Wie geht ihr dem Corona-Virus entgegen?

  • Um mal den Autoverkehr-Vergleich aufzugreifen:

    Ich hatte schon einen sehr beängstigenden Autobahnunfall, bei dem sowohl ich als auch der andere Verkehrsteilnehmer bei hoher Geschwindigkeit ziemlich abgeflogen sind. Der andere hat sich sogar mehrfach überschlagen. Wir sind beide mit eigener Kraft aus unseren Autos gestiegen und hatten bis auch ein paar Beulen und (ich zumindest) ein gewaltiges Schleudertrauma nichts. Dafür war in unser beider Autos alles an Sicherheitsvorkehrungen aktiv und ausgelöst. Es hat uns beiden das Leben gerettet.


    Ich fahre trotzdem wieder Auto, auch Autobahn. Bei einem Autokauf schaue ich jetzt aber genauer auf die Sicherheitsausstattung.

    Und ich weiß jetzt sicher, dass ein Unfall auch passieren kann, wenn man absolut alles richtig gemacht hat. Einfach so, aus heiterem Himmel, weil jemand anderes am Steuer eingeschlafen ist.


    Diese Erkenntnis finde ich wichtig. Klar kann ich mich jetzt an alle Abstands- und Hygieneregeln halten, aber es kann passieren, dass es jemand anderes nicht tut. Das hindert mich aber nicht daran, rauszugehen und mein Leben zu führen. Das Risiko kann ich wie beim Autofahren mit meiner Achtsamkeit reduzieren, muss aber akzeptieren, dass ich es nicht alleine in der Hand habe und ein Restrisiko bleibt.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Ich komme aus einem Nachbarkreis von Leer. Auffällig ist, dass bei uns in mehreren Kreisen die Zahlen wieder steigen. Die Sache mit Leer ist schwierig. Der Betreiber behauptet, dass alle Regeln eingehalten wurden. Im Video unten sieht man auch den Innenraum mit freigelassenen Tischen. Sah auf dem ersten Blick gut aus. Es waren wohl auch 40 von 55 zugelassenen Gästen da. Andererseits weiß man ja wie das alle läuft. Der Landkreis vermutet, dass die Regeln nicht eingehalten wurden. Händeschütteln wurde genannt. Erschreckend finde ich aber, dass a) der Betreiber dem Gesundsheitsamt/Poltikern vorwirft, dass man es gar nicht gemerkt hätte, wenn nicht ein Gast Arzt war und sich zeitnah getestet hat. Wer weiß wie viele Leute sich noch angesteckt hätten. Parallel wirft das Gesundheitsamt dem Restaurant vor keine vollständigen Listen zu liefern. Anscheinend melden sich immer wieder Leute, die gar nicht auf den Listen des Restaurants stehen aber wohl trotzdem dort waren.


    Meine persönliche Überlegung ist, während der Lock-Down-Phase haben sich unerkannte Infektionen wahrscheinlich nicht so weiter ausbreiten können. Dadurch war es nicht schlimm, wenn man nicht alle gefunden hat. Wenn aber nun die Lockerungen da sind und man hat 2-3 Leute aus dem Restaurant, die man nicht findet. Das geht doch dann immer weiter ohne, dass man eine Chance hat, dass wieder vollständig in Griff zu bekommen. Nachher kriegen wir hier einen Hotspot.


    Den Link vergessen:

    https://www.nwzonline.de/wirts…nd_a_50,8,1404719878.html

  • Mal ganz davon abgesehen, dass wir hier in Deutschland keinen wirklichen "Lock-Down", auch keine "Quarantäne" (eh sei denn auf Anordnung des Gesundheitsamtes) und auch keine Ausgangssperre wie in in Italien, Spanien oder Frankreich verordnet gehabt hätten (auch wenn manche BL rigider waren als andere): Unerkannte Infektionen wird es immer geben und diese sind immer genau gleich problematisch oder unproblematisch je nachdem wie gut wir Menschen uns eben ganz grundsätzlich an die auch weiterhin nicht nur geltenden, sondern auch im Sinne des Infektionsschutzes ganz dringend empfohlenen Abstandsregeln und Kontaktbeschränkungen zu halten bereit sind. Das Virus ist auch in Leer nicht über viele Meter hinweg auf brav Abstand haltende Menschen übergesprungen, sondern da wurden wohl nach allem was man liest Hände geschüttelt, Menschen standen im Gespräch nah beieinander und Masken wurden eben nicht nur an Tischen mit ausreichend Abstand zwischen Tischen und Mitgliedern verschiedener Haushalte abgenommen. Das ist wenig überraschend, dass unter solchen Umständen Ansteckungen erfolgen und zeigt nur, warum es eben leichtfertig ist, die aktuellen Lockerungen mit einem Ende der Pandemie zu verwechseln und plötzlich alle Regeln zu missachten, zeigt aber sicherlich auch, warum insbesondere die Öffnung von Kneipen, Bars, Discos auch weiterhin als hochkritisch zu betrachten ist, weil viele Menschen wenn es gesellig wird und womöglich noch Alkohol eine Rolle spielt Abstandsregeln für vernachlässigbar halten. Ich hoffe für unsere Gastwirte und Hotelbetriebe, dass wir uns als Gesellschaft weitestgehend an die Regeln halten, damit nicht diese Wirtschaftszweige unsere Zeche zahlen am Ende.

    Der Umstand, dass der Gastronom aus Leer mit dem Finger auf Gesundheitsamt und Politik zeigt ist denke ich ganz simpel unter Ablenkungsmanöver zu verbuchen. Kann man ja mal versuchen, ob das medial klappt den schwarzen Peter so weiterzuschieben.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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  • Solange es aber noch einen stärkeren "Lockdown" bzw. Kontaktbeschränkungen gibt, hat es das Virus aber schwerer sich auszubreiten. Wenn die infizierte Person sowieso (fast) nur zu Hause, wird sie mit einer höheren Wahrscheinlichkeit keinen weiteren anstecken. Dann wäre es egal, wenn wir die Infektion nicht entdecken.


    Je mehr wir wieder öffnen, desto mehr kann sich das Virus aber wieder verteilen. Wenn Person X keine Symptome hat und viel unterwegs ist, steckt sie X andere Personen an. Und niemand hat die Chance, es jemals wieder vernünftig nachvollziehen.


    Soll natürlich nicht heißen, dass wir nur noch im "Lockdown leben. Soll aber das Problem deutlich machen. Wahrscheinlich braucht man dann irgendwann einen lokalen Lockdown um die Ausbreitung in Griff zu bekommen.

  • Hat denn Thüringen bereits ein Konzept wie sie dieser Gefahr entgegnen wollen, wenn sie jetzt bald alle Maßnahmen aufheben? Denn du hast schon Recht: Wenn der Faktor unter 1 bleibt, ist alles gut. Was aber, wenn er doch wieder steigen sollte, dadurch dass die Thüringer sich wieder frei und umgehemmt bewegen?

    Neben den gesundheitlichen Aspekten geht es immer wieder natürlich um den Bezug zur Wirtschaft und da gibt es auch Berufsgruppen, die trotz der gelockerten Maßnahmen immer noch nicht arbeiten können, z.B. die Damen (und Herren) im Rotlichtgewerbe. Sie sind natürlich auch finanziell darauf angewiesen, dass sie in absehbarer Zeit ihren wieder Job ausüben dürfen, denn Abstandhalten geht dabei natürlich nicht.

  • Nachtrag: Bei dem Gottesdienst der Baptistengemeinde haben sich inzwischen 107 Personen angesteckt. Als im Köllner Dom die erste Messe stattgefunden hat, durften 70 (?) Personen teilnehmen, da man mehr nicht unter Einhaltung der Abstandsregeln unterbringen konnte. Wenn die Gemeinde also nicht gerade eine Messehalle gemietet hat, brauch mir keiner mit "wir haben uns aber an die Sicherheitsvorgaben gehalten" zu kommen, selbst wenn unter den Infizierten schon Folgeinfektionen enthalten sind.

    Die angemessene Reaktion wäre eigentlich, alle Mitglieder der Gemeinde unter häusliche Quarantäne zu stellen (auf wahrheitsgemäße Teilnehmerlisten würde ich da nicht setzen) und jegliche weitere Gottesdienste in dieser Gemeinde zu unterbinden, bis die ganze Region mindestens 2 Wochen Corona-frei ist, notfalls mit polizeilichem Zwang. Genau hier hakt es meiner Befürchtung nach dann in Deutschland - wir haben vernünftige Regeln und zu 90% vernünftige Menschen, aber ein Durchsetzungsproblem bei den übrigen 10%.

  • Solange es aber noch einen stärkeren "Lockdown" bzw. Kontaktbeschränkungen gibt, hat es das Virus aber schwerer sich auszubreiten. Wenn die infizierte Person sowieso (fast) nur zu Hause, wird sie mit einer höheren Wahrscheinlichkeit keinen weiteren anstecken. Dann wäre es egal, wenn wir die Infektion nicht entdecken.

    Das ist unbestritten wahr. Es ändert aber nichts daran, dass man dann mit Kanonen auf Spatzen schießt. Unsere Lösungen sollten intelligenter sein.

  • Weiß hier jemand, ob alle in Deutschland positiv Getesteten in die deutsche Corona-Statistik einfließen oder nur diejenigen mit deutschem Pass, Erstwohnsitz in Deutschland, ...? In welcher Statistik werden z. B. rumänische/bulgarische/polnische Schlachthofmitarbeiter erfasst?

  • Die rumänischen Schlachthofmitarbeiter gehen definitiv mit in die deutsche Statistik ein.

    Ich meine mich zu erinnern, dass in D einfach nur anonymisierten die Zahl der positiven Tests gezählt werden, so dass mehrfach Getestete auch unter Umständen mehrfach in die Statistik eingehen können, das aber ohne Gewähr.

  • Interessant wäre es ja jetzt, die Infektionsketten in der Baptistengemeinde genau zu untersuchen.


    107 Infizierte innerhalb von 14 Tagen ist schon eine Hausnummer. Mich würde interessieren, wieviele Infizierte am ursprünglichen Gottesdienst teilgenommen haben. Ich bin gespannt, ob es dazu noch nähere Informationen geben wird.


    Ich finde aber, das durchaus mit der Situation in der Schule vergleichbar ist. Auch dort haben wir Menschenansammlungen und auch dort halten sich beileibe nicht alle an die Abstand- und Hygieneregeln.

  • Hier wird gejubelt, dass alles perfekt läuft in den Schulen.

    Das Bild, was zum Bericht in der Zeitung abgedruckt ist, zeigt alle Schüler auf dem Hof ohne Abstand.:autsch:

  • Im Fernsehen sah ich auch einen euphorischen Bericht über die ersten Öffnungen von Freibädern. Ich habe 45 min Anfahrt in Kauf genommen, um endlich mal wieder zu schwimmen. Dort war es so voll, dass ich mich fragte, wozu die vorherige Online-Anmeldung gedacht war. Im Wasser war es unmöglich, Abstand zu halten.

    Ich nahm davon Abstand, nochmal schwimmen zu gehen. Ich guck erst mal, wie das läuft.

  • Ich kann nicht ganz nachvollziehen, warum sich medial an diesem gottesdienst abgearbeitet wird, während ich am kommenden Montag in der Schule mit tausenden Leuten ohne sicherheitsabstand und ohne regeleinhaltung arbeiten MUSS? Und die Politiker schreien "toll, funktioniert alles super". Ist zweiteres "besser", weil die Politiker gesagt haben "jetzt alle husch husch in die Schule"? Oder ist zweiteres nur solange besser, wie halt zufällig kein infizierter Schüler in die Schule kommt? :gruebel:

  • Es waren schon infizierte Schüler oder auch Lehrer in Schulen, was bisher aber eben nicht zu einem massenhaften Ausbruch mit dutzenden Infektionen geführt hat, sondern immer nur zu maximal einer Hand voll oder Einzelfällen. In so fern ist die Realität im Augenblick einfach, dass das Containment-Konzept in der Schule bisher funktioniert.

  • Es waren schon infizierte Schüler oder auch Lehrer in Schulen, was bisher aber eben nicht zu einem massenhaften Ausbruch mit dutzenden Infektionen geführt hat, sondern immer nur zu maximal einer Hand voll oder Einzelfällen. In so fern ist die Realität im Augenblick einfach, dass das Containment.Konzeptin der Schule bisher funktioniert.

    Ich hätte dazu gerne mal Rückmeldung von anderen KuK von BBS. Bisher haben alle BBS, zu denen ich Kontakt habe, wider der Beschlüsse der Politik alle Bildungsgänge, die gerade keine schriftliche abschlusprüfungen schreiben, zuhause gelassen. Die kommen jetzt in den nächsten Tagen/Wochen erst wiedere. D.h., dass zB statt bisher 50 "erzogenen" Leuten mit einem Schlag 1000 "weniger erzogene" wieder zusammenkommen, ohne jegliche schutzmaßnahmen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass da containment funktionieren soll.

  • Ich hätte dazu gerne mal Rückmeldung von anderen KuK von BBS. Bisher haben alle BBS, zu denen ich Kontakt habe, wider der Beschlüsse der Politik alle Bildungsgänge, die gerade keine schriftliche abschlusprüfungen schreiben, zuhause gelassen.

    Ja, so machen wir es auch

  • Was ist jetzt eigentlich mit der Formel "50 Neuinfektionen auf 100000 Einwohner" - was passiert denn da jetzt groß? In den oben genannten Fällen (Kirche, Restaurant, Schlachthöfe ….) wurden die Zahlen ja locker überschritten. Was sind denn die Konsequenzen? Selbst wenn die Betroffenen in Quarantäne sind, hatten sie ja auch noch andere Kontakte.

  • Das Virus ist auch in Leer nicht über viele Meter hinweg auf brav Abstand haltende Menschen übergesprungen, sondern da wurden wohl nach allem was man liest Hände geschüttelt, Menschen standen im Gespräch nah beieinander und Masken wurden eben nicht nur an Tischen mit ausreichend Abstand zwischen Tischen und Mitgliedern verschiedener Haushalte abgenommen.

    ja, kann gut sein, allerdings kann man im Nachgang nicht mehr feststellen, ob (wenn es so gewesen sein sollte), dies zu der Infektion geführt hat, oder aber die Bildung von Aerosolen, weil sich die infizierte Person lang mit den anderen in einem mutmaßlich schlecht belüfteten Raum aufgehalten hat.

    Genau das, was am interessantesten (und am wichtigsten) wäre, weil damit u. a. auch Rückschlüsse für die Risikobewertung an Schulen möglich wären, lässt sich leider nicht rekonstruieren.

  • Was ist jetzt eigentlich mit der Formel "50 Neuinfektionen auf 100000 Einwohner" - was passiert denn da jetzt groß? In den oben genannten Fällen (Kirche, Restaurant, Schlachthöfe ….) wurden die Zahlen ja locker überschritten. Was sind denn die Konsequenzen? Selbst wenn die Betroffenen in Quarantäne sind, hatten sie ja auch noch andere Kontakte.

    Ich schließe mich mal an: Wurden irgendwo Maßnahmen umgesetzt bei Überschreitung durch Masseninfektion oder rechnet man diese dann raus?

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