht sonderbar. Als kurze Erklärung zu eingeführten Thema finde ich das eigentlich ziemlich hilfreich. Habe ich auch schon auf Matheübungsblättern als QR-Code eingefügt. Da kann man sich auch daheim nochmal kurz anschauen.

    Es ist halt einfach schlecht gemacht. In einem Video überlegt er noch während der Aufzeichnung, wie er das Problem erklären soll.

  • Kenne die Inhalte von Daniel Jung nicht im Detail, aber Christian Spannagel von der Uni Heidelberg (den ich sehr schätze) hat schon auf seine Inhalte hingewiesen und sie haben einen Podcast zusammen gemacht. Keine Garantie für Qualität, klar, aber es würde mich wundern, wenn es es eine absolute Nullnummer wäre.

    Dann schau bitte erst rein und urteile dann.

  • Der Unterricht der MathematikkollegInnen ist (hoffentlich) deswegen besser, weil das Video ein sehr hohes Tempo hat und gerade die denkfauleren SchülerInnen oder diejenigen, die eben geistig nicht so schnell unterwegs sind, hoffnungslos abgehängt werden. Im Unterricht kann man Zwischenfragen stellen, Zwischenschritte ausführlicher erläutern, ggf. Rechenfehler der SchülerInnen korrigieren.

    Ein Video kann ich unterschiedlichen Geschwindigkeiten anschnauen, ganz oder teilweise mehrmals anschauen, gezielt an wichtigen Stellen pausieren, Untertitel erzeugen lassen, ... Viel flexibler und individualisierbarer als Klassenunterricht.

  • Daniel jung ist mehr Oberstufe und das erste Semester an der Uni, Lehrer Schmidt ist eher SI. Entsprechend ist das Tempo bei Daniel Jung etwas höher.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • In einem Video überlegt er noch während der Aufzeichnung, wie er das Problem erklären soll.

    Was Lehrern im Unterricht natürlich niemals nie passiert.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Es ist halt einfach schlecht gemacht. In einem Video überlegt er noch während der Aufzeichnung, wie er das Problem erklären soll.

    Ich kenne nicht alle davon. Die, die ich kenne sind ganz brauchbar. Es ist kein Ersatz für Unterricht, das ist auch gar nicht der Anspruch. Es soll ein komplementäres Angebot sein.

  • Die Lehrer Schmidt Videos finde ich gut. Sie sind didaktisch aufbereitet und die Verfahren werden erklärt. Man merkt auch deutlich, dass er die Knackpunkte und Schwierigkeiten für Schüler kennt und adressiert.

    Diese Jung-Videos finde ich hingegen richtig schlecht. Ist im wesentlichen ein laufender Kommentar während er da in leidlicher Leserlichkeit irgendwelche Aufgaben löst. Ist halt so, wie sich ein Laie Unterricht vorstellt. ;)

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